AGoT leiten (SL-Herausforderungen)

Skar

Dr. Spiele
#StandWithUkraine
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Wenn man AGoT leiten will, dann soll es ja auch nach AGoT schmecken und nicht nach generischer Fanatsy.

Ich möchte hier ein paar meiner Überlegungen ausbreiten, zur Diskussion stellen und um eure eigenen Überlegungen bitten.

Scheiß auf "Abenteuer"

Natürlich wollen wir Abenteuer erleben, aber von einer klassischen Abenteuer-Auftragsstruktur möchte ich wegkommen. Das bedeutet für mich: Eigeninitiiert handeln, Einbettung in die Welt und auf Umgebungsvariablen reagieren.

Für mich wird dieses am ehesten durch das Wort "Chronik" verdeutlicht, wie es bei Vampire Verwendung fand: Man erstellt neben seinem Adelshaus und den SC die umliegenden Adelshäuser, deren Lords und Ladys und sofern sie ins Spiel kommen weitere Haus-Member. Diese leben mit- und gegeneinander und die eigene Gruppe sucht sich ihren Weg innerhalb dieses Geflechts.
Außerdem würde ich mehr Handlungsangebote anbieten, als die Spieler adhoc in Angriff nehmen können. Das reduziert die Abenteuer-Auftragsstruktur und verdeutlicht, dass die Spieler innerhalb der Spielwelt selbst agieren sollen und das Heft in die Hand nehmen.

Wichtig ist dabei die Querverweise zu anderen Häusern reinzunehmen, um die Verflechtungen ausspielen zu können.
Habt ihr also das klassische Abenteuer "Rettet die Jungfrau" im Kopf, dann macht daraus "Rettet die Jungfrau von Lord A, die in den Ländereien von Lord B verschütt gegangen ist und stolpert vielleicht dabei noch in die Verwicklungen von Lord C und Heckenritter D."

AGoT-typische NSC

Die Welt von AGoT hat einige typische "Alignments", die man gut nutzen kann, um NSC einzustufen. Das hilft dem SL (bei einer Vielzahl an NSC) den Überblick zu behalten, wie welcher NSC ausgerichtet hat, welche Prinzipien er hat und dass man eben für den NSC true re/agiert.
Ganz schön finde ich dabei die Alignments aus dem AGoT-Facebook-Spiel:

Old Ways <-----> New Ways
Family <----->Realm
Cunning <-----> Thruthful

Wenn du dir zu jedem NSC 3 Werte aus den Paaren aufschreibst, weißt du immer, wie diese in AGoT-typischen Konflikten reagieren.
Folgen sie den alten Wegen (Traditionen und Göter zB) oder den neuen?
Ist ihnen ihre Familie wichtig oder eher ihre Ländereien (Macht)?
Sind sie eher verschlagen oder ehrlich?

Du vermeidest mit der Eingruppierung dann, dass du NSC von Abend zu Abend anders spielst. Oder ihr Verhalten zu sehr situativ änderst, obwohl sie eben ihre Prinzipien haben.

Man kann natürlich auch eine Skala zwischen die Begriffspaare setzen, um das feingliedriger aufzubauen und Charakterentwicklungen Rechnung tragen zu können.
Auch könnte man weitere Alignments hinzunehmen.
Kriegerisch <-----> Friedlich
zum Beispiel.

Die Königsdisziplin ist es natürlich für wichtige und/oder wiederkehrende NSC kleine Portraitbildchen vorrätig zu haben und diese (mit Namen) auf eine Karte mit ihren Länderein zu kleben.
Das hilft dem SL und den SC den Überblick zu behalten und immer wieder Anknüpfungspunkte zu finden.
(Die Alignments würde ich allerdingst getrennt nur für den SL führen. Gleiche gälte für eine R-Map (Relationship-Map). Für den Anfang reicht aber sicher auch eine Einstufung, wie die NSC den Charakteren gegenüberstehen. (Dabei könnte die Tabelle bei den Intrigen-Kämpfen helfen.)

Details

Manchmal muss ein wenig Soße an die Nudeln. Ich neige selbst oft dazu mich kurz zu fassen und nicht zu schwafeln. Das bringt einen aber auch schnell um diese kleinen Geschmackverstärker, die das Spiel so schön würzen können.

Beispiel: Die Gruppe will mit einem hochrangigen Mitglied eines Adelshauses sprechen.

(Überspitzt) kurz: Ihr besucht seine Ländereien und findet ihn im Thronsaal. (Gespräch beginnt.)

Mit Details: Ihr findet den Meister der Münze im Thronsaal. Als ihr euch vorstellt, legt er die Finger an die Lippen und flüstert "Die Wände haben hier Augen und Ohren. Heute Mitternacht an der alten Septe. Verhaltet euch unauffällig."
Man kann dann schön auch noch die nächtliche Tour durch die Burg und an etwaigen Wachen vorbei einbauen und die Szene bleibt schön in den Köpfen.

Ihr seht, ich meine nicht unnötige "Autoren"-Harwurstdetails wie man sie in Vorlesetexten findet, sondern eben AGoT-typisches.
Hartwurst-Ausnahmen wären für mich übrigens AGoT-typisches wie heraldische Besonderheiten und Essen/Trinken sowie andere Bedürfnisbefriedigung.
 
Also irgendwie.. leite ich immer so. Aber nette Zusammenstellung :D

Bei
Spieler: "Okay, wir wollen mit Lord XY sprechen."
Spielleiter: "Alles klar. Ihr kommt an. Weite Hügellandschaft und so. Ihr seid in der Festung, da steht der Lord XY. Er sagt: "Was führt euch in meine Festung edle Recken?" was sagt ihr?"

fängt mein linkes Augenlid an, nervös zu zucken. But maybe that's just me. Ich stell mir gerade Jemanden vor, der das Beispiel mit dem Meister der Münze liest und sich denkt "meine Fresse, das ist genial! Dass ich selbst nie an sowas gedacht hab!"
 
Kommt ganz darauf an, wonach einem gerade ist, meine ich.

Manchmal mag ich's schnell, hart und direkt. Manchmal finde ich es aber auch gut, wenn man sich Zeit lässt. Kreativität auslebt. Das kann voll schön und intensiv sein.
 
Rollenspiel ist halt wie Sex - Da ist nix mit verderben, nur mit Aufklären XD
Warum kommt mir da der Satz in den Sinn: Rollenspiel: Der Sex/Brainfuck der Nerds. ;)

@Skar: Deine Leitungsweise funktioniert nur mit den richtigen und aktiven Spielern. Deine kreativen Spieler müssen Eigeninitiative haben. Bei Konsumentenspielern oder Spielern, die nur dem Plot nachhecheln erleidest du mit deiner Leitung Schiffbruch.
 
@Skar: Deine Leitungsweise funktioniert nur mit den richtigen und aktiven Spielern. Deine kreativen Spieler müssen Eigeninitiative haben. Bei Konsumentenspielern oder Spielern, die nur dem Plot nachhecheln erleidest du mit deiner Leitung Schiffbruch.
Seh ich nicht so. Ich mach ja keine Sandbox, wo nur Handlungsangebote herumliegen. Das stehen schon Probleme an und Probleme können auch drängend werden, dafür sind sie ja da.
Udn sobald ein Problem drängend wird, werden die Interessen weiterer Parteien ins Spiel einfließen. Und schon läuft das Ding. ;)
 
Noch eins nach unserem ersten richtigen Spielabend. Ist natürlich auch eine Sache, die man in allen Rollenspielen nutzen kann. Aber hier eben aufgrund der Häuser (und NSC) auf Augenhöhe ganz besonders:

Gib den Leuten ein Gesicht

Nutze Bilder, um wichtige und auf gewisse Langfristigkeit ausgelegte NSC darzustellen. Das ist nicht nur für eine einheitliche Vorstellung der Mitspieler Gold wert, sondern erhöht den Bezugsrahmen der Spieler zu dem Charakter als auch die Erinnerung an ihn.
Außerdem ist es ein Ankerpunkt. Bleibt das Bild im Sichtbereich der Spieler präsent, werden sie es auch zunehmend nutzen und die Person im Spiel berücksichtigen.
 
Einen hab ich noch. :)

Mach es kaputt.

AGoT sträubt sich nicht dagegen, ehemalige Setzungen über Bord zu werfen und immer wieder neue Verhältnisse zu schaffen. Es ist ein Teil von AGoT, dass sich die Welt und die Machtverhältnisse ständig ändern. Respektiere und zelebriere das.
 
Du hast die generelle Regel vergessen: Nobody is safe - weil Valar Morghulis. ^^
Hier ist Timing essentiell, immer dann wenn einem der Charakter ans Herz gewachsen ist, gibt man den Leuten noch eine kurze Verschnaufspause um sie dann auf die übelst möglichste Art und Weise umzubringen.
Inspirationen: Griechische Tragödien
 
Ich glaube da gibt es aber dann doch schon Unterschiede zwischen einem zu konsumierenden Medium und einem zu spielenden. :)

Es sei denn man schafft es mit einer guten Regelbasis so einen Charaktertod nicht als völligen Verlust des bisherigen Spielerfolges darzustellen. (Wie?)
 
Du hast die generelle Regel vergessen: Nobody is safe - weil Valar Morghulis. ^^
Hier ist Timing essentiell, immer dann wenn einem der Charakter ans Herz gewachsen ist, gibt man den Leuten noch eine kurze Verschnaufspause um sie dann auf die übelst möglichste Art und Weise umzubringen.
Inspirationen: Griechische Tragödien


Damit schafft man aber keine gute Story mehr, sondern äfft die Fernsehsserie nach - die links und rechts vom Wegesrand Charaktere tötet, weil man halt den Ruf hat. Eddard Stark im Buch zu töten war ein Schock. Robb Stark zu töten war... überraschend. Jon Snow zu töten war vorhersehbar. Aber das man in der Verfilmung dann alle drei Folgen einen sympathischen Charakter tötet ist ermüdend. Zumal die Tode in den ersten drei Büchern alle noch irgendeinen Sinn und Konsequenzen haben, das fröhliche dahin schlachten von Randfiguren aber nicht.
 
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, woher dieses Klischee von den hundert tausenden von Toten in der Reihe kommt. Klar, es sterben mehr zentrale Figuren als bei "Eine himmlische Familie", aber gerade im Fantasy-Genre gibt es doch weiß Gott genug Reihen und Geschichten, wo es gehörig mehr zur Sache geht.
 
Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, woher dieses Klischee von den hundert tausenden von Toten in der Reihe kommt. Klar, es sterben mehr zentrale Figuren als bei "Eine himmlische Familie", aber gerade im Fantasy-Genre gibt es doch weiß Gott genug Reihen und Geschichten, wo es gehörig mehr zur Sache geht.


*SPOILER - Lest die verdammten Bücher oder lasst den Post weg*

In der Fernsehserie? Weil die zum einen die Buchprotagonisten pflichtschuldig tötet - also Robert, Eddard, Robb, Catelyn, Joffrey und Oberyn - zum ANDEREN aber auch zusätzlich eingeführte Protagonisten (die komische Hure aus Winterfell) und zusätzlich noch Charaktere die im Buch überleben (Die Blutreiter von Dany, Grenn, Pyp). Es entsteht der Verdacht, man wollte hier einfach noch ein bisschen den Ruf festigen - obwohl es für Grenn und Pyp so absolut gar keinen Grund zum umbringen gab.

In den Büchern: Weil mir spätestens nach dem Exitus von Jon Snow die Sache etwas gewollt wirkt... Der dämliche Quentyn Martell wird als Protagonist eingeführt und im gleichen Buch abgefackelt. Wie gesagt - bei Eddard war es noch irgendwie schocking, aber nach dem Red Wedding hätte man mal zwei Gänge herunter fahren können. Und spätestens mit Quentyn war das ganze so ausgelutscht, das es mir egal wurde.
 
Oh ich kann verstehen, wenn man sagt, dass die killings nach einer Weile systematischen und methodischen Charakter entwickeln um uninspiriert die Schock-Formel zu wiederholen. Absolut, da geb ich dir auch Recht, gerade in den letzten Büchern. Auch das HBO in dieser Sache (und in der Sexploitation und im Gore-Faktor) noch einmal unbedingt einen draufsetzen wollte, vermutlich um durch Kontroversen noch einmal ein paar Zuschauer mehr abzuholen.

Ich krieg nur nich auf die Platte, wenn die Leute Martin zu diesem "kills all your favorite characters"-Guru hochstilisieren. Ever heard of the Malazzan Book of the Fallen, zefix?!

Und er machts noch nichmal. Ned, Robb, Catelyn und Oberyn. Jo. Und sonst? Showrunner? Nope. Sympathieträger? Eher nicht. Vielleicht noch Renly. Wie gesagt, im Vergleich zu etwas seichteren Alternativen ist das vielleicht "bold" und mutig und was Neues. Aber selbst die Sopranos halten da mit. Und bei denen kann ich mich nich an drölfzig Memes darüber erinnern, wie der halbe Cast übern Jordan geht oder wie grausam David Chase angeblich ist. Und ich krieg Zustände, wenn aus drei Familienmitgliedern beim Red Wedding plötzlich "the whole family" wird, die da angeblich hops geht. Immer diese Übertreibungen.

Jon ist in meinem Buch noch nicht tot. Glaub ich erst, wenns confirmed ist.
 
Off Topic: Der Unterschied von AGOT zu anderen Werken in denen viel gestorben wird, ist einfach der das AGOT viel bekannter ist. Und damit für viele eine "neue" Erfahrung. Wobei ich sagen muß, das es nicht sooo viele Werke gibt in denen zentrale POV Charakter sterben oder gleich im ersten Buch kleine Kinder aus dem Fenster fliegen.

On Topic: Was Skar sagt klingt für mich schonmal nach einer guten Anleitung.

Das kann man übrigens in jedem Setting nutzen:
- Sich in kurzen Stichpunkten die wichtigsten Charakterzüge eines NPC's zu notieren macht immer Sinn.
- Ein Abenteuer nutzen um auf Dinge hinzuweisen die vielleicht früher mal vorgekommen sind (oder später noch kommen werden) vertieft immer die Atmosphäre. Selbst wenn man "nur" Abenteuer im Diablo Style spielt kann es nicht schaden wenn man vor den letzten Wächtern des Endbosses des derzeitigen Abenteuers ein paar tote Dunkelelfen auf dem Boden verstreut. Das macht 1. klar das diese Wächter was drauf haben und wirft 2. die Frage auf was zur Hölle die Dunkelelfen hier für Ziele verfolgen (was man ja zwei Abenteuer später zur Handlung machen kann).
- Ob und wie man banale Begegnungen mit mehr Details schmückt um mehr Atmosphäre zu erzeugen hängt natürlich auch immer von den Einfällen des SL's ab. Wenn mir gerade nichts interessantes Einfällt dann ist es auch okay wenn die berühmten / einflußreichen SC's auch mal ohne weitere Intrigen sofort eine Audienz bekommen. Wenn ich aber eine gute Idee habe wie ich den Aufenthalt am Hofe noch Interessanter gestalten kann währe es natürlich Verschwendung die Gelegenheit verstreichen zu lassen.
 
Oh ich kann verstehen, wenn man sagt, dass die killings nach einer Weile systematischen und methodischen Charakter entwickeln um uninspiriert die Schock-Formel zu wiederholen. Absolut, da geb ich dir auch Recht, gerade in den letzten Büchern. Auch das HBO in dieser Sache (und in der Sexploitation und im Gore-Faktor) noch einmal unbedingt einen draufsetzen wollte, vermutlich um durch Kontroversen noch einmal ein paar Zuschauer mehr abzuholen.

Ich krieg nur nich auf die Platte, wenn die Leute Martin zu diesem "kills all your favorite characters"-Guru hochstilisieren. Ever heard of the Malazzan Book of the Fallen, zefix?!

Ja, da ist er ein Opfer der eigenen Propaganda geworden. Ich glaube was am Tod von Eddard so "schocking" war ist, das vieles in dem Buch aus dessen Perspektive erzählt wurde und alles doch auf ein sehr "klassisches" Ende hinauslief (Ein Lord wird zu Unrecht eines Verbrechens beschuldigt und rettet an der Mauer dann doch die Welt), das auf eine relativ grausame Art und Weise dann abgekürzt wurde. Bei Robb war es genauso - Der Sohn der entehrten Familie rächt, trotz unterlegener militärischer Macht, den Vater und düpiert den Feind. Und ja, er HAT ja auch an dieser Stelle zwei Sympathieträger auf dem Gewissen - und das ist eben die Stelle wo aus zwei "alle" wird. Die Serie dreht das ganze auf 11 und dann kommen so sätze wie von Kit Harrington: "Wenn wir unser Drehbuch bekommen blättern wir es alle erstmal schnell durch, um zu sehen ob wir sterben!"
 
... und beides (Neds Enthauptung und die RW) war irgendwie wenig überraschend, wenn man ehrlich ist.
Für Hochverrat, wie ihn Ned begangen hat, gibt es normalerweise nur eine Strafe. Dass wir erwarten, dass der "Gute" überlebt, hängt mit unserer Lesesozialisierung zusammen, wo oft dann eben irgendein Deus ex machina daherkommt und die Situation rettet.
Und bei Robb lief alles darauf hinaus, nachdem die Freys den Vertragsbruch einfach so akzeptiert hatten.
 
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