Nostalgie Früher im Rollenspiel war alles...

BoyScout

Dhampir
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... ja was eigentlich? Besser oder schlechter? Oder von beidem etwas?

(Hintergrund: Bin seit einiger Zeit unzufrieden mit meiner schnarchnasigen Rollenspielrunde, was aber sicher nicht nur daran liegt, dass ich wohl 3-4 mal so viel Zeit wie meine Mitspieler zusammengenommen ins Hobby investiere, sondern das wir nach langem Spielen ein wenig festgefahren sind und alles etwas schwerfällig und uninteressant wirkt.)

Mich interessieren in diesem Thema die subjektiv BESSEREN Aspekte in euren Runden.
Ich habe daher überlegt, was mir in früheren Runden vor 8-12 Jahren besser gefallen hat und was ich heute nicht mehr habe. Dinge, die in den ganzen Metadiskussionen einfach auf der Strecke geblieben sind. Dazu gehört z.B. viel, VIEL mehr Ingamesprech, viel mehr "sinnlose" aber atmosphärische Fluffaktionen, häufiger Welten mit dichtem, festgeschriebenem Hintergrundmaterial und viel sympathischere Mitspielercharaktere anstatt geminmaxte Kampfsäue oder darque Emoqueens. Es gab auch schlechtes, aber das spielt jetzt mal keine Rolle.

Ich denke, wenn man sich stärker auf die (subjektiv) guten Aspekte konzentriert, die man im Laufe der Jahre aus den Augen verloren hat, kann man auch wieder frische Enegier fürs Rollenspiel anzapfen. Kennt ihr solche Aspekte oder ist bei euch immer alles nur konstant besser geworden?
 
...also bei uns war es früher deutlich schlechter, aber wir waren viel schneller zufrieden. Man wird halt älter, kritischer und verwöhnter.
 
Früher waren meine Runden sehr sehr cheesy. Alles waren Klischees und alles war stur auf episch gemünzt. Egal ob Spieler oder SL.
Damals hat mich das aber nicht gestört.
Heute versuche ich differenzierter zu spielen und zu leiten (vorrausgesetzt das Setting ist dafür gedacht). Das macht mir sehr viel Spaß. Allerdings habe ich ein ähnliches Problem wie Boyscout. Ich investiere viel mehr Zeit als alle anderen (oder bin bereit diese zu investieren zu mindest). Daher kann ich nicht halb so oft spielen wie ich eigentlich können sollte.
 
Bei uns ist es eher ein Zeitproblem beim Vorbereiten. Allerdings merke ich, dass ich vielleicht etwas anspruchsvoller geworden bin, was den Spielablauf angeht. Weniger dahingehend, dass ich MEHR Hintergrund, MEHR Crunch in den Regeln haben will.
Eher, was das Spieltempo angeht: In 4-5 Stunden will ich ABENTEUER erleben (oder als SL erleben lassen) und nicht mit Regeln kämpfen.
Bei füher 7-10 Stunden konnte EIN CHAMPIONS-Kampf schon mal 2, 3 Stunden dauern. War egal.

Die Regeln sollen (mehr als früher) das Abenteurern unterstützen.

Ich bin auch weniger als früher gewillt, mich als Spieler am Nasenring durch das Abenteuer schleifen zu lassen (Thema: Follow the little red line).

Und Begegnungen, bei denen die Lösung lautet: Ihr könnt jetzt kämpfen (STURMANGRIFF!) oder später (STURMANGRIFF!) oder die Gegner zu versuchen zu umgehen - dann greifen die euch im Rücken an (STURMANGRIFF!) langweilen mich.

Überhaupt möchte ich Entscheidungen frei fällen - ohne "kluge" Tipps von der anderen Seite des Schirms, wieso dies oder das gut/ nicht so gut sein soll.

Und wenn ich draufgehe - dann bitte!

Vieles davon fällt mir wahrscheinlich erst jetzt auf - damals fand ich das alles Klasse! Insofern war es früher eher später als morgen ... (oder so) - nicht unbedingt besser.
 
Meine Frage war vielleicht nicht konkret genug gestellt, aber ich wiederhole sie einmal.
BS schrieb:
Mich interessieren in diesem Thema die subjektiv BESSEREN Aspekte in euren Runden. [...] Es gab auch schlechtes, aber das spielt jetzt mal keine Rolle.

Da war ich nicht deutlich genug. Mein Fehler.
zu den Antworten:
Swafnir und Shadowm sind der Meinung, früher war alles schlechter (aus heutiger Sicht!), aber gleichzeitig hatte man weniger Ansprüche (auf früherer Sicht!), was wiederum der rote Baron auch so sieht. Jetzt werden hier zwei Ansichten zusammengeworfen, die damalige und die heutige. Die Inhalte sind dann natürlich kaum zu vergleichen.
Also bleiben wir bei der HEUTIGEN Ansicht und in dem Kontext wiederhole ich die Frage nochmal genauer:

Welche Aspekte, aus heutiger Sicht, die euch gefallen haben, vermisst ihr von früher?

Es geht nicht darum, die heutigen Ansprüche abzulegen und wieder Railroading und Hartwurst zu spielen (die Wörter klären wir ein andermal), aber man ist ja in der Lage zu differenzieren, also einschätzen zu können: "würde ich heute noch so spielen, wenn ich X aus früher hätte?". Ich kann sagen, dass, trotz der zunehmenden, objektiven Qualität in meinen Runden (z.B. größere Spielfreiheit, zuverlässigerer Regelgebrauch, mündige Mitspieler etc.) die subjektive Qualität ABGENOMMEN hat. Und ich kann einschätzen, ob mir ein Apsekt von früher jetzt noch Spaß machen würde. Ich würde zwar niemals wieder in Aventurien spielen wollen, aber ich mag immer noch sehr detaillierte, festgeschriebene Spielwelten - habe ich aber nicht mehr, aber daran kann man ja arbeiten!
Das zu erkennen und aufzudröseln, darum gehts.

Das gilt natürlich nicht für diejenigen, die der Meinung sind, ihre Runden wären ausschließlich nur besser geworden und sie vermissen gar nichts. Ich kann mir das aber nur schwer vorstellen.




HJ schrieb:
Jetzt sind sie meine Familie.
Das muss ja nicht unbedingt was Gutes sein :LOL:
 
Frueher gab es mehr.Zeit und bei mir auch mehr Lust zum Pauken von Regeln. Es blieb auch mehr haengen. Systeme bereiteten mir trotz offensichtlicher Schwaechen Spass und es gab oefters das Wow-Gefuehl. Hinzu kam, dass es egal war, ob man Railroading betrieb oder nicht. Hauptsache man hatte Spass.

Heutzutage kann ich mich mit komplexen Systemen wie DSA nur noch auseinandersetzen, wenn ich nicht leite. Als SL mag ich einfachere Systeme, da die besser haengen bleiben und fuer RPG genauso viel Raum lassen wie die Schwergewichte. Ich mag auch wieder Schwarz-Weiss-Plots und mehr mit Anfaengern spielen. Ob Railroading oder so, ist mir wieder egal.


Von daher ist es nicht besser oder schlechter als frueher, sondern anders oder wieder gleich.

Um es nochmal aufzulisten:

Früher war besser:
-Es gab mehr Aha- und Wow-Momente
-Ich hatte mehr Zeit
-Ich konnte auch komplexere Systeme leiten (bedingt durch den zweiten Punkt)

Heute ist besser:
-Ich weiß, mit welchen Leuten ich zusammen spielen kann und welchen nicht (unverkrampfte Spieler, die das ganze als Hobby und Zeitvertreib sehen und nicht wie ein Ligaspiel und Neulinge sind meine Favoriten)
-Ich weiß, welche Spielweisen mir liegen
-Ich weiß, dass ich früher trotz Railroading und so. es schon richtig gemacht habe, denn im Endeffekt ist der Spaß wichtig und wie man dahin kommt, ist egal.
-Ich weiß, dass ich als SL auch meine Vorstellungen und Ideen einbringen darf.
-Ich kenne mehr Systeme als früher.
 
Nichts. Wenn ich die Nostalgie-Verklärung weglasse, war früher nichts wirklich besser. Außer möglicherweise, daß man mehr Zeit zum Spielen hatte, aber das ist ja keine inhaltliche Frage.
 
Mir gefällt, dass mittlerweile über einen längeren Zeitraum hinweg an einer Kampagne gespielt wird. Früher haben wir Genre/Setting/System Hopping vollzogen, wann immer uns das in den Sinn kam, und die Abenteuer hatten meist nichts miteinander zu tun. Hat auch Spaß gemacht, aber aus heutiger Sicht finde ich längere, konstante Kampagnen und erstmal bei einem System zu bleiben definitiv besser.
 
Ich bin durchaus der Meinung, dass es sich bis zum heutigen Zeitpunkt durchweg verbessert hat bei uns. Die Themen wurden interessanter, die Charaktere lebendiger, die Geschichten spannender. "Früher war alles.." in erster Linie chaotischer bei uns - und den einzigen wirklich guten Aspekt, den ich daran vermisse, war zugleich ein Negativaspekt zu der Zeit. Wir waren flexibler, haben mehr ausprobiert und dadurch gleichzeitig weniger zuende gebracht. Manchmal fehlt mir diese chaotische Flexibilität, die Unbefangenheit, die zu sehr schneller und fließender Kreativität angeregt hat und die es möglich machte, ziemlich viele Systeme und Spiele auszuprobieren, während wir heute doch recht deutlich auf den gleichen Gleisen bleiben. Egal, behebe ich in den nächsten Wochen durch ein paar Experimentierabende, vielleicht kommt da ein ähnliches Feeling auf.

Bringt ja nix nur zu jammern.
 
Ok aus heutiger Sicht...
Früher hatten meine Pappenheimer und ich mehr Begeisterung fürs Rollenspiel. Unabhängig davon WAS und WIE gespielt wurde, fanden wir alles immer toll und waren zufrieden. Ich vermisse eine gewisse Naivität und die Fähigkeit eben nicht immer alles auseinanderzunehmen.
Ebenso vermisse ich es, dass ich nur einen Telefonhörer in die Hand nehmen musste und drei Stunden später haben wir gespielt. Wenn einer Leiten wollte waren immer genug Spieler da. IMMER.

Was heute besser ist, ist ein anspruchsvolleres Spiel. Das ist natürlich die Kehrseite, der fehlenden Begeisterung. Wenn wir schon mal spielen, wollen wir auch das es GUT ist und deswegen gibt man sich etwas mehr Mühe.
Gut finde ich auch, dass wir heute mehr System und Settingvielfalt haben. Früher kannten wir drei Spiele (DSA, SR und WoD) und das wars. Heute habe ich viel mehr Auswahl an System und Setting und zudem das Wissen diese auch anders als gedacht sinnvoll zu kombinieren. Das sorgt für ein differenziertes Spiel.
 
Früher gabs immer trendy Eistee zum Spiel, heute trink ich Wasser oder Kaffee und halt mich Kanbber- und Süßkrams zurück.

Außerdem musste ich mich nicht so viel mit dem Charakterspiel rumplagen, sondern durfte mich auch über mein Minmaxing definieren.

Anosonsten ist es aber heute qualitativ deutlich hochwertiger.
 
Keine Ahnung, früher habe ich wahrscheinlich etwas mehr mit verschiedenen Gruppen experimentiert, wohingegen ich heute eigentlich nur noch in meiner Stammgruppe (wo es ja nach Runde natürlich noch einige neue Gesichter gibt, oder eben nicht) spiele. Dadurch sind wir ein eingespieltes Team, und können auch unsere jeweiligen Grenzen ganz gut einschätzen.

Negativ ausgedrückt könnte man sagen, dass wir vielleicht hin und wieder etwas festgefahren sind - positiv formuliert würde ich allerdings eher sagen, dass wir wissen was wir wollen, unsere favorisierten Spielstile kennen und dementsprechend auch spielen.
Alles in allem auch etwas ernsthafter (auch wenn natürlich dennoch der ein oder andere spaßige Oneshot gespielt wird, aber reine, abgedrehte Funrunden gibts eigentlich nicht mehr).
Zusätzlich kommt auch der Versuch, mal "was ganz anderes als sonst" zu spielen, da man sich deutlich bewusst ist welche Archetypen und Nischen man meist besetzt, ist zumindest bei mir so.
Und so viel Spaß die auch machen, meine Gruppe will halt auch mal was anderes von mir sehen. Geht mir aber genauso. ;)
Oder auch mal Settings anders zu bespielen als ursprünglich gedacht, einen anderen Fokus dafür festlegen und etwas umbauen.

Das gesunkene Zeitaufkommen und räumliche Distanz sind zwar keine inhaltlichen Probleme, beschränken aber die Zeit fürs Hobby. Daher eben auch die angesprochenen (sehr positiven) Versuche über Teamspeak zu zocken.

Muss sagen, auch wenn es irgendwie anders ist als in unserer wilden "Sturm und Drang Zeit", ist es doch nicht schlechter. Absolut nicht. Nur eben anders.
 
Was mir noch auffällt und was bisher nicht genannt wurde: Ich oder besser wir haben uns früher mehr von Trends beeinflussen lassen.
Gerade die (old) World of Darkness hatte hier früher einen immens hohen Stellenwert und die krassesten Fanbois & -girls.
Das hat abgefärbt. Heute würde ich mich von so etwas oder von solchen Leuten nicht mehr beeinflussen lassen. Wir machen unser eigenes Ding.

Darum bin ich z.B. froh das wir relativ spät begonnen haben Savage Worlds zu spielen. So können wir diese schreckliche (deutsche) Fanbase hervorragend ignorieren.
 
Eins ist mir schon vor ein paar Jahren aufgefallen: Seitdem wir auf den Sonntag für unsere wöchentlichen Runden ausgewichen sind, hat zwar nicht die Begeisterung für's Spielen nachgelassen, aber die AUSDAUER.

Samstags war um etw 15 Uhr Anpfiff und dann ging das Holla-die-Waldfee bis mindetsen 22 Uhr, eher bis Mitternacht. Auch schon mal (selten) länger. Und ich spreche hier nicht von seligen Schul- und Studientagen!

Heute beginnt die Sonntagssitzung so gegebn 15, 16 Uhr und SPÄTESTENS 20.30 ist DEFINITIV SENSE! Eher noch vor 8.

Und nun kommt's: Das reicht mir. Früher hätte ich gekotzt, wenn um 9 die Würfel eingepackt worden wären, heute schaue ich um 19 Uhr auf den Wecker.

Werde wohl alt. Besser als jung sterben, aber dennoch hätte ich gerne das alte Feuer in mir lodern.

Positiv ist, dass es was die Systeme angeht, entspannter ist: Es wird halt das gespielt, was auf den Tisch kommt. Jeder hat Wünsche und Vorlieben, aber es geht um gute Unterhaltung mit Freunden und man ist dankbar, dass jemand was vorbereitet hat.
 
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