AW: der index
Zornhau schrieb:
Behaupte das ruhig mal. Du hast ja augenscheinlich SEHR, SEHR geduldige Spieler UND reichlichst Zeit Dir vor der ersten Spielrunde in einem Dir unbekannten, neuen Rollenspiel das gesamte Regelmaterial genauestens einzuprägen.
Pfff....ich habs lediglich aufgegeben mir über sowas wie eine fehlende Regel nen Kopp zu machen. Passiert während des Spiels etwas und ich kann nicht auf Anhieb den entsprechenden Eintrag finden im Regelbuch, dann improvisier ich und schlags bis zum nächsten Mal nach.
Unabhängig davon muss man das Regelwerk eh ein bis zwei mal gelesen haben, bis man damit wirklich vernünftig spielen kann (und wenn man auch nur einzelne Passagen Doppelt und Dreifach lesen muss).....tut man so hat man automatisch eine gewisse Orientierung bei dem Aufbau des Buches. Und mit der lassen sich dann logische Kombinationen zusammenfügen.
Selbstverständlich, es gibt auch RPGs da legt man so gar keinen Wert auf inhaltliche Ordnung und klatscht Regeln hin wo sie gerade passen ohne jede Art der Struktur - das sind dann aber auch die Spiele die mir auch mit Index irgendwie null Spaß machen.
Andere sitzen am Spieltisch, haben eine regeltechnische Frage, wissen auch, daß das irgendwo geregelt wurde, würden das Kapitel gerne SCHNELL finden wollen - und bekommen vom Regelwerk KEINE UNTERSTÜTZUNG.
"Wir beschäftigen uns später damit, in der Pause oder so, JETZT handhaben wir das erstmal so!"
Bin ich bisher immer ganz gut mit gefahren.
Z.B. das deutsche Unknown Armies. Da ist der Index praktisch unbrauchbar, so stark ist der gegenüber dem US-Original zusammengestrichen. Aber wenn man dann meint schlau zu sein und über das INHALTSVERZEICHNIS was finden will, dann wird man hier ein zweites Mal enttäuscht: im deutschen UA fehlt im Inhaltsverzeichnis gleich eine GANZE GLIEDERUNGSEBENE! Da sind nur die praktisch nichtssagenden Überschriften der höheren Ebenen zu finden. Im US-Original kann ich eine weitere Unterebenen mit AUSSAGEKRÄFTIGEREN und somit im laufenden Spiel brauchbareren Angaben finden. - Bei UA habe ich ernstlich Schwierigkeiten gehabt mit dem deutschen Regelwerk klarzukommen. Ich mußte mir erst das englischsprachige greifen, da ich dort SCHNELL an meine gesuchten Informationen gekommen bin.
Naja, aber das ist doch dann eher ein Problem der Übersetzung und sowas weiß man doch vor dem Kauf (indem man mal n Blick ins Buch wirft). Genau diese Haltung ist es die mich am aktuellen Gejammer der SR4 Spieler so nervt:
Sie alle Stürmen das Forum von Fanpro schreien Zeter und Mordio (gut, ist jetzt wieder abgeklungen), kommen mit wer weiß was für Aussagen, vor allem wie unspielbar das Spiel jetzt wird, aber KEINER will es vorher gewusst haben, weil KEINER auch nur einen Blick ins Buch geworfen hat, sondern blind gekauft hat. (Die Ironie ist vor allem dann ersichtlich, wenn man mal bedenkt, wieviele Alt-Eingesessene das Spiel gekauft haben, Kunden noch der ersten Edition und die jetzt auch wieder nöhlen, obwohl - so habe ich mir sagen lassen - jede Edition auf Deutsch mit massiv Bugs und/ oder ohne Index auf den Markt gekommen ist).
Wenn ein Spiel durch einen fehlenden Index derart zäh bis unspielbar wird, dann kauf ich den Kram doch erst gar nicht. Dann noch ne Mail an den Verlag mit dem Vermerk, dass das so nicht gehen kann. Ende!
Ansonsten greift man zur (bei UA wesentlich besseren) englischen Ausgabe, oder streicht das Spiel halt von seiner Liste. Alternativ, wenn mans denn doch unbedingt spielen will:
Beißt man halt die Zähne zusammen ... aber zumindest weiß man vorher bescheid worauf man sich einlässt.
Als Spieler finde ich es auch ziemlich abregend, wenn der Spielleiter bei einer Handlung, die ein Charakter ausführen soll, erst mal eine halbe Stunde in den Research-Mode gehen muß.
Ich auch, deswegen werden Regeln im Spiel auch spontan improvisiert, wenns nötig ist.
Mir ist es auch völlig egal, was in irgendwelchen Lehrbüchern steht. Die Lehrbücher wird sich ja wohl niemand zum VERGNÜGEN und zur FREIZEITBESCHÄFTIGUNG anschaffen, oder? Wenn also das Vernügen, welches zu nicht unerheblichem Maße in der Brauchbarkeit eines Regelwerkes im aktiven Spiel besteht, durch fehlende Idizes, schlechte Inhaltsverzeichnisse und eventuell noch eine wenig intuitive Strukturierung der Inhalte getrübt wird, dann ist das - unabhängig von den eigentlichen Inhalten des Buches - ein schlecht produziertes Werk.
Ach und bei Lehrbüchern ist das nicht so? Das kann oder kann auch nicht Spaß machen damit zu arbeiten. Nur eben dass man manchmal um Lehrbücher nicht rum kommt (Studienbedingt) und Rollenspiele schon, weil es zig tausend Alternativen gibt. Ich mein: Niemand zwingt dich UA Deutsch zu spielen, wenn es denn derart schlampig verarbeitet worden ist.
Selbst wenn bei Geistes-"Wissenschaften" solche schlechten Bücher die Regel wären (sind sie nicht!), dann ist hier ebenfalls Verbesserungspotential zu sehen, statt sich wie ein Schaf in eine "Das ist halt so mies, da gewöhne ich mich eben dran"-Haltung zu fügen.
1. Wo wir gerade dabei sind, ein Wort in eigener Sache:
Genau hier sieht man warum ich mich ungern auf Diskussionen einlasse wo du oder zwei bis drei andere User potentiell dran beteiligt sein könnten. Hier geht es nicht um das sachliche diskutieren um etwas, sondern einzig und allein darum gegenüber dem Diskupartner mal Dampf abzulassen. Was zum Beispiel soll diese Spitze mit den "Wissenschaften" in Anführungsstrichen? Es mag deine Meinung sein, dass das nur Scharlatanerie ist, aber das hat hier im Thread nix zu suchen, vor allem dann nicht, wenn du genau weißt, dass ich aus der Ecke komme und wir gerade diskutieren.
Dir muss doch bewusst sein, dass das ne Provokation ist, also was soll das?
2. Ob die Bücher nun die Regel sind oder nicht, es gibt sie: Schlicht und ergreifend. Und auch damit muss man dann irgendwie klarkommen. Und da bleibt dir nix anderes als das einfach mal hinzunehmen. Bei RPGs ist das nicht der Fall, weil man im Zweifelsfall nicht drauf angewiesen ist.
Wenn das Indie-Rollenspiele schon hinbekommen, dann kann man als Kunde erwarten, daß die großen Verlage (und auch die den Mund sehr vollnehmenden) die Erfüllung solcher Mindestanforderungen an die Produktionsqualität regelmäßig sicherstellen, bevor irgendein Gedanke an überkandideltes Artwork verschwendet wird. Denn niemand nervt seine Spieler am Spieltisch durch stundenlanges Versinken in die Betrachtung der Zeichnungen im Regelwerk - wohl aber durch das langanhaltende NICHTFINDENKÖNNEN wichtiger Regelinformationen.
Man kann ne ganze Menge ... man kann auch erwarten, dass der Kram mal billiger wird, oder alle Regelwerke direkt ein eigenes Regelsystem und gleichzeitig D20 vereinen. Wie gesagt: Erwarten kann man viel.
Man kann auch einfach Bücher kaufen ohne sich vorher zu informieren, sich dann hinterher beschweren, weil es nicht den Standard erfüllt den man erwartet und dann trotzdem weiterhin die Produkte kaufen und dann seine Meinung in Foren rauslassen, wo es eh kaum ein Entwickler je zu Gesicht bekommt.
Nachfrage schafft Angebot und wenn ein Entwickler mit seiner Strategie "unfertige" Bücher auf den Markt zu schmeißen niemals auf die Schnauze fällt, dann scheint doch alles in Ordnung zu sein.
Den Vergleich mit der Computerspielindustrie und den Bugs hebe ich mir dann mal für später auf.