[1998 & 22.04.2008] Schnee-Engel

Grinsekind

Antonin Philippe Tesnos
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22. Juni 2005
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Out of Character
04.1998 - 09.1998 & 21.04.2008
Mitunter Teil dieser Geschichte.


Er tat so als würde er auch etwas schniefen. Dadurch vergeudete er kein Zeug. Immerhin wollte er die Gute richtig high bekommen. Sie sollte bis oben hin vollgepumpt sein. Gut, er hätte es auch oral einnehmen können und mit Blut vermischen, aber da fehlte ihm der Genuss. Kokain musste man genießen können, das hatte er schon früh gelernt.
Nicht wie sonst hatte er jemanden kennen gelernt und sich dann von ihr ernährt. Ihm fehlte die Kraft. Die letzten Nächte waren schrecklich gewesen. Er hatte sich nicht mehr unter Kontrolle. Vielleicht wollte er deswegen wieder Kokain. Und das nach allem was er geschafft hatte. Jetzt war ihm das gleich, er brauchte den Kick. Oder besser das Gefühl von Heimat. Das plötzliche durchzucken von Energie. Der Strudel der sich blitzschnell die Wirbelsäule hochkletterte und dann das Gehirn schockte. Sich fühlen wie Gott. Das hatte er jetzt nötig. Scheiß auf die Nebenwirkungen.

Fabian sah zu wie die Prostituierte noch eine Linie schniefte. Sie rieb sich mit dem Finger über die Nase und schniefte noch einmal nach. Dann lächelte sie Fabian an und kam langsam übers Bett gekrochen. Er hatte sich hier ein Zimmer gemietet. Oder besser gesagt, er hatte die Frau gemietet und das Zimmer gratis dazu bekommen. Für eine Stunde, nicht mehr.
Ja, vielleicht war er einfach zu sehr mit den Dingen die passiert waren beschäftigt, als das er sich in der Lage sah gewöhnlich jagen zu gehen. Sah ihn ja sowieso niemand, also egal.
Er legte die CD-Hülle mit dem Koks beiseite und griff der Frau in den Nacken. Er zog sie langsam heran und konnte schon fast das Zucken und den eigenartigen Geruch in der Nase fühlen. Er schmeckte wie sein Rachen langsam trocken wurde und wie die Substanz sich durch die Nebenhöhlen das Gehirn hoch kroch. Dies waren natürlich Phantomerscheinungen. So was das, wenn man jahrelang Drogen missbraucht hatte.

Fabian griff der Frau in den Nacken und zog sie langsam heran. Er spürte wie sein Rachen trocken war von dem Koks. Sein Grinsen wurde breiter und fast hätte er sie gebissen. Doch dann war es doch ein Kuss geworden. Als sie ihm zu aufdringlich wurde schubste er sie weg, das Grinsen immer noch auf dem Gesicht.
"Hey..."
Er musste nur breiter Grinsen als sie protestierte. Sie lag unter ihm auf dem Bett und sah in an. Er begann erst das Hemd aufzuknüpfen, dann riss er es einfach auf, die Knöpfe flogen in alle Richtungen. Sie schnurrte kurz und ließ eine Hand vorfahren, um ihm mit ihren Fingernägeln über die Brust zu fahren. Als sie ansetzte und langsam entlang fuhr, legte er zuerst denn Kopf in den Nacken. Doch als ihr Druck härter wurde, ergriff er die Hand und schmiss sie beiseite.

Seinen Blick auf sie gerichtet, setzte er sich auf sie und hielt ihre Arme fest auf das Bett gedrückt. Sein Gesicht immer noch ein breites Grinsen. Langsam senkte er seinen Kopf hinab. Sie schloss die Augen. Diesen Augenblick nutzte er um ihren Kopf zur Seite zu drehen und biss sie in den Hals. Als er so fest zu biss, dass sie aufschrie, hielt er ihre Arme fest auf dem Bett, so dass sie nicht entkommen konnte.
"Lass mich... das tut weh, verdammt..."
Er lies ab und sah in ihre wutentbrannten Augen. Immer noch schwirrte das wirre Grinsen in seinem Gesicht und die Augen schienen sie nicht einmal zu erkennen. Die Beine langsam anhebend rutschte er nach vorn und setzte dann die Knie auf den Armen ab, so dass sie ihre Arme nicht nutzen konnte. Ein wenig verunsichert sah sie ihm zu was er machte. Er griff zur Seite und zog seinen Gürtel aus der Hose.

Er schien irgendetwas zu sagen, zumindest bewegte sich seine Lippen. Aber es war kein Ton zu hören. Mit dem irren Blick und dem Gürtel in der Hand sah er wieder hinab auf seine nächtliche Begleitung. Er wusste wahrscheinlich nicht einmal mehr ihren Namen. Sie kannte ihn jedoch. Er war DJdeSade, der Marquis. Sie hatte ihn nach seiner Show angesprochen. Sie hatten sich gut unterhalten, er hatte sich als echt coolen Typen herausgestellt. Und gut aussehen tat er ja sowieso. Außerdem war er DER DJdeSade. Dann waren sie in den VIP-Bereich gegangen. Sie und zwei ihrer Freunde. Später hatte er sie gefragt, ob sie noch Lust hätte mit zu ihm zu kommen. Dort hatten sie zu siebt noch eine kleine Afterparty gehabt. Inzwischen war es 11 Uhr des nächsten Tages gewesen. Zwei ihrer Freunde waren heimgegangen und deSades Freunde waren eingeschlafen. Sie hatten sich in sein Schlafzimmer zurück gezogen.
Und jetzt war sie hier, mit diesem irren DJ. Sie hätte doch nicht so viel Drogen nehmen sollen, dann würde ihr Körper jetzt auch reagieren.
Langsam legte Fabian den Gürtel um den Hals der Frau, während sie begann nach Hilfe zu schreien.

Der Schrei klang durch den Gang.
"Biitte! Helft mir, ich... bitte!"
Er schloss die Türe und schon wurde der Schrei enorm gedämpft. Das lag an den speziellen Türen. Schließlich sollte niemand von den Nachbarzimmern gestört werden. Die hatten ihre eigene Last zu tragen, da sollte man nicht auch noch von anderen etwas aufgebürdet bekommen.
Doch immer noch konnte man die Stimme hören, auch wenn sie inzwischen etwas anderes forderte.
"Ihr Arschlöcher, ihr seit nichts im Vergleich zu mir. Neidisch, das seit ihr!"

Er wand sich ab und blickte während dem gehen noch einmal auf die Krankenakte.
"Fabian Mahler. Hm... was meinen sie Dr. Schlegmann?"
Seine Kollegin zuckte kurz mit den Schultern. Er hasste wenn sie das tat. Konnten diese Psychos nicht einfach eine konkrete Antwort geben?
"Na ja, von dem wenigen was ich bisher gesehen habe, würde ich sagen, dass er unter einer leichten Schizophrenie leidet, die Omnipotenz auslöst und somit das Umfeld zur Kulisse und die Mitmenschen zu Statisten reduziert. Nicht unüblich bei den Fällen dieser Art von Drogenmissbrauchs. Besonders wenn man den Bekanntheitsgrad bedenkt, die der Patient ohnehin schon genießt. Leichte Pharmazeutika sollten da jedoch Abhilfe schaffen."

Sie steckte die Hände in die Manteltaschen und sah auf das Aktenblatt.
"Jedoch sollte man aufpassen, dass er nicht auf den Medikamenten hängen bleibt, dass hat man ja oft. Aber das wissen sie ja..."
Er nickte. Ja, im Prinzip sagte sie ihm nichts, was er nicht selbst gewusst hatte. Nun gut, das zeigte nur, dass er es eigentlich nicht nötig hatte sie zu konsultieren, wenn er eine Diagnose stellen wollte. Aber so waren nun mal die Vorschriften.
"Ich nehme an sie wollen ihn auch in psychologische Behandlung nehmen?"
"Definitiv, ja!"


"Ja... JA!"
Sein Blick hing am Spiegel und er starrte sich selbst in die Augen. Sein Körper ruckte vor und zurück. Er hielt den Gürtel immer noch gespannt, aber durch die heftige Bewegung und das er sich nicht wirklich auf sie konzentrierte, hatte sich inzwischen eine Lasche gebildet und sie konnte zumindest einigermaßen frei atmen. Trotzdem hatte sie keine Luft mehr zum schreien. Er saß immer noch auf ihren Armen. Zuerst hatte er versucht sie irgendwie zu fixieren, doch als ihm das nicht gelungen war, hatte er einfach ihre Brüste als Ersatz genommen. Jetzt schien er sie mehr oder minder ganz vergessen zu haben, zumindest hatte er sie seit mindestens einigen Minuten nicht mehr angesehen.

Seine Hand fuhr vor und zurück und sein ganzer Körper zuckte mit. Selbst in dieser Lage konnte auch sie fühlen, wie die Droge definitiv ihre sexuelle Lust steigerte. Doch dieser Situation wollte sie nur entkommen. Sie nahm all ihre Kraft zusammen und hieb mit ihren Beinen nach Fabian. Dieser schien erst jetzt wieder zu bemerken, dass noch eine andere Person im Raum war und blickte erst nach hinten und dann zu ihr nach unten. Ein irres Lächeln umspielte seine Lippen, das jedoch bei ihrem panischen Gesichtsausdruck zu einem Grinsen wurde. Zum Glück lies er wenigstens den Gürtel los, während er nach den Beinen Griff und sie so wieder fixierte. Sie wölbte sich auf und versuchte sich frei zu kämpfen, während sie nach Luft rang.

Fabian griff wieder nach dem Gürtel und zog ihn unter ihrem Hals hervor. Sie dachte schon er käme langsam wieder zu sinnen und begann sich noch mehr zu winden, als er wieder begann die Lippen zu bewegen. Doch dieses Mal konnte sie auch verstehen was er sagte.
Er holte mit dem Gürtel aus und schlug zu.
"Ich bin der Marquis... ich bin der Marquis!"
Dies brüllte er ihr regelrecht ins Gesicht.
Sie schrie zurück und hob ihre frei gewordenen Arme zum Schutze nach oben.
"Ich bin Marquis de Sade, Hure!"
Sie bäumte sich auf und er fiel vom Bett. Diese Chance ergriff sie sofort und stürmte zur Tür.

Sie stürmte zur Türe und öffnete sie.
"Verdammt, ich will nicht gestört werden, was gibt es denn?"
Ihr gegenüber stand eine verschüchterte Krankenschwester.
"Ich soll ihnen diese Akte bringen... von Dr. Merk... entschuldigen sie."
Sie blickte auf die Akte, zog sie grob aus den Händen der Schwester und winkte dann kurz ab.
"Gehen sie schon..."
Sie schloss die Türe hinter sich und ging langsam auf ihren Schreibtisch zurück. Der Mann, der auf der anderen Seite saß blickte ihr besorgt entgegen, während ihr Blick immer noch auf die Akte gerichtet war und sie diese langsam durchblätterte. Ohne einen den Blick abzuwenden setzte sie sich zurück auf ihren Stuhl und schmiss die Akte nach einer weiteren Minute Stille auf den Schreibtisch.
"Tut mir Leid Alexander. Interessanter Patient... aber wo waren wir?"
"Ich kann auch warten, wenn das wichtig ist..."
"Aber nein. Könnte dich vielleicht sogar auch interessieren. Ich hab dir doch von dem Patienten erzählt, der diese ungewöhnliche Reaktion auf Phenotyin zeigte? Stellt sich heraus, dass das gar keine Reaktion auf das Medikament war, sondern eine durch den Drogenmissbrauch induzierte Paranoia."

Der Mann auf der anderen Seite nickte nur und lies die Doktorin fortfahren.
"Es scheint als wäre das eine völlig neue Nebenwirkung von Kokain. Wird sind noch am Nachforschen, vielleicht liegt es an besonderen anderen Chemikalien, die der Patient genommen hat, oder einfach eine biologische Prägung, aber trotzdem denke ich, dass das hier definitiv noch interessant wird."
Erneut nickte der Mann nur, er sah, dass sie sowieso fortfahren würde. Jetzt hatte es keinen Sinn mehr Marianna zu unterbrechen. Wenn sie über ihre Arbeit sprach war sie immer wie gefesselt. Er kannte das, war er doch selbst Psychologe, wenn auch mit einer privaten Klinik. Und genau darüber hatte er mit ihr reden wollen. Oder besser gesagt hatten sie mit einander reden wollen. Schließlich waren sie Eheleute. Und zumindest er fand, dass sie mehr Zeit mit einander und wenig mit der Arbeit verbringen wollten. Es schien jedoch so, als sähe Marianna das anders.

"Nachdem der Patient eingeliefert wurde, gab es die typischen Merkmale, er überreagiert bei jedem Fehler seiner Mitmenschen, litt an übersteigertem Ego und führte sich eben auf wie der Sonnenkönig. Nach ein paar Tagen jedoch schienen die Symptome völlig umgekehrt zu sein. Er schließt sich völlig ein und reagiert minimal auf Einflüsse von außen. Außerdem scheint er eine gewisse misogynische Paranoia zu entwickeln. Was es schwierig für mich macht, ihn zu behandeln."
Sie machte eine kurze Pause und griff zu dem Wasserglas, das auch auf dem Tisch stand, um einen Schluck zu nehmen.
"Er misstraut mir völlig."
Sie sah zurück zur Akte und blätterte sie erneut durch.
"Ich denke jedoch, dass dies nicht wirklich direkt mit dem Kokainmissbrauch zusammen hängt. Das scheint mehr ein Auslöser zu sein. Wahrscheinlich löst das eine chemische Reaktion im Langzeitgedächtnis aus, die Kindheitserinnerungen zurück bringt ins Vorbewusste bringt."
Er ergriff ebenfalls sein Glas.
"Das klingt sehr interessant."
Eigentlich wollte er jetzt wirklich über die Zukunft ihrer Beziehung sprechen. Doch sie würde wahrscheinlich noch ein wenig weiter über diesen interessanten Fall reden. Also schwieg er und nahm einen großen Schluck.


Er nahm einen großen Schluck und schon konnte er es spüren. Es drang durch seinen ganzen Körper. Noch nie hatte er sich so gut gefühlt. Trotz der Umstände. So musste sich ein ehemaliger Alkoholiker fühlen, der das erste Mal seit Jahren einen Schluck Hochprozentiges trinkt. Verdammt, so musste sich jeder Heroinabhängige fühlen, der wieder zu Zeug gekommen war, nach einer langen Zeit ohne Schuss.
Im Prinzip war es ja auch nichts anderes. Und mit Blut war die Sensation noch potenziert.
Sich fast im Augenblick verlierend, hätte er beinahe einfach immer weiter und weiter getrunken. Es kostete ihn sehr viel Willenskraft von der Frau abzulassen.
Sie sank in seine Arme zusammen. Er hatte jetzt schon zu viel genommen, er würde nicht mehr von ihr trinken können. Verdammt, er hatte es beim ersten Mal versaut. Fast fühlte er sich wie der Teenager, der kurz vor dem ersten Sex steht und dann kommt, bevor sich seine Partnerin überhaupt ganz ausgezogen hat.
Er schüttelte den Kopf und begann sich die Nase zu reiben. Tja, gewisse Angewohnheiten wurde man nicht los. Dann sprang er auf und warf dabei die Frau fast vom Bett. Aber was interessierte ihn eine menschliche Prostituierte. Er vergeudete nicht einmal einen Blick nach ihr. Stattdessen griff er nach dem restlichen Koks und schob es sorgfältig in das Papiertütchen zurück. Vielleicht würde er das heute noch gebrauchen. Er sollte es nur nicht übertreiben.

Ach was soll's, verdammte scheiße, die Welt gehörte ihm. Er grinste breit und hatte den Tod von Dani beinahe vergessen. Mit eiligen Schritten ging er aus der Türe, die Treppen hinab.
Draußen auf der Straße nahm er einen tiefen Schluck Luft.
Es war als würde die Welt erstrahlen. Und er war definitiv der Mittelpunkt dieser Welt. Die Scheinwerfer auf ihn gerichtet. Herrgott, wieso hatte er daran überhaupt gezweifelt?

Ach ja, Dani. Während seine Schritte durch die Straßen hallten, dachte er darüber nach. Was genau hatte er eigentlich in ihr gesehen? Sie war nicht so hübsch gewesen. Gut, sie hatte eine nette Begleitung abgegeben und er hatte sich auch gut mit ihr verstanden, aber das war doch kein Grund, sich in sie zu verlieben. Und jetzt wo er genauer darüber nachdachte, kam es ihm so vor, als wäre er eigentlich auch nie in sie verliebt gewesen. Mal davon abgesehen, dass es so was ja bei Kainskindern nicht gab.
So gesehen war es eigentlich ziemlich schwachsinnig von ihm gewesen sich mit ihr einzulassen. Er, der er doch jede kriegen konnte. Und dann hatte er auch noch so viel Kohle für den Wagen ausgegeben. Verdammter Idiot...

Sein Schritt wurde schneller. Ja, vielleicht hatte sie ihn nur ausgetrickst, um an die Kohle zu kommen. Hey, immerhin war er DJdeSade und es gab so viele Schlampen, die solch eine Chance sofort nutzen würden, um ihn zu melken, oder nicht?
Nein, wahrscheinlich war das ein wenig zu viel. Dani war eine gute Person gewesen, die ihn persönlich gemocht hatte. Oder? Hatte sie ihn nicht einfach immer nur ignoriert, wenn er ihr etwas wirklich wichtiges sagen wollte?
Ich hab jetzt keine Zeit, ich muss noch meine Haare machen, das siehst du doch. Frag doch deinen Vater ja?
Wieso musste er jetzt an seine Mutter denken?
Fabian schüttelte den Kopf. Nein, eigentlich war Dani jemand gewesen, den er gemocht hatte. Wieso sprach er eigentlich in der Vergangenheit, sie war immer noch da.
Der Brujah seufzte kurz und beschloss sie demnächst einmal besuchen zu gehen. Letztendlich war es vielleicht doch nicht verkehrt gewesen, sich mit ihr einzulassen. Auch wenn er sich jetzt gerade so fühlte, als wäre das schon lange her.
 
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