Gute und Routinierte Eröffnung, aber das war von der Prinz, die in einer heimlichen Ecke seines verdorrten, toten Herzens immer seine Lady Noir bleiben durfte, nicht anders zu erwarten gewesen. Sicher, sie war noch nicht lange tot, aber sie hatte mehrere Leben unter Buchet gedient und sie war eine ausgezeichnete Wahl als Toreador. Das sie also dem Protokoll mit Leichtigkeit genüge tat war Klar.
Auf den besonderen Dank seiner Prinz zuckte der Nosferatu mit keinem Muskel, damit niemand mehr als eine Floskel in diese Aussage hineininterpretieren konnte. Die Kanalratten waren immer nützlich gewesen und die neue Prinz erwähnte Clan hässlich damit alle zufrieden sein konnten und fertig.
Dann ging es also um die Pöstchen und welche Farbe wessen Visitenkarte in Zukunft haben sollte. Die Hexe wurde wieder im Vorzimmer platziert und durfte Seneschall sein. Sehr gut, so war sie unter ständiger Kontrolle und Beobachtung und vermutlich auch noch froh weil sie so einen tollen Posten bekommen hatte. Von außerhalb der Stadt sah es so aus als würde Clan Zauberlehrling seinen angestammten Platz in Finstertal wieder einnehmen und Wien konnte sich auf die Schulter klopfen, auch wenn das Ziege Problem in die Hose gegangen war. Der Ventrue als Sheriff war politisch und praktisch vermutlich eine gute Wahl, auch wenn Ben Levy sich, so wie heute Abend auch, als eine Spur zu ehrlich und zu kooperativ für einen Königsblüter gebarte. Enio als Geißel sollte ihm auch hervorragend passen. Auch wenn der Brujah nicht auf dem Thron saß, was sicherlich Lurkers erste Wahl gewesen wäre, mit dem Turiner konnte man gut arbeiten. So gut das der Verborgene ihn noch nicht einmal für einen Vorteil verkaufen würde. Konnte man sagen das er den Anderen mochte? Im Grunde wäre das wohl die einfachste Art es zu formulieren, also warum nicht. Enio passte ihm einfach genau wie und wo dieser gerade war....
...wäre da nicht diese blöde Sache mit der Absage gewesen. Der Nosferatu erstarrte kurz, aber er konnte diese unwillkürliche Reaktion nicht unterdrücken.
Bitte was? Hast du gerade wirklich 'Danke, aber nein, danke' gesagt?
Es widersprach so ziemlich jeder Faser seines Wesens und seiner Erziehung das jemand auf die Idee kommen könnte eine direkte Ernennung zu verweigern. So etwas war kein Angebot und auch keine Frage, auch wenn es so formuliert wurde. Verfluchter Mist, wenn man solche Dinge einfach ausschlagen konnte, wie eine Einladung zum Brunch, dann wäre er ganz sicher jetzt nicht hier und würde Erstgeborener spielen. Man wurde freundlich gefragt ob man wollte, man hatte absolut nicht die Wahl. Man sagte artig danke und musste dann eben damit weitermachen was man zugeteilt bekam.
Sein Entsetzen steigerte sich nur noch, als er hörte das er plötzlich Stray an diese Stelle setzen wollte und diese das auch noch in Betracht zog. Hatten die beiden das abgesprochen? Lurker besah sich seine Tochter, aber sie wirkte nicht so als wäre diese Idee zwischen den beiden geplant gewesen. Wie auch, anscheinend hatte die Prinz sich im Vorfeld wirklich nicht mit dem Italiener abgestimmt. Aber wie konnte es sein das die Cruiz so einen derben Fehler beging?
Schon flogen die Bälle wild hin und her und aus der Sitzung wurde ein Hühnerhaufen in dem alle wild gackerten und sogar ein wenig nacheinander krallten. Später würde ein wohlwollender Beobachter vielleicht den weisen Nosferatu bewundernd zur Kenntnis nehmen der so besonnen schwieg, aber die unschöne Wahrheit war, dass Lurker einfach völlig überfordert war. Seine Gedanken rasten wie er seine Tochter aus der Schussbahn bekommen konnte, ohne das es auffiel. Sogar Mortimer Lychs wohlwollende Begrüßung schaffte er nur durch einen Reflex zu beantworten, indem er sich im Sitzen kurz verneigte. Das sah nicht nur irgendwie komisch aus, sondern war nach irgendwelchen Protkollen ganz sicher auch wieder falsch.
Hatte die neue Harpyie wenigstens direkt etwas das sie in ihr Büchlein schreiben konnte. Der Chef vom Clan Kanal hatte es nicht drauf mit der Etikette. Kleines Geschenk zum Einstand, der absolut leise und reibungslos verlief, weil gerade alles andere drüber und drunter ging.
Erst Lenas deutlicher Aufruf riss Lurker aus seiner Lethargie. Wieder einmal musste er schnell denken. Vermutlich würden die Anwesenden erwarten das er jetzt für Jenny Partei ergreifen und diese unterstützen würde, aber obwohl alle wussten das sich die Caitiff und der Nosferatu nahe standen, wusste vermutlich niemand wie tief diese Verbindung wirklich war. So tief nämlich, dass er hier einen Teufel tun musste um zu beweisen das er hinter ihr stand. Wie immer entschied der Verborgene also taktisch, als er es endlich schaffte ein kehliges, eher laut geflüstertes Statement abzugeben.
Wir können nicht den Caitiff einen Clan und eine Stimme im Rat geben und noch ein Amt dazu. Wir haben den Bogen schon so sehr überspannt das wir ganz sicher morgen Nacht schon wieder einen Archonten auf der Matte haben wenn wir das tun und ein drittes Mal kommen die nicht um hier irgendwen zu verschonen. Die Antwort muss also Mortimer Lych lauten, wenn es keine anderen Kandidaten aus den nach außen vertretbaren Clans gibt. Wenn Jenny sich bereit erklärt zu helfen, fein. Wenn wir ein paar Jahre Ruhe hier hatten und alle sich daran gewöhnt haben das es in unserer Stadt Caitiff mit normalen Rechten gibt können wir sie auch offiziell einsetzen, so sie das dann immer noch will. Aber auf dem Papier muss das richtige stehen, sonst ist hier morgen der Laden einfach dicht.
Soviel hatte der Nosferatu in dieser Runde zuletzt gesagt als darum gegangen war den alten Prinzen abzusägen. Vermutlich war es allen lieber wenn er jetzt dann auch wieder einfach Schweigen und da sitzen würde.