[23.04. 2008] Im Hovel

AW: [23.04. 2008] Im Hovel

Der Gestank von dem Müll schlug Miguel entgegen und wieder wurde ihm übel vor Ekel.
Was war das bloß für eine Gegend? Nicht sehr einladend. Miguel wunderte sich, dass Jenny sich hier wohl fühlen konnte.
Zwar hatte er in seiner Kindheit und Jugend selbst in ärmlichen Verhältnissen gewohnt, aber Armut musste nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Unsauberkeit sein. Seine Mutter hatte die Zimmer stets sehr sauber gehalten. Und sie hatten in einem normalen kleinen Ort gewohnt und nicht in irgendeinem Slum. Armut hatte verschiedene Gesichter.

Miguel holte sein Handy heraus.

„Die Nummer von Herrn Dargol, würden Sie mir die jetzt geben?“

Lurker hatte ihm zwar vorhin damit vor der Nase herumgewedelt, ihm den Zettel aber nicht gegeben.
 
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Miguel hatte das Zauberwort nicht gesagt.
Die Versuchung mit dem Zettel vor der Nase des Spaniers herum zuwedeln und ihn ein wenig auf und ab springen zu lassen für die Nummer war schon groß.

Sitz...Platz...mach Männchen...

Der zweite Gedanke wäre dem Rosenkind die Nummer nur zu verkaufen, aber zum einen war die Telefonnummer nicht geheim und überall offiziell zu erfragen und zum zweitem hatte er ja ein erhöhtes Interesse daran das Cortéz bei Dargol anrief und dieser ihn hier schnappte und ins Gebet nahm. Jetzt gerade war also nicht die Zeit für Spielchen.
Mit einem boshaftem Grinsen entfaltete der im Müll hockende Nosferatu erneut seine überlangen Finger und hielt Miguel den Zettel mit der Telefonnummer hin.

Dieser konnte sehen wie bei der Bewegung Lurkers einige Kellerasseln und ein ansehnlicher Tausendfüssler aufgeschreckt wurden und über dessen Schulter wegkrabbelten.
 
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Miguel nahm den Zettel entgegen. Handschuhe wären jetzt was Feines.

„Danke.“

Dieser Typ saß nicht nur im Müll, er war auch noch selbst von Ungeziefer bevölkert, wie es schien. Wie schauderlich. Miguel widerstand dem Impuls zu schauen ob auch an ihm selbst so ein Kroppzeug herumkrabbelte. Aber zumindest kitzelte ihn nichts, wie beruhigend.

Miguel tippte die Nummer ein und wartete ab ob Dargol dranging.
 
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Es klinglete nur 2 mal bis ein Rauschen folgte.
In diesem Rauschen erklang eine Stimme, beides war so unangenehm, dass man am liebsten wieder auflegen würde
Dargol, was kann ich für Sie tun.
Was folgte war Stille, so angenehm klar und leise, dass man Ihr einfach nicht wieder stehen konnte.
 
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Miguels Stimme klang neutral.

„Guten Abend, hier spricht Miguel Cortés. Herr Lurker sagte mir, Sie wollen mich sofort sprechen. Ich nehme an Sie möchten mich in persona sprechen? Ich stehe dafür natürlich zur Verfügung. Ich bin gerade im östlichen Industriegebiet, ich bin mit einem Taxi hierher gekommen.“

Es war abzusehen, dass es sehr bald sehr ungemütlich werden würde. Schon allein diese Stimme verhieß nichts Gutes. Miguel wünschte sich weit fort.
 
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Ah, Herr Cortez, wir treffen uns am Friedhof. Dort sind wir ungestört.
das Röcheln war kalt und unerträglich und die Pause ein genuß für die Ohren.
Sie haben 20 Minuten Zeit.
Die Geissel legte auf, was zurückblieb war ein Knapper Zeitplan, 20 Minuten....
 
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Am liebsten hätte Miguel geflucht.
Bis ein Taxi kam, das dauerte doch viel zu lange. Dann käme er zu spät. Also musste er jetzt doch mit Lurker fahren - falls der überhaupt dazu bereit war. Aber das wäre sicher immer noch weniger schlimm als wenn Miguel zu spät käme. Die Strafe fürs Zuspätkommen wollte er sich lieber nicht ausmalen.

Also fragte er Lurker: "Herr Dargol will sich mit mir am Friedhof treffen, in 20 Minuten, würden Sie mich dort hinfahren, bitte? Ansonsten muss ich mir eben ein Taxi nehmen."
 
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Während der Spanier mit der Geißel telefonierte hockte Lurker quitschvergnügt auf dem ruiniertem Reifenstapel und ritze mit einem seiner schmutzigen, scharfen Fingernägel kleinen Rinnen in das porös gewordene Gummi, wobei lange, gekringelte Streifen entstanden die der Nosferatu gelangweilt in den Müll der Gosse schnippste.
Als Miguel schließlich geendet hatte, sah er wieder zu diesem auf, was dieser daran erkennen konnte, das sich die Kapuzenöffnung wieder in seine Richtung wandte. Der Rosenkavalier hatte kontrolliert entsetzt geklungen, so als müsse er seine Worte an einem kleinem, kalten Knoten aus Angst vorbeipressen, der ihm im Hals steckte und der stetig wuchs. Der Nosferatu spürte das sich der schwarze Schatten in seinem innerem wohlig in der Angst des Anderen suhlte. Wie guter Wein legte sich das Aroma der Furcht über seine Geschmacksnerven.
Für die Idee ein Taxi zu besteigen erntete Miguel nur ein trockenes, abschätziges Lachen, das klang als würde man eine rostige Blechdose über eine Fensterscheibe ziehen.

Ich bringe sie hin, aber wir werden kein Fahrzeug besteigen. Glauben sie mir, nur die Orte zu denen sie mit ihren eigenen Füßen gegangen sind, haben sie wirklich besucht.

Damit faltete sich das Merkwürdige Lurker Ding aus seiner gehockten Position wieder auseinander und karikierte eine einladende Verbeugung in Richtung der Dunkelheit der Gasse in der sie standen.
Scheinbar wollte er tatsächlich zu Fuß gehen und den Spanier auf seinen Pfaden durch die Stadt mit sich nehmen. Gut möglich das dieses Ding ihn auch mit durch die Kanäle führen würde.
Oder hatte der Nosferatu gar nicht vor Miguel zu seinem Rendevouz zu geleiten ? Vielleicht würde er den Torreador einfach verschwinden lassen und vor der Geißel behaupten das sie sich nach dem Telefonat am Hovel getrennt hätten ? Eigentlich klang es sinnlos das Lurker ihn erst durch die halbe Stadt verfolgte um ihm dann ganz am Ende doch etwas anzutun. Andererseits machte das krächzende, geifernde Ding auch nicht unbedingt den Eindruck sonderlich gesund zu sein, sei es physisch oder psychisch.
Andererseits war der Nosferatu bisher nicht aggressiv gewesen und für jemanden der nicht unbedingt Verrat hinter jeder Ecke vermutete war der Gedankengang das er einem etwas böses wollte vielleicht auch zu obskur. Dachte der Spanier schon wie ein Flüchtling und Ausgestoßener ? Vielleicht war das Alles aber auch gleichgültig, denn Lurker schien gar nicht über Alternativen diskutieren zu wollen, wie sein abschließender Kommentar bewies.

Bei solchen Treffen ist es ratsamer wenn die eigenen Schritte nicht für jedermann nachvollziehbar sind.

Zumindest würde Lurker in kein Auto steigen. Er war auf seinen Wegen schneller, er hasste diese abscheuliche Technik und ein Taxi war das allerletzte was man nehmen sollte, wenn man keine Spuren hinterlassen wollte.
 
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Was kümmerte es Miguel ob irgendjemand erfuhr, wie und wohin er gefahren war um sich mit der Geissel zu treffen. Es war dem Toreador im Moment völlig gleich ob die ganze Welt wusste was er gerate tat. Aber wenn Lurker meinte Miguel sollte eine solche Spur nicht hinterlassen, dann eben nicht, sollte er doch seinen Willen haben.

Aber ob man zu Fuß tatsächlich schnell genug war? Nun ja, wenn man genug Schleichwege kannte, dann konnte das schon sein. Und Miguel wusste ja gar nicht wo der Friedhof überhaupt war, wie weit von hier entfernt.
Und wenn er dann zu spät kam konnte er immerhin sagen er habe sich darauf verlassen, dass Lurker ihn rechtzeitig dorthinbringen konnte.

„Gut, gehen wir also zu Fuß“, sagte Miguel und wartete darauf, dass Lurker ihn führte.

Miguel hatte Jenny nichts getan, welchen Grund also hätte Lurker ihn jetzt schon verschwinden zu lassen. Und für später würde Miguel sich absichern. Nein, absichern war das falsche Wort. Es wäre sicher unmöglich es zu verhindern entführt zu werden, wenn Lurker es auf ihn abgesehen hatte. Aber zumindest würden andere dann wissen was mit Miguel passiert sein könnte falls er verschwand.
Die Seneschall würde sicher nicht wollen, dass ein Toreador einfach so entführt, gefangen gehalten und gequält wurde, selbst nach dem was passiert war. Denn er war immer noch Toreador.
Und falls Miguel doch jetzt schon verschwand - die Geissel würde Lurker Fragen stellen und sich sicher nicht mit Ausreden abspeisen lassen. Zumindest hoffte Miguel das.
 
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