Welche Kompetenzen hat man mit dem Brexit denn bitte zurückgeholt?
Schonmal was von Handelsgravitation gehört? Die EU ist ein gigantischer Markt und der direkte Nachbar Großbritanniens - die Briten werden Produkte bekommen, die nach EU-Regulierungen hergestellt wurden, OB SIE WOLLEN ODER NICHT.
An dieser Stelle mal der Hinweis darauf, dass Apple den Port seiner Produkte GLOBAL auf USB-C umgestellt hat, weil nicht einmal seperate Produktionsbänder für die EU und DEN GANZEN REST DER WELT wirtschaftlich rentabel sind.
Genauso müssen die Briten ihre eigenen Produkte nach EU-Richtlinien herstellen, weil sie die sonst erst garnicht in die EU exportieren dürfen. Und nein, Märkte in Asien sind keine Alternative.
1. ist die britische Wirtschaft zum allergrößten Teil eine Service-Wirtschaft - mit den Produkten, die eine solche Wirtschaft bereitstellt kann die Bevölkerung eines Nicht-Industrielandes kaum was anfangen.
2. ist der asiatische Markt ewig weit weg, was hohe Transportkosten und hohe Unsicherheit bedeutet (Houti-Piraten, globaler Mangel an Frachtcontainern, Pandemie).
3. ist Großbritannien auf EU-Importe angewiesen, allein schon weil das Vereinigte Königreich Europas absoluter Champion im Klopapierverbrauch ist, aber nur ein Viertel des Bedarfs selbst produzieren kann - dasselbe gilt für ungefähr die Hälfte des Gesamtnahrungsmittelbedarfs. Spezialgüter wie Bauteile für Aufzüge, Röntgengeräte oder Computertomografen kann Großbritannien praktisch überhaupt nicht lokal herstellen.
4. ist Großbritannien für viele Unternehmen mitlerweile ein "buyer of last resort". Keiner hat mehr Bock sich den Papierkram, die Bürokratiekosten und das ewige Warten bei der Zollabfertigung anzutun - weder die europäischen Unternehmen noch die LKW-Fahrer. Und warum sollten sie auch? Sie haben mit dem EU-Binnenmarkt jede Menge Ausweichmöglichkeiten. Die britischen Hersteller nicht. Das Resultat ist, dass die Briten es weitaus mehr, führer und härter spüren, wenn irgendwas in Europa auch nur ansatzweise knapp wird - besonders frisches Obst ist Mangelware, zumal die ganzen Erntehelfer aus Osteuropa dank der bescheuerten Immigrationspolitik ja auch nicht mehr kommen dürfen, weshalb letztes Jahr Tausende Tonnen Obst und Gemüse auf den Feldern verrottet sind (denn, welch Wunder, diese Jobs wurden natürlich NICHT von britischen Arbeitern übernommen). Selbiges gilt für Medikamente, in der EU sind zu jedem Zeitpunkt ungefähr 30 Medikamente/Wirkstoffe Mangelware, in Großbritannien sind es ungefähr 200).
Zusammengefasst, die Briten bekommen Produkte die EU-Normen entsprechen und sie müssen, wenn sie in irgendeiner Form in den nächstgelegenen und größten verfügbaren Markt exportieren wollen, Produkte nach EU-Normen herstellen.
Der einzige effektive Unterschied ist, dass sie weniger Produkte bekommen, die Produkte teurer sind und sie was die Regulationen und Normen nach denen diese Produkte hergestellt werden überhaupt nichts mehr zu sagen haben (vor dem Austritt hatten sie sogar ein Veto-Recht, mit dem sie jahrezehntelang die europäische Bankenregulation und den Aufbau einer gemeinsamen europäischen Militärinfrastruktur blockiert haben, weswegen ich jetzt auch nicht gerade traurig bin, dass sie erstmal für die nächsten 10-20 Jahre weg sind).
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