Rezension Chez Guevara [B!-Rezi]

Odin

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Chez Guevara


Mit Chez Guevara ist nach Chez Geek 1 & 2, Chez Goth und Chez Genius der mittlerweile fünfte Teil aus der Chez Geek Reihe von Steve Jackson Games aus den USA erschienen, die in Deutschland vom Pegasus Verlag übersetzt und vertrieben wird.
Die Spieler verkörpern dieses mal jedoch keine Bewohner einer Freak -, Gothic - oder Studenten - WG, sondern verbringen ihre Suche nach Slack als Angehörige einer Revolutionärsarmee im Dschungel.
Das Spiel kommt in einer Box von der bei Pegasus für Kartenspiele üblichen Größe und enthält neben den 112 Spielkarten und der vollfarbigen Anleitung noch einen sechsseitigen Würfel.
Die Kartenillustrationen in diesem Set stammen von Greg Hyland und nicht wie die der übrigen Teile der Reihe von John Kovalic.
Zum Spielen werden noch einige Glassteine, Münzen oder Ähnliches benötigt, um als Marker den erhaltenen Slack der Spieler zu zählen.
Slack steht im Englischen umgangsprachlich für Entspannung und ist gewissermaßen das Ziel des Spieles, da der Spieler, der als erster 20 Punkte Slack erreicht, das Spiel gewinnt.

Spielablauf:
Das Spiel enthält zwei Arten von Karten: Lebens- und Dienstgradkarten. Von letzteren zieht jeder Spieler zu Beginn eine, die fürs erste seinen Dienstgrad innerhalb der Revolutionärstruppe repräsentiert, seine Werte für Freizeit und Einkommen angibt und ihm auch schon ein wenig Slack verschafft. Es gibt die drei Dienstgrade Gefreiter, Korporal und Sergeant, wobei gilt, je höher der Dienstgrad, desto mehr Freizeit, Einkommen und Slack. Die übrigen Dienstgradkarten kommen offen in die Mitte des Tisches.
Die Lebenskarten werden gemischt und jeweils 5 an jeden Spieler ausgeteilt.
Zu Beginn seines Zuges zieht ein Spieler zunächst seine Kartanhand auf 6 Karten auf.
Dann spielt er so viele seiner Handkarten, wie er kann oder möchte vor sich auf den Tisch, um sich so direkt Slack oder andere Vorteile zu verschaffen. Es gibt 4 verschiedene Arten von Lebenskarten: Personen, Aktivitäten, Dinge und Jederzeit-Karten.
Personen bringen einem Spieler entweder Slack und eventuell weitere Vorteile wenn sie erwünscht sind (z.B. der CIA-Agent, der das Einkommen des Spielers erhöht und Denunzierungen erschwert) oder sie bringen keinen Slack und haben deutliche Nachteile für den Spieler wenn sie unerwünscht sind (z.B. die Partymaus, die den Spieler jede Runde zwingt, bestimmte Dinge abzulegen) weshalb diese in der Regel auf Mitspieler gespielt werden. Erwünschte Personen müssen erst mit einem Würfelwurf herbeigerufen werden, während unerwünschte Personen auf jeden Fall erscheinen.
Unerwünschte Personen können zu Beginn des eigenen Spielzuges mit einem weiteren Würfelwurf an andere Spieler weitergereicht werden.
Aktivitäten (z.B. Löcher buddeln oder Schießübungen) bringen dem Spieler, der sie ausspielt, Slack, wobei die wenigsten noch zusätzliche Kosten haben. Unter den Aktivitäten befinden sich auch die Überfälle, bei denen alle Spieler sich gemeinsam Dinge beschaffen, eventuell befördert werden oder aber auch verwundet werden können, was den Verlust von Slack bedeutet.
Dinge repräsentieren die kleinen Annehmlichkeiten des Lebens und können entweder mittels Abstauben oder bei Überfällen beschafft werden. Es gibt sie in verschiedenen Kategorien (Alkohol, Essen, Haustiere, Ausrüstung,...) und sie bringen dem Spieler, der sie besitzt Slack ein.
Jederzeit-Karten bringen Interaktion ins Spiel, können, wie der Name schon andeutet, jederzeit ausgespielt werden und sind nicht an die eigene Runde gebunden. Mit Jederzeit-Karten ist es beispielsweise möglich, sein eigenes Einkommen oder seine Freizeit zu erhöhen, einen Mitspieler zu zwingen bereits ausliegende Karten abzulegen oder Dinge- oder Aktivitätskarten von Mitspielern zu stehlen. Unter den Jederzeit-Karten befinden sich auch Degradierungen, Denunzierungen und Beförderungen, die es ermöglichen seinen eigenen Dienstgrad oder den eines Mitspielers zu ändern.
Begrenzt wird die Anzahl der ausspielbaren Karten durch die Werte in Freizeit und Einkommen des Dienstgrades. Für jede Aktivität muss ein Punkt Freizeit aufgebracht werden (einige haben dazu noch Kosten, die vom Einkommen abgezogen werden), während das Abstauben (also beschaffen) von Dingen ebenfalls als eine Aktivität zählt, in der dann eine Anzahl Dinge, deren gesamte Kosten das Einkommen des Dienstgrades nicht übersteigen, besorgt werden können. In jedem Fall darf die Anzahl der Aktivitäten, zu der auch das Abstauben zählt, die Freizeit des Dienstgrades nicht übersteigen, so wie die Summe der Kosten aus Aktivitäten und Dingen, die abgestaubt wurden, das Einkommen nicht übersteigen darf. Auf jede ausgespielte Karte legt der Spieler sofort die angegebene Anzahl Slackmarker, um so seine Punkte nachhalten zu können.
Zum Ende des Spielzuges können überzählige oder nutzlose Handkarten abgelegt und eventuell erhaltene Wunden geheilt werden, bevor der nächste Spieler mit seinem Zug beginnt.
Sobald ein Spieler alle seine 20 Slackmarker auf den vor ihm ausliegenden Karten unterbringen konnte, hat er gewonnen und das Spiel ist beendet.

Bewertung:
Mit Chez Guevara ist ein weiteres Set erschienen, das die grundsätzlich eingängigen Mechanismen der Reihe weiter fortführt und mit den Überfällen und Wunden noch speziell erweitert. Die Qualität des Materials und die Verständlichkeit der Anleitung sind auf dem von Pegasus gewohnten hohen Niveau. Leider ist dieses Set jedoch so speziell geworden, dass es sich nicht mit anderen der Reihe kombinieren lässt (im Gegensatz zu Chez Goth und Chez Genius, wo dies zwar nicht einfach aber zumindest möglich war). Auch die diesmal von Greg Hyland statt von John Kovalic stammenden Illustrationen machen das Spiel deutlich unattraktiver, das können auch die gewohnt schwarzhumorigen Kartenideen und Sprüche unter den Karten nicht kompensieren und der Humor, der die anderen Teile der Reihe bisher prägte, kommt bei diesem Set einfach nicht über.
Alles in Allem ist die Thematik von Chez Guevara wohl einfach zu spezifisch und die Zielgruppe dafür zu klein. So lange man also nicht in einem besetzten Haus wohnt, oder bei Demos grundsätzlich im schwarzen Block mitmarschiert, hat man mit Chez Guevara nichts verpasst.Den Artikel im Blog lesen
 
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