Das George R.R. Martin Event in Deutschland, hier Bielefeld

Mitra

Titan
#StandWithUkraine
Registriert
9. Februar 2003
Beiträge
27.434
Das George R.R. Martin Event in Deutschland
Bielefeld

Der Schauspieler Tom Wlaschiha, der in Game of Thrones die Rolle des rätselhaften Jaqen H’gar spielt, berichtet von den Dreharbeiten und liest aus Das Lied von Eis und Feuer.
Werner Fuchs, der deutsche Agent und vertraute Freund von George R.R. Martin, gibt Einblicke in das Leben und Werk des Bestsellerautors.
Der Literaturkritiker Denis Scheck moderiert die Veranstaltung. Als einer der größten Fans der Romanreihe besuchte er für seine Sendung „Druckfrisch“ George R.R. Martin in Santa Fe.



Kurz vor Acht war es, als ich meinen Wagen geparkt und ich mich nach kurzer Suche bei Thalia in Bielefeld eingefunden hatte. Noch waren nur wenige Leute dort, aber ich sah bereits eine emsig dreinblickende Frau mit Mikrophon und einen mit gleicher Inbrunst gelangweilt dreinblickenden Kameramann. Das hatte ich nicht erwartet, ließ mich dadurch aber auch nicht aufhalten. Was auch gut war, denn das Team sollte ich erst ganz am Ende wiedersehen, als sie einen Stapel Bücher filmten. Komisch? Ja! War aber so! :)
Angekommen an der Tür wurde ich von zwei Damen aufgehalten die mich fragend ansahen.
„Hallo! Ich stehe auf der Gästeliste?“, ließ ich verlauten, weil mir nichts Besseres einfallen wollte. Die beiden Gesichter wurden direkt noch fragender. Beinahe misstrauisch, ja kritisch. „Wie heißen Sie denn?“
Ich nannte meinen Namen und plötzlich änderte sich das Verhalten der beiden schlagartig. Sie lächelten, strahlten mich an und nickten. „Ja natürlich! Willkommen! Kommen Sie, wir haben Ihnen einen Platz reserviert.“
Man nahm mich bei der Hand und führte mich zu meinem Stuhl. Zweite Reihe Mitte, sehr gut. Dort lag auch tatsächlich ein Zettel mit dem Wort *Reserviert* und meinem Namen darunter. Eigentlich lagen da ganz viele entsprechende Zettel, meiner jedoch war der einzige überhaupt in dem ganzen Raum, der zusätzlich mit einem Namen versehen war. Keine Ahnung was bzw. wie Skar das organisiert hat, aber mich hat diese kleine Sonderbehandlung ehrlich und angenehm überrascht.
Halb neun war es dann soweit. Denis Scheck, Werner Fuchs und Tom Wlaschiha, betraten das kleine Podium und setzten sich. Denis Scheck eröffnete die Lesung mit einigen augenzwinkernden Kritiken an der derzeit in Deutschland vorherrschenden schlechten Meinung über Fantasyliteratur. Er zitierte aus dem Spiegel und aus den sicherlich bekannten Anmerkungen von Frau Heidenreich und ließ sie mit gekonntem Wortwitz und zielsicher an den Romanen von Georg R. R. Martin zerschellen.
Danach übergab er das Wort an Herrn Fuchs, der als langjähriger Freund des Schriftstellers über dessen Leben berichtete. Er erzählte davon das George R. R. Martin in Santa Fe wohne, dort drei Häuser in ein und der selben Straße besitze, sich aber sonst sehr bodenständig zeige. Mit einem vergnügten Lächeln berichtete er von einem fast gigantischen Postkasten in Form einer Burg und von einer leidenschaftlichen Sammlung von Spielzeugrittern. Zwölftausend unterschiedliche Figuren, nicht wenige davon aus reinem Plastik nennt der Erfinder der Game of Thrones Reihe sein eigen. Zudem sei er leidenschaftlicher Rollenspieler der ersten Stunde, Althippie (mit einem auffallend starken Hang zur Musik dieser Zeit) und ein äußerst sympathischer Mann mit der Lache eines Barney Geröllheimers!

Anschließend übernahm Tom Wlaschiha das Wort und berichtete, wie er zu der Rolle des Jaqen H’gar gekommen ist. Als Berufsschauspieler hat er sich, um seine Fühler auch international auszustrecken, bei einer Agentur in London angemeldet, die ihm irgendwann die Rolle des Mannes ohne Gesicht zutrug. Zwar kam es ihm komisch vor, eine Rolle zu spielen in der die Figur von sich nur in der dritten Person spricht, aber es war eine internationale Produktion, also hat er –wie so oft in seinem Beruf- an dem E-Casting teilgenommen und es danach direkt wieder vergessen. (E-Castings sind heutzutage wohl üblich, damit den Schauspielern die Reisen erspart werden und den Produktionsfirmen die damit zusammenhängende entsprechenden Kosten) Drei Wochen später meldete man sich bei ihm und zeigte Interesse. Bei dem folgenden Gespräch in London sagte man ihm dann die Rolle zu. Erst danach, informierte sich Wlaschiha über den Hintergrund der Serie und war fortan begeistert. Mittlerweile habe er sogar den größten Teil der Bücher gelesen. Keine Ahnung ob dies der Wahrheit entspricht oder nicht, aber Tom Wlaschiha ist ein äußerst charismatischer und sympathischer Mensch und zumindest ich bin entschlossen ihm das zu glauben… :)

Denis Scheck übergab das Wort wieder an Werner Fuchs, der vom Leben und Schaffen eines George R. R. Martin berichtete. Davon das er in der Zeit als er noch keinen Bestseller auf dem Markt hatte und er sich seine Brötchen damit verdiente, in dem er Drehbücher für Serien schrieb. Am häufigsten für *Twilight Zone* und *Beauty an the Beast*. Dabei gelang ihm etwas, dass sonst eher selten ist in Hollywood. Er machte sich einen Namen und gewann einiges an Einfluss. Auch auf die Serien für die er schrieb. Eine nette Anekdote dazu gab es auch. Und zwar, dass ihn seine Frau Paris zu dieser Arbeit gedrängt hatte, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, dass George Martin seine Tage hauptsächlich damit verbrachte sich Abenteuer und Charaktere für seine Rollenspielabende auszudenken. Und natürlich, weil sie das Geld brauchten.
Werner Fuchs berichtete noch von einer Deutschlandreise im Jahr 2000, in der Herr Martin jedes Schloss, jede Burg und jede Ruine besichtigen wollte, die er zu fassen bekam. Inklusive natürlich Schloss Neuschwanstein, das ihn nachhaltig beeindruckte. Tom Wlaschiha erzählte vom Dreh, den Unterschieden zu deutschen Produktionen und von seinen Kollegen am Set. Eine der verwunderlichsten Geschichten daran war die von Jack Gleeson, der Joffrey Baratheon spielt. Gleeson ist kein echter Schauspieler und hat eigentlich auch gar keine Ambitionen, einer zu sein. Er studiert Psychologie am Trinity College, wäre im wahren Leben sehr freundlich und angenehm und hat an dem Casting zu dieser Rolle eigentlich nur teilgenommen, weil er sich ein wenig was dazu verdienen wollte. Zumindest dies sei ihm hervorragend gelungen! :)

Anschließend las Wlaschiha ein Kapitel aus dem vierten Band der deutschen Bücherreihe vor. Natürlich jene, in der er als Jaqan H’Ragar Arya Stark den dritten Tod gewährt, von ihr hereingelegt wird und ihr zum Abschied eine Münze überreicht. Ich will nicht spoilern… :)

Damit endete der offizielle Teil und es ging in die Fragerunde. Zwei davon sind mir im Gedächtnis geblieben. Die erste drehte sich um den Erscheinungstermin des nächsten Buches. Herr Fuchs konnte hierzu recht detaillierte Auskünfte geben. Derzeit hat George R. R. Martin etwa die Hälfte des sechsten Originalromans fertig (Band 11 und 12 in Deutschland), hierfür hat er knapp über ein Jahr gebraucht, es steht also zu befürchten das mit dem nächsten Buch nicht vor Ende nächsten Jahres zu rechnen ist. Da er aber gleichzeitig auch am Voranschreiten des siebten Romans arbeitet, kann und darf gehofft werden, dass dies nur knapp ein Jahr später erscheint.
Die zweite Frage drehte sich um das Lieblingsthema vieler, um die angeblich teilweise schlechte Übersetzung. Hierzu meinte Herr Fuchs, dass diese notwendig geworden sei, weil die erste Übersetzung uneinheitlich gewesen sei. Das Layout der Bücher wäre katastrophal gewesen und eine Generalüberholung damit mehr als überfällig. Alles in allem, sagte er, sei die Übersetzung übrigens sehr gut gelungen. Die Bücher ließen sich sehr gut lesen. Allerdings räumte er ein, dass besonders die Übersetzungen unglücklich seien, die nur zur Hälfte übersetzt wurden. (Casterlystein, Jon Schnee etc.) Dabei handele es sich jedoch nur um eine handvoll Worte, über die man streiten kann und die kaum entscheidend sein dürften für die Qualität einer Bücherreihe von einem Umfang wie *A Song of Ice and Fire*.

Als es im Anschluss daran an die Autogramme ging, kam mir ein weiteres Mal mein strategisch günstiger und bereits weitreichend gelobter Sitzplatz zu Gute. Ich schnappte mir mein Buch und hielt es als einer der ersten der sympathischen Riege hin, die auch willig ihre Zeichen auf die erste Seite setzten.

Valar Morghulis :)
 
Ich habe da diesen Autokorso von GRRM Fans vor Augen, die durch Deutschland irren und verzweifeln versuchen eine inexistente Stadt zu finden...
 
Eyh Leute, geht da verdammtnochmal hin!
Das lohnt sich aufgrund mehrerer Punkte...

WOW.


Edit: Ich sollte vorher den Text lesen... Gnah...
 
Zurück
Oben Unten