Zuflucht [20.05.2008] Die Zeit rennt und was gibts Neues?

Als Sarah auf den Hof einfuhr, entschlüpfte ihr ein "War ja klar." Der Wagen der Toreador war nun mal kaum zu verkennen und so viele von den Viechern fuhren in Finstertal nicht herum. Lara bekam einen Blick von der Seite, der von einem tiefen Grinsen begleitet wurde. "Wenigstens bist du kein Mann. Dann muss ich gleich keine triefende Sabberspur hinter dir auf wischen - so lang du nicht auf Frauen stehst. Die Besitzerin", dabei deutete Sarah auf das schmucke Gefährt und nicht auf den Club, "ist n ziemliches Rasseweib. Viel wichtiger ist, dass sie ganz ok ist. Sie hilft dir auch mit dem Arzt."

Melody scherte auf dem Parkplatz ein und half Sarah auf der anderen Seite aus dem Auto. "Ich denke, die Mädels hier sind ganz in Ordnung." Sie gab Lara sanft halt, damit sie nicht zu viel belasten musste und führte sie zu der Tür mit der Klingel. Es war wirklich die logischste Erklärung und Helena sehr rücksichtsvoll. Es würde Melody nicht wundern, wenn der freie Platz eigentlich der der Hüterin war. Sie konnte ein ziemlich mitfühlendes Herz haben, wie es schien. Viele andere ihrer Art hätten für einen Menschen nicht so viele Gedanken verschwendet.

Über kurz oder lang erreichten die beiden Frauen die Tür, auch wenn es für Lara wohl ein schmerzhafter Prozeß war und die Ventrue klingelte.
 
Hätte Melodie soviel Ahnung von Autos gehabt wie von Waffen, dann hätte sie gewußt, daß es nicht nur wenige Fahrzeuge wie das von Helena gab, sondern daß es ein Einzelstück war. Würde es einen Mann oder gar einem Ventrue gehören, würde sich vermutlich auch keiner daran stören, doch wenn eine schöne Frau ein solches Fahrzeug besass, dann war es schon fast ein Sakrileg.

Doch genau das störte Helena nicht, sie hatte schon immer ausgefallene Fahrzeuge gefahren, zum Glück hatten viele nur ein Lächeln, weil Toreador nunmal alle ein wenig verrückt waren.
"
Ein Mann in schwarzer Hose und schwarzem Hemd öffnete die Tür und musterte die beiden Frauen kurz.
"Sie wollten bestimmt zur Ärztin", sagte er und sah dann Lara an. "Soll ich sie tragen?
 
Tja.. das Ding war eben ein Auto. Inzwischen wusste sie ein wenig darüber wie man die Teiler zerlegte, doch wenn es um motorisierte Untersätze ging, zog Melody die Variante mit zwei Rädern eindeutig vor. Vier Räder mussten praktisch sein, unauffällig und vielleicht noch unter der Haube ein wenig aufgemotzt.

Melody nickte auf die erste Bemerkung des Mannes, der in freundliches, helles Schwarz gekleidet war. "Jup." Bei der Frage des Mannes schenkte sie Lara 'nen Seitenblick. "Tragen wäre wohl nicht so klug. Rollstuhl oder Trage wären was anderes. Es würd mich nicht wundern, wenn ein paar ihrer Rippen nicht wenigstens angeknackst sind..." Und damit würde das hoch heben nicht nur verflucht weh tun. Wenn da etwas doller kaputt war und irgend eine Bewegung ungünstig, mochte sich eine gebrochene Rippe noch in eine Lunge bohren. Das waren alles Dinge, die Melody ganz bestimmt nicht ausführen würde. Lara war eh schon erledigt genug.
 
Er schien kurz zu überlegen.
"Trage nicht, ich könnte einen Schreibtischsessel holen", sagte er dann und drehte sich dann um, als hinter ihm eine Tür geöffnet wurde und einen vielleicht 35 Jahre alte blonde Frau erschien, die weder besonders hübsch, noch hässlich war, aber ein freundliches Gesicht hatte und eine moderne Metallbrille auf der Nase trug.

"Ich bin Dr. Veronika Rosmann, bitte kommen sie durch, die paar Schritte, sollten schon gehen", sagte sie und deutete auf die Tür, aus der sie gekomme war.

Es war nicht das erste Mal, daß Helena sie mitten in der Nacht aus dem Bett geklingelt hatte, weil sie irgendwelche verletzte Mädchen aufgelesen hatte, die von ihren Makern zusammengeschlagen worden waren oder ähnliches, teilweise schlimmeres und in der letzten Zeit wurde es schlimmer hatte sie den Eindruck.

Drinnen hatte sie auf zwei zusammengeschobenen Tischen einen Untersuchungstisch improvisiert, mehr war auf die schnelle nicht drinnen gewesen.
 
Melody schenkte Lara ein aufmunterndes Lächeln und stützte sie weiter beim rein gehen, damit sie es etwas leichter hatte und das stärker verletzte Bein nicht ganz so arg belasten musste. Kurz war sie irritiert, dass die Ärztin ihren vollen Namen nannte, aber das hielt noch nicht mal lang genug an um auf ihrem Gesicht irgend welche Spuren zu hinterlassen. sie hatte Helena ja um eine Krankmeldung für Lara gebeten. Die konnte nur ein zugelassener Arzt ausstellen und spätestens auf dem Wisch hätten sie einen Namen und Praxisanschrift gesehen. Wahrscheinlich würde die Ärztin das offiziell als Hausbesuch oder so abrechnen bei der Krankenkasse. Aber das war nicht Melodys Bier. Sie ging eh davon aus, dass sie zusätzlich noch Bares übergeben würde für den speziellen Service. Immerhin hielt sich ihr schlechtes Gewissen gegenüber der Ärztin in Grenzen. Wenn sie nicht zu der Sorte Frühschläfer gehörte, war sie wahrscheinlich nur von ihrem Fernsehabend weg gesprengt worden. Aber eigentlich ging Melody das auch gar nix an.

"Guten Abend.", erwiderte Melody mit einem freundlichen, jovialen Lächeln. Da Lara erst mal nix antwortete, wanderte Melodys Blick recht schnell wieder zu der Verletzten. Die wirkte einfach nur matsch, groggy und neben der Spur.

"Sie heisst Lara." übernahm Melody deshalb beim rein gehen. "Breitmann, oder?" Melody klang beim Nachnamen etwas unsicher, obwohl sie es gar nicht war. Sie half Lara zum Tisch und ließ sie sich erst mal dagegen setzen oder lehnen. Für die Untersuchung selbst musste sie sicher vorher ein paar Federn lassen. Für's Hinlegen war es damit noch ein wenig früh. Natürlich würde sie Lara auch dabei helfen. Vor allem Schuhe und Hose ausziehen konnte mit solchen Verletzungen echt nervig sein. Zum Glück hatte sie als Oberteil eh ein Teil mit Reißverschluss gewählt. Das machte ihr das Leben leichter. "Ich bin über sie gestolpert, als sie schon so aussah. Sie wollte auf keinen Fall zur Polizei und deshalb auch nicht ins Krankenhaus." Melody lächelte etwas schief. "In dem Zustand konnte ich sie aber auch nicht einfach allein lassen...."
 
Was hätte die Ärztin davon gehabt, ihren Namen nicht zu nennen, sie hatte ein Praxis und wenn Helena anrief dann waren das Kranke, die als Privatpatienten abgerechnet wurden, das hatte sie mir der Pseudotorrie so ausgemacht und das ging mittlerweile schon 10 Jahre so und es fragte auch keiner grossartig, vorallem wenn keine Kasse dahinter stand, die vielleicht päpstlicher als der Papst war. Dafür war auch Helena hin und wieder bereit, bei dem einen oder anderen Patienten ein Wunder geschehen zu lassen

"Das haben sie gut gemacht, leider gehen heute viele einfach an den Problemen vorbei", sagte die Ärztin und sah sich dann um. "Darf ich alle, die für die Untersuchung nicht gebraucht werden, bzw. bei denen Frau Breitmann nicht darauf besteht, daß sie hier bleiben, zu gehen."

Gebraucht würde keiner und der Mann der die beiden Frau hereingeführt hatte, ging auch sofort wieder raus, die Frage war, was Melody machen würde.
 
"Your choice, Lara.", antwortete Melody darauf hin und wartete ab, was der Wunsch der jungen Frau war. An der Stelle lag ihr wenig daran sich auf zu drängen. auf der anderen Seite mochte es Lara ein wenig trügerische Sicherheit geben, wenn jemand bei ihr blieb, den sie wenigstens seid mehreren Minuten kannte und die ihr zu mindest scheinbar nichts übles wollte. Dann wendete sie sich noch einmal an die Ärztin. "Sie wird eine offizielle Krankmeldung brauchen, wenn sie nicht will, dass der Kram öffentlich wird. Sie hat ne normale Arbeit und da würde es mit Sicherheit Fragen aufwerfen, wenn sie mit solchen Verletzungen dort auf taucht."

Ohre Frage empfahl es sich, bei so einer Krankmeldung nicht unbedingt die Wahrheit zu verwenden. Ein einzelner Rippenbruch ließe sich noch auf einem Unfallfragebogen anders beantworten als diese Reihe von Verletzungen, wenn nicht gleich eine ganz andere Krankheit vor geschoben wurde. Wer die Rechnung übernehmen würde, war im übrigen für Melody ziemlich klar. Sie würde bezahlen, was notwendig war und sich das Geld später von der Tremere wieder holen. Helena etwas dafür zu schulden, dass sie die Ärztin kannte und herbei schaffen konnte, reichte vollkommen aus. Das Geld musste echt nicht noch zusätzlich auf diese andere Art von Rechnung.
 
"Bleib wenn Du willst, was auch immer Du siehst hast Du auch schon bei mir daheim gesehen." Lara wirkte erschöpft, fast apathisch...mehr seelisch ausgelaugt als physisch am boden auch wenn die Verletzungen sie behinderten.
 
Aus Melodys Mimik sprach Sorge und Anteilnahme, als sie die Entscheidung traf, die die apathische Lara irgend wie nicht mehr in der Lage zu treffen war.

"Da hat sie recht.", sagte sie fast entschuldigend zu der Ärztin. "Ich habe einen Blick auf ihre Verletzungen geworfen und sie dann quasi gezwungen, sich behandeln zu lassen auf die eine oder andere Art. Im Zweifelsfall hätt' ich ihr 'nen Notarzt auf den Hals gehetzt. 'S wär' nicht fair, wenn ich sie jetzt mit 'nem völlig Fremden allein lasse, so fertig wie sie ist.

Komm, Lara, ich helfe dir beim frei machen.", sagte sie leise und sanft zu der Verletzten und übernahm die Hilfestellungen bei den Bewegungen, die ihr sonst weh tun würden: Ausziehen der Schuhe, los werden der Hose und auch die Fleecejacke nahm sie ihr von hinten ab, damit Lara ihre Arme nicht so weit bewegen musste.

So jung wie Sarah auch war, wahrscheinlich machte sie gerade den Eindruck einer leicht besorgten Glucke.
 
Die Ärztin lächelte Lara aufmunternd zu, doch als sie die Verletzungen sah, entstand ein wenig Besorgnis, eigentlich sollte die Kleine für ein paar Tage auf stationäre Behandlung, wenn es da keine Komplikationen geben sollte. Da war mehr kaputt als nur ein paar blaue Flecken, sie sollte sie unbedingt röntgen, denn sie befürchtete beim Abtasten, daß da vielleicht auch ein Haarriss im der Halswirbelsäule sein könnte und so war das erste, was Lara bekam eine Halskrause, bevor sie die Rippen richtete.

"Da hat es sie aber schwer erwischt, Kindchen, kann ich sie übereden, einen Krankenwagen zu bestellen, damit ich sie in die Praxis bringen kann, denn ich würde schon gerne röntgen", sagte sie dann. "Außerdem würde ich gerne innere Verletzungen ausschließen."
 
Lara wirkte sofort alarmiert und auch wieder panisch..."Aber dann muss ich ja doch zur Polizei" stammelte die junge Frau und ihre Unterlippe zitterte dabei "dann kommt der Kerl nur wieder zurück..."
 
"Nein, nein, wenn dann werde ich dich mit in meine Praxis nehmen, ich habe da ein paar Räume, in denen ich schon mal Frauen und Kinder behandle, die in Sicherheit gebracht werden müssen, du wärst nicht die erste, die da Unterschlupf bekommt, bis sie wieder gesund ist, du darfst nur nicht den Fehler machen überall anzurufen oder durch private Netzwerke hüpfen."

Sonst waren es meisten Frauen aus dem Horizontalen Gewerbe, die sie da vor ihren brutalen Luden versteckte, aber da hatte ja auch einer zu sehr zugelangt.
 
"Röntgen ist ne kluge Idee, Lara", schlug sich Sarah ein wenig auf die Seite der Ärztin. "Du hilfst dir nicht, wenn du da irgend was übleres verschleppst und sie muss es auch richtig behandeln können. Wenn du später nicht mehr als möglichst viel Ruhe brauchst, kannst du dir immer noch aussuchen, ob du erst mal da bleiben willst oder ob ich dich unterbringe. Am wichtigsten ist es zu checken, ob du irgend eine Verletzung hast, die dir noch gefährlich werden kann. Prellungen und Brüche, die nicht an der Wirbelsäule sind, tun zwar schweinisch weh aber werden mit der Zeit verheilen. Wenn da was richtig gebrochen ist, willst du auch, dass es gerade zusammen wächst und nicht schief und krumm. Sonst haste dauerhaft was gut von.

Ist das n privater Krankenwagen, den sie da an der Hand haben? Ansonsten hab' ich sie mit 'nem normalen Auto her gebracht und... na ja.. sie hat's überstanden, konnte Treppen gehen, wenn auch langsam und zu mindest für mich offensichtlich hat sich dadurch nichts verschlechtert - auch wenn sie es ohne Frage mit 'ner Trage wohl bequemer hätte..."
 
"Aber im Krankenhaus müssen die doch solche Verletzungen nach einem Angriff der Polizei melden" gab Lara kleinlaut zurück. "Wenn die das machen hab ich den kerl wieder am Hals...schlimm genug das ich immer noch nicht sicher weiss was da los war und weshalb ich die Schläge bekommen habe. Ich meine, soll ich meine Arbeit kündigen damit ich nichts mehr falsch machen kann das dem nicht passt? Ich arbeite da gern, bei der Stadt ist ein sicherer und meistens stressfreier Job."
Immer mehr schienen die negativen Folgen des Angriffs Lara zu Bewusstsein zu kommen. Sarah sah das die Angst vor der Zukunft sich an Lara heranschlich wie ein Raubtier und die Beute nahm die Annäherung aus dem Augenwinkel wahr ohne sie schon ganz zu begreifen.
 
"Ganz ruhig, Lara. Es geht nur darum, dass wir dich in die Praxis der Ärztin bekommen. Dort hat sie ein Röntgengerät. Die nächste Zeit wirst du erst mal krank geschrieben sein. Da brauchst du dir erst mal keine Sorgen machen. Bei dem Rest bist du auch nicht allein. Wir werden einen Weg finden, der für dich sicher ist und für dich in Ordnung. Wie genau der aussehen wird, werden wir schauen, wenn es dir wieder besser geht. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Du hast jetzt Schutz." Sehr bewusst vermied Sarah alle Verneinungen bei ihrer Beschreibung. ,Fall nicht bei der Stufe. Denke nicht an einen rosa Elefanten. Sie können dir nichts mehr tun.' All diese Sätze brachten Gedanken auf den Plan, mit denen sich Lara gerade gar nicht belasten sollte.
 
"Ich werde nichts an die Polizei melden und einen neutralen Krankenwagen habe ich auch, den ich rufen kann", erwiderte die Ärztin. "Ich kümmere mich auch um Frauen und Kinder, die geschützt werden müssen, also habe ich Erfahrung in solchen Sachen und ob sie die Polizei einschalten oder nicht, ist auch ihre Sache."

Auch die Ärztin ging erstmal auf Beruhigung, alles andere konnte warten.

"Und klar, ich schreibe sie erstmal krank, so lange wie es sein muss."
 
"Gut, dann rufe ich jetzt den Krankenwagen und sage Helena, dass alles klar ist, wartet ihr kurz hier?"
Sie wartete die Antwort ab und ging dann nach draussen
 
"Natürlich, kein Problem. Ich fahre dann gleich mit ihrem Auto hinter her, wenn das in Ordnung ist", antwortete Sarah, die sich deutliche Sorgen machte. Dabei drehte sich nur ein Teil ihrer Gedanken um die Kleine und ein anderer um das Versprechen, was sie für den heutigen Abend gegeben hatte. Zur Sicherheit warf sie noch einmal einen Blick auf ihr Handy. Noch war alles in Ordnung und sie hatte keinen Anruf bekommen. Schwein gehabt konnte man das auch nennen.

Aber hey.. jonglieren macht Spaß, oder?!
 
Die Ärztin würde sich draußen kurz mit Helena unterhalten und dann einen ihrer Mitarbeiter rufen, der den Wagen fuhr, der hinter den verspiegelten Scheiben einen vollständigen Krankenwagen hatte.
 

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