[28.04.2008] Wir sind das Chaos

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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Beschaulich lag die wenig befahrene Straße in der man das 'Cafe de Trois' finden konnte da. Die Bürgersteige waren hier sehr sauber und die kleinen Zierbäume die die Straße säumten gestutzt und gepflegt. Sogar die geparkten Autos waren allesamt Waschstraßen verwöhnt und keines schien länger als eine Woche seine Wäsche zu missen.
Die Fassaden der Häuser waren ordentlich gestrichen und sogar die Fahrbahn Markierung war blütenweiß.
Wenn doch mal ein Wagen hier entlang fuhr, tanzten die Lichter seiner Scheinwerfer verspielt auf dem Asphalt, der schon von einer dünnen Schicht des Morgendunstes glänzte, denn das Versprechen des Sonnenaufganges schwebte bereits in der Luft. Zumindest für jene die empfindlich genug waren, oder peinlich darauf bedacht solchen Anzeichen Beachtung zu schenken. Alles war friedlich und hübsch.

Aus der Ferne war ein Wummern zu hören. Es passte nicht recht in die Idylle dieser Straße, darum mochte ein Zuhörer bereits bei dieser geringeren Lautstärke die Stirn in Falten legen. Dem Wummern folgte ein Rauschen, es schien aus vielen Richtungen zugleich zu kommen, daher konnte man kaum bestimmen woher es genau kam. Eines aber war überdeutlich, nämlich wo es hin wollte. Es kam näher.
Aus dem Wummern war ein Dröhnen geworden und einen Sekundenbruchteil bevor man aus dem Rauschen eine marodierend, brüllende Menschenmenge erkennen konnte, flog etwas im hohen Bogen die Straße hinab. Mehrmals drehte sich das bräunliche Objekt lustig im Schein der Straßenlaternen. Reflexionen von aufgebrachten, oder vergnügten Gesichtern, vermummten Fratzen und aufgerissenen Mündern brachen sich in dem halbtransparentem Geschoss.

Mit einem Kreischen zerplatze die Bierflasche auf einem geparktem Auto. Das Jaulen der Alarmanlage stachelte den johlenden Pöbel nur noch weiter an. Wie die Flut in eine stolze Sandburg schwemmten die Menschen auf das Cafe zu. Keiner wusste so recht warum sie genau hier waren. Es war niemand vorausgeeilt und es schien sie niemand anzutreiben. Der Schwarm hatte das Individuum übernommen und der Schwarm war es, dessen Aggression sich hier Bahn brach.

WIR SIND DAS CHAOS ! WIR SIND DAS CHAOS ! WIR SIND DAS CHAOS

Plärrten sie ihr Mantra trotzig gegen die Häuserwände und schlugen und traten sie alles entzwei dessen sie habhaft werden konnten. Schließlich standen sie vor den Milchglasscheiben des Cafe. Steine waren aus dem Gehweg gepuhlt worden. Die Erinnerung an Scharen von auf der Strecke gebliebenen Fingernägeln klebte in Form von blutiger Kruste an ihnen. Die improvisierte Munition schleuderte unter dem Applaus der aufgeheizten Menge gegen die großen Fenster. Es knirschte und die Fugen stöhnten protestierend. Donnernd vibrierten das Glas in seiner Einlassung und dann... zerbrach es nicht.
Träge purzelten die Steine wieder zurück auf die Straße und nicht wenige verletzten die heranstürmende Menge. Verblüfft und wie vom Schlag getroffen standen die lautesten Krawallmacher an vorderster Front wie vor einem Wunder und bestaunten die völlig intakten Scheiben. Kleine Katschen hatten sich gebildet, umrahmt von gräulichem Steinstaub, und markierten die Aufschlagstellen. Mehr war nicht geschehen.
Kurz machte sich Ratlosigkeit breit. Wie so oft konnte schon ein kleines Hindernis mit dem niemand gerechnet hatte die Energie des Mobs herunterbrechen. Fast konnte man meinen, dass sich die Aushilfs Anarchisten nun schmollend und leise wieder verdrücken mochten um ihr gescheitertes Attentat zu verdauen, da bahnte sich ein einzelner Messias seinen Weg bis nach vorne. Ruhig und gemessen waren seine Schritte, stolz und aufrecht seine Haltung. Er brachte die Lösung, er brachte das Heil. Gelassen stellte er einen grünlichen Gegenstand in die Mitte des freien Bereiches der sich vor dem Cafe gebildet hatte. Sofort kehrte der Glanz in die Augen der Menschen zurück. Mit einem begeistertem Aufschrei begannen sie ihre Bierflaschen zu leeren und sich Streifen aus der Kleidung zu reißen.
Der Erlöser stellte breit grinsenden seinen in einem Cowboy Stiefel steckenden Fuß auf den Benzinkanister ab.
 
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