Gehenna - Eine seltsame Idee

Sycorax

uninterested.
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Hallo zusammen!

Ich erhielt von meiner Gruppe unlängst den nicht ganz leicht zu erfüllenden Auftrag, in ungefähr fünf Spielsitzungen das Ende der Welt für Vampire zu inszenieren.

Da ich die Sache nicht zum totalen Klamauk verkommen lassen wollte, hab ich gegrübelt, wie man so etwas anstellen könnte - und bin beim klassischen Theater gelandet. Eine Tragödie in fünf Akten - ein Akt, ein Spieleabend - sollte es werden. Heute abend wird der fünfte Akt gespielt, bisher lief alles im Grunde wie geplant und ich bin mit der Verschriftlichung soweit fertig geworden.

Jetzt würde mich mal interessieren, wie Ihr zu so einem Experiment stehen würdet. Haltet Ihr die Sache für gelungen? Was könnte man (beim nächsten Mal?) besser machen und was gefällt Euch soweit ganz gut?


Zur Erklärung: Die Spielercharaktere (Marvin, Nora und Alex) sind vorgegeben und die Handlung, die NSCs, die Orte und so weiter sind - ganz wie beim klassischen Theater - recht reduziert und vergleichsweise einfach gehalten. Gerade die Orte sind möglichst wenig konkret. So spielt die Geschichte in "der Stadt", die von "dem Herrscher" regiert wird und die Charaktere treffen sich an Plätzen wie "dem Bistro" oder "der Straßenecke".
Auf Elemente wie Camarilla oder Sabbat, Primogene, Inquisitoren und so fort wird völlig verzichtet.
Um die festgelgten Eckpunkte der Charaktere kann man natürlich herumbauen, was man möchte ("unsere" Nora ist zum Beispiel an Straßenrennen beteiligt gewesen und bei einem Autounfall schwer verletzt worden, aber es hätte auch etwas völlig anderes sein können, das sie letztlich umgebracht hat), aber damit die Story funktioniert, braucht man die vorgegebenen Elemente.

Soweit von mir. Viel Spaß beim Lesen (und vielleicht sogar spielen ;)) und ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen,

die Syco
 

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  • Weltuntergangsszenario für B.pdf
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AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Also auf dem ersten Blick gefällt mir die Idee sehr gut. Habe das PDF gerade einmal im Schnelldurchgang überflogen. Ob, und wenn ja, was man besser machen könnte, werde ich bald niederschreiben, wenn ich ausreichend Ruhe zum Lesen und Nachgrübeln habe.
Aber ganz allgemein gesagt mag ich die Idee. Finde ich schön und aufregend ;)
Grüße!
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Dankeschön. :)
Wir haben es heute abend zu einem Ende gebracht und meine Spieler waren insgesamt sehr angetan.

Falls es von Interesse ist:

"Unsere" Nora war in ihren letzten Gedanken nur bei ihrem Kind, das sie in ein Kloster gegeben hat - wobei sie an der Stelle schon fast zusammengebrochen ist - und bei Marvin und Alex, die sie sehr geliebt hat. Sie hat am Ende überlebt.
Sie hat das Kind aus dem Kloster zurück zu sich geholt, weil sie jetzt die Hoffnung hat, eine Zukunft mit ihm zu haben.

Marvin war nach Minas Tod zusammengebrochen und wahnsinnig geworden, hatte ein paar Dutzend Menschen umgebracht und war im Grunde innerlich schon tot. Er ist wieder zum Menschen geworden, aber die Wunden, die er durch den Zusammenprall mit Ira und Rochus erlitten hatte, sind wieder aufgegangen und er ist mit der Zuversicht gestorben, seine Mina bald wiederzusehen.

Alex hatte selbst erkannt, dass es egoistisch war, den Kuss an Nora und Marvin weiterzugeben - aber er würde es jederzeit wieder tun und bereut nur, dass er es bei Mina nicht mehr rechtzeitig geschafft hat. Deshalb verbrennt ihn die Sonne zu Asche und er wird nicht erlöst.
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Die Idee finde ich gut, auch wenn mir das Ende nicht so ganz gefallen will. Gerade bei dieser Theatertechnik könnte man mein "Lieblingsgehenna" wahrscheinlich sehr gut umsetzen - es gibt kein Gehenna. Es gibt keine Erlösung, es gibt keine Abrechnung - die ganze Hysterie ist umsonst und alles was bleibt ist die Ewigkeit voll ewiger Wiederholung.

Aber diese Wormwood Variante von dir geht auch ganz gut glaube ich, bei den Spieler Charakteren passt es zumindest.
 
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Hm so nicht gefragt, aber die Saint Variante ohne Gehenna finde ich durchaus interessant.

So direkt das einzige was mir nicht gefallen möchte, ist die Art und Weise wie der dunkle Vater inszeniert wurde;
wobei das so zum Theaterstück passte.
Bei der Persönlichkeit sind aber vermutlich die Erwartungen bei jedem stark unterschiedlich.
 
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Mir gefällt es nur bedingt. Hauptsächlich aufgrund der "5 Spielsitzungen"-Vorgab. Gehenna - das Ende der Welt (aus kainitischer sicht) ist in meinen Augen nichts, was man so "hoppla-kopp" abhandeln kann oder sollte. Die von dir umgesetzten Ideen sind zwar an sich ganz gut, aber es sind im wesentlichen 3 Einzelschicksale, die auch vollkommen losgelöst von einem Gehenna-Szenario genau so gut funktionieren könnten. Mir fehlt da ein wenig Epik (und damit meine ich jetzt keine großen Schlachten oder sowas - das wäre fehl am Platz), der Blick für das Ganze. In dem Szenario wirkt es irgendwie so, als wäre der "Weltuntergang" etwas nebensächliches, eine Randnotiz, etwas dessen sich die Charaktere gar nicht wirklich bewusst sind - ganz zu Schweigen von der Tragweite des ganzen.

Wie gesagt, hauptsächlich liegt es an der Zeitvorgabe, die dir deine Gruppe da aufgehalst hat. Ich persönlich betrachte ein Gehenna-Szenario als etwas, für dass man deutlich mehr Zeit veraschlagen sollte, locker das drei bis vierfache der zeit, die man dir gegeben hat.
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

In dem Szenario wirkt es irgendwie so, als wäre der "Weltuntergang" etwas nebensächliches, eine Randnotiz, etwas dessen sich die Charaktere gar nicht wirklich bewusst sind - ganz zu Schweigen von der Tragweite des ganzen.

DAS wäre auch eine geile Lösung von Gehenna, da hab ich gar nicht so drüber nachgedacht - die Welt geht in einer zünftigen Feuer und Blut Apokalypse unter, und die SC achten gar nicht wirklich darauf... das hat auch Stil.
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

[...] aber es sind im wesentlichen 3 Einzelschicksale, die auch vollkommen losgelöst von einem Gehenna-Szenario genau so gut funktionieren könnten. [...] In dem Szenario wirkt es irgendwie so, als wäre der "Weltuntergang" etwas nebensächliches, eine Randnotiz, [...]
Hm, im Spiel kam schon deutlich raus, dass dies Gehenna war. Spätestens seit dem vierten Akt war allen Beteiligten völlig klar, dass das Ende unmittelbar bevor stand. Jonas, Prudence, der viele Schnee, die Letzte Tochter - die Hinweise waren schon ausreichend (und auch oft genug unterstrichen, denke ich).
Der Weltuntergang war im Endeffekt nichts Nebensächliches (auch wenn ich das gar nicht so uncool finden würde - und die Menschen nehmen ja auch tatsächlich zumindest im Nachhinein keine Notiz mehr davon), aber etwas sehr Persönliches. Deshalb ist der Einwand mit den Einzelschicksalen sehr berechtigt, aber das war genau das, was ich wollte. Gehenna als Riesen-Effekt-Feuerwerk mit Blutregen, Erdbeben, herumwandernden Vorsintflutlichen und allgemeiner Zerstörung in fünf Sitzungen ist nämlich genau das, was ich vermeiden wollte. ;)
Das kann meiner Meinung nach nur lächerlich werden.

In meinen kleinen fünf Akten (die wir übrigens an nur vier Terminen gespielt haben, nichtmal an fünf) geht es im Grunde ausschließlich um die Charaktere, ihre Sorgen und Selbstzweifel angesichts des drohenden Endes. Ziemlich viele Dinge sind sinnbildlich gemeint, wie etwa der Schnee, der zuerst alles wie ein Leichentuch bedeckt, dabei zuerst zauberhaft und schön wirkt, dann aber alles Leben zu ersticken droht und der am Ende durch die Sonne des ersten neuen Morgens schmilzt, um die Asche und die Erinnerung an das Vergangene mit sich fort zu spülen.
Und eben auch die Charaktere, die für einige in Vampire für meine Begriffe wichtige Themen stehen: Das Festhalten an der Menschlichkeit (auch angesichts schwieriger moralischer Entscheidungen), die Hybris des Vampirseins (denn man hat die Macht darüber, einen Sterbenden wieder ins [Un-]Leben zurück zu holen; und zwar auf unbstimmte Zeit), Verlust, Verzweiflung und die Erkenntnis, dass Erlösung trotz aller neuen Kräfte und Möglichkeiten unerreichbar geworden ist.

Aber Du hast auf alle Fälle Recht; wenn ich Gehenna mit freier zeitlicher Einteilung hätte gestalten sollen, hätte das Resultat wohl völlig anders ausgesehen. ;D
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Ach, jetzt doch wieder? :p

Bist auf der MS? Dann überleg ich mir noch rasch was. Vielleicht Gehenna als OneShot. ;D
 
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In meinen kleinen fünf Akten (die wir übrigens an nur vier Terminen gespielt haben, nichtmal an fünf) geht es im Grunde ausschließlich um die Charaktere, ihre Sorgen und Selbstzweifel angesichts des drohenden Endes. [...]
Das Festhalten an der Menschlichkeit (auch angesichts schwieriger moralischer Entscheidungen), die Hybris des Vampirseins (denn man hat die Macht darüber, einen Sterbenden wieder ins [Un-]Leben zurück zu holen; und zwar auf unbstimmte Zeit), Verlust, Verzweiflung und die Erkenntnis, dass Erlösung trotz aller neuen Kräfte und Möglichkeiten unerreichbar geworden ist.

Eine Sache, die mir erst gerade aufgefallen ist: Marvin lernt Mira erst in diesen wenigen Tagen kennen. Mir persönlich würde es schwer fallen, in der kurzen Zeit glaubhaft eine Beziehung zu einem NSC aufzubauen und dann eine so starke Bindung zu erreichen, dass mir drei (oder vier?) Tage später der Tod dieses Charakters dermaßen zu herzen geht.

Wie gesagt, angesichts der (meiner Meinung nach recht unverschämpten) Forderung, das Gehenna-Szenario in einem solchen Hau-Ruck Tempo durchzuziehen ist es durchaus ganz gut geworden, aber für mich wäre das nichts. Zu kurz, zu schnell...

Ich hätte meiner Runde vermutlich gesagt "Gehenna? In 5 Sitzungen? Keine Chance..."
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Marvin ist schon vor Spielbeginn ewig lange in Mina verliebt. Nur der Spieler lernt sie quasi in so kurzer Zeit kennen. ;)

In unserer Runde hat es sehr gut funktioniert und ich hatte den Eindruck, die Spieler waren in einigen Phasen des Geschehens wirklich emotional involviert. Aber es ist vermutlich nicht für jede Runde etwas und ich würde es auch nicht mit irgendwelchen Spielern so durchziehen.

(Ja, Jungs und Mädels, das war ein Kompliment. ;))
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Die Handlung beginnt in der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 1999. Zu diesem Zeitpunkt ist Marvin schon seit laaanger Zeit in Mina verliebt.
Der Spieler, der den guten Marv übernimmt, weiß das aus der Hintergrundgeschichte seines Charas, aber er "lernt" Mina ja erst "kennen", wenn er seinen Chara das erste Mal im Bistro Platz nehmen und die hübsche Kellnerin beobachten oder ihn mit ihr sprechen lässt.
Der Spieler kennt Mina also am Ende seit fünf Tagen, während der Chara ihr schon seit Monaten nachläuft wie ein junger Hund. ;)
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Die Handlung beginnt in der Nacht vom 27. auf den 28. Dezember 1999. Zu diesem Zeitpunkt ist Marvin schon seit laaanger Zeit in Mina verliebt.
Der Spieler, der den guten Marv übernimmt, weiß das aus der Hintergrundgeschichte seines Charas, aber er "lernt" Mina ja erst "kennen", wenn er seinen Chara das erste Mal im Bistro Platz nehmen und die hübsche Kellnerin beobachten oder ihn mit ihr sprechen lässt.
Der Spieler kennt Mina also am Ende seit fünf Tagen, während der Chara ihr schon seit Monaten nachläuft wie ein junger Hund. ;)

Das stelle ich mir erst recht schwer, diese emotionale Verbindung dann darzustellen - bei mir persönlich müsste die dann auch OT in angemessen langer Zeit "wachsen"...
 
AW: Gehenna - Eine seltsame Idee

Wow, ich bin erstaunt.

Ich hätte auch gesagt, dass sich so ein Szenario nicht in 5 Spielrunden spielen lässt. Deine Version überzeugt mich jedoch inspirierend vom Gegenteil *hehe*
Ich denke in dem Szenario sind halt nur die wesentlichen Dinge rausgearbeitet, was ich ziemlich gut finde. Ansonsten verkommt sowas ja auch recht schnell zum Effektfeuerwerk an dem Duzende wichtige (aber teilweise auch irgendwie für die Spieler bedeutungslose) Ereignisse abgehandelt werden sollten.

Und danke für den Aufschrieb, sehr gute Sache!
 
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