AW: [25.04.08] - Rollstuhlgerechtes Zimmer gesucht
Dr. Schlesinger fing an zu erzählen.
„Ich wurde im Jahre 1834 in Köln geboren, ebenso wie 5 Jahre später meine Herrin Augusta Holmström. Mein Vater kannte ihren Vater, einen bekannten Juwelier, flüchtig. Frau Holmström ist schon in jungen Jahren nach Südafrika gegangen. Ein paar Monate nachdem sie zurückkam, im Jahre 1889, mit ihrem Sohn, starb sie, angeblich. Zuvor lernte sie mich kennen. Ich war Leiter der Nervenheilanstalt von Köln und zudem Leibarzt der verwitweten Gräfin Emilia von Hohenfels.
Frau Holmström wurde in jenem Jahr freigesprochen und erwählte mich zu ihrem Ghul.
Ich war fortan dafür zuständig ihr geeignetes Blut zu verschaffen. Meine Herrin trank nur Blut von depressiven Sterblichen.
Im Jahre 1977 stieg meine Herrin in den Ancillastatus auf. Bis zum 19. April dieses Jahres waren wir in Köln ansässig. Köln steht unter Ventrueherrschaft.
Meine Herrin beschloss einen Ortswechsel, und am 20. April kamen wir nach Finstertal.
Sie verstand sich sehr gut mit der Seneschall und sollte Eheringe für sie herstellen.“
Waren die Ringe nicht sogar schon fertig? Wäre es da nicht gut, sie abzuliefern? Die Seneschall würde sich sicher freuen.
"Frau Holmström war nicht nur Juwelierin, sie verstand sich auch auf die Herstellung von erlesenem Schmuck. Um die Finanzen habe ich mich gekümmert.
Meine Herrin und ich begaben uns mit Herrn Marstein in ein Bekleidungsgeschäft. Dort trafen wir auf den Tremere Neugeborenen Herrn von Löwenstern und den Toreador Neugeborenen Miguel Cortés. Sie waren dort mit ihren Ghulen. Der Tremere Ghul ist auch Arzt soviel ich weiß. Er turtelte mit der Ghulin des Toreador, Frau Lucia Alvarez.
Einen Abend später zeigte meine Herrin der Seneschall bereits die Entwürfe der Ringe vor. Bei der Gelegenheit traf sie in der Kunstakademie ein weiteres Mal auf Herrn Cortés. Sie wurde an dem Abend auch neue Primogena des Clans Ventrue und neue Mentorin von Linus Marstein, da der bisherige Primogen, der verehrte Ahnherr von Brandenburg, nach Berlin abgereist war und seine beiden erst kürzlich adoptierten Kinder Eduard Mentesse und Linus Marstein hier gelassen hatte.
Der 23. April war jener verhängnisvolle Abend, an dem meine Herrin vernichtet wurde. Ich hatte meine Herrin und Herrn Marstein zum Dark End gefahren, einem sogenannten Gothic Club. Diesen wollten sie besuchen.
Kaum dass wir den Parkplatz erreicht und ausgestiegen waren kam Herr von Löwenstern auf uns zu. Er hatte soeben einen Anruf von Herrn Cortés erhalten und bat uns um Hilfe.
Auch sein Ghul kam hinzu.
Auf Anweisung meiner Herrin fuhr ich sie, den Tremere und seinen Ghul zu der Wohnung von Herrn Cortés. Ich sollte mir Frau Alvarez anschauen, denn sie sei durchgedreht und habe ein Zimmer verwüstet, in das Herr Cortés sie eingesperrt hatte.
Ich kann nicht sagen, warum meine Herrin mitfuhr anstatt dass sie nur mich dorthin geschickt hätte, ich habe natürlich nicht nach dem Grund gefragt.
Wir kamen in die Wohnung. Frau Alvarez war zunächst noch eingesperrt, Herr Cortés ließ sie dann jedoch hinaus, und sie machte einen ganz normalen Eindruck.
Aber dann – nun, ich hatte den Eindruck, dass Herr Cortés sehr von meiner Herrin angetan war und versuchte mit ihr anzubandeln. Dieses gewisse Interesse war unschwer zu erkennen. So wohl auch für Frau Alvarez. Ihr inniges Verhältnis zum Ghul des Tremere schien sich aus mir unbekannten Gründen abgekühlt zu haben. Wohl aber war sie dann offenbar eifersüchtig auf meine Herrin, weil Herr Cortés so angetan war von ihr und um sie warb.
Es ging alles sehr schnell, über all das nachdenken konnte ich erst viel später. An der Wand hing zur Zierde ein Schwert. Es wirkte asiatisch. Ich hatte nicht mitbekommen wie Frau Alvarez es von der Wand gerissen hatte. Ich sah nur, wie der abgetrennte Kopf meiner Herrin durch den Raum flog.“
Dr. Schlesinger versagte es für eine Weile die Stimme, und er wurde offensichtlich durch die Erinnerung an diesen grauenhaften Augenblick überwältigt. Er kostete ihn sichtlich Überwindung mit seinem Bericht fortzufahren.
„Nur wenig später zerfiel sie völlig. Ich war im Schockzustand und unfähig mich zu rühren. Ich bekam noch mit, wie Frau Alvarez nun ihr Schwert in die Brust des Tremereghuls rammte. Mitten ins Herz, was nur tödlich sein konnte. Der Ghul sackte zu Boden und Herr Cortés stürzte sich auf seine Ghulin und biss ihr in den Hals, immer wieder, und auf dem Boden bildete sich eine große Blutlache.
Herr von Löwenstern schob mich in den Raum, den Frau Alvarez verwüstet hatte und schloss mich dort ein. Ich wurde ohnmächtig. Zwischendurch kam ich zu Bewusstsein und hörte wie der Tremere mit Herrn Romero telefonierte und ihm sagte was geschehen war. Dann sagte er zu Herrn Cortés er wolle zur Kunstakademie fahren. Ich verlor wieder das Bewusstsein, und als ich aufwachte war es völlig still in der Wohnung. Ich trat die Tür auf. Der Boden war notdürftig saubergewischt, es war jedoch niemand mehr in der Wohnung, auch der Tremereghul war fort. Als ich aus dem Haus trat, sah ich, dass der Jaguar meiner Herrin fort war. Dieser Toreador hatte meinen Autoschlüssel auf dem Boden gefunden und das Auto geklaut.
Wie ich später von ihm erfuhr, hatte er die Überreste meiner Herrin zusammengetragen und zusammen mit ihrem Kleid und der Leiche seiner Ghulin im Kofferraum des Jaguars verstaut.“
Dr. Schlesingers Mimik drückte deutliche Missbilligung aus.
"Da der Toreador also den Jaguar gestohlen hatte, musste ich mir ein Taxi herbeirufen und habe mich zum Bahnhof fahren lassen. Ich wollte natürlich weiterhin dem Clan Ventrue treu sein und wollte daher zurück fahren nach Köln, wo man mich schon so lange kennt. Während der Zugfahrt jedoch spürte ich plötzlich einen unbezwingbaren Drang wieder nach Finstertal zurückzufahren und Frau de Groote, eine Toreador Ancilla, aufzusuchen.
Dies tat ich also, und dann war dort auch die Geissel Herr Dargol und ich wurde verhört. Der Tremere hatte offenbar doch nicht Herrn Romero aufgesucht sondern war geflohen. Auch sein Ghul sei geflohen, mit einem Flugzeug nach Helsinki, was darauf schließen ließ, dass der Tremere seinem sterbenden Ghul unerlaubt erschaffen hatte.
Herr Dargol nahm mir meine Geldbörse und Papiere und mein Handy ab. Er sagte ich sei nun ein Sklave und hätte somit kein Lebensrecht mehr. Er wolle mich vielleicht behalten oder aber an denjenigen verkaufen, der ihm am meisten bietet. Ich hätte mir gewünscht, dass der Clan Ventrue über meine Zukunft entscheidet und nicht die Geissel.
Ich soll am 1. Mai während der Hochzeit des Prinzen bestraft werden.
Bis dahin darf ich die Stadt nicht verlassen, keinen Kontakt zu jeglichen Ventrue aufnehmen, und ich darf Ventruegebiet nicht betreten.“
Dr. Schlesinger überlegte.
„Hm, aber liegt dieses Hotel nicht auf Ventruegebiet?
Herr Dargol hat mir den Tod angedroht, sollte ich jetzt mit einem Ventrue Kontakt aufnehmen. Erfährt er von diesem Gespräch, so wird er mich töten.
Falls ich überlebe, ob sich wohl jemand fände, der mich aufnimmt? Jedenfalls würde ich lieber sterben als dass ich in den Diensten eines Nicht-Ventrue sein muss. Aber falls ich sterben muss, dann soll wenigstens mein Vermögen und das Vermögen meiner Herrin, das nicht unbeträchtlich ist, nicht in die falschen Hände geraten. Ich könnte mich bemühen, es vorher einem von Ihnen oder einem Ihrer Gefolgsleute zu überschreiben.