AW: Das Vergewaltigungsthema
Die Frage, in wie fern man dies nun auch für sexuelle Gewalt annehmen kann habe ich ein wenig früher im Thread bereits gestellt. Bis jetzt schien es Konsens zu sein, dass sexuelle Gewalt eben nicht zum von vornherein/üblicherweise Erwartbaren gehört.
Würdest du das anders bewerten? Warum?
Ich denke, dass das durchaus Setting spezifisch ist. Natürlich: Jedes Spiel kann (sexuell) gewalttätig sein, ebenso kann jedes Spiel auch sauber wie eine Sagrotantube sein. Trotzdem lassen verschiedene Settings verschiedenes erwarten:
Ein PP&P ist in seinen Grundzügen eher lustig, sarkastisch und zeigt recht wenig bösartigen Inhalt bzw. dieser wird auf amüsante Weise weichgespült. Dass es plötzlich eine Gang gibt, die sich vergewaltigend durch die Stofftierabteilungen zieht ist als solches nicht zu erwarten und verträgt sich auch nicht unbedingt mit dem Setting.
Wenn ich Shadowrun spiele mit seinen Millionen Zusatzbänden gibt es viele verschiedene Settings die man erwarten kann. Das Grundthema ist jedoch: Verbrecher am Rande der Gesellschaft, die losziehen und Aufträge unter Verdeck für andere erledigen. Dabei bewegt man sich in "den Schatten". Ein Ort, der für die Anonymität und den damit verbundenen Risikofaktoren und Möglichkeiten steht. Shadowrun macht keinen Hehl daraus, dass man in den Schatten alles kriegen kann. Angefangen bei illegalem Matrix Anschluss bis hin zur perfekt designten und erzogenen Hausnutte, die keine Fragen mehr stellt sondern Spaß hat an dem was ich ihr antue. Diese Absurditäten werden teils recht offen angesprochen (in den Quellenbüchern) und bieten vom ganzen drum herum her AUCH die Möglichkeiten Spielabende die in Richtung des Films 8mm gehen zu verbringen.
Gleiches gilt für das generische Fantasy Setting à la D&D oder AC. Ob es nun Dungeon Crawls sind, Minneabende am Lagerfeuer oder der Versuch Königreiche zu stürzen. Kein Fantasy Setting, das ich kenne (sind aber wenige zugegeben) gibt sich dermaßen zugeknöpft, dass Elemente wie "Schatten" und "Unterwelt" völlig ausgeschlossen werden. Es wird geraubt, es wird gemordet, es wird gesoffen - hinzu kommen besagte Versuche Königreiche zu stürzen. Das kann man sauber machen mit Kämpfen Mano-a-Mano oder aber dreckig (mit vergiften des Brunnenwassers und so). Und was macht man also wenn man denn gesiegt hat und das befeindete Volk unter sich geknechtet hat? Versklaven? Ja, schon. Saufen? Bestimmt. Rumhuren? Auf jeden Fall. Werden die Sklaven gefragt ob sie das auch möchten? Wahrscheinlich genausowenig, wie sie als freie Menschen gefragt wurden ob sie belagert werden wollen.
Was ich sagen will:
Nur weil einige Leute ein Problem damit haben und manche Sachen kategorisch ausklammern, heißt das nicht, dass das Setting das nicht auch völlig legitim hergibt. Man kann für sich am Spieltisch entscheiden "Sowas machen wir aber nicht" - das ist ja auch völlig okay. Trotzdem ist es erwartbar, dass auch Vergewaltigung inhärenter Teil des Settings ist, neben dem ach so liebgewonnenen Morden, Rauben, Plündern und Brandschatzen.
Will heißen: Wenn ich ein Spiel habe das zu einer gewissen Zeit, gewisse Elemente darstellt, dann sollte ich mich nicht wundern, wenn es das konsequent macht.