[22.04.06] - Let me be your armor

Er dachte schon das Dimitri gleich abwiegeln würde und behaupten würde das alles in Ordnung war. Er hatte gesehen wie er mit dumpfen Blick scheinbar den Anfang von dem gesucht hatte, was er sagen wollte, doch Lurker dachte sein Bruder hätte die passenden Worte nicht gefunden und wollte ersteinmal nichts sagen. Schließlich sprach er doch und zwar seltsam lahm dabei. Lurker hörte zunächst nur zu.

Angst sich selber zu verlieren ?

Ich verstehe.. du denkst wir könnten völlig in die Gewalt unserer Triebe geraten ?

Er überlegte einen Moment. Es stimmte, in der Hingabe an seine Gelüste lag eine unglaubliche Stärke. Es war reine, ursprüngliche Kraft und er genoß mittlerweile jeden Augenblick davon.

Aber du bist kein sabbernder Irrer... richtig ? Also muß etwas in uns sein das uns davor bewahrt. Wir sind beides vermute ich. Ein Geschöpf das jagt und tötet und ein Monster ist und gleichzeitig haben wir die Fähigkeit der Menschen zu denken. Aber vielleicht liegt der Friede für uns nur in der Balance, verstehst du ? Wir töten um uns zu ernähren, wenn es sein muß und dann genießen wir es auch. Aber wir sollten nicht sinnlos die Menschen abschlachten, das ist Verschwendung. Man schlachtet nur soviele Tiere der Herde wie man essen kann, weißt du ?

Er wartete ab ob Dimitri dem zustimmen konnte.

So denke ich zumindest darüber.

Schloß Lurker dann ab.
 
Dimitri legte die Arme hinter seinem Kopf zusammen. "Nun ja, so lange du noch so denken kannst und keine Angst davor haben musst, bewahre es dir gut. Du hast eine gute Einstellung, das muss ich offen zugeben. Besser als meine zumindest.", Dimitri kratzte sich am Kopf, was wohl mehr ein Reflex war. Dabei fielen ein paar Haare und ein paar Stücke blutiger Haut auf die Lehne des Sessels. "Nicht sinnlos abschlachten... damit hast du im Grunde recht. Wovon ich grade sprach, war die Mordlust. Der innere Drang eben genau das zu tun.", er schwenkte leicht eine Hand hinter dem Kopf und blickte Lurker dabei über die Nasenspitze an.

"Gut, dann werde ich mal versuchen nicht mehr so viel zu töten. Vielleicht würde mir das eine gewisse Zeit ganz gut tun, wobei ich mir nicht vorstellen kann, ohne das zu leben.", er kam sich vor wie ein Mensch bei den anonymen Alkoholikern. Im Grunde etwas ändern wollen, sich damit aber trotzdem nicht ganz abfinden können, weil es einem den Kick gab. Das, was in der toten, leeren Seele irgendwie fehlte.

Dimitri wollte eigentlich lachen, aber er war nur zu einem Lächeln imstande. Es berührte ihn mehr, als er eigentlich angenommen hatte.
 
Lurker spürte eine leise Angst als er Dimitri, der für ihn immer das Sinnbild von Kraft und Stärke gewesen war, so nachdenklich und besorgt sah.
Aber er wußte natürlich das sein Bruder auch Schwächen hatte und sie hatten niemals Schahm gehabt sie voreinander zu zugeben. Er lächelte aufmunternd zurück, denn sie wußten genauso gut um ihre Stärken.

Brüderchen... du wirst schon sehen. Es ist das Blut das wir brauchen. Es ist zwar berauschend es sich mit Gewalt zu nehmen, aber wenn man im Maß bleibt, dann sollte es keine Probleme machen. Soll ich in Zukunft ein wenig auf dich Acht geben ?

Dimitri hatte ihn befreit von der Knute der falschen Ahnen in der Camarilla, nun würde Lurker ihm helfen nicht völlig der eigenen bestialität zu verfallen. Und wieder ergänzten sie sich, als wären sie zwei Seiten einer Münze.
Lurker lachte ein wenig, dieser Gedanke war sehr angenehm.
 
Dimitri verdrückte sich eine leise blutige Träne, die ein trauriges Lied auf ihrem Weg zum Boden singen wollte. Ein Lied davon, dass man sich ab und zu einfach überschätzte und irgendwann auch die Bürde dafür tragen müsste. Dimitri blickte Lurker an und nickte knapp. Dabei legt er ihm eine Hand auf den Oberschenkel. "Wenn du es schaffst, dann pass ruhig auf mich auf.", waren seine knappen Worte. Er erinnerte sich daran, wie er und Lurker gemordet hatten und wie gut es getan hat. Wie sehr Dimitri es liebte, Menschen, wie Kainiten die Haut von den Knochen zu ziehen und sich Lampenschirme daraus zu bauen.

"Warum lachst du denn?", fragte Dimitri leicht irritiert, als er Lurkers Geräusche hörte, die daran erinnerten, warum man als Schüler gleich Still war, wenn der Lehrer mit den Fingernägeln über die Tafel kratzte. "Sag mir jetzt bloß nicht, dass ich lächerlich auf dich wirke. Jeder kann mal ein Problem haben!", Dimitri knurrte kaum hörbar. Er fühlte sich in seiner Ehre verletzt. Er genoss sein Unleben, wie einen Tanz auf der Klippe, die in einen tosenden Abgrund führte, und es sollte auch so bleiben. Wenn auch gemäßigter. Er wollte sich vor Lurker keine besonders starke Blöße geben, auch wenn Dimitri danach war im hohen Bogen Blut aus seinen Augen spritzen zu lassen.
 
War da etwa ein Mißton in Dimitris Frage ? Wut ? Oder doch mehr Kränkung ? Aber Lurker schüttelte nur den Kopf und sein Tonfall blieb unverändert gut gelaunt. Vielleicht weil ihm das ein wenig die Angst nahm, das mit Dimitri irgendetwas passieren mochte.

Weil ich es erheiternd finde wie gut wir uns ergänzen. Das stimmt mich froh.

Er strich Dimitri über den Arm um ihm zu zeigen das er ihn ganz sicher nicht auslachte.

Es bestättigt mir außerdem das einer der Gründe warum ich dich so schätze der ist, das du mehr bist als eine hirnlose Kampfmaschine. Dir wird nichts geschehen, solange du auf deine Intuition hörst.
 
Eigentlich wollte DImitri lächeln. Aber er konnte es nicht. Nicht in dieser Nacht. Es war, als hätte sich ein dunkler Schleier um seine Empfindungen gewoben, die ihn dazu veranlassten kalt, distanziert und traurig zu sein. War das etwa auch ein Teil des Fluches? Seine Hand krallte sich fest um den Lederbeutel voll Erde den er wie immer am Gürtel trug. Es verschaffte ihm sanfte Beruhigung und so seufzte er nur kurz, als er den Beutel öffnete und ein wenig Erde in seine Hand schüttete. Er rieb sie leicht gegeneinander und öffnete sie wieder, nahm einen bewusten Atemzug und spürte eine wohlige Wärme durch ihn strömen. Schöner noch, als jedes Blut der Welt. Er hielt Lurker die erdigen Hände hin. "Das ist mein Land. Meine Erde. Meine Geburt, meine Hölle, mein Tot. Aber auch der Beginn eines Neuen.", Dimitri lächelte wieder freudiger. "Das ist auch dein Land. Wenn auch nicht so extrem, wie meines.", sprach er leise.

Wegen der Kampfmaschine musste Dimitri einen Moment nachdenken. "Nun, ich bin nicht wirklich eine Kampfmaschine, Lurker. Ich bin in dem Moment nicht weniger Dimitri als sonst auch.", Dimitri sprach seine Zulo Gestalt an. "Du hast mich so gesehen, und du weißt zu was ich dann fähig bin. Aber es ist nicht weniger als eine zweite Geburtsform.", Dimitri philosophierte und liebte den Gedanken. "Es tut gut, dich bei mir zu haben, Lurker."
 
Er griff nach Dimitris ausgestreckten Händen. Die Erde, die für seinen Bruder so wichtig war, hätte für ihn im grunde nur beliebige Erde sein können. Aber er spürte das es etwas besonderes damit auf sich hatte. War es so das Dimitri der Erde diese besondere Kraft gab ? Oder war wirklich etwas metaphysiches daran ? Sie hielten einander fest, ver bunden durch die Erde des Landes das sie beide hervorgebracht hatte.
Das war etwas richtiges. Lurker nickte bedächtig, Dimitri war wieder ganz der Rudelpriester.

Ich verstehe was du meinst, und ich weiß das es immer du warst den ich gesehen habe... ich achte nicht sonderlich auf Äußerlichkeiten...

Er grinste schräg bei dem Scherz, immerhin sah Lurker nicht unbedingt aus wie jemand der Stunden im Badezimmer verbrachte, oder ?
Auf Dimitris beteurung das er auch froh war ihn um sich zu haben konnte Lurker wieder nur nicken. Es gab nichts was er hätte sagen können das es besser ausgedrückt hätte.
Deswegen würden sie gewinnen, weil sie sich liebten und die Anderen sich gegenseitig haßten. Weil sie ihre kleinen Intrigen gegeneinander sponnen.

Soll ich dir etwas sagen ? Ich habe nie verstanden warum die Anderen sich gegenseitig immerzu bekämpfen müssen. Ich glaube das ist weil sie nicht akzeptieren können was sie sind. Anstatt ihren Instinkten zu folgen und zu kämpfen, attackieren sie sich gegenseitig in dem sie gegeneinander intrigieren.

Es war klar das er die Camarilla meinte. Lurker hatte Dimitri erzählt wie es dort war, während ihres `Urlaubes´.
 
Dimitri nickte sachte. Ja, Lurker hatte ihm vieles über die Camarilla erzählt und Dimitri hatte die meiste Zeit kopfschüttelnd zugehört. Er verstand es ebensowenig wie Lurker, und es hatte Dimitri nur darin bestärkt dass er auf der richtigen Seite stand. "Nun ja, vielleicht haben sie einfach nicht den Mut es anders zu machen? Ich kapiere eh nicht was sie davon haben nur hinter vorgehaltener Hand über sich zu lästern. Man sollte den Leuten schon sagen, dass sie einen am Arsch lecken können, wenn es so ist. Ich hasse nichts mehr als falsche Typen. Erst lächeln sie dich freundlich an und dann jagen sie dir ein Messer in den Rücken.", Dimitri stoppte hier. "Ich meine, das kann auch was Gutes haben, aber nicht ständig.", grinste er.

"Wann treffen wir uns mit Brenda? Habt ihr schon irgendwas ausgemacht, oder müssen wir wieder warten bis sie zufällig hier rumlatscht?", Dimitri hatte das Glas geleert und die Zigarre zu Ende geraucht. Selig ließ er sich im Sessel zurücksinken.
 
Er hob sein Glas an und steiß mit Dimitri an. Einfach nur so, ohne besondern Anlass, als wollte er sagen, `darauf trinken wir´.
Die kriecherischen Camarilla Vampire hatten wenig mit denen zu tun die Lurker in Prag kennengelernt hatte. Dimitris Erzeuger, Valerius zum Beispiel, war stolz und gebildet, so wie man sich einen Aristokraten vorstellte. Mit edlem Profil, das direkt aus einem Kupferstich übernommen sein mochte.

Ich denke mal das du zuerst mit Chezmoi sprechen solltest, bevor du Brenda besuchst. Nicht wegen irgendeiner überflüssigen Vampir Regel, sondern weil sie sein Kind ist, wenn sie auch für mich immer noch zu uns gehört, und weil es sein Haus ist in dem sie wohnt. Es wäre einfach höflicher, verstehst du ?

Es war ein wenig so für ihn als hätten sie Brenda auf ein Internat geschickt. Sie sollte dort ein paar Dinge lernen und würde dann bald wieder bei ihnen sein.

Aber er sagte das Brenda frei wäre zu treffen wen sie wollte. Das bedeutet wir könnten uns irgendwo treffen. Aber im Grunde... warte... ich habe Chezmois Nummer hier. Ich kann ihn anrufen.

Lurker wartete noch kurz ab ob Dimitri einen Einwand hatte, dann nahm er mit umständlich gespreizten Fingern das Telefon aus seiner Tasche und wählte mit einem Finger herum, bis er den Kontakt des Malkavianers auf dem Display sah. Mit einem kurzem Druck stellte er die Verbindung her und wartete darauf das dieser abnahm.
 
Es klingelte aber nicht. Alles was Lurker hörte war eine erdrückende unheilvolle Stille.
Bis plötzlich eine Stimme die Finsternis der Stille zerriss.
Nervenheilanstalt Finstertal, wo liegt Ihr Problem.?
Sind Sie Selbstmorgefährdet wählen Sie 1.
Sind Sie Depressiv wählen Sie die 2.
Werden Sie verfolgt und niemand glaubt Ihnen wählen Sie die 4.
Kennen Sie die Warheit wählen Sie die 3.
Leider sind alle Schnellannahmeplätze besetzt. Bitte gedulden Sie sich eine Zeitlang mit Ihrem Vorhaben.

Tja was wählte man jetzt? Das was die große Frage die das Telefon dem Anrufer stellte.
 
Lurker erwartete ein Frei oder Besetzt Zeichen. Die vielen anderen Möglichkeiten die sich einem am Telefon heutzutage boten waren ihm ein Graus. Früher hatte man die Vermittlung angerufen und wurde verbunden. Dann gab es entweder ein Freizeichen oder es war besetzt. So einfach war das. Mittlerweile plärrten aber mit Vorliebe elektronische Stimmen in vielen Sprachen das der `Teilnehmer im Augenblick nicht zu erreichen´war. Mit einem Anrufbeantworter wäre Lurker ja noch zurecht gekommen, aber das seltsame Tastendrück System am anderen Ende überforderte ihn völlig. Hastig schaltete er das Gespräch weg und warf das Telefon beinahe angewiedert auf die Ledercouch.

Es geht niemand ran... ich werde ihm einfach einen Brief zukommen lassen...

Mit diesen Worten erhob er sich. Dimitris Worte hatten ihn durchaus beunruhigt. Er war in Sorge um seinen Bruder, vielleicht konnte Chezmoi ihm ja sogar helfen ? Nicht weil er Psychater war, Lurker war kein Freund von Ärzten, aber seine Worte mochten Dimitri in manchen Belangen zum Nachdenken anregen, das war sicherlich eine gute Sache.
 
Dimitri verabschiedete Lurker und beendete das Gespräch damit, sich auf das große Sofa im Raum zu legen. Er dachte lange Zeit darüber nach, was jetzt aus ihm werden sollte. Im Endeffekt war alles in bester Ordnung, nichts worüber man sich große Gedanken machen musste. Vielleicht wäre es besser, mit einem anderen Gesamtbild aufzutreten? Das hätte vielerlei Vorzüge, dachte sich Dimitri. Die Jungs und Mädels der Camarilla würden dich nicht mehr genau erkennen, wenn sie dich nicht lange genug täglich gesehen hatten. Dimitri dachte lange nach und stellte sich immer wieder kürzere Haare und einen Kinnbart vor, etwas, was ihn nicht besonders stark veränderte. Ihn nur in so fern veränderte, wie es Menschen auch tun konnten. Haare schneiden, neue Frisur haben, Bart wachsen lassen.

Lange Zeit lag er da. Spürte fast schmerzhaft, wie seine Haare sich spalteten und sich langsam zurückbildeten. Wie es unter der Haut seines Kinnes zu kribbeln und kitzeln begann, als sich zaghaft erste Barthaare hindurch schoben. Es war ein irres Gefühl, welches Dimitri mehr als nur genoss, während er auf dem Sofa lag und sich veränderte, ohne auch nur Hand an sich legen zu müssen.

Nach ein paar Stunden der Wandlung erhob er sich seufzend vom Sessel und wankte zum Spiegel im Schreibzimmer. Er hatte ganze Arbeit geleistet. Und er war zufrieden mit sich.

Out of Character
1 BP für das Ändern von Haarlänge und Bartwuchs
 
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