Die 2. Nacht des Malers

amarillyon

Methusalem
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Der Maler hatte sich heute Nacht etwas Zeit gelassen, bevor er sich von seinem „Totenbett“ erhob. Dieses Etablissement, das Greg Dumônt ihm für die ersten Tage empfohlen hatte, war doch recht gut und sparte nicht an Luxus, obwohl der größte Luxus wohl war, tagsüber nicht von übereifrigen Zimmermädchen gestört zu werden.

Ihm ging die Gesellschaft von letzter Nacht noch einmal durch den Kopf. Obwohl er sich von einigen Kainiten der Stadt schon einen ersten Eindruck verschaffen konnte, war es für ihn eher unbefriedigend gelaufen. Ein Gespräch mit dem Prinzen war nicht zustande gekommen. Das musste er schnellstens nachholen. Leider hatte Buchet ihm auch bei seiner letzten Anfrage nach einer Unterredung, kurz bevor er die Gesellschaft verlassen hatte, keine Antwort gegeben. Sollte er so dreist sein, heute Nacht den Prinzen wieder aufzusuchen? Hatte er zu der neuen Harpyie nicht irgendwas von „dass gewisse Geschäfte seine volle Aufmerksamkeit verlangen könnten.“ gesagt, als er sie für heute Nacht zu sich beorderte? Andererseits würden einen Prinzen stets Irgendwas beschäftigen, und der Maler konnte überhaupt nicht beurteilen, wie wichtig besagte Geschäfte nun wirklich waren. Also müsste er erneut damit rechnen, vom Prinzen abgewiesen zu werden. Andererseits war es unabdingbar, so schnell wie möglich mit dem Prinzen zu sprechen, da Buchet in seiner Ansprache ausdrücklich nach Adressen der Zufluchten der Kainskinder gefragt hatte. Und der Maler hatte ja noch gar keine richtige Zuflucht in der Stadt, außer diesem Etablissement, das ihm Greg Dumônt empfohlen hatte. Andererseits hatte er dadurch auch etwas Zeit gewonnen, da Dumônt dadurch die Adresse dieser „Notunterkunft“ ja durchaus bekannt war.

Aber hier konnte er nun doch nicht viel mehr tun als nur zu übertagen. Er wollte sich ein geräumiges Atelier in der Stadt beschaffen, doch das ging nicht ohne die nötigen Ressourcen, die er im Moment aber noch nicht besaß. Um das nötige Geld zu beschaffen, gab es nun zwei Möglichkeiten. Entweder er sorgte dafür, das er eine Ausstellung in einer der besseren Galerien bekam, wo er dann einige seiner Exponate gewinnbringend Verkaufen könnte. Dafür bräuchte er aber auch erst einmal ein Atelier, in dem er die nötigen Kunstwerke schaffen könnte. Zudem wollte er auch nicht bloß eine Ausstellung in einer Galerie haben, sondern gleichzeitig diese – und vielleicht auch andere – Galerien unter seine Kontrolle bringen. Was dann nicht nur etwas mehr Einfluss in den Kunstmarkt brachte, sondern auch stetigen Fluss von Ressourcen mit sich brachte. Allerdings bestand dabei die Gefahr, dem Prinzen, von dem er wusste, das er einen Großteil des Kunstmarktes unter Kontrolle hatte, auf den Schlips zu treten. Er musste herausfinden, wie groß der Einfluss des Prinzen auf die Galerien der Stadt war, und welche er direkt kontrollierte. Nur so konnte er gefahrlos auch einige in seinen Besitz bringen. Die Andere Möglichkeit war es, ein Lehrauftrag an der hiesigen Kunstakademie zu bekommen. Zweifellos war er dafür bestens qualifiziert, auch wenn einige seiner Gewohnheiten ihm einen Unterricht zu „normalen“ Zeiten verwehrte. Aber er wusste aus seiner Zeit in Düsseldorf, das dies durchaus zu regeln war. Und obendrein zahlten die Akademien eine recht großzügige Aufwandsendschädigung, die sein Geldproblem zumindest im Ansatz lösen würde. Daher hatte er den Prinzen, von dem er ebenfalls wusste, das er die Akademie kontrollierte, schon gestern Nacht seine Dienste in diese Richtung angeboten.

Wie er die Dinge auch anging, er kam nicht umhin, vorher mit dem Prinzen zu sprechen.

Also machte er sich auf den Weg. Direkt beim Prinzen vorzusprechen, war aus gegebenen Gründen wohl nicht die klügste Idee, also ging er zum Elysium der Stadt, wo er hoffte, Greg Dumônt anzutreffen, der ihm vielleicht eher eine Audienz verschaffen konnte.
 
Der Maler erreicht ohne umschweife das Elysium und bekommt unterwegs noch einen schönen Einblick von Finstertal. Das Café ist auch nicht allzuweit vom Prinzen entfernt, so das er wenn es möglich ist auch noch zu Ihm gelangen kann.
 
Wenige Stunden vor Tagesanbruch informiert Oliver Buchet seinen Ghul, den Türsteher der Kunstakademie darüber, dass er gewillt ist in der morgigen Nacht ab dreiundzwanzig Uhr für wenige Stunden Audienz zu halten. Jeder Kainit der gewillt ist und etwas wichtiges auf dem Herzen hat, kann um ein Gespräch mit dem Prinzen ersuchen. Anmeldungen sind direkt an den Ghul zu richten. Dieser entscheidet über den Zeitpunkt der Unterredung und klärt alle Details mit den Antragstellern.
 
Als der Maler kurz vor Sonnenaufgang vom Café de Trios in seine vorrübergehende Zuflucht ankommt, trifft er auf den Boten des Prinzen.
Natürlich will er die Möglichkeit einer Audienz beim Prinzen nutzen, schließlich versucht er seit seiner Ankunft in Finstertal, bisher aber erfolglos, mit dem Prinzen zu sprechen.
Er lässt den Guhl-Boten von ihm ausrichten, das er gegen 23°° Uhr in der Kunstakademie eintreffen wird.
Dann legt er sich schlafen.
Out of Character
23°° = Mittwoch !?!
 
Out of Character
ja, Mittwoch. Mitra kann zur Zeit nicht so oft
 
Punkt 23``Uhr tritt ein hagerer, vom alter gebeugter Mann, in teurem Zwirn vor den Haupteingang der Kunstakademie. Älteren Bewohnern Finstertals ist er als Ignatius Falk bekannt, Ghul und rechte Hand des Prinzen. Trotz seines scheinbar hohen Alters von ca. 70 Jahren, sind die Augen des Mannes wach und aufmerksam. Listig und zweideutig blitzen sie im Mondlicht in Erwartung auf die kommenden Antragsteller.
 
Wenige Minuten nach 23°° Uhr kommt der Maler an der Kunstakademie an. Von weitem sieht er eine Person am Eingang stehen. Im ersten Moment denkt er sich, er hätte vielleicht schon früher kommen sollen, und muss sich jetzt in die Schlange der wartenden Antragsteller einreihen. Aber er hatte sich vorher noch dieser Sache mit Regeane Lucilla de’la Amalier widmen wollen. Da der Prinz ja erst ab 23°° Uhr zu sprechen war, dachte er, er hätte noch genügend Zeit. Doch jetzt war er anscheinend zu spät...

Als er näher kam, schien aber irgendetwas an der Situation nicht zu stimmen. Die Person, welche dort am Eingang stand, kam ihm nicht wirklich bekannt vor. Es war kein Kainskind, das dort stand. Ein Guhl vielleicht? Ja, bestimmt einer der Diener des Prinzen, sein Herold vielleicht, der auf die Gäste des Abend wartete.

Schnellen Schrittes steuerte der Maler auf die Person zu. Als er bei ihr angekommen war begrüßte er sie mit den Worten: „Guten Abend. Ich bin gekommen, Prinz Oliver Buchet meine Ehrerbietung zu bezeugen. Ein Bote übersandte mir die Botschaft, er würde mich heute Abend empfangen können...“
 
Langsam hebt der Alte den Kopf. Sein Gesicht wirkt wie alte Baumrinde, starr und voller Falten. Nur die unheimlichen, durchdringenden Augen scheinen fest auf dem Gesicht des Malers zu kleben. Mit nasaler, monoton klingender Stimme richtet er das Wort an sein Gegenüber.
"Werter Herr, ihr habt Glück! Ihr seid trotz der überschrittenen Zeit der Erste der die Gegenwart meines Herrn wünscht. Ihr könnt also gleich eintreten und euch von dem Bediensteten im Inneren, in die Räume des Herrn geleiten lassen. Lasst mich bitte noch anmerken das Waffen jeglicher Art im Inneren nicht gestattet sind und das jeder der eine Audienz wünscht klar und ohne Umschweife sein Anliegen vortragen mag."
Mit diesen Worten gibt der Alte schwerfällig den Zugang zum Gebäude frei und gebietet dem Maler einzutreten.
 
Der alte Mann mit Namen Ignatius rückt sich schwerfällig die Krawatte zurecht, sieht auf die Uhr und verlässt um Punkt 00.15Uhr seinen Standort vor den Türen der Kunstakademie. Anscheinend ist die Zeit für Anmeldungen zur Audienz soeben verstrichen!
 
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