[23.04. 2008] Im Hovel

Schwan

Miguel Cortés, Toreador
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18. April 2008
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Miguel bezahlte und stieg aus dem Taxi. Nach einigem Suchen und Fragen fand er das Hovel schließlich.
Es war schon Musik hörbar, er bewegte sich auf den Eingang zu und fragte dort nach Jenny.
 
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Ein ebenso muskelbepackter wie unfreundlicher Kerl in schwarzem Leder wies Miguel mürrisch den Weg.
Das Hovel schien vor einer halben Ewigkeit mal eine Art Lagerhalle gewesen zu sein, welche bereits nach den ersten Metern gegen so ziemlich jedes Gesetz des geltenden Brandschutzes verstieß.

Vom Eingang her führte ein schmaler Weg zu einer größeren freien Fläche die nur mit viel gutem Willen so eben noch als Dancehall bezeichnet werden konnte. Hier gab es an auffälligen Einrichtungsgegenständen eine lange Theke als Ausschank und in einigen Metern Höhe, eine Empore hinter brüchigem Glas und Maschendraht hinter der der DJ seine diversen Platten abspielte. Von dieser Halle aus strahlten etliche enge Gassen ab, die in einem vollkommen chaotischem Labyrinth aus Rigipsplatten, Holzwänden und behelfsmäßigen Mauern mündeten.
Anscheinend war das Hovel in der Szene außerordentlich beliebt, denn trotz der offensichtlich gravierenden Mängel an Sicherheit und Sauberkeit platzte es förmlich aus allen Nähten.

So blieb es auch nicht aus das der Spanier auf seinem Weg durch den zentralen Raum mehrfach Zeuge offensichtlichen Drogenkonsums, unverblümter sexueller Aktivitäten und zahlloser anderer illegaler Beschäftigungen wurde.

Eines war ganz offensichtlich, dies hier war nicht das Mexican und schon gar nicht das Cafe de Trois.

Kurz bevor Miguel sich ein Herz fassen und das vor ihm lauernde Labyrinth betreten musste trat wie aus dem Nichts die kleine Caitiff neben ihn und grinste breit.

"Hey Honey! Schön dich zu sehen. Magst nen Drink?"
 
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Miguel schaute sich neugierig um.
Dann stand plötzlich Jenny vor ihm. Er lächelte sie herzlich an. Das erste Mal heute war ihm zum Lächeln zumute.

„Hallo Jenny! Ich freu mich auch dich zu sehen.
Ist ja richtig Stimmung hier. Nicht so steif wie im Cafe de Trois.
Du kannst anscheinend auch normale Getränke trinken? Ich nicht, und spezielle Drinks, du weißt schon, gibt´s hier sicher nicht?
Hm, da müsste ich wohl mit jemandem anbandeln wenn ich was trinken will - von jemandem."

Er grinste.

"Aber nicht jetzt sofort. Das kann ich ja später noch.“
 
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"Jepp, aus irgendeinem Grund kann ich immer noch essen und trinken. Muss alles irgendwann wieder raus, aber das ist ein geringer Preis, glaube mir. Was wäre eine Nacht wie diese ohne mindestens eine Flasche Jackie?"

Jenny lachte lauthals und man sah ihr an das sie einfach hierher gehörte.

"So ne Plörre wie im Cafe gibts hier nicht, du wirst dich nach was anderem umsehen müssen. Wenn du aber von einem der Girls hier trinkst, sei bloß vorsichtig wen du dir aussuchst. Die wenigsten hier sind clean und ich möchte nicht das du dir irgendeinen unfreiwilligen Trip einfängst. Man lernt irgendwann seine Vorteile daraus zu ziehen, aber wenn es einen unvorbereitet trifft, kanns ein echt unangenehmer Ritt werden!"

Mit einem vergnügten Zwinkern prostete sie ihrem unverhofften Gast zu und nahm anschließend einen tiefen Zug aus einer unetikettierten Flasche.

"Aber mal zu deinem Problem. Was hastn jetzt vor?"
 
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„Hast du´s gut, ich würde auch gern noch essen und trinken können.
Dann werde ich wohl besser woanders jagen. Bin aber sowieso nicht durstig im Moment.“

Dann zuckte er mit den Schultern.

„Keine Ahnung. Ich hatte bisher noch keine Zeit darüber nachzudenken. Aber irgendwie wird es schon weitergehen. Erstmal eine neue Wohnung suchen.
Bestimmt will die Geissel mich bald haben. Wie hast du diesen Dargol denn kennengelernt, wollte der dich überprüfen oder sowas?“
 
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"Hmm, nee, schlimmer! Als ich mich angemeldet habe, hat Romero mir ein paar Extrawürste aufgebrummt. Eine davon war, das ich mich einmal die Woche bei der Geißel melden sollte. War wohl damit ich nicht auf dumme Gedanken kommen, oder auch einfach nur weil wir uns nicht riechen konnten und er mir eins rein tun wollte, keine Ahnung!? Brav wie ich nunmal bin, habe ich mich auch gleich zu Dargol aufgemacht..."

Sie grinste frech, sie brachte es scheinbar nicht übers Herz das Wort Brav im Zusammenhang mit sich lebst, ohne zumindest einen mimischen Kommentar stehen zu lassen.

"Na ja und wie es aussieht konnte der mich anscheinend gleich um einiges besser leiden, denn er hat unser regelmäßiges Treffen direkt auf alle zwei Tage raufgeschraubt. Der Notgeile Sack! Bisher verliefs mit ihm immer recht glimpflich, aber wenn du mich fragst sollte man ihn trotzdem nicht unterschätzen!"

Jenny zuckte arglos mit den Schultern.

"Was Dargol selber angeht kann ich dir nicht mehr sagen. Er ist recht undurchschaubar und scheint seine eigenen Brütchen zu backen. Ich halte ihn für ziemlich gefährlich, aber händelbar. Wenn du mich also fragst, solltest du, wenn du auf ihn triffst irgendwas cooles in der Hinterhand haben das die olle Geißel interessiert. Dürfte sich nachhaltig positiv auf deinen Teint auswirken, wette ich..."
 
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Miguel war verwundert.

"Alle zwei Nächte will die Geissel dich sehen? Ganz schön oft.
Auf mich ist Romero jetzt auch nicht mehr gut zu sprechen, denn ihm scheint viel an der Ventrue Primogena gelegen zu haben. Zur Seneschall darf ich nur noch mit Fürsprecher und einen neuen Ghul darf ich nicht erschaffen. Nicht, dass ich das vor hätte. Lucia war ständig so eifersüchtig und hat jedes Mal einen Aufstand gemacht wenn ich mal mit anderen Frauen geflirtet habe. Die Seneschall hat nicht begriffen wie sehr ich unter Lucia gelitten habe, diesem ständigen Gempotze, Genörgel und den Vorwürfen. Ich kann nur sagen an so jemanden gekettet zu sein ist eine Strafe. Aber jetzt bn ich endlich frei von ihr. Und ich werde ganz bestimmt nie wieder eine Frau ghulen, in die ich verliebt bin, soviel ist sicher!

Tja, aber habe ich für die Geissel was Cooles in der Hinterhand? Nicht so wirklich. Was könnte Dargol interessieren - Glaskunst wohl kaum, und Flamenco sicher auch nicht.
Da kann ich eigentlich nur abwarten und schauen wie´s wird.
Ich darf im Moment leider erstmal nicht arbeiten, und die Glaskunst ist meine Arbeit. Aber die Firma in Barcelona läuft zum Glück auch ohne mich. In die Fiirma hab ich sehr viel Arbeit und Herzblut reingesteckt. Irgendsoein Ventrue würde es finanziell sicher in einem Jahr weiter bringen als ich in den letzten 30 Jahren. Aber an der Börse spekulieren, sowas wär nichts für mich. Ich hab mir durch mein Kunsthandwerk alles was ich jetzt besitze mit meinen eigenen Händen selber erarbeitet. Mein Auto macht fast ein Drittel dieses Vermögens aus, verrückt eigentlich. Der Rest steckt in der Firma. Die Firma hat jetzt immerhin sogar ein paar Angestellte, daher werde ich also dort nicht mehr unbedingt gebraucht. Aber ich würde gern selbt irgendwas tun, ich kann doch nicht die ganze Nacht nur rumhängen.
Ich bin ja eigentlich hierhergekommen um Arthur was in punkto Glaskunst beizubringen. Daraus wird aber nichts mehr. Denn ihm ist man jetzt auch auf den Fersen. Ich habe ihm aber zur Flucht verhelfen können - hoffe ich zumindest. Aber aus dem Gildehaus kriegt ihn sicher keiner raus. Ich hab ihn gedrängt dort Zuflucht zu suchen. Als Tremere kann er das ja. Ich hoffe er kann entkommen, denn er hat schleßlich nichts Schlimmes gemacht, aber man würde ihm bestimmt trotzdem was anhängen, einfach weil er dabei war als das mit der Ventrue passiert ist."

Miguel dachte nach.

"Hm, dann werde ich mir eben irgendeinen Job suchen, damit ich beschäftigt bin. Oder ich könnte privat Gitarrenunterricht geben. Aber damit kann ich nicht meine Nächte ausfüllen. Ich bn es gewohnt viel zu tun zu haben, ansonsten fehlt mir was. Und was machst du so?"
 
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"Alles und Nichts! Ich mag es nicht an irgendetwas oder irgendjemanden gebunden zu sein. Ich verdiene mir hier und da ein paar Kröten als Tätowierer. Treffe mich häufig mit Freunden, hänge ab, betrinke mich oder gehe auf irgendeine Party. Ich habe außerdem ein großes Interesse für Politik und versuche mich grade in dieser Richtung weiterzubilden. Ich lese also viel. Außerdem helfe ich Enio manchmal aus der Patsche oder lasse mir wie gesagt von der Geißel vorhalten wie ungesund mein Lebensstil ist!"

Etwas hilflos zuckte Jenny mit den Schultern als sie began ihre Beschäftigungen aufzuzählen. Es war offensichtlich das sie sich für sich selbst noch nie damit auseinandergesetzt hatte.

"Na ja was noch? Ich helfe den Armen und Obdachlosen so gut und so oft ich kann, aber letztlich ist es nur der berühmte Tropfen auf der heißen Herdplatte. Was aber nicht heißt das ich aufgebe. Joah und so im großen und ganzen war es das! Wie du siehst ist es doch eine ganze Menge was man so machen kann, also sorge dich nicht! Wenn ich dir eines versprechen kann, dann das es in meiner Nähe niemals langweilig wird!"

Sie zwinkerte verschwörerisch und stieß sich von der Wand ab an der sie bislang gelehnt hatte.

"Ich geh zur Theke mir was zum Trinken besorgen, komm mit wenn du magst."
 
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Miguel folgte Jenny zur Theke.

Lesen…nun, da er die Zeit dafür hatte könnte er ein wenig Lesen üben…doch hätte er die Geduld dazu? Bisher waren seine Bemühungen in diese Richtung stets kläglich gescheitert. Schon allein der Gedanke daran war ihm unangenehm. Andereseits wäre es ganz schön ganze Bücher lesen zu können statt nur stückweise etwas Text.
Doch er schob den Gedanken an alles Unangenehme lieber erstmal weg und besah sich die Leute.

Dann fragte er Jenny: „Wer ist denn eigentlich Enio? Kenne ich noch nicht.“
 
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„Der Pilger? Knurriger Kerl und Boss der Brujahs hier in der Stadt. Nach außen hin ein echt harter Brocken mit verdammt wenig Sinn für Humor. Tief in seinem Inneren aber ein echt Süßer. Wenn man ihn erst kennt und auf so was steht, versteht sich. Sag’s nicht weiter, aber ich kann den echt richtig gut leiden. Er ist ein Mann der Tat weißt du, einer der Mal nicht nur viel redet! Außerdem haben wir ähnliche Interessen… auch wenn er das jetzt ganz sicher anders sehen würde.“

Lachend nahm Jenny einen tiefen Schluck aus der soeben georderten neuen Flasche Whiskey und schlug dem Toreador anschließend vergnügt auf die Schulter.
Dann schien sie plötzlich jemanden zu erkennen, denn ihr Blick folgte für eine Zeit einer kleinen Gruppe schwarz gekleideter Männer.

„Hey da ist Tim mein Ghul, der verdammte Mistkerl. Muss eben ein paar Takte mit dem reden, …kann dauern. Warte hier wenn du Bock hast, genieß die Musik, geh tanzen, mal Bilder, oder mach sonst was… Wir sehen uns irgendwann?
Bye!“

Sie hatte den Satz noch nicht ganz beendet, da war sie auch schon ohne auf eine Antwort zu warten in der moschenden Masse tanzender Metaller verschwunden.
 
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Jenny hatte einen Ghul?

Und dann war sie weg, und Miguel fühlte sich plötzlich schrecklich einsam und verlassen, und eine bleierne Müdigkeit ergriff von ihm Besitz. Er wünschte sich mit einem Mal nichts sehnlicher als unendlich lange zu schlafen. Zu vergessen, an nichts zu denken.
Er lehnte sich an die Theke, und es kam ihm alles irgendwie so unwirklich vor. Alles um ihn herum schien dann allmählich zu verblassen, zu verschwinden, auch der Ton. Miguel blickte auf die Tanzenden ohne sie wirklich zu sehen. Ging sein Blick ins Innere? Nein. Ins Nirgendwo, ins Leere, ins Nichts. Nun hatte er das, was er sich wünschte, er war irgendwo wo man nichts sah, nichts hörte und nichts empfand, sich an nichts erinnerte und an nichts dachte.
 
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Es gab Nächte die nicht an Banalität und Eintönigkeit zu überbieten waren. Qäulend langsam tropfte Augenblick für Augenblick von der Zukunft in die Vergangenheit und es waren eben solche Nächte, die den Fluch so schrecklich machten das man das Gefühl hatte nicht mehr Nacht für Nacht einzeln zu erleben, sondern das die Zeit sich einen grausamen Scherz erlaubte und für die Vampire eine einzige, endlose Nacht kreiert hatte in der sich alles immer und immer wiederholte. Alles schmeckte gleich, alles roch gleich, jede Farbe war gleich. Alles war gleich bedeutungslos.
Dann aber wieder gab es Nächte wie diese. Aufwühlend und mit Wucht trieben die Ereignisse Lurker durch die Stadt und stürzten ihn in ein Wechselbad der Gefühle.
Das war insgeheim auch der Grund aus dem der Nosferatu immer noch hinter dem Rosen Kavalier her war. Solange die Jagd andauerte, fühlte er etwas. Es war nicht nötig die öde Leere in ihm künstlich mit irgendwelchen Routinen zu füllen. Seine Nerven brannten fiebrig und er war aufgeregt. Neckisch spielte er mit seinen langen Spinnenbeinartigen Fingern, tippte sich mit seinen schwarzen Nägeln vor seine Vorderzähne und leckte sich ab und an über seine schorfigen Lippen. In seinen Mundwinkeln sammelte sich zähe kleine Klümpchen schwarzen blutigen Speichels.
Voller wolliger Vorfreude hockte er auf einer rußigen, mit Graffiti beschmierten Mauer irgendeiner kleinen, dreckigen Fabrik. Unter sich fuhr er mit den Fingerspitzen immer wieder die einzementierten Scherben auf dem Mauerrand nach, während er den Eingang und die Umgebung des 'Hovell' beobachtete.
Hier konnte man hervorragend jagen. Oft wankten völlig zugedröhnte Junkies aus dem Laden heraus und schafften es gerade mal in irgendeine dunkle Gasse, wo sie besinnungslos zusammenbrachen. Man konnte sie packen und überall hinschleifen um sie auszusaugen, niemand würde sie suchen. Man konnte sogar ab und an eine Leiche einfach im Dreck liegen lassen, man war es gewohnt Leichen aus dieser Gegend zu bergen. Normalerweise kreuzte man einfach nur ein 'Überdosis' auf ihrem Totenschein an, oder schrieb einen Zweizeiler darüber das sie an ihrem Erbrochenem erstickt waren.
Dies war das Reich der Nosferatu. Die Luft schmeckte nach Verzweiflung. Alle die sie hier her kamen waren gestrandet oder gestrauchelt. Flüchtlinge die aufgehört hatten sich an die sinnlose Hoffnung zu klammern das ihr Leben irgendetwas bedeutete. Sie hatten aufgehört im endlosen, schrecklichem Ozean der diese Welt war Wasser zutreten und ergaben sich dem langsamen, gnädigem Tod. Das einzige das sie noch wollten war, das sie nach den Schmerzen, wenn sich ihre Lungen mit dem Wasser der Hoffnungslosigkeit gefüllt hatten, noch einen letzten Trip haben würden. Sie injizierten sich rücksichtslos alle möglichen Substanzen in ihre zerstochenen, geschundenen, völlig abgenutzten Venen und schütteten alles in sich hinein, bis der klebrige Schleier der Illusion sich über ihre wunden Nerven legte und der scheuernde Schmerz der Realität erträglich wurde.

Nosferatu Gebiet. Ost-Stadt. Die Gosse.

Lurker hatte sein Glück beinahe nicht fassen können, als er die Information eingeholt hatte wohin das Taxi, das ihm vor der Nase weggefahren war, den merkwürdigen Fahrgast gebracht hatte.
Eigentlich war die Idee sich in das östliche Industriegebiet zu flüchten sehr gut gewesen. Wo sonst konnte man untertauchen, ohne von der Obrigkeit verfolgt zu werden, wenn nicht in der Nosferatu Domäne.
Cortéz konnte schließlich nicht wissen das er ausgerechnet von einem des Clans der Verborgenen gesucht wurde.
Der schwarze Umriss ließ sich einfach von der Mauer herunter fallen und schlich von Schatten zu Schatten, durch einen Stapel alter feuchter Kartons, vorbei an einem großem, rostigem Container, weiter hinüber zum Eingang der merkwürdigen Lokalität.
Normalerweise mied Lurker solche Orte. Die hämmernde, laute Musik tat seinen Ohren weh und er hasste es wenn sich zu viele Menschen auf einen Haufen drängten. Heute war es aber unabdingbar.

Er schob die Hände in seine Manteltaschen und ging mit schlurfendem Gang auf den Eingang zu. Lange bevor irgendeine Menschenseele ihn ansehen, oder gar ansprechen konnte, begann er damit sich so unauffällig zu bewegen, dass er nicht auffallen würde. Ein sanfter Wink nur und die Sterblichen würden einfach kurz den Blick abwenden, wenn er des Weges kam. Es war einfach sich hier zu bewegen, viel leichter noch als irgendwo sonst, denn diejenigen die nicht sowieso bis zum Rande der körperlichen Belastbarkeit mit berauschenden Substanzen abgefüllt waren, interessierten sich ohnehin für nichts und niemanden.
Die meisten sahen ihn nicht, anderen erschien er als einer von vielen uninteressanten Schemen, die das Bewusstsein nur leicht streiften und es direkt wieder verließen. Am Ende der Nacht würde niemand überhaupt daran denken das er etwas gesehen haben könnte. Da war nichts.
Lurker schlenderte am Rande ihrer Wahrnehmung hinein in den Laden. Man tanzte um ihn herum, man wich ihm letzten Moment, bevor man gegen ihn stoßen konnte aus,sogar eine junge Frau die sich gar die Hand vor den Mund hielt und verzweifelt versuchte den Brechreiz zu unterdrücken, bis sie irgendwo in eine Ecke gelangen konnte in der sie der Nacht etwas abgeschiedener ihren Tribut zollen konnte, machte einen abgehakten Bogen um ihn herum. Wie eine kleine Luftblase durch einen schmutzigen Tümpel glitt er durch die Menschenmenge.

Zuerst hatte der Nosferatu befürchtet das er den ganzen, verschachtelten Laden würde absuchen müssen, aber dieses mal war das Glück auf seiner Seite. Schon nach wenigen Metern sah er die isolierte Gestalt an der Theke stehen, die irgendwie traumverloren in die Gegend starrte.
Verächtlich verzog er seine zerworfenen Lippen. Das konnte auch nur dem Rosenclan passieren.

Steht hier im Unrat und träumt vor sich hin.

Kurz befühlte Lurker das Waffenarsenal das er sich umgegurtet hatte. Als er erfahren hatte das sein Ziel in seinem Heimatgebiet lag, war er kurzerhand in seinen Unterschlupf geeilt und hatte sich bewaffnet. Wofür hatte man schließlich so einen geerbten Hausstand, wenn man ihn nicht genau für solche Gelegenheiten ausführte ? Unwillkürlich fragte er sich wieviele solcher Einsätze die Waffen der alten Nosferatu Geißel wohl gesehen hatten ?
Dann konzentrierte er sich auf den Flüchtigen, straffte seine Gestalt so gut ihm das mit seinen Verwachsungen und seinem Buckel möglich war und ging hinüber.
Der Clan der Rosen war dafür bekannt das seine Mitglieder nicht nur sehr feingeistig, sondern auf feinsinnig waren. Gut möglich das Miguel, kurz bevor Lurker ihn erreichte plötzlich den moddrigen Geruch schimmeliger Erde wahrnahm, oder das sich seine Nackenhaare aufrichteten.

Guten Abend Herr Cortéz.... hatten sie eine angenehme Flucht bis hier hin ?

Die Stimme des Nosferatu war ein leises, kratziges zischen. Wenn Miguel sich umdrehte, würde er die gebückte Gestalt mit dem abgewetztem, braunem Ledermantel und den vielen Schichten aus Kleidung, die ihn aus dem dunklen Schatten ihrer Kapuze anzustarren schien, sehen können.
 
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Der Toreador drehte sich um. Jemand hatte seinen Namen gesagt, und etwas von einer angenehmen Flucht.

„Guten Abend“, sagte Miguel, aus purer Gewohnheit, denn gut war dieser Abend gewiss nicht. Er wirkte etwas verwirrt. Doch dann war er wieder voll in der Gegenwart.

„Aber ich bin nicht auf der Flucht, nicht mehr. Wenn Sie von meiner Flucht wissen, dann wissen Sie wahrscheinlich auch was davor geschehen ist. Aber offenbar wissen Sie noch nichts von meiner Strafe. Ich habe den ersten Teil meiner Strafe schon erhalten, und der zweite Teil erfolgt durch Herrn Dargol. Ich stehe ihm dafür jederzeit zur Verfügung.
Hier bin ich nur wegen Jenny hingekommen. Sie ist jetzt gerade in der Menge verschwunden. Immerhin für sie bin ich jetzt nicht der letzte Dreck. Das hab ich nicht von vielen zu erhoffen, aber das erwarte ich auch gar nicht. Vielleicht werden Sie mir verraten wer Sie sind und was Sie von mir wollen?“

Er sprach mit recht ausdrucksloser Stimme und wirkte wie jemand, der sich mit seinem Absturz abgefunden hatte und nicht mit seinem Schicksal haderte.
 
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Meine Güte... da hat wohl jemand reichlich vom Schwatzwasser getrunken...

Die Gestalt blieb ungerührt und bewegungslos stehen, während der Wasserfall von einer Rede über ihn hinweg rauschte. Dieser Kerl schien sein Herz beispiellos auf der Zunge zu tragen und verwurstete mehr Dinge in einigen Halbsätzen als in ein ganzes Buch passen würde. Dann sagte er etwas über Stray und die Augenbrauen des Nosferatu zogen sich blitzschnell zu einer zornigen Falte zusammen. Natürlich war das für den Anderen nicht zu sehen, aber ein kurzes Zittern war zu beobachten, das durch den Körper der schmutzigen Erscheinung zuckte.
Als er dann wieder sprach war eine merkwürdige, kalte Härte in seiner Stimme, wie Rauhreif auf Stahl. Eine mit schmutzig braunen Bandagen umwickelte Hand schnellte in Miguels Richtung und ein absurd langer und vielgliedriger Finger faltete sich auseinander, um mit einem schwarzem Nagel, der aussah als wäre er aus Glas, mahnend auf ihn zu zeigen.

Lassen sie die Finger von Jenny. Wenn sie sie anrühren, dann werden sie sich wünschen die Geißel käme an meiner Stelle um sie eine ganze Woche lang Vollpension zu foltern. Sie wären nicht der erste vom ihrem Clan der in dieser Stadt ganz plötzlich spurlos verschwindet.

Knurrend schluckte er den letzten Rest bitterer Galle hinunter. Ein wenig ärgerte er sich über sich selbst, das er die Beherrschung verloren hatte und ihm der Hinweis hinausgerutscht war. Andererseits gab es wohl keine bessere Drohung um seinem Gegenüber klar zu machen wie ernst er es meinte und zwar nicht nur in Bezug auf Jenny. Wenn er mit Drohungen alleine auskam, würde er keine Gewalt anwenden müssen. Das Kerlchen sah zwar nicht sonderlich gefährlich aus, aber wenn man sich die Mühe und einen Eklat sparen konnte, sollte ihm das Recht sein.

Mein Name ist Lurker und ich bin hier um ihnen mitzuteilen das die Geißel sie unverzüglich sprechen will.

Im Nachhinein hatte Cortéz ziemlich müde und in sich zusammen gesunken geklungen. Abgesehen davon wollte Lurker natürlich ein Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legen, das bedeutete bei ihm zwar nicht viel mehr als das er sich vorstellte, aber immerhin. Der Augenblick war auch einfach zu köstlich, als das der Nosferatu ihn nicht auskosten wollte. Ein Mitglied des prächtigen, stolzen Rosenclans. In Ungade gefallen und nun kam er hier her gekrochen, in das Herrschaftsgebiet der Verborgenen und suchte einen Unterschlupf in dem Dreck auf den er so hinabgesehen hatte. Man sah sich eben immer zwei mal im Leben und auf dem Weg nach oben kam man an einer Menge Leuten vorbei, die man auf seinem Weg hinab zwangsläufig wieder sah. Wehe dem, der auf dem Weg hinauf all zu arrogant war.

Ja..so sind sie, die Schönen und Mächtigen. Erst lachen sie mit dir und prosten dir an ihrer Tafel zu und dann verstoßen sie dich...
 
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Die Drohung weckte den Stolz des Spaniers.

Wofür hält der mich?! Ich will Jenny doch nichts!

„Ich mag Jenny, und ich hatte gar nicht vor sie anzufassen – überhaupt, ich will ihr in keiner Weise schaden“, sagte Miguel eindringlich, und er sah Lurker überraschend furchtlos in die Augen, wie um zu betonen, dass er die Wahrheit sprach.

Ob er mir jetzt auch den Umgang mit ihr verbieten will??

„Wenn die Geißel mich so schnell wie möglich sprechen will, dann werde ich diesem Wunsch natürlich nachkommen. Sind Sie mit dem Auto da?“
 
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Es war Lurker im Grunde herzlich egal was genau der Spanier von Stray wollte und wie herzensgut er es eigentlich meinte. Diesen Typen war nicht zu trauen. Sie manipulierten wo sie nur konnten und ließen ihren 'Glanz und Glemmer' überall aus sich heraustropfen, damit andere ihnen wie Fliegen auf den Leim gingen.
Erstmal war aber alles zu dem Thema gesagt. Er hatte dem Rosenkavalier deutlich genug zukommen lassen das ihm mehr als nur Unannehmlichkeiten drohten wenn er mitbekam das er versuchte Stray in seinen Bann zu ziehen. Was den Nosferatu anging war das die einzige Warnung die es geben würde.

Die Frage nach dem Fahrzeug war nun wieder ausgesprochen putzig, aber so waren sie, diese untoten Porzellan Püppchen, die sich so gerne unter die Menschen begaben und ihnen so sehr nacheiferten. Sie fuhren Autos, sie gingen in teure Restaurants und besuchten Tanzlokale oder Orte wie diesen überfüllten, grauenvollen Schuppen.

Nein... ich bin mit meinem Motorrad gekommen...

Der ätzende Tonfall der leisen, zischelnden Stimme war höhnisch, trof vor Sarkasmus und machte klar das Lurker es für absurd hielt irgendwelche Fahrzeuge zu benutzen. Umständlich begann er damit in seinem Mantel nach Diversen Utensilien zu fanden. Schließlich trottete er mit seiner merkwürdigen, ruckenden Gangart an die eigentlich völlig überfüllte Theke. Beinahe mechanisch wandten sich zwei alkoholisierte Menschen, gerade dem Kindesalter entwachsen und das Gesicht voller dunklem Flaum, genau in dem Augenblick zu beiden Seiten ab als Lurker sich dort breit machte. Mit schmatzenden Geräuschen und leisem Murmeln sah man ihn an der Theke herumfuhrwerken.
Schließlich wandte er sich wieder Miguel zu und aus seinen schmutzig bandagierten Händen entfalteten sich vielgliedrige, überlange Finger, zwischen deren Spitzen sich ein gefalteter Zettel aus Papier befand.

Das ist die Telefonnummer unter der sie die Geissel erreichen können. Ich schlage vor wir begeben uns hinaus in eine Seitengasse von der sie telefonieren können und dann rufen sie Herrn Dargol an.

Die Geißel würde sich schon äußern ob sie hier her zum Hovel kommen wollte, oder einen anderen Treffpunkt vorzuschlagen hatte zu dem der Spanier gebracht werden sollte.
 
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Motorrad? Hieß das etwa, er musste gleich mit diesem Typen auf dem Motorrad mitfahren, sich beim Fahren an ihn klammern? Schon allein bei dem Gedanken an einen solchen Körperkontakt wurde Miguel schlecht, und ein unangehmes Ekelgefühl machte sich in ihm breit.
Hoffentlich konnte er auf andere Art zur Geissel kommen. Oder vielleicht kam Dargol ja hierhin - Miguel klammerte sich an diesen Hoffnungsschimmer.

„In Ordnung, ich werde Herrn Dargol anrufen.“

Sehr viel schlimmer als dieser Lurker konnte die Geissel auch nicht sein.
 
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Großartig...auf was wartet der Kerl jetzt noch ? Eine extra Einladung ? Oder ein paar Blumenmädchen ?

Wahrscheinlich hatte der Spanier Lurker einfach nicht zugehört, oder seine Auffassung von 'sofort' war eine Andere, was den Nosferatu nicht verwunder hätte, was auch immer es war, aus einem Grund den er nicht verstand waren sie immer noch in diesem zum bersten gefülltem Loch und der Rosenjunge stand vor ihm und guckte nur aus der Wäsche als würde er erwarten hier gleich herausgefahren zu werden.

Es wäre natürlich eine verzückende Idee gewesen wenn der Nosferatu seine Finger in die Haarpracht des Schnösels gegraben hätte und ihn plärrend vom Platze geschleift hätte, tatsächlich zeigte sich im Schatten über Lurkers Gesicht kurzzeitig ein seeliges Grinsen aus zerbrochenen, schiefen Zähnen bei dem Gedanken, aber die Aufmerksamkeit die das provozieren würde war dem Heimlichtuer zuwider.
Darum machte er nur eine einladende Geste in Richtung des Ausganges. Dem Toreador mochte der Gedanke kommen das dieses Ding solange bei ihm bleiben würde, bis er ordnugsgemäß an die Geißel übergeben worden war.

So weit war es also gekommen. Ein einstmals stolzes Mitglied des schönen Clans der Rose wurde von einem hässlichem Gnom herumkommandiert, der in einem Kanal hauste. Und das merkwürdige System das ihm einst einen Platz an der Spitze gewähren sollte, sorgte nun dafür das er sogar gesellschaftlich noch unter diesem Haufen ungewaschener Wäsche stand.
Obwohl der Nosferatu einen Dreck auf irgendwelche Ränge oder soziale Spielchen gab, fand er es doch äußerst unterhaltsam dieses Exemplar herumzuschubsen. Ein wenig so als wäre ein Wissenschaftler in die Hände einer Bande Laborratten geraten.
 
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Miguel war verwirrt. Wollte Lurker jetzt mitkommen oder nicht? Einfach so von selber loszutrotten wäre Miguel jedenfalls nicht in den Sinn gekommen, denn er fühlte sich schon wie unter Arrest.

„Ist dort der Ausgang? Kommen Sie mit? Ich werde nicht fliehen, keine Sorge, aber ich würde möglicherweise nicht genau hierhin zurückfinden.“

Miguel ging in die Richtung, in die Lurker gewiesen hatte und schaute ob dieser ihm folgte. Der Spanier kam sich irgendwie ziemlich trottelig vor. Er hatte einfach rundum die Orientierung verloren, nicht nur räumlich.
 
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Was auch immer Cortéz passiert war, er wirkte ziemlich abgeschlagen und durch den Wind. Aber das sollte kein Problem darstellen. Lurker würde ganz sicher an ihm dranbleiben. Am liebsten wäre er auch beim Verhör anwesend. Er glaubte zwar nicht das der Spanier sich wehren würde, aber die Geißel würde ihn sicher ziemlich durch die Mangel drehen und nichts würde dem Nosferatu mehr Vergnügen bereiten als einen von diesen Stolblütern stammeln und jammern zu hören. Ein wenig bedauerte er es deshalb auch, als Miguel bekannt gab das er nicht fliehen würde.

Jammerschade...

Es hätte sicherlich niemand etwas dagegen gehabt wenn er den Flüchtigen vor Abgabe noch ein wenig geschliffen hätte. Bei diesem Gedanken hatte er plötzlich das Gefühl das mächtiges, fremdes Blut in seinen Venen kribbelte und langsam in seine verdrehte Muskulatur sickerte um diese voller Vorfreude zucken zu lassen.
Ein Geschmack von alter Erde und Blut mischte sich auf seiner Zunge.

Doch der Toreador ging einfach nur mit wiegenden und recht elegant anmutenden Schritten in Richtung Ausgang.
Das ungleiche Paar wandte sich in der schmierigen Nachtluft des Industrie Viertels kurz um und war nach wenigen Schritten in einer dunklen Nebengasse verschwunden.
Müll stapelte sich meterhoch die Wände entlang. Lurker hockte sich auf einen Stapel kaputter Reifen in der Nähe und lehnte sich an eine beschmierte, schmutzige Wand. Der schleimig, verschimmelte Belag der vom Dach aus hinablief schien ihn nicht zu stören.

Hier ist es sicher, sie können anrufen...und keine Sorge..ich bleibe natürlich bei ihnen...

Der Nosferatu schnurrte beinahe bei seinem letztem Satz. Es würde für Cortéz zwar wahrscheinlich wenig beruhigend sein das ausgerechnet diese boshafte Kreatur hier mit ihm warten würde bis die Geißel erschien, aber vielleicht war der Ausgestoßene schon jetzt so verzweifelt das ihm jede Art von Gesellschaft recht war.
Gut möglich das in ihm sogar schon die Erkenntnis heranreifte das Leute wie Lurker nun diejenigen waren zu denen er gehörte. Außenseiter eben.
 
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