Und noch ein Nachtrag:
Der Schiffsname Bang Gang hört sich für mich so an wie dieses Gangnam-Style-Gedöns, ist also eher asiatisch zu verstehen.
Fook Mi und Fook Yu sind typisch chinesisch angehauchte Namen, wie man sie in Firefly ständig wiederfindet.
Auch deren "Profession" als Companions ist ja offenbar bei Firefly-Fans kein Problem.
Somit haben die Spieler sich da schon entlang einer der Inspirationsquellen von DaSA orientiert: Firefly. Diese tolle Sci-Fi-Western-Serie ist nun einmal mit vielen asiatischen Versatzstücken angereicherter Space-Western. Da kommen dann manchmal auch Namen vor, die aus unserer westlich-arroganten, geradezu kolonialistisch engstirnigen Sicht "anzüglich" aussehen. Doch stellt dies eigentlich im engeren Sinne ein diskriminierendes Verhalten dessen dar, der solche Namen kritisiert. - Ich finde, daß man heutzutage schon über solchen kleinlichen, ewig-gestrigen Ansichten stehen können sollte. Und erst recht in einem Science-Fiction-Setting, welches ja nun Unmengen von Fremdrassen und fremdartigen Kulturen aufweist.
Und wenn es um fremdartige Kulturen geht: Wer kennt denn alles He-Man, die Action-Figur bzw. den Zeichentrick-, Comic-, Hörspiel- und Realfilm-Helden? Eben.
Ich kann es als "non-native speaker" nicht nachempfinden, wie sich ein Englischsprechender wohl fühlen mag, wenn man ihm einen Charakter namens "He-Man" vorsetzt. - Vermutlich genauso, wie ein Deutschsprechender bei einem Charakter namens "Er-Mann". Und genau dieses Gefühl wurde ja hier bewußt hervorgerufen. Das knüpft einerseits an bekannte und BELIEBTE Vorlagen (die He-Man-Geschichten) an und bietet Ansatzpunkte sich einmal kritisch mit dem heutigen Männerbild via Transfer in eine zukünftige Umgebung, eine fiktive Gesellschaftsordnung auseinanderzusetzen.
Überhaupt sind die im Spielbericht aufgeführten Charaktere nicht so sehr auf "deutsche Schenkelklopf-Comedy" ausgerichtet, sondern erscheinen mir als wohlüberlegte Kritik an etablierten, von vielen nicht (mehr) hinterfragten, sondern einfach als selbstverständlich angenommenen Gesellschaftseigenschaften zu sein. Wenn das Männerbild durch "Er-Mann" hinterfragt wird, dann WIRD das natürlich erst einmal als "provokant" aufgenommen werden. Bis man darüber einmal wirklich ernsthaft nachdenkt, WARUM man bei diesem Namen eigentlich so reagiert hat!
Oder die Sexualdienstleistungs-Geschäftsreisenden Fook Mi und Fook Yu. - Hier wird das Thema Prostitution als ANGESEHENE Profession, als ernstzunehmender Beruf und BEWUSSTE Karriereentscheidung aufgegriffen! Das mag zwar manchen "Moralaposteln", die ihr Rollenspiel "keimfrei" halten wollen, nicht passen, doch ist dieses Thema viel zu wichtig und in einer Zeit, in welcher die "Generation Porno" an Schulen und Universitäten zu finden ist, sollte man auch solche der täglichen Lebenserfahrung, der täglichen Konfrontation entsprechende Themen eben nicht ausklammern! - Schon gar nicht, wenn man ein Sci-Fi-Setting bespielt, welches sich ausgesprochenen Tiefgangs bei seiner Umsetzung kultureller Aspekte erfreut.
Siehe auch die Diggarz. Was allein im ersten Abenteuer und dem obigen Spielbericht an kulturellem "Profil" vermittelt wird, das schaffen viele anderen Sci-Fi-Rollenspiele selbst in hunderte Seiten umfassenden Quellenbänden nicht! - Man schaue sich einmal die SPRACHE an, welche die Diggarz verwenden: Yo'Diggar - als Bezeichnung für ihre "Weltraum-Slum-Siedlungen". Da wird Unterschicht-Slang der sozial Ausgegrenzten aufgegriffen. Die Anlehnung an die Rap-Sprache in den Ghettos der US- (und unserer) "Präkariats"-Stadtviertel bewirkt im Leser und Hörer sofort ein vertrautes Bild. Und die dadurch erreichte enorme Immersionstiefe mag eben der Grund sein, warum sich manche vor der tieferen Auseinandersetzung mit derartigen problematischen sozialen Verhältnissen im Rollenspiel scheuen. In DaSA springt einem die Sozialkritik förmlich auf den Schoß und macht einen Lap-Dance!
Und das ist auch meines Erachtens der Grund, weshalb viele beim "Erstkontakt" mit DaSA erst einmal "die Schilde hochfahren" und sich die "Ist ja alles nur Klamauk"-Brille aufsetzen: Die tiefgründige Kritik in DaSA ERSCHÜTTERT nämlich das soziale Gewissen der Unvorbereiteten!
Man erwartet sich ein leichtes, "milchschnittenartiges" Sci-Fi-Setting, bekommt aber brilliant analysierte KRITIK an HEUTIGEN Verhältnissen auf dem Wege des Unterhaltungsmediums Pen&Paper-Rollenspiel auf so subtile Art präsentiert, daß es manchen nicht bewußt wird, wie feinfühlig sie an die eigentlich brisanten Themen herangeführt werden.
Humor erfüllt hier eine SCHUTZFUNKTION. - Sich dessen bewußt zu sein, erlaubt die ganze Tiefe, die ganze Intensität wirklich wertzuschätzen, mit der Das Schwarze All selbst gesellschaftspolitisch heißeste Eisen anfaßt.