Deine Haltung ist aktuell der Mainstream und glorifiziert die Entwicklungsmöglichkeiten der Welt. Das setzt aber ein Niveau des Spielleitens voraus, das ich - bei aller Liebe - nur in den seltensten Runden beobachten konnte. Der SL, der total elegant auf jegliche Idee der Spieler so flexibel, geistreich und kohärent reagiert, dass sich daraus eine wahnsinnig erfrischende, unvorhergesehene Wendung ergibt, ist eine Legende.
Gottseidank.
Ein solcher Selbstdarsteller würde mir tierisch auf die Nerven gehen...
Wenn die Spieler in der Lage sind ihre SCs vernüntig, stimmungsvoll und interessant darzustellen, sollte ein SL auch in der Lage sein selbiges mit NSCs zu tun.
Und zwischendurch beschreibt er noch die Umgebung und ordnet Aufgaben Zahlen zu.
Und labert son bisschen stimmungsvolles Zeug vor sich hin, indem er Wörter und Wendungen wie "ragt in den finsteren Himmel auf" oder "in einer fließenden Bewehegung verbindet sie Eleganz und kompormisslose Effektivität" einstreut.
Mensch, Mensch, Mensch,... manche tun so als müsste man Stephen King sein um ne Welt flexibel leiten zu können, dabei stimmt das genaue Gegenteil:
Nimm dich nicht so wichtig. Hör auf dir irgendwelche Geschichten auszudenken. Bereite den Rahmen und die Ausgangssituation vor und reagier einfach auf das was passiert. Keine Ahnung, warum sich so viele SLs einbilden, sie hätten die alleinige Verantwortung und das Recht, dafür zu sorgen, dass im Spiel was cooles passiert.
Wenn sich meine Spieler beschweren, dass es heute keinen Kampf gab, nachdem sie ihre freundlichen gutgelaunten SCs selbstständig nach Disneyland haben gehen lassen, kann ich nur antworten: Na, dann haut dem Kerl im Goofy-Kostüm auf die Mütze, dann habt ihr euren Kampf.
Bevor man diese Propaganda nachplappert, sollte man sich die Realitäten anschauen. Ich habe schon SEHR viele Runden gesehen, dabei einige wirkliche gute SL erlebt und auf Basis dieser Eindrücke kann ich Dir dennoch versichern: I call this Bullshit.
95% aller SLs - ob gut oder schlecht - haben einfach nicht den geringsten Plan, was sie da eigentlich machen... Da fliegen dann irgendwelche ideologischen Fetzen pro und Contra "Railroading", "Sandboxing", "Entscheidungsfreiheit", "Balancing", "Cineastik (an dieser Stelle einen schönen Gruß und ein schönes Wochenende an Zornhau)" etc. durch den Kopf... und wenn man mal 3 Worte mit dem SL darber wechselt, WARUM denn für ihn Railroading böse sei und Balancing wichtig, wie er das konkret umsetzt und die Nachhaltigkeit sicherstellt...
bleibt nur Geblubber übrig.
Kurz:
Das Problem ist nicht die Idee "sei flexibel", sondern dass die meisten einfach nicht begriffen haben, was das überhaupt bringen soll - bzw. die Frage nie FÜR SICH SELBST beantwortet haben.
Wenn ich mich am Ende doch nur wieder selbst als Story-Designer profilieren will, der auf jede Spieler-Aktion mit nem neuen genialen Story-Element kontert, dann liefert das kaum mehr Freiheit und kein bisschen mehr Realismus, als ein gutes gerailroadetes Abenteuer.
Es erfüllt einzig und allein den Zweck, dass der SL mal den Spielern zeigen kann, wie schnell er sich nen neuen Railraoding-Plot aus den Fingern saugen kann - von der Eisenbahnrundfahrt zum Schienennetz. Frei ist dennoch anders.