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„Sie sind verbunden mit dem Apparat von Gräfin von Liebenstein. Sie sprechen mit Andrew. Was kann ich für Sie tun?“ Eine neutral klingende Stimme, kaum von einem Anrufbeantworter zu unterscheiden, meldete sich. Linus konnte keine Regung oder Gefühle aus den Worten heraushören. Spötter würden sagen, dass die Stimme langweilig klang, vielleicht aber auch nur gelangweilt.
man hörte Linus an das er gut gelaunt war. Nicht zuletzt wegen dem Ausgang des Gesprächs mit dem Notar.
"Linus MArstein hier. Ich hätte gern die Gräfin gesprochen, es ist geschäftlich, ich habe einen Auftrag von ihr und müsste noch etwas mit ihr bereden."
"Guten Abend Herr Marstein. Die Gräfin ist im Moment beschäftigt. Um was handelt es denn konkret? Ich werde dann versuchen, dass sie so schnell als möglich für sie Zeit hat." war die Antwort des Ghuls. Ob das so stimmte oder ob er alle Anrufer erst einmal von der Gräfin abschirmte war unklar. Klar war nur, dass Linus hier noch etwas Gedult benötigte.
Er könnte sich ja hinterher bei der Alten beschweren, falls er das Verhalten ungebührlich fand.
"Nun ja, sie hat mich mit dem Erwerb einer Immobilie beauftragt. Ich brauche noch Unterlagen damit ich den Handel abschliessen kann. Deshalb wäre es gut wenn ich direkt mit ihr sprechen kann. Wenn sie allerdings nicht erreichbar ist würde ich mich über einen Rückruf freuen, damit ich die Dinge direkt mit ihr besprechen kann."
"Unterlagen? OK." Kurz war nichts zu hören, so als ob jemand die Muschel zuhält. "Im Moment ist es schlecht, aber die werte Gräfin hat mir signalisiert, dass sie in einer halben Stunde Zeit hat. Vielleicht möchten sie persönlich vorbeikommen, dann kann ich inzwischen die Unterlagen herrichten und ihnen dann sofort übergeben. Wenn sie mir noch bitte sagen würden, um was für Unterlagen es sich handelt, ..."
"Ähm, in Ordnung. Ich werde es der Gräfin ausrichten. Bis gleich." Andrew war sich nicht sicher was er mit den Wünschen des anderen anfangen sollte. Aber er würde es der Gräfin ausrichten. Sie würde wissen was zu tun ist.
Wußte ja garnicht, dass ein Hotelzimmer eine Türglocke hat ;-P
Linus hatte kaum das Türblatt berührt, da öffnete sich die Tür. Andrew stand dahinter und bat den jungen Ventrue herrein.
Er führte ihn durch das Vorzimmer in den Salon und weiter in das Ankleidezimmer der Gräfin. Dort saß diese und ließ sich von einer jungen Frau gerade der Haare richten.
„Ah, Linus, komm herein. Ich hoffe, du verzeihst, dass ich mich weiter fertig mache. Aber wir haben nachher doch noch einen Termin. Du weißt schon welchen. … Nun, was gibt es denn? Andrew sagte was von Dokumenten, die du noch brauchst. Aber so ganz schien er es nicht verstanden zu haben. Bitte erkläre es mir noch einmal.“
Sie beobachtete ihn durch den Frisierspiegel. Sie schien aber trotzdem voll auf ihn konzentriert zu sein. Sie vertraute der Dienerin voll, dass sie die Haare schon richtig stylte.
"Nein, das stört mich nicht. Ich will auch keine Zeit rauben. Ich bruache nur ihren Ausweis und den Totenschein von Herrn Schlesinger. Wenn ich die beiden Unterlagen habe dann kann ich den Kauf abwickeln. Ich habe schon alle anderen Unterlagen zusammen."
Jetzt hatte Linus die volle Aufmerksamkeit der Alten. Mit einer Handbewegung schickte sie die Dienerin in den Hintergrund. Dann wendet sie sich zu Linus um und mustert diesen eindringlich. Sie schien ihn mit ihren Blicken zu sezieren und seine innersten Gedanken nach außen zu kehren.
Die Sekunden wurden zu Minuten und nach gefühlten Stunden der Stille, sprach die Gräfin Linus an.
Totenschein? Ausweis? An was heutzutage alles zu denken war. Früher genügte ein wenig Überzeugungskraft und gegebenenfalls Gold und es war erledigt! War es wirklich so kompliziert geworden oder war Linus doch ... zu jung?
„Tja, einen meiner Ausweise also. Nun, diesen können sie beim Verlassen von Andrew bekommen. Aber …. Wie in 10-Teufelsnamen kommst du auf die Idee, dass ich dich benötige, wenn ich auch noch den Totenschein hätte oder gar ein Testament. Schätzt du mich als faul ein? Jemand der die Jüngeren arbeiten schickt, um selber Party zu machen? Oder gar als zu verstaubt, um das Haus zu verlassen, einen Makler aufzusuchen und sich ein Haus zu kaufen?“
Ihre Stimme war leise und scharf und ihr Blick bohrte sich in Linus Augen.
„Oder traust du mir zu, dass ich eine Situation einzuschätzen gelernt habe und bei Schwierigkeiten dann Spezialisten einsetze, die ein Problem zu lösen wissen? Habe ich mich da in dir getäuscht? Das täte mir sehr leid. Und ich müsste mich bei dir entschuldigen, dass ich dich überfordert habe. Etwas was mir unangenehm wäre und ich hasse Unannehmlichkeiten! Aber dann müsste ich eben eine einfachere Aufgabe finden, damit du deinen Wert für den Clan beweisen kannst.“
Fast flüsterte sie nur noch und es war sonst Mucksmäuschen still im Zimmer, so dass der Seufzer der Dienerin nicht zu überhören war.
Der Kopf der Alten ruckte herum und die Dienerin nahm die Gesichtsfarbe eines Kainiten an. „Wolltest du etwas dazu sagen? Habe ich etwa noch einen Fehler begangen und verborgene Talente in dir übersehen, Konstanze? Wenn dem nicht so ist und du, wie ich doch annehme, keine Expertin in Sachen Erbrecht bist, dann darfst du dich entfernen. Wir sprechen uns dann nachher!“
Ihr Blick wanderte wieder zu Linus und sie schien die Dienerin nicht mehr zu beachten. Sie war es gewohnt, dass es keine Widerworte geben würde und Konstanze den Raum verließ. Das tat diese auch, nicht ohne hinter dem Rücken der Alten Linus noch einen Blick zuzuwerfen, den man am ehesten mit Mitleid interpretieren konnte.
„Nun, wie werden wir beide weiter vorgehen? Kannst du das Problem lösen oder nicht? Brauche ich einen anderen Experten? Oder kann ich mich darauf verlassen, dass du Fähigkeiten besitzt, den zuständigen Arzt oder einen anderen aufzusuchen, ihn eindringlich um einen Totenschein zu bitten. Diesen gegebenenfalls zu bezahlen und damit den Kauf der Villa über die Bühne zu bringen, so dass ich mich in Kürze auf einen Umzug freuen darf?“
Mit einem Lächeln, dass Linus, wäre er nicht schon tot, bestimmt das Blut in den Adern gefrieren lassen würde, wartete sie auf seine Antwort. Hoffentlich die Richtige. Nur welche war das?
Na dann. Hatte sie das Gefühl der Jüngere ist ein wenig angepisst war? Naja, Lehrjahre waren keine Herrenjahre, das hatte sie erlebt und vor ihr 1000ende junge Kücken und wahrscheinlich noch viele anderen danach.
Es tat ihr fast leid, ihn so zusammenzustauchen, aber besser sie tat es. Jemand der es im Inneresten gut mit ihm meinte und nichts böses wollte, als jemand der nicht so dachte.
Sie wollte ihm helfen in der Welt der Dunkelheit zu überleben, schien es ihr doch so, dass seine bisherigen Mentoren da Versäumnisse angehäuft hatten.
Er musste lernen, seine ihm gegebenen Kräfte einzusetzen. Zu seinem Wohl und zum Wohl des Clans!
Sollte sie ihm zeigen wie? Wußte er es? Wie weit waren seine Kräfte ausgebildet.
Deutlich milder gestimmt fragte sie ihn dananch: "Nun, ich hoffe, dass du weißt was ich meine. Welche Kräfte die unseren sind und wie sie einzusetzen sind. Wie weit fortgeschritten mußt du selber beurteilen. Falls du aber Hilfe brauchst, helfe ich dir gerne. Sehr gerne.
Ich kann mich noch erinnern, wie ich diese eingebläut bekommen habe, ..." Sie dachte kurz zurück und es lief ihr ein Schauer über den Rücken.
"DAS wollen wir nicht. DAS sollt du nicht erleben. Aber es gibt Personen, auch in unserem Clan, die dich bei gleicher Situation jetzt schon bestraft hätten, weil du ihn mit sowas belästigst. Es wird allgemein erwartet, dass Aufgaben verteilt werden. Wenn die Betroffenen es sich nicht zutrauen, hat man dies sofort anzuzeigen. Ansonsten gilt nur der Erfolg!"
Da war sie wieder, Mutter Theresa der Jungen. Linus konnte ihr das ruhig glauben, dass sie ihm nichts böses wollte.
Sie lächelte ihm aufmunternd zu und hoffte, dass er jetzt nicht bockte. Sie wünschte sich von ihm, dass er ihre Worte verstanden hatte und danach handelte. Es war selten einfach mit Alten zu arbeiten. Ein Restrisiko blieb immer. Man wußte einfach nie was diese wirklich wollten.