Zuflucht [20.05.2008] Die Zeit rennt und was gibts Neues?

"Natürlich." Irgend wie zuckten die Lippen der Ventrue leicht, als Lara die Kamera erwähnte. Wenn jemand diesen Anleger in der Regel nutzte, war er darüber ganz sicher nicht froh. In vergeblicher Liebesmühe hauchte Melody sich einmal in die Hände, bevor sie Lara stützte. "Willst du dich vorher noch waschen oder duschen? Du solltest auch ein paar Sachen zusammen packen, die du für die nächsten Tage brauchst."

Jep, das Angebot, nicht die Polizei oder Krankenhaus zu informieren beinhaltete leider auch, dass Lara ein paar Tage nicht mehr zu hause sein würde.

"Den Kram, den du an hattest, sollten wir aufbewahren und falls du es geschafft hast, den Typen zu kratzen oder so, sollten wir auch davon die Spuren aufbewahren. Man weiss nie, wozu das im Nachhinein noch gut ist." Melody brachte Lara vorsichtig ins Schlafzimmer. Klar hätte sie sie gentlemanlike auch tragen können, aber sie musste ja nicht unbedingt mit ihrer Kraft protzen und das anheben selbst hätte ihr auch weh getan. Nein, es war besser, wenn Lara wieder zu sich fand.

"Ich möchte gern wegen 'nem Arzt telefonieren, der dich nicht gleich den Behörden meldet..." fragte sie Lara fast pro forma um Erlaubnis.
 
"Ich geh mich waschen und lass die Tür offen, ich bin sehr wacklig auf den Beinen...sammel ein und nimm mit was Du denkst...in der Küsche findest Du eine Tragetasche." Damit humpelte die Frau langsam ins Bad. Melody stellte erfreut fest das ihre Schritte dennoch unmerklich sicherer wurden. Das sie länger ihr zuhause nicht sehen würde schien noch nicht zu Laras Bewusstsein durchgedrungen zu sein...immerhin musste sie auch zur Arbeit.
 
„Wenn du was von ihm unter den Fingernägeln hast, mach' das Zeug mit 'ner Nagelschere oder so raus und tu's auf Toilettenpapier oder so. Weg schmeißen kann man den Kram immer noch. Für deine alten Klamotten bring ich dir auch 'ne Tüte oder so. Du hast dem nicht zufällig irgend wo Haare ausgerissen oder so?“ Den letzten Satz sprach Melody schon im weg gehen in Richtung Küche. „Wenn du irgend was weisst, was er sicher angefasst hast, wär' das auch gut zu wissen.“ Melody schnappte sich Tüten aus der Küche und wohl auch die etwas stabilere Tragetasche, die sie dort fand und reichte Lara eine Tüte rein. Hoffentlich fiepte die jetzt nicht wegen all dem Blut hier.

Im Schlafzimmer machte sie erst mal alle Schränke und Schubladen auf und ließ sie offen stehen, damit sie einen besseren Überblick hatte. Bequeme Kleidung, Wäsche... all so was sollte weg in die Tasche finden und auch was zum Übernachten. Sollte sie rein 'zufällig' hier oder im Wohnzimmer so was wie einen Ordner mit 'wichtige Papiere' oder so finden, würde der auch da drin landen. Manche Leute waren ja so plietsch und hielten solche Dinge für den Fall eines Feuers oder so griffbereit gesammelt an einem Ort. Für's erste wollte sie ansonsten 3 Garnituren Kleidung und Unterwäsche für 10 Tage, wenn sie das so zusammen klauben konnte. Vielleicht war im Schlafzimmer ja statt der Tasche aus der Küche auch n Koffer oder ne Reisetasche auf dem Schrank oder unten drin. Wär' praktischer.

Parallel startete sie mit ihrem Handy den Versuch jemanden aus der Domäne zu erreichen. Sie wollte einen Arzt für die Kleine. Aus fast unerfindlichen Gründen wollte sie sich damit nicht als erstes an die Italiener wenden. Die hatten zwar Leute, die nix der Polizei sagen würden, aber Fragen hatten die ganz sicher, wenn sie Lara sahen.

Tja. Wer konnte ihr wohl am ehesten helfen, auf die schnelle noch jemanden zu erreichen? Klar, zur Not könnte Caitlin später aber hey.. sie sollte sich wohl eh mal wieder bei der Hüterin melden, oder? Es war schon ein wenig her, seid sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Hoffentlich erkannte die bereits die Nummer.
 
Es dauerte einige Augenblicke, bis Helena sich meldete.

"Guten Abend, Melody", meldete sie sich. "Du hast bestimmt nicht nur Langeweile jetzt vor der Sitzung, was gibt es, brauchst du was?"
 
Melody lachte leise und warm auf, als Helena direkt und deutlich zur Sache kam ohne genau zu wissen, worum es ging.

"Schön dich wieder einmal zu hören. Du bist wunderbar direkt." Natürlich nannte Melody Helena nicht beim Namen. Lara musste nicht alles wissen u7nd Melodys Tonfall wurde auch sehr schnell deutlich ernster. "Ich hab' hier jemanden, dessen Verletzungen von 'nem Arzt oder so durch gecheckt und behandelt werden sollten. Müsste aber jemand sein, der das ganze nicht unbedingt gleich postwendend der Polizei melden will. Haste da vielleicht jemanden an der Hand?"
 
"Ja, habe ich, hast du eine Unterkunft für sie, du kannst auch ins Hinterzimmer vom Dark End kommen, dann bestelle ich den Doc dahin, Mann oder Frau?" Helena brauchte für die Mädels im Puff oder für andere, um die sie sich kümmerte auch schon mal einen Arzt, der nicht fragte. "Ist es Missbrauch, welche Art der Verletzungen denn?" Sie musst schon etwas mehr wissen.
 
"Für die Behandlung wär's auf jeden Fall ok. Ist ne Frau und sie ist ziemlich verprügelt worden. Ein Auge ist ziemlich geschwollen und ich geh auch von n paar Brüchen aus, so wie die Prellungen aussehen. So fern ich mit den Rippen recht hab' wär's recht cool, wenn sie ne Krankschreibung dafür bekommen könnte. Es soll ja mal vorkommen, dass Leute sich so n Ding brechen, weil sie sich über die Armlehne ihres Stuhls nach ihrem Stift beugen oder im Supermarkt versuchen ganz hinten an die Gefriertruhe zu kommen. Sie will zur Zeit nicht, dass irgend was davon Kreise zieht, aber dann kann sie so auf keinen Fall zur Arbeit gehen."

Derweil suchte Melody weiter die Sachen für Lara zusammen.
 
"Gut, dann fahr in den Hof vom Club und klingel am Hintereingang, wie lange brauchst du, damit ich den Doc informieren kann", sagte Helena und überlegte, wen sie aus dem Bett klingeln sollte, den Frauenarzt brauchte ja wohl nicht. "Das sollte kein Problem sein, das bekommen wir schon hin."
 
Hatte Lara ein Auto? Na.. fast egal, wenn nicht, musste sie für ein Taxi so 10-15 Minuten extra einrechnen. Immerhin war heute ja nicht Silvester und hoffentlich keine andere Großveranstaltung. Melody nannte Helena die geschätzte Fahrtzeit + 15 bis 45 Minuten. Immerhin musste die Kleine ja erst noch präsentabel werden um sich überhaupt auf der Straße sehen lassen zu können. Scheiß Namenswirrwar. Sie wollte nicht zwingend, dass Lara den Namen hörte, unter dem sie bekannter war. Aber wie sollte sie das der Hüterin verklickern? Wenn sie Pech hatte, bekam Lara erst recht spitze Ohren und wurde misstrauisch, wenn sie die Stimme senkte und leiser sprach Hmmh.. na gut.. nicht die beste Lösung, aber so sollte es wohl gehen. "Ich soll denen also einfach sagen, dass ich Sarah bin und dann lassen sie uns hinten rein?" Die Frage war natürlich rein rhetorisch, die Hüterin aber mit einem gewissen Maß an Intelligenz gesegnet und dank der Maskerade waren sie alle es gewohnt, dass manchmal ein wenig um den heissen Brei herum geredet wurde.
 
"Sicher, die Hinterzimmer sind mehr oder weniger mein und wenn ich jemandem sage, der oder der soll genau dorthin dürfen und sonst keiner, dann ist das in Ordnung", erwiderte Helena.

Sie konnte sich nicht erinnern, daß Melody schon mal in dem Goth-Club war, seid sie ihn übernommen hatte, aber sie würde die Hofeinfahrt und auch den Hintereingang schon finden, das hatte schließlich sogar ein Tremere geschafft, auch wenn sie sich nicht so gerne an dessen Verhalten erinnern wollte.
 
Na ja, Goth war auch nicht so wirklich Melodys Szene, aber deshalb wusste sie trotzdem, wo der Club lag. Immerhin war sie eine eher junge Frau und die größeren Dinger kannte man einfach, wenn man auch nicht unbedingt selbst dort verkehrte. Das galt um so mehr, als das dieser spezielle Club jemandem aus der Vampirgesellschaft gehörte. Den Hof und den Hintereingang zu finden würde schon nicht so schwer sein. Sonst hätte Helena bestimmt was gesagt und falls doch - na ja, zur Not konnte sie immer noch vorne fragen. Nur Lara würde sie da nicht durch lotsen wollen.

"Ich danke dir. Wir sind bald da.", sagte Melody freundlich und durchaus auch ein wenig erleichtert in das Telefon. Tja.. so häufte man Schulden an, vor allem, wenn man nix darüber verlauten lies, was es mit der Verletzten wirklich auf sich hatte.

Nachdem sie so im Groben die Tasche für Lara fertig hatte, blinzelte sie auch mal wieder ins Bad hinein. "Hey Lara, wie weit bist du?

Ich hab' jemanden organisiert, der sich deine Verletzungen mal ansehen wird und damit nicht gleich zur Polizei trabt. Wir können den in den hinteren Räumen eines Clubs treffen. Dark End, wenn dir das was sagt. Wir werden hinten rein gelassen."

Melody legte den Kopf etwas schräg und sah etwas nachdenklich drein. "Wenn dich jemand fragt... dann haben wir uns mal beim Ausgehen kennen gelernt, ja? Du hast gesehen, wie ich 'nem unverschämten Kerl mal tüchtig die Leviten gelesen habe und du hast mich angerufen, weil du nicht so recht wusstest, an wen du dich sonst wenden solltest, ok? Die Leute sind zwar in Ordnung, aber sie müssen nicht alles wissen..." Dann grinste Melody wieder mehr und zwinkerte leicht. " 'N Zwischenstop beim Doc war einfach nicht geplant und jetzt müssen wir etwas improvisieren."
 
Lara stand vor dem Spiegelschrank und tupfte ihren mit riesigen grünen und blauen Flecken übersähten Oberkörper mit einem feuchten Tuch ab. Als Melody auftauchte wandte sie den Kopf zur Badezimmertür. Ein Kulturbeutel und ein Haarfön lagen zum Einpacken bereit.
"Ich hab davon gehört" nur nichts wirklich gutes. "Wie kommst Du denn da dran und wer sind Du und diese Caitlin? Ich kann mich nicht erinnern das Opa Theo die je vor seinem Tod erwähnt hätte, aber da war ich ja auch noch klein, ich kann mich nur noch drann erinnern das er mir immer Geschichten erzählt hat. Wann lerne ich die Dame denn kennen?"
 
"Noch heute Nacht, so weit ich sie verstanden habe. Woher sie deinen Großvater kennt?" Melody zuckte mit den Schultern. "Sorry, ich fürchte, das musst du sie selbst fragen." Melody legte die Stirn etwas kraus. Jep, sie war bei Ziege in die Lehre gegangen. Sie kannte zwar nicht von allen Vampiren in Finstertal alles, vor allem, weil sich die Bevölkerung in Finstertal nahezu stündlich änderte, aber sie bemühte sich trotzdem einen kleinen Überblick zu behalten - wenigstens, was die 'wichtigeren' Personen anging. "Ich glaub' sie ist auch Ärztin oder so. Irgend was auf der Psychoschiene. Wir sind keine engen Freunde, eher Bekannte." Melody grinste schief und zuckte mit den Schultern "Aber sie weiss, dass ich ne Zeit lang mit ziemlich üblen Typ zusammen war und überlebt hab." Dann zuckte der Mund von Melody eindeutig amüsiert. "Und ich glaube, sie leidet eindeutig unter Personalmangel oder so. Jedenfalls hat sie ne Ahnung davon, dass ich nicht nur zuckersüß sein kann, wenn's hart auf hart kommt und da sie Angst hatte, dass die Bude bei dir brennt, hat sie mich gebeten nach dir zu sehen. Ansonsten bin ich wohl ganz einfach kein normales 'Dämchen' Dafür treib ich mich viel zu oft in irgend welchen 'Männerdomänen' rum und benehme mich viel zu schlecht, wie mein Onkel nicht müde wird sich bei mir zu beklagen."

Hey.. Moishe konnte man doch Onkel nennen, oder? Nicht, dass sie vor hatte, Lara und Moishe direkt miteinander bekannt zu machen... Melody hatte durchaus ein gewissen Gespür für die Zwischentöne bei Lara und so schob sie noch ne Kleinigkeit hinter her. "Das Dark End ist auch nicht unbedingt n Schuppen, wo ich mich häufig rum treibe. Ist nicht ganz meine Szene, wenn du verstehst. Aber na ja...", wieder zuckte Melody mit der Schulter. "Wenn's dort jemanden gibt, der dich verarzten kann, ohne dass der Kram gleich an die große Glocke kommt, dann ist das die Alternative, die ich dir bieten kann. "Melody schnaubte leicht. "Hey.. ich bin froh, dass ich die auf tun konnte. Hab' jemanden angerufen, der sich ziemlich gut in der Stadt auskennt und fast jeden Hans und Franz kennt. Aber wenn's dir lieber ist, kann ich dich immer auch noch in ein normales Krankenhaus statt dessen bringen. Your choice, Lara. Ich hab' nur die Aufgabe angenommen dafür zu sorgen, dass du ab jetzt sicher bist und dir nichts zu stößt bis dich Caitlin unter ihre Fittiche nehmen kann, wenn du das zu lässt. Caitlin ist mehr so der Anzug und Kostüm Typ... gehobene Gesellschaft mit einigen Verbindungen oder so. Glaub' ich jedenfalls. Bisher war sie ganz korrekt zu mir, wenn sich unsere Wege gekreuzt haben. Deshalb tu ich ihr diesen Gefallen. Ausserdem mag ich es nicht besonders, wenn irgend wer Frauen bedroht.

Willst'e noch mehr Essen oder trinken, bevor wir uns auf den Weg machen? Oh... und haste eigentlich einen Wagen? Ich bin mit dem Bus her gekommen. Sonst rufe ich uns 'n Taxi..."
 
Lara zog die Stirn kraus, was bei ihren vielen Schwellungen nicht gerade angenehm war. "Ich kenn weder Dich noch diese Caitlin...ich weiss nicht ob ich nach allem was passiert ist so vertrauensvoll sein sollte mit einer wildfremden mitzugehen..."
Ja, sie hatte einen Wagen, die Autoschlüssel von Laras kleinem Fiat hingen am Haken neben der Wohnungstür.
" Was weiss ich schon ob diese Caitlin und Du keine Perverse seid die mir selbst den Schläger auf den Hals geschickt haben um mein Vertrauen zu gewinnen?"
 
Melody hob eine Augenbraue und zuckte dann wieder mit einer Schulter und stand eher entspannt in der Tür des Bades.

"Das weisst du nicht und mehr als diesen kleinen Satz von oder zu deinem Großvater kann ich dir nicht geben, damit du Vertrauen fasst. Dafür musst du mit Caitlin reden. Sie ist ihm was schuldig, nicht ich. Ich kenn' ihn nicht mal. Wenn ich jemanden 'ne Lektion erteilen will, brauch' ich dafür allerdings keine Handlanger und ich kann mir sehr viel vertrauens erweckendere Maßnahmen vorstellen als bei dir auf zu schlagen, während du grün und blau geschlagen bist, deine Wohnungstür offen steht und du schlicht weg emotional und körperlich zu fertig bist, um ans Telefon oder auch nur an die Tür zu gehen. Ich war schon froh, dass du nicht das hysterische Kreischen bekommen hast, als ich bei dir rein gekommen bin und damit die Nachbarn alarmiert hast. Die waren eh schon alle zur Hälfte wach, weil der Hund deines Nachbarn so laut gebellt hat. Dank dem bin ich durch die Haustür unten gekommen.

Mehr als dir die Wahl zu geben mit mir mit zu kommen oder dich auf normalen Wegen versorgen zu lassen, kann ich nicht für dich tun. Und bitte versteh mich nicht falsch. Ich lasse dir diese Wahl, aber keine andere. Du bleibst nicht allein hier bei dir in der Wohnung ohne Schutz und ohne ärztliche Versorgung. Wenn du mich dazu zwingst und keines von beiden freiwillig machst, rufe ich beim Notruf an und mime eine besorgte Freundin. Dabei schildere ich der Polizei dann ziemlich genau die Situation hier und sage, dass du mich hysterisch raus geschmissen hast, weil du weder Krankenwagen noch Polizei da haben wolltest aus Angst um dein Leben. Ob deren Schutz dann aus reicht und ob es in Bezug auf die Maratrucha die klügste Entscheidung ist, wage ich zu bezweifeln. Aber wenigstens bist du dann versorgt und erst mal sicher. Caitlin kann dich dann immer noch finden und mit dir reden. Wär' ich an deiner Stelle, würde ich entweder mit mir mit kommen, oder mich brav zum Krankenhaus bringen lassen mit irgend einer aus den Fingern gesaugten Geschichte und dort die nächsten Tage auch brav bleiben. Wenn du mir nicht traust, rufe ich dir auch gern n Krankenwagen oder wir fahren mit dem Taxi, dem du selbst das Ziel nennen kannst. Krankenwagen hat halt den Nachteil, dass die Sanitäter deine Wohnung sehen.

Auch wenn ich ziemlich locker flockig daher komme um dich nicht noch mehr zu verschrecken: Du unterschätzt den Ernst deiner Situation. Caitlin sagte mir, dass der Kerl, den sie eigentlich zu deinem Schutz beauftragt hat, von den Typen umgelegt wurde, der dir das hier angetan haben. Diese Jungs spielen nicht mit Samthandschuhen. Wir reden hier von den harten kriminellen Typen und nicht von denen, die nur ein paar Gramm Hasch verticken.

Mein Job ist es, erst mal dafür zu sorgen, dass du in Sicherheit bist. Leider bist du nicht mein Auftraggeber. Damit kannst du mich nicht entlassen. Deshalb also: Freiwillig mit mir, freiwillig ins Krankenhaus mit irgend 'ner Story, die du dir ausdenkst oder ich sorg dafür, dass offizielle Stellen sich um dich kümmern und um die Gefahr für dich wissen. Mehr kann ich dir nicht anbieten."
 
Lara schien zu fertig um sich nun noch mit dieser Fremden zu streiten, die es ja wirklich scheinbar gut mit ihr meinte. Trotzdem machte ihr die Begegnung mit dieser ominösen Caitlin Sorge. Ihr Großvater war über 80 gewesen als er starb was Jahre her war, wie alt war dann wohl diese Caitlin? Konnte sein das die eine lebende Mumie war, ein alte, verknöcherte Dame aus einer anderen Zeit. Eine Moralpredikt das immer die Frau und ihr unsittsamer Lebenswandel Schuld sind war jetzt genau das woran sie keinen Bedarf hatte.
"Also gut, dann fahr mich mal in den Laden mit dem Arzt." Wenn ich jetzt noch Hepathitis kriege ist mein Tag wirklich perfekt. "Mein Fiat steht unten auf der Straße, der schwarze Panda mit dem shit happens Aufkleber an der hinteren Stoßstange."
Damit schnappte sich Lara eine Jacke und ihre kleine Sporttasche mit allem was sie so brauchen würde und harrte der Dinge die da kommen würden.
 
Melody konnte nicht anders. Sie musste Grinsen. "Shit happens, eh? Passenderes Motto konntest du dir nicht aussuchen, hmmh?" Dann beäugte sie Lara kritisch. "Meinste nicht, dass du gleich ausreichend mit der Treppe zu tun haben wirst und willst nicht lieber mir deine Tasche geben? Zur Zeit musste echt nicht die toughe geben. Ich weiss wie sehr der Scheiss weh tut, mit dem du da zu kämpfen hast." Sarah mache Lara platz und schnappte sich den Schlüssel zu ihrem Wagen.

Wenn du ne Freundin hast, der du vertraust oder so, ruf sie an, du kannst ihr was von 'nem Blind Date erzählen und dass du dich absichern willst. Wenn du dich nicht meldest, soll sie die Polizei informieren." Melody wuselte sich etwas durch die Haare. "Wenn du dich dafür entscheidest, hast du vielleicht zu mindest etwas gefühlte Sicherheit. Du solltest dann aber auch deine Anrufliste löschen, damit wir nicht nachvollziehen können, wen du angerufen hast." Melody lächelte etwas schief. "Ich hab' echt keinen Plan, wie ich dir sonst helfen kann, bei der ganzen Sache n besseres Gefühl zu bekommen. Ich kann's verstehen. An deiner Stelle würd' ich mich auch ziemlich beschissen damit fühlen." Melody zuckte noch einmal fast etwas hilflos mit der Schulter und trabte dann mit Lara die Treppe runter. Dabei hatte sie ein Auge auf die andere Frau. Runter tragen kam zwar nicht in Frage, aber wenn es half, konnte sie Lara immer noch stützen.

Unten angekommen zog sie sich die Mütze von ihrem Hoodie wieder tiefer ins Gesicht und bedeutete Lara kurz zu warten. Sie wollte als erstes durch die Tür und einem Blick nach draussen werfen. Das vorhin niemand das Haus beobachtete hieß ja nicht, dass es jetzt immer noch so war.
 
"Keine Freundin, kein Lebensgefährte, keine Verwandten und wie sehr sich meine Nachbarn für mich interessieren siehst Du daran das ich in meiner Wohnung überfallen werde mit dem zugehörigen Krach das ich zusammengeschlagen werde und einen Tag lang kein Schwein nach mir sieht obwohl die Wohnungstür offen steht."
Kommentarlos lies Lara die Tasch in ihrer Hand für Melody vor deren Füsse fallen und hinkte danach langsam zur Treppe und zog die Wohnungstür dabei ins Schloß.
Draussen sah Melody nur ein ruhiges nächtliches Finstertal in einer Wohngegend nach Mitternacht. Wenn die Wohnung beobachtet wurde konnte sie nicht wahrnehmen durch wen.
 
Melody stellte die Tasche in den Kofferraum und half Lara beim Einsteigen, insbesondere beim Schließen der Tür. Dann stieg sie selbst ein. "Tu die selbst einen Gefallen und binde das nicht unbedingt jedem ausser Caitlin auf die Nase. Vor allem, wenn du noch bedenken hast. Denk dran: für alle ausser Caitlin bin ich erst mal ne Bekannte, die du angerufen hast, weil du gehofft hast, dass ich helfen kann. Wenn sie überhaupt fragen stellen. Die müssen wirklich nicht gleich alles wissen." Sie fuhr auf dem Weg zum Dark End durch ein paar kleinere Seitenstraßen eine Schleife um etwaige Verfolger nach Möglichkeit etwas leichter zu erkennen.
 
Über die kleineren Seitenstrassen war es sogar einfacher, die Hofeinfahrt zum Dark End zu finden. Daß Helena da war, würde Melody vielleicht erkennen, weil ihr doch sehr auffälliger Wagen im Hof stand.
Es gab hier auch nur eine Tür mit einer KLingel, von daher, die beiden anderen waren wohl Notausgänge die keine Klingel hatten. Damit Lara nicht so weit laufen musste, war auch ein Parkplatz in der Nähe der Tür frei.
 

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