Grundausbildung.de Feuerwaffen im Weltraum nutzen

Skar

Dr. Spiele
#StandWithUkraine
Registriert
16. Januar 2003
Beiträge
69.713
Wir haben die Diskussion hin und wieder am Spieltisch.

Kann man unmodifizierte Feuerwaffen im Weltraum nutzen und wenn ja was ist anders als auf der Erde?

Treibladung:
Die Sache mit dem Schlagbolzen sollte aufgrund der Feder schon mal problemlos funktionieren. Aber was ist mit der Treibladung? Der nötige Sauerstoff müsste aufgrund der abgeschlossenen Hülse eigentlich in der Patrone enthalten sein.

Die Kugel:
Wie siehts mit Geschwindigkeit, Stabilität und Reichweite der Flugbahn aus?

Der Rückschlag:
Wie wirkt sich der Rückschlag aus, A wenn der Schütze fixiert ist, B wenn er nicht fixiert ist?

Automatisches Nachladen:
Funktioniert das Nachladen nach wie vor automatisch?
 
Ich bin ja kein Physiker aber ich versuchs ma:

1, Ja müsste sie, hauptsache die kinetische Energie wird übertragen. Notfalls eine elektrische Zündung wie bei manchen Attentäterwaffen.

2, Reichweiten würden deutlich verlängert werden, Flugbahn usw. sind auch verbessert, da kein Luftwiderstand/Reibung.

3, Der Rückstoß ist so ziemlich derselbe (gleiche, rückläufige kenetische Energie)

4, Nachladen dauert wenn geübt genauso lang/kurz.. Es sind dieselben Handgriffe, die zwar unter schwerelosigkeit sattfinden, jedoch immernoch dieselben Handgriffe bleiben.

Imho selbstverständlich.
 
Wir haben die Diskussion hin und wieder am Spieltisch.

Kann man unmodifizierte Feuerwaffen im Weltraum nutzen und wenn ja was ist anders als auf der Erde?
Prinzipiell ja.

Treibladung:
Die Sache mit dem Schlagbolzen sollte aufgrund der Feder schon mal problemlos funktionieren. Aber was ist mit der Treibladung? Der nötige Sauerstoff müsste aufgrund der abgeschlossenen Hülse eigentlich in der Patrone enthalten sein.
Sauerstoff müsste sowieso in der Patrone sein, alternativ kann man auch einfach Chemikalien verwenden die bei ihrer Reaktion nicht auf Sauerstoff angewiesen sind. Afaik beinhaltet moderne Militärmunition heutzutage schon oft zusätzliche Sauerstoffträger, dürfte im Weltall also sehr brauchbar sein.

Die Kugel:
Wie siehts mit Geschwindigkeit, Stabilität und Reichweite der Flugbahn aus?
Funktioniert sogar noch viel besser als in Atmosphäre. Die Beschleunigung der Kugel in einem entlüfteten Lauf ist völlig absurd (Mündungsgeschwindigkeit folglich extrem hoch), Stabilität der Flugbahn und Reichweite hängen von der Qualität der Waffe/Patrone ab - ein topmodernes Präzisionsgewehr hat eine nahezu unendliche Reichweite (zumindest gegen unbewegliche Ziele), denn es gibt ja nichts das die Kugel ablenkt/bremst (Luftwiderstand, Gravitation etc.).

Der Rückschlag:
Wie wirkt sich der Rückschlag aus, A wenn der Schütze fixiert ist, B wenn er nicht fixiert ist?
Der Schütze wird mit EXAKT derselben Kraft wie die Patrone nach vorn geschleudert wird nach hinten katapultiert. Er kann sich ja nirgendwo festhalten und die Energie muss irgendwohin. Es wird für ihn also wohl ziemlich ungemütlich, besonders wenn er eine vollautomatische Waffe abfeuert.

Automatisches Nachladen:
Funktioniert das Nachladen nach wie vor automatisch?
Das kommt auf die Waffe an. Bei einem Federmechanismus ja, bei Fallmagazinen nein. üblicherweise sollte es klappen.


Etwas das man noch bedenken sollte: Das was aus der Waffe austritt kann in der Schwerelosigkeit echt unangenehm werden. Rückstände von Pulver gelangen in jede noch so feine Ritze und können zum Versagen von Waffen und anderem technischen Equipment führen (anderseits hat man das Problem mit Mondstaub auch, sollte also halbwegs beherrschbar sein).
 
Der Schütze wird mit EXAKT derselben Kraft wie die Patrone nach vorn geschleudert wird nach hinten katapultiert. Er kann sich ja nirgendwo festhalten und die Energie muss irgendwohin. Es wird für ihn also wohl ziemlich ungemütlich, besonders wenn er eine vollautomatische Waffe abfeuert.
Aber Rückstoß im Verhältnis Masse der Kugel zu Masse seines Körpers. Also jetzt nicht mehr als auf der Erde?
 
Wie sieht das eigentlich mit Hülsenauswurf und bei automatischen Waffen aus?

Normalerweise erfolgt das mechanisch, die dürften dann durch den Raum schweben ... aber vorsicht, heiß! Daher besser Hülsenlose Munition nehmen.

Ein H&K G3 müsste funktionieren, da es ein Gasdrucklader mit Rollenverschluß ist, und da der Gasdruck durch die Treibladung der Patrone erzeugt wird. Das Auswerfen mach dann der Verschluß. Sollte also funzen!

Das M-41 A1 Pulse Rifle z.B. aus Aliens soll im Vakuum schießen können! ;)

"Das ist ein M41A 10 mm Impulsgewehr, mit einem 30 mm Granatwerfer mit Druckluftmechanismus darüber und darunter. Ein richtiger Wonneproppen. Der beste Freund des Marines - die Ehegattinnen ausgenommen. Fast blockiersicher, selbstschmierend, funktioniert auch unter Wasser oder im Vakuum und kann durch eine Stahlplatte ein Loch schießen. Sie verlangt nicht mehr, als daß man sie sauberhält und nicht zu sehr damit rumschlägt, dann hält sie einen am Leben." - CPL D. Hicks, US Colonial Marines
 
Aber Rückstoß im Verhältnis Masse der Kugel zu Masse seines Körpers. Also jetzt nicht mehr als auf der Erde?
Wenn ich mir den Rückstoß einiger Waffen betrachte möchte ich den nicht in Schwerelosigkeit erleben. Ein 22er-Pisole mag keinen großen Rückstoß haben (aber auch die wird einen in eine Drehung versetzen, aus der man ohne Hilfe nicht mehr rauskommt), bei einem Sturmgewehr oder einem MG sieht die Sache anders aus. Eine rückstoßfreie Waffe wäre also von Vorteil.

Normalerweise erfolgt das mechanisch, die dürften dann durch den Raum schweben ... aber vorsicht, heiß! Daher besser Hülsenlose Munition nehmen.
Gut, dass du es erwähnst, das ist nämlich ein weiteres Problem. Schusswaffen kühlen im Weltraum EXTREM schlecht, da das Vakuum ein extrem mieser Wärmeleiter ist. D.h. ohne Zusatzkühlung verzieht sich nach ein paar Schüssen der Lauf ganz gewaltig bzw. die ganze Waffe wird so heiß, dass man sie nicht mehr halten kann.
 
Gut, dass du es erwähnst, das ist nämlich ein weiteres Problem. Schusswaffen kühlen im Weltraum EXTREM schlecht, da das Vakuum ein extrem mieser Wärmeleiter ist. D.h. ohne Zusatzkühlung verzieht sich nach ein paar Schüssen der Lauf ganz gewaltig bzw. die ganze Waffe wird so heiß, dass man sie nicht mehr halten kann.
Das "EXTREM" ist ein Mythos. Nicht umsonnst gibt es Satelliten die mit Radionukleidbatterien betrieben werden.
 
Automatisches Nachladen:
Funktioniert das Nachladen nach wie vor automatisch?
Dazu auf jeden Fall ein "ja".
Das Nachladen funktioniert bei den meisten Handfeuerwaffen über den Rückstoß, d.h. die Energie desselben wird genutzt um den Verschluss hinter zu bewegen, das öffnet einen Freiraum in den mechanisch die nächste Kugel geschoben wird. Der ganze Prozess hat nichts mit Sauerstoff oder Schwerkraft zu tun. Genau das selbe passiert, wenn jemand (wie man das aus Filmen kennt) mit der Hand den Verschluss manuell nach hinten führt *klickklack*.



(...was nur mal ganz offtopic btw in den meisten Filmen zu wahnsinnig dämlichen Zeitpunkten passiert. Da hält der Held dem Bösewicht ne Waffe an den Kopf und bewegt nochmal drohend den Verschluss. WTF? Entweder hat der gerade völlig sinnlos eine Patrone verschwendet oder seine Waffe war die ganze Zeit über überhaupt nicht schussbereit. Getoppt wird das nur vom "ich stehl dir im Kampf die Munition aus der Waffe und weich dann nicht aus, wenn du auf mich schießt, weil die Waffe ja nicht geladen ist"-Move.)
 
Würde die Waffe nicht die Umgebungstemperatur annehmen? Selbst wenn es länger dauert, der Temperaturunterschied ist doch ziemlich extrem.
 
Das "EXTREM" ist ein Mythos. Nicht umsonnst gibt es Satelliten die mit Radionukleidbatterien betrieben werden.
So ein Satellit hat aber auch etwas mehr Fläche über die er die Wärme abgeben kann als ein MG. Außerdem glaube ich nicht dass eine Atombatterie soviel Wärme verursacht wie ein MG in kurzer Zeit schafft, der Lauf muss ja schon unter Atmosphärenbedingungen gekühlt (ggf. sogar gewechselt) werden damit er sich nicht gleich verzieht.
 
[...] ohne Zusatzkühlung verzieht sich nach ein paar Schüssen der Lauf ganz gewaltig bzw. die ganze Waffe wird so heiß, dass man sie nicht mehr halten kann.
Soweit ich mich erinnern kann (wobei ich so viel widersprüchliches gelesen hatte, dass ich mir nicht sicher sein kann) sollte, zu allem was Temperatur angeht, ausschlaggebend sein ob die Waffe dem Sonnenwind ausgesetzt ist. Falls ja müsste sich die ausgesetzte Seite fix erhitzen und die andere rasch abkühlen, so dass sich die Waffe verziehen würde und wahrscheinlich gar nichts mehr macht. Zumindest wenn sie aus Metall ist. Wenn sie aus Kunststoff ist würde sie vielleicht brechen/schmelzen und aus Keramik wohl ein bissel besser damit klar kommen?
 
Würde die Waffe nicht die Umgebungstemperatur annehmen? Selbst wenn es länger dauert, der Temperaturunterschied ist doch ziemlich extrem.

Es gibt 3 verschiedene wege über die Wärme sich ausbreitet.
1. Strahlung(warme Objekte geben Wärme in Form von Strahlung ab, vor allem im Infrarot Spektrum)
2. Leitung(verschiedene Materialien leiten Wärme unterschiedlich gut. Metall leitet sehr gut!)
3. Transport(Ein meist flüssiges Medium nimmt die Wärme auf und transportiert sie ab)

Luft transportiert auch Wärme...aber so schlecht das es praktisch ein Isolator ist.
Alles was es im Weltall gibt, kann über Abstrahlung(dunkle Flächen strahlen übrigens besser ab ) effektiv gekühlt werden.

Aber ein MG-Lauf hat so oder so mit und ohne Luft ein Temperatur Problem.
 
Mein Gedanke ging in die Richtung Außentemperatur (vermutlich -270 °C) und die plötzliche Explosionstemperatur der Treibladung. Ich hätte gedacht, dass da Probleme auftreten könnten.
 
Der beste Freund des Marines - die Ehegattinnen ausgenommen. Fast blockiersicher, selbstschmierend, funktioniert auch unter Wasser oder im Vakuum
Zitat vom Captain.

Bitte denkt euch nun einen anzüglichen Witz. Worte wie blockiersicher und selbstschmierend bieten dazu genug Anlass, denn sowas kann man wirklich nicht über jede Ehegattin sagen.
 
Vielleicht hilft dir dieser Artikel weiter. Ich bin kein Wissenschaftsprofi, aber das, was ich da las, schien halbwegs plausibel zu sein.

Es geht nicht wirklich um das wie oder ob, sondern vielmehr um das wenn.
 
Wenn ich mir den Rückstoß einiger Waffen betrachte möchte ich den nicht in Schwerelosigkeit erleben. Ein 22er-Pisole mag keinen großen Rückstoß haben (aber auch die wird einen in eine Drehung versetzen, aus der man ohne Hilfe nicht mehr rauskommt), bei einem Sturmgewehr oder einem MG sieht die Sache anders aus. Eine rückstoßfreie Waffe wäre also von Vorteil.
Ein 5.56mm-Sturmgewehr feuert ein Geschoss von ~4g Masse mit einer V° von ~900 m/s ab. Einen Soldaten, der mit Raumanzug 100 kg wiegt, würde das laut Adam Riese und dem Impulserhaltungssatz auf wohl verschmerzbare 0,036 m/s beschleunigen. Wenn Du das ganze Magazin von angenommenen 30 Schuss raushaust, kommen dabei also 1,08 m/s, langsame Schrittgeschwindigkeit heraus.
Wenn Du irgend etwas hast, woran Du Dich festhalten oder festbinden kannst, ist der Rückstoß ein zu vernachlässigendes Problem. Es ist ja auch hoffentlich leicht einsichtig, dass ein Rückstoß, der den Schützen wild durch die Gegend schleudern würde, ihn auch unter normalen Schwerkraftbedingungen meterweit durch die Luft segeln und zu Boden schleudern würde, und das tut der Rückstoß tragbarer Feuerwaffen höchstens im Cartoon.
 
Zurück
Oben Unten