AW: Das schlechteste Rollenspiel der Welt
Ich will ja nicht die ehernen Regeln brechen, aber ich muss doch feststellen das mir der Cognac aus der Hand gefallen ist als ich das gelesen habe.
Huppala,
Ich hoffe, der Fleck geht wieder raus...?
Serials ist sicherlich eines der besten Rollenspiele die jemals erschienen sind und es tut mir in der Seele weh das die Autorin leider verstorben ist und ich ihr nicht endlich die wohlverdiente Fanmail schreiben kann.
Dass die Autorin nicht mehr lebt, wusste ich bereits.
Was genau gefällt Dir an Serials?
Serials ist in keinster Weise als jugendgefährdend indiziert worden, das wäre auch blödsinnig.
Anfrage an die Bundesprüfstelle ist gerade per E-Mail an
liste@bundespruefstelle.de raus. Wir werden das klären!
In dem peinlichen Skandal, damals auf der Spiel, ist das eben nur angeregt worden und das von Herren die später die World of Darkness nach Deutschland brachten - eben das wirkt ein wenig verlogen, ich bin da allerdings noch Anhänger meiner ganz privaten Verschwörungstheorie.
Wie gesagt, die Diskussion ob man Serienmörder spielen sollte, will ich nicht führen. Den Skandal von damals habe ich nicht live mitbekommen, sondern erst im Nachhinein nachgelesen. Da war immens viel Bigotterie und verlogene Scheinheiligkeit beteiligt, aber Serials bot eben auch ein verlockendes Ziel. Die Ausflucht in die Satire bei den Diskussionen, die ich gelesen habe, nicht einmal von den Verteidigern von Serials versucht. Da hat man nur versucht die künstelerische Freiheit zur Legitimation dieses Werkes heran zu ziehen.
Das traurigste an Serials ist sicherlich die bigotte Reaktion auf offenkundige Satire.
Woran machst Du fest, dass Serials Satire ist? Ich wage das in Zweifel zu ziehen. Da die Autorin leider keine letztendlich klärende Auskunft mehr geben kann, ist im Buch nur noch ein Name enthalten: Maria Hirthe, die zusammen mit F. V. Holz als Eigenverlegerin geführt ist. Kennt Die jemand, hat da jemand einen Kontakt?
Da das (ich hab mein Buch nicht vor mir, bin im Urlaub, aber wenn ich mich recht erinnere auf die Umschlapappe aufgeklebte) Cover schon nichts mit dem Inhalt zu tun hat, habe ich der Spiegelfolie, die kommmentarlos auf U4 (Umschlagseite außen, hinten) klebt, auch keine Bedeutung beigemessen. Wenn das tatsächlich Satire sein sollte, dann ist sie eben nicht offenkundig. Ich habe das Buch gelesen und die Ernsthaftigkeit ist nirgends
Die Reaktion kam natürlich von den Leuten, die schon lange mit der keule ausgeholt hatten, deren Ziel nun nicht mehr zu verfehlen war! Wer nach einem Prügelknaben/Sündenbock o.ä. sucht, dem wurde mit Serials Tür und Tor geöffnet um die gesamte Rollenspielszene und im Schlepptau noch die Genres Fantasy, Sci-Fi und Horror zu diffamieren.
Bemerkenswerterweise ist ein Spiegel hintendrauf. Ich muss zugeben sehr gegrinst zu haben als ich mein eigenes Gesicht auf einem Buch über Serienmörder sehen konnte (Für die, die es noch IMMER nicht kapieren: Das spielt auf Fantasyrollenspiele und natürlich die WoD an).
Auf dem LP-Cover des 1971er Album "Look at Yourself" von Uriah Heep ist auch ein Spiegel. Dieses Stilmittel ist ebensowenig neu, wie das Stilmittel der Satire. Aber Satire wirkt erst dann, wenn sie erkannt wird.
Man muss der seligen Frau Holz allerdings vorhalten das sie, wenn sie schon Violence vorweg nimmt, deutlicher hätte spotten können.
Ich gehe da sogar so weit, dass sie deutlicher hätte spotten müssen. Es gab auch damals 1995 schon Satire-Rollenspiele (In Nomine Satanis / Magna Veritas erschien 1994), die deutlicher agierten und das Wort Satire auch verwenden.
Serials wirkt, wie ein Rollenspiel, das ernst genommen werden will.
Die Organisaton der Serials (Serienmörder) hat weltweit ca. 5000 Mitglieder, ein Hierarchie-System, in dem man Prestige über den Pressenamen, Gefallen und Engagement in der Organisation erlangen kann und die regelmäßige Treffen abhält.
Das liest sich, wie der Quellenbuch-Text einer Freimaurer-Loge. Wer mal eine Publikation von Black Dog gelesen hat, dem kommen die wirklich vor, wie ein (Entschuldigung, aber der Vergleich ist zu schön um ihn auszulassen...) Dorfschützenverein, der sich zu ernst nimmt. Da sind die Serials echt harmlos und kontrollierbar.
Wenn das satirisch gemeint ist, dann muss das irgendwie erkennbar sein. Das Moment der Übertreibung fehlt so stark, dass sich mir nicht erschlossen hat, wo da die Satire sein sollte. Die kann man sicherlich in den widersinnigen Inhalt hinein interpretieren, aber selbst für einen, der schon ein paar Rollenspielbücher gelesen hat, bleibt doch erstmals in Kombination mit den anderen Kritikpunkten ein sehr schlechte Rollenspiel übrig.
So muss sich Serials immer wieder von Leuten beschimpfen lassen die gerade mal den WDR Bericht darüber kennen - Multor scheint aber zumindest vorher reingeschaut zu haben, was zumindest in der B-Note einen Bonuspunkt gibt.
Den WDR-Bericht kenne ich nicht, mir ist nur der Skandal und einige Diskussionen aus 1995 und 1996 zugetragen worden. Ich besitze das Buch, habe es auch gelesen und nicht als Satire erkannt. Ich will nicht ausschließen, dass da ein Fehler bei mir liegt, aber ich kenne mindestens zwei weitere Personen, die es gelesen haben und ebenfalls nicht zu dieser Feststellung gekommen sind. Wir haben die Charaktererschaffung durchgespielt und es kam nur Murks dabei herum, wir haben verscuht zu spielen, aber der widersinnige Hintergrund und das nicht wirklich abendfüllende Oberthema "Serienmorde" haben nicht zu einem brauchbaren Spiel geführt.
Wenn ich mich jetzt bemühe, Satire in Serials hinein zu lesen, dann kann man natürlich so argumentieren, dass all das eben die Satire sei und man kann sicher auch zahlreiche Punkte finden, die entweder schlecht oder Satire sind.
Was kann da erhellen?
Gibt es irgenndwo in einem alten Fanzine ein Interview mit F.V. Holz zu diesem Thema?
Ist Frau Hirthe dazu zu sprechen?
Sollte Serials tatsächlich Satire sein (was ich nicht glaube), so ist es zuminedest das schlechteste satirische Rollenspiel.