Die Funktion prominenter Schauspieler

Skar

Dr. Spiele
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Prominente Schauspieler sind ein Werkzeug, um viele Leute auf einen Film aufmerksam zu machen.

Aber was macht die Erkenntnis, dass ein bestimmter prominenter Schauspieler in einem Film mitspielt mit uns?

Attraktivität (auch: "interessant sein") wirkt eher vor dem Filmkonsum als Werbefunktion oder auch eine Art Gütesiegel. Können wirkt eher während und nach dem Film.
Heißt das, dass beim Einsatz unbekannter - aber guter - Schauspieler nur die Werbewirkung vor dem Film verloren geht?

Und:
Ikone, Idol, Star, Prominenz. Was ist am nächsten dran?
Also wie ist das Band zwischen Fan und dem Schauspieler beschaffen? Aus welcher Art der Identifikation besteht es?
 
Jeder prominente Schauspieler muss seine Prominenz ja irgendwann erworben haben. Gewöhnlich durch seine Leistung als er noch unbekannt war. Zu dem Zeitpunkt hatte er natürlich noch keine Werbewirkung.
Als Die Hard anlief kannte noch kaum einer Bruce Willis, mal abgesehen von der Serie "Das Model und der Schnüffler". Danach sah das ganz anders aus, Fortsetzungen folgten und der Name stand erst mal für Action und Geballer. Ein gutes Beispiel ist auch Expendables. Würde diese Reihe mit unbekannten Schauspielern funktionieren? Wohl kaum. Gerade die bekannten Namen und die damit verknüpften Erwartungen haben die Filme erst erfolgreich gemacht.
Ein Film ohne bekannte Gesichter muss das Interesse der Zuschauer von sich aus wecken können. Durch die Story, die Action, die Tricks, was auch immer. Auf der anderen Seite kann ein Film mit Prominenten zwar erstmal allein dadurch Interesse wecken, sollte die Erwartung aber enttäuscht werden kann das die Werbewirkung bei späteren Filmen mit demselben Schauspieler negativ beeinflussen.
 
tobrise hat da einen wichtigen Punkt:
Wenn ich einen Schauspieler, den ich nicht mag(weil er ein schlechter Schauspieler ist, oder einfach, weil mir seine Visage nicht gefällt) in der Liste sehe, wirkt sich das negativ auf den fraglichen Film aus.
Klar könnte der Film durch Story, Action, Effekte, usw. immer noch überzeugen, aber er hätte es bei mir schwerer, als ohne den fraglichen Schauspieler.

Konkretes Beispiel, ich hatte gemischte Gefühle für Cowboys & Aliens:
+ Ich mag Western
+ Ich mag SciFi
+ Ich mag Harrison Ford, er zählt zu meinen Top 3 Schauspielern unabhängig vom Genre(genrespezifisch könnte er ein paar Plätze nach unten rutschen, bleibt aber auf jeden Fall in der Liste)

- Ich kann Daniel Craig nicht ausstehen, mir hat sein erster Bond gereicht, um keinen weiteren mit dem dämlich aussehenden blonden Muskelpaket sehen zu wollen.
- Ich kenn den Comic, die Story ist hanebüchen und das Pacing ist irgendwie suboptimal(= interessante Teile zu schnell abgespult und dafür Überlängen an uninteressanter Handlung)

Leider hat sich die kürzere Liste durchgesetzt: Der Film war unterer Durchschnitt(bestenfalls, mit Freunden und Bier zum DVD-Abend. Im Kino wäre er Geldverschwendung gewesen).
Ohne Harrison Ford hätte ich den Film nicht mal an einem ansonsten langweiligen Tag im Free-TV angeschaut, ohne Daniel Craig wäre ich dafür sogar ins Kino gegangen.
 
Manche Schauspieler stellen einfach auch eine massive Eigenmarke dar.

Wenn ich "Bud Spencer und Terence Hill" sage, dann kennen wir die Stimmung und Handlung des Filmes schon bevor wir den Titel gehört haben. Ähnlich ist es bei Arnold Schwarzenegger.
Fast noch extremer ist das bei Nebenrollen. Da gibt es Schauspieler deren Namen ich garnicht kenne, aber die spielen dann immer "diesen einen Fiesling" oder "den dicken Trottel" oder "den kleinen Nerd".

Ich persönlich freue mich aber auch immer darüber, wenn Schauspieler mal voll gegen die Gewohnheit besetzt sind und deutsche Comedians in Inglourios Basterds auftauchen, Frodo Prostituierte verspeist oder Forrest Gump zum gewalttätigen Schriftsteller wird.
 
Aber was macht die Erkenntnis, dass ein bestimmter prominenter Schauspieler in einem Film mitspielt mit uns?
Neben dem bereits Gesagten, suggeriert er uns, wenn auch nur teilweise, Qualität.

Clint Eastwood hat in der jüngeren Vergangenheit größtenteils ziemlich gute Filme gedreht. Die Ankündigung, daß ein neuer Film von und mit ihm in die Kinos kommt, weckt dann natürlich größeres Interesse, als wenn dieser Film von und mit Max Mustermann gedreht wurde. Eastwood steht hier u.a. für Qualität.

Maria Carey ist ein Gegenbeispiel (wenn auch kein gutes, wie ich zugeben muß). Da weiß man, daß die schlecht ist und damit auch der Film beschissen ist.
 
Okay, das zum einfachen Part des Themas hier. ;)

Wir wissen, wie sich bestimmte Schauspieler auf uns auswirken.

Aber welche Facette/n bringt der Schauspieler da mit? Bzw. wie wirkt das bei uns?

Und:
Ikone, Idol, Star, Prominenz. Was ist am nächsten dran?
Also wie ist das Band zwischen Fan und dem Schauspieler beschaffen? Aus welcher Art der Identifikation besteht es?

Eine Ikone wäre ja eher das herausragende Beispiel für eine bestimmte Disziplin. Ein Idol eher jemand, dem man nacheifern würde. Ein Star eher etwas nicht erreichbares, das leuchtend über einem steht. Und prominent ist ja eher jemand, der von vielen Beachtung findet und berühmt für irgendwas ist.

Die Identifikation mit dem Schauspieler wäre da immer eine andere:
* Ikone: Bewunderung (aufgrund Leistung)
* Idol: Vorbild (zum Nacheifern)
* Star: Blickfänger (gilt (zurzeit) als attraktiv)
* Prominenz: bekommt Spotlight (ist bekannt)
* ...?

Ich will eigentlich darauf hinaus, dass ja der prominente Schauspieler ein teures Mittel ist, um seinen Vorsprung gegenüber anderen Schauspielern einzukaufen.
Wenn man diese Mittel nicht hat oder nicht einsetzen will, wie muss man dann vorgehen, um trotzdem diesen Vorsprung auszugleichen?
 
Man braucht ein vernünftiges Marketingkonzept und Glück.
Glück. Was ist das schon?

Wenn das Marketingkonzept aufgeht, wars ja kein Glück.

Und ich denke auch, dass in vielen Fällen, wo man von Glück spricht, eben doch Konzept drin war. So als Beispiel mal "Gangnam Style" - so man es denn als Glück bezeichnen will.^^
 
Glück ist das, was sich von Wahrscheinlichkeit nicht beeinflussen lässt. Ein gutes Konzept oder Produkt braucht einfach weniger davon. Ein 100 % sicheres Konzept gibt's nicht.
 
Oder: Glück (Pech) ist die Ausrede für nicht wasserdichte Konzepte. :p

Aber egal. Wichtig ist ja, wie wir möglichst nahe rankommen. Also wie könnte ein Konzept hier aussehen?
 
Prominente Schauspieler sind für mich oft ein gutes Indiz für fehlende Handlung oder ein schlechtes Drehbuch und die Notwendigkeit, den Preis des Films hochzutreiben.
Letztes Beispiel: Bruce Willis kam nicht in Expendables II, weil er von Stallone pro Drehtag eine Millionen Dollar forderte (plus - denke ich - den üblichen Star-Schnickschnack am Set und im Hotel), Sly aber nur bereit war, für vier Tage "Arbeit" (er spielt dieselbe Rolle wie in allen anderen Filmen der letzten 20 Jahre, Text übersichtlich, Handlung "parodiertes" Einerlei) drei Millionen herausrücken wollte.
Also kriegte Ford die Rolle, der inzwischen froh darüber ist, noch Nebenrollen zu bekommen (nach Zeitungsinterview vom Montag).
Nun laufen da ein dutzend Ex-Aktionsstar herum und spielen Ex-Aktion-Haudraufs im Halbruhestand mit wahrscheinlich ähnlichen Gagen.

Nö, da gibt's von mir kein Geld mehr an der Kinokasse für (schon gar nicht in 3-D, noch so ein Qualitätskiller: "Kinder, die Handlung ist Blödsinn, die Dialoge Müll - ABER DIE BILDER SIND IN DREI DDD! - Das kosten euch dann mal 3-5€ extra!" - "HURRA!").

Manche Promis sind auch generell ein zwingendes Indiz, den Film zu meiden (Til Schweiger und seine Brut z.B.) - der Mann war in Inglorios Basterds sogar mit böse Gucken und Fressehalten überfordert!

Ne, meine "Star"-Tage sind vorbei. Handlung wäre schön.
 
Glück. Was ist das schon?
Glück ist in diesem Zusammenhang vor allem, als unbekannter Schauspieler in einen guten Film gecastet zu werden. Und zwar in eine Rolle, die einem erlaubt, sich ausreichend präsentieren zu können, um aufzufallen. Muss ja nicht gleich die Hauptrolle sein.
Manchmal ist Glück auch, in eine gute Serie in die Hauptrolle gecastet zu werden. Zuletzt beobachtet bei Benedict Cumberbatch. Wenn Sherlock nicht so eine verflucht gute Serie wäre, hätte er jetzt wohl nicht die Hauptrolle im WikiLeaks-Film. Und wäre wohl auch nicht Khaaaaaaaaan! gewesen.
Das ist Vincent D'Onofrio ja auch nicht gelungen. Obwohl der mit Leichtigkeit so ein guter Schauspieler wie Cumberbatch ist. Und sein Detective Goran ja im Prinzip auch eine Sherlock-Holmes-Figur ist.
Nur ist Law and Order: Criminal Intent eben nicht so eine gut geschriebene Serie.
 
tobrise hat da einen wichtigen Punkt:
Wenn ich einen Schauspieler, den ich nicht mag(weil er ein schlechter Schauspieler ist, oder einfach, weil mir seine Visage nicht gefällt) in der Liste sehe, wirkt sich das negativ auf den fraglichen Film aus.
Klar könnte der Film durch Story, Action, Effekte, usw. immer noch überzeugen, aber er hätte es bei mir schwerer, als ohne den fraglichen Schauspieler.

Konkretes Beispiel, ich hatte gemischte Gefühle für Cowboys & Aliens:
+ Ich mag Western
+ Ich mag SciFi
+ Ich mag Harrison Ford, er zählt zu meinen Top 3 Schauspielern unabhängig vom Genre(genrespezifisch könnte er ein paar Plätze nach unten rutschen, bleibt aber auf jeden Fall in der Liste)

- Ich kann Daniel Craig nicht ausstehen, mir hat sein erster Bond gereicht, um keinen weiteren mit dem dämlich aussehenden blonden Muskelpaket sehen zu wollen.
- Ich kenn den Comic, die Story ist hanebüchen und das Pacing ist irgendwie suboptimal(= interessante Teile zu schnell abgespult und dafür Überlängen an uninteressanter Handlung)

Leider hat sich die kürzere Liste durchgesetzt: Der Film war unterer Durchschnitt(bestenfalls, mit Freunden und Bier zum DVD-Abend. Im Kino wäre er Geldverschwendung gewesen).
Ohne Harrison Ford hätte ich den Film nicht mal an einem ansonsten langweiligen Tag im Free-TV angeschaut, ohne Daniel Craig wäre ich dafür sogar ins Kino gegangen.


Ich mag Ford auch aber eigentlich nur wegen seinen Rollen als Han Solo und Indiana Jones. Aber was schauspielerische Leistung angeht ist Daniel Craig um Welten besser.
 
tobrise hat da einen wichtigen Punkt:
- Ich kenn den Comic, die Story ist hanebüchen und das Pacing ist irgendwie suboptimal(= interessante Teile zu schnell abgespult und dafür Überlängen an uninteressanter Handlung)

Kurzer OT-Einwurf:

ES GIBT KEIN "Pacing" BEI COMICS!

DU entscheidest, in welchem Tempo DU die Story liest! Wie intensiv du dich mit einer bestimmten Passage beschäftigst (was auch tagesformabhängig sein kann) und was du eher überfliegst. Und selbst WENN der Comic einen bestimmten Fokus auf einige Storyelemente legt, dann sagt das noch nichts über den Film aus (siehe Hellboy, Watchmen, Kick-Ass u.a. - die Filme haben ein völlig anderes Tempo, obwohl sie sich ziemlich genau an die Handlung der Comics halten).

PACING DOES NOT WORK THIS WAY!
/rant
 
@Alexandro

Kann ich nicht zustimmen, für mich gibt es Pacing bei Comics und Manga. Viele Extrabilder können ziemlich viel bewirken, sie können eine Szene entschleunigen aber auch beschleunigen. Jedes einzelne Bild kann eine kleine Wirkung haben die eine große Gesamtwirkung ergibt. Wenn der Autor 20 Seiten für die eine Szene und nur 5 für eine andere Szene einplant dann muss das nicht an der Menge des Inhalts liegen sondern kann auch Pacing sein.
 
Es gibt kein Pacing bei Literatur (Romanen). Da könnte ich voll zustimmen.
 
Naja, es gibt aber die Dichotomie Erzählzeit und erzählte Zeit. Das ist schon ein Unterschied, ähnlich zu dem was Chrisael schrieb. Wenn ein Kapitel von 100 Seiten nur das Dekor eines Raumes beschreibt, braucht man deutlich mehr Zeit zum Lesen als die Handlung selbst voranschreitet.
 
Also ich habe Pacing als "Schrittgeschwindigkeit" interpretiert. Also die eigene Schrittgeschwindigkeit bei der Medienrezeption. Und die ist beim Buch (im Gegensatz zum Film) eben gar nicht vorgegeben.

Beim Comic sehe ich das kritischer. Da gibt es bestimmte layout-/graphische Elemente, die da zum Wirken kommen.
 
Schnittgeschwindigkeit. Das ist was anderes, denn das gibt das Medium dir vor. Aber du kannst sowohl bei Filmen als auch Büchern vorspulen bzw. -blättern oder Pausen einlegen. Deine eigene Rezeptionsgeschwindigkeit hat damit wenig zu tun.
 
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