AW: [27.04.2008] Das große Gespräch (Primogentreffen)
Ein Primogen nach dem anderen betrat also den Besprechungsraum der Akademie und ein jeder von ihnen erschien dort weit vor der eigentlich angegebenen Zeit. Nicht nur dies war ein eindeutiges Zeichen für die Brisanz der Lage, sondern auch die schweigende Entschlossenheit mit der sich ein jeder von ihnen an seinem Platz einfand. Natürlich versicherten die Ahnen sich mit knappen Worten ihres gegenseitigen Respekts, das übliche belanglose Gerede, der berühmte Small Talk, fiel jedoch gänzlich dem Ernst der Lage zum Opfer. Ja selbst Ziege der widersinniger weise vorne bei Romero im Büro saß, hatte gänzlich auf irgendwelche Boshaftigkeiten verzichtet und das wollte ja nun wirklich etwas heißen.
Noir hatte lange vor den anderen am Kopf des Besprechungstisches Platz genommen und begrüßte ihre eintreffenden Gäste nun in einer Form, die zwar mehr als ausreichend war, um spürbar über dem Mindestmaß an Etikette zu liegen, aber dennoch den Ernst der Lage dabei nicht verkannte.
Ältere Clansvertreter konnten eine deutliche Veränderung in dem Raum feststellen. Der ehemalige, leicht verraucht und doch gemütliche, französische Landhausstil des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts war komplett entfernt und durch äußerst geschmackvolle Möbel und Einrichtungsgegenstände der Moderne ersetzt worden. Wie es schien, hatte die Seneshall es für nötig befunden, so etwas wie einen frischen Wind aufkommen zu lassen und selbst der altmodischste Kainit musste zumindest stillschweigend eingestehen, dass die Neuordnung des Raumes nicht ohne Talent vollendet wurde.
Anscheinend hatte Noir ein Händchen für so was!?
Wie immer in letzter Zeit traf ausgerechnet Lord Johardo als Letzter zu der Besprechung ein und nachdem die Seneshall ihn dafür, für die anderen kaum wahrnehmbar, ihr mimisches Missfallen ausgedrückt hatte, erhob sie sich von ihrem Platz um dieses äußerst brisante Gespräch zu eröffnen.
„Meine sehr verehrten Primogene, liebe Beisitzer und Freunde. Ich darf hiermit die heutige Sondersitzung eröffnen und gleich zu Beginn mit einer traurigen Nachricht fortfahren. Prinz Buchet lässt sich für den heutigen Abende entschuldigen.
Sie alle sind hoffentlich über die uns betreffenden, weitreichenden Probleme informiert und im Zuge der hiermit zusammenhängenden Gefahrenabwehr ist es seiner Exzellenz nicht möglich, diesem Treffen bei zu wohnen. Er lässt ihnen jedoch seine besten Wünsche ausrichten und ich darf ihnen zudem mitteilen, dass ich durch meinen Verlobten bis ins kleinste Detail über seine Ansichten, Wünsche und Ideen informiert worden bin und diese auch gedenke hier entsprechend vorzubringen.
Bevor ich jedoch den Haupttagespunkt, namentlich den Stand der aktuellen Situation im Krieg gegen die Garou, erläutere, möchte ich um kurze Wortmeldungen, bezüglich einiger hiervon unabhängiger dringender Anfragen bitten. Irgendjemand der anwesenden Damen und Herren etwas das im Vorfeld unbedingt kurz angesprochen werden sollte?“
Noir sah neugierig in die Runde. Eine Routinefrage die eigentlich nur gestellt wurde um die Form der Etikette zu wahren. Dennoch aber auch eine gute Möglichkeit erste Ansichten vorzubringen und Weichen zu stellen. Wer der Frauen und Männer hier war wohl ein echter Politiker?
Innerlich aufs äußerste gespannt wie die Ahnen auf die Bombe reagierten, die sie in wenigen Minuten gedachte zum Platzen zu bringen, fiel es der Seneshall schwer, die innere Unruhe gänzlich zu verbergen.