[17.05.2008] Restaurantbesuch

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Mit einem sanften schnurren brachte Sofia den Maserati des Italieners vor dem vereinbarten Restaurant zum stehen.
Angesichts der anstehenden Verabredung hatte Vicente einen frischen Anzug für den Abend gewählt. Der Anzug selbst war von brauner Farbe, trug ein Karomuster und wurde durch ein blaues Hemd sowie eine passende Krawatte ergänzt.
Der Italiener kontrollierte über einen Blick in den Spiegel den sitz des Anzugs. Mehr jedoch noch das auftreten im Sinn der Maskerade. Leichte Bewegungen des Gesichts, das blinzeln sowie eine betonte Atmung; der Versuch in der Lokalität jenseits des unvermeidlichen nicht weiter aufzufallen. Den Eindruck zu erwecken ein Mensch zu sein.

Der Spiegel wurde zurück geschlagen, der Italiener wandte sich seiner Frau zu. "Sollte es noch etwas zu ergänzen geben, jetzt wäre wohl der richtige Moment." er sprach auf italienisch, die Stimme stärker moduliert als er es im normalen Umgang mit seinen Dienern oder unter Kainiten pflegte. Sofia erwiderte den Blick. "Es gibt weiter nichts als das was ich bereits erwähnte. Die Verschiebung schien kein weiteres aufsehen erregt zu haben, man erwartet dich."
Vicente antwortete mit einem leichten nicken, blinzelte.
"Gut. Du wirst in der Nähe warten." ein leichtes Lächeln. "Ciao Bella." er zog sie kurz heran, ein angedeuteter Kuss auf die Stirn, eine einstudierte Geste, dann schließlich trat er hinaus.
Sein Blick skalierte das Gebäude, schätzte die Atmosphäre der Lokalität ein, während er das Jacket glatt strich.
Kurz führte er sich das Gespräch in Bolzano vor Augen, Name Beschreibung, was man ihm gesagt hatte.
Dann trat er einen Schritt nach vorne. Stoppte. Korrigierte kurz die Haltung, nahm bewusst Luft und schritt schließlich souverän vor.

In der Lobby angekommen würde er den Blick durch den Raum schweifen lassen, sich nach der Empfangsdame oder einen entsprechenden Herrn umsehen um sein erscheinen anzumelden, nachdem Kontakt zu fragen.

Nahm man die irritierende Ausstrahlung weg stand dort ein älterer Herr, um die fünfzig, gediegen angezogen, der offenbar kurz abwartete.
 
Ein geschniegelter Ober kam Vincente sofort entgegen, er entsprach dem Klischee eines Oberkellners in einem gehobenen italienischem Restaurant. Blütenweisses Hemd mit einer schwarzen Fliege und ebenso schwarzen Hosen, kein Jacket. Der oberlippenbart war hauchdünn und das schwarze Haar zurückgegelt.
"Buena Sera Signore. Ich bin Angelo, haben Sie reserviert?" Angelo überspielte kurz das Gefühl das Vincente bei Menschen hervorrief, sein Lächeln wirkte nun wie eingefroren und leicht gekünstelt.
 
"Buona sera, Signore Angelo." Die Worte kamen glatt, begleitet von einem schmalen Lächeln über Vicentes Lippen. Gelang es über die Ausstrahlung hinweg zu sehen mochten sie sogar freundlich wirken. Vicente neigte das Haupt leicht als Zeichen der Zustimmung. "Mein Name ist Vicente Rosellini. Signore Li Fonti erwartet mich."
Er richtete sich wieder auf. Mit dem Anzug, der steifen, aristokratischen Haltung, und dem gesetzten Alter schien er äußerlich durchaus in das Ambiente zu passen. Lediglich die Präsenz trübte die Illusion der Normalität.

Vicente würde sich anschicken dem Kellner zu folgen. Angesichts der Umstände des übereilten Aufbruch wusste er leidlich wenig über Geradino Li Fonti. Natürlich kannte er den Namen, hatte eine grobe Beschreibung erhalten, abseits dessen waren jedoch mehr Ungewiss als bequem war. Unsicherheit ist eine Emotion welche dem Urtrieb, Tier zu spielt, die das Urteilsvermögen trübt. Der Italiener verdrängte die Gedanken und konzentrierte sich auf das hier und jetzt.
 
"Ah, natürlich. Bitte folgen Sie mir zum Separe´. Signore Fonti erwartet Sie bereits." Angelos Gesicht war bei der Nennung des Namens von Vincentes Gesprächspartner noch etwas abweisender geworden. Er führte Vincente an einen durch einen Paravent abgetrennten Ecktisch an dem ein massiger Mann mittlerer Größe saß und genüsslich einen Teller Spaghetti verzehrte. Natürlich durfte auch eine Flasche roter Chianti nicht fehlen.
Als Vincente an den Tisch trat machte Li Fonti eine einladende Geste ohne sich zu erheben. Auf Vincentes Ambiente reagierte der Italiener nicht. "Herr Rosselini, schön Sie kennen zu lernen. Ihr Ruf eilt Ihnen voraus. Was kann ich für sie tun?"
 
Der Gesichtsausdruck entging Vicente nicht. Er nahm ihn zur Kenntnis, reagierte jedoch nicht weiter darauf.
Der Oberkellner wusste wohl wer in seinem Restaurant gastierte. Woran das abweisende Verhalten genau lag, es gab viele mögliche Gründe, letztlich war es für den Moment nicht von Belang.

"Guten Abend Signore Li Fonti." er folgte der Geste und nahm an dem Tisch platzt.
Das sein Gegenüber weiter sitzen blieb, fasste Vicente nicht als unhöflich auf. Er wog kurz ab es seinen Gastgeber gleich zu tun, sein Blick ging dementsprechend in die Richtung des Oberkellners. Eine Speise würde wohl zu lange benötige und Angesichts der ereignisreichen Nacht eher schwer im Magen zu liegen. "Einen Chianti Classico." Gab er dem Kellner schließlich zu verstehen, sollte er nachfragen so würde er bedeuten eine Flasche zu wollen. Immerhin war es kaum höfflich sich den Wein seines Gegenübers zu greifen. Schließlich wandte er sich wieder Fonti zu.

"Sehen sie, ich bin neu in dieser Stadt, erst seit gestern aus Hamburg eingetroffen und werde, wie sie sicherlich bereits Wissen, mich hier niederlassen." Die Stimme war angenehm, durchaus menschlich moduliert. Nach den eher wortkargen Gesprächen mit den deutschen Kainiten aus dem Elysium hoffte Vicente das sein Landesgenosse es ihm nachsehen würde, wenn er etwas mehr Worte verwendete um zum Punkt zu gelangen.
Ein Vorteil war weiterhin das es dem Kellner die Möglichkeit gab sich zu entfernen. Auch wenn verschiedene Dinge nur verkausuliert ausgesprochen werden würden.

"Natürlich ist mir daran gelegen mich vorzustellen wie es sich in guter Gesellschaft gehört. Auch, nein, ich muss mich korrigieren, gerade weil ich gerade erst dabei, zusammen mit meiner Frau, bin mein Geschäft zu etablieren und meiner persönlichen Familie ein Haus zu bieten. Selbstverständlich ohne dabei etwaige Gefühle zu verletzen."
Auch wenn er sich tief in die Organisation verstrickt sah, Erfahrung hatte und über Kompetenzen verfügte, es sich vielleicht leisten konnte lag Vicente daran die Etikette, Personen und den offenbaren Einfluss zu respektieren. Es war nicht nur eine Frage der Höflichkeit, sondern schuf auch die Basis für die weitere Zusammenarbeit. Vielleicht ergab sich eine Möglichkeit oder ein Fehler würde verhindert werden. Das er Sofia mit eingebunden hatte, sich den Umzug nicht allein auf die Fahne schrieb, lag schlicht daran das sie involviert war. In dieser Hinsicht erlaubte er sich einen Zug progressivität.

Würde der Chianti kommen, würde Vicente kurz einhalten, die Flasche entsprechend der Präsentation mustern und nach der kurzen 'Kork-Prüfung' den Kellner wieder entschuldigt sehen. Was diesem ganz recht sein sollte.

"Darüberhinaus möchte ich meine Dienste für die Gesellschaft anbieten. Ich persönlich sehe es dergestalt das es eine Verschwendung von Zeit, Potential und Ressourcen ist zu warten bis das Haus bereitet ist und man gar zu bequem geworden ist. Daher mag ich die Frage zurück geben wenn sie gestatten. Was kann ich für sie tun?"

Wenn einem die merkwürdigen Ereignisse der letzten Nächte eines gezeigt hatten, und es ihm der gesunde Menschenverstand nicht eh gesagt hätte, so war es schlicht ein Fakt das man sich nicht mit alten Federn schmückte und in einer neuen Stadt wie ein verzogenes Kindchen Gefallen, Vertrauen sowie Luxus forderte.

"Angesichts dessen das wir uns erst so kurz kennen wünschen sie vielleicht mehr über mich zu erfahren?" Er lehnte sich etwas zurück, die Haltung war offen. Angesichts des Mahl erwartete er keine lange Antwort, dennoch war er gespannt. Auch weil ihn eine leise Stimme warnte das Fonti vielleicht den Hang zur kurzen Kommunikation hatte, ihn vielleicht nun als eine Art unheimliche Labertasche wahrnahm.
 
Der Italiener verschlang seine Pasta mit großem Appetit und sprach auch dem Wein zu, wobei er dabei wirklich nicht wie ein Kenner oder Geniesser wirkte. Er schien auch von Vincentes guten Manieren und Ausstrahlung unbeeidruckt. "Signore Rosselini, es würde mich freuen Ihre Dienste für die Familie in Anspruch zu nehmen. Ihr guter Ruf aus Hamburg ist mir bekannt. Allerdings versucht die Familie in Deutschland zurückhaltend zu agieren, wir sind hier nicht auf Sizilien oder in der Bronx...deshalb gibt es wenig Bedarf für ihre spezielle Dienstleistung im Augenblick...aber das könnte sich ändern...es weht derzeit ein rauher Wind aus dem Osten und es könnte sich also notwendig erweisen dagegen etwas zu unternehmen...in wie weit können wir uns in diesem Fall auf Sie verlassen?"
 
Während der Italiener sprach wandte sich Vicente seinem Wein Glas zu.
Unbeirrt davon das Fonti mit großer Lust die Pasta verzehrte und dem Wein zusprach genoß Vicente sein Glas. Immerhin war es ein guter Wein, durchaus Vergleich mit französischen Bordeaux und es wäre der Ansicht des Bestatters eine Verschwendung ihn schlicht hinunter zu kippen.
Der Wein bekam etwas Zeit, vermutlich zu doch kurz, Zeit im Glas zu atmen. Bevor er schließlich es anhob, das reiche Bouquet aufnahm und schließlich einen ersten Schluck tätigte. Erst wurde der Geschmack aufgenommen, bevor er einen weiteren, wesentlich kräftigeren Zug tat.

"Sie können sich in diesem, wie in jedem Fall, auf mich verlassen. Nicht nur dahingehend zu tun was zum besten für die Familie getan werden muss. Auch hinsichtlich der Standfestigkeit im Sturm sowie der Selbstverständlichkeit der Diskretion." Vicente nahm einen weiteren Schluck des schmackhaften roten Wein und stellte schließlich das Glas wieder ab.
"Was die offensichtlichen Dienstleistung für die Gesellschaft betrifft, Sie müssen verstehen das es noch etwas Zeit benötigen wird bis das Unternehmen eingerichtet und betriebsbereit ist. Natürlich werde ich mich darum bemühen das es zügig von statten geht." Tatsächlich wäre es für Vicente zumindest im Moment, mit der Unterbringung im Hotel, eine Herausforderung eine Bestattung vorzunehmen.
"Allerdings vermag ich weitere Dienste anzubieten. Sehen sie, gerade der Norden Italiens wurde in dem letzten Jahren vom Wind gefasst. Man kam zu dem Schluß das die Kontrolle einer leichten Brise effektiver ist als der Kampf gegen den Sturm. Ich spreche fließend Russisch, bin mit den Gepflogenheiten vertraut sowie verschwiegen. Darüberhinaus im Stande nötige Distanz, Fachlichkeit zu wahren." Eine kurze Pause folgte.
"Sehen sie, ich kann sehr gut zwischen der Befragung einer Person die eine Raise plant und dem Gespräch zwischen ehrenwerten Männern unterscheiden."
 
"Signore Rosselini, Friedensgesprächen geht gewöhnlich ein Krieg voraus...dieser hat aber im Augenblcik nocht nicht begonnen und es sind nicht die Familien die sich bekriegen werden...um verhandeln zu können müssen wir bei unseren Feinden erst den aufrichtigen Wunsch nach Frieden schüren."
 
"Verzeihen Sie Signore Li Fonti. Nachdem was ich über diese Stadt im Vorfeld erfuhr nahm ich an das bereits die Voraussetzungen für Verhandlungen geschaffen wurden. Ich bitte drum das Missverständnis zu entschuldigen."
Offensichtlich hatte Vicente die Worte hinsichtlich der Zurückhaltung falsch aufgefasst. Etwas anderes jedoch das ihn irritierte war das von mehreren Familien gesprochen wurde. Das Angebot zu tun was getan werden musste die Frage was genau seinerseits getan werden konnte stand weiter hin im Raum. Schließlich hatte er angegeben nicht nur verhandeln zu können, sondern durchaus auch Verhöre, Folter vorzunehmen. Dennoch war ihm offenbar die Struktur nicht zur Gänze bewusst.
"Können Sie vielleicht zumindest in groben Zügen die aktuellen Verhältnisse umreißen?"
 
"Vor wenigen Nächten haben die Russen uns unterschieben wollen das wir einen ihrer Lakaien aus dem Weg räumen wollten und dabei versagt haben, seither haben sie Truppen auf den Straßen und wir natürlich inzwischen auch. Aus meiner Sicht versucht der General der Russen einen Angriff vorzubereiten und dazu nutzt er einen missglückten Einbruchsversuch irgendeines Stümpers als casa belli...Finstertal ist schon lange zu klein für zwei Organisationen und die Familien werden sich hier nicht so leicht aus dem Geschäft drängen lassen wie beispielsweise in Berlin."
 
Vicente nahm sich von den Wein während Fonti sprach nach und reflektierte kurz. Natürlich würde keiner von ihnen jemanden aus den Weg räumen und auch noch versagen. Würde man es sich vorstellen wäre es wohl nicht nur das Versagen eines Einzelnen sondern würde noch mehr treffen. Wer der Bastard wohl war? Die Frage war zumindest für den Moment irrelevant, ebenso wie die genauen Umstände des Einbruch. Ein Krieg stand an der Haustür. Von wegen meine Dienstleistungen werden nicht benötigt. Der untote Italiener war erfahren genug um sich die Zufriedenheit nicht anmerken zu lassen. Es gab weit aus wichtigeres, ernsteres. Der Tod würde so oder so kommen.

"Natürlich nicht! Die Stadt wird in unserer Hand bleiben!" Die Worte waren direkt, ernst und überzeugt gesprochen. Er hatte sogar kurz das Glas abgesetzt. Die Frage ob sie einen kalten oder offenen Krieg mit den Russen gewinnen würden stellte sich nicht. Es war eine schlichte Notwendigkeit. Der Blick fiel kurz auf das Glas. Eine Offensive Verbot sich solange sie keinen eigenen casus belli, für den es reichlich spät war. Der Blick viel wieder zu Fonti.
"Wir sollten den Angriff erwarten. Erfahren wo sie zuschlagen werden und sie entsprechend empfangen." Mit Ködern würde die Situation wohl eher verschlimmert werden den gebessert. Wenn diese bei derart viel Fußvolk auf der Strasse überhaupt funktionierten. Man bräuchte einen Spion. Gut, der Krieg war noch kalt, Vicente hatte seine Verhörkünste anklingen lassen und offenbar wollte man einen ruhigeren Weg gehen. Den anderen die Schuld zuweisen können. Eine handvoll im Verhör gestorbener Russen wäre dem nicht zuträglich. Du kennst doch einen. Die Erinnerung an Vazili, den Guhl Michaels kamen hoch. Ein Plan formte sich, allerdings hing er an fielen Wenn's. Vornehmlich der Zustimmung seines Clansbruder.
"Ich kann es nicht sicher versprechen. Jedoch, vielleicht wird es mir möglich sein von einen Dritten weiteres zu erfahren. Natürlich ohne Aufsehen zu erregen oder Unannehmlichkeiten zu hinterlassen."
 
"Für alle verlässlichen Neuigkeiten werden wir Ihnen dankbar sein, aber noch haben Sie die Möglichkeit sich herauszuhalten. Überlegen Sie es sich ob Sie bereits Partei ergreifen wollen, denn der Ausgang der Kriegshandlungen ist ungewiss. Außerdem führt man Kriege nicht abwartend...man übernimmt die Initiative. Wir warten einfach auf Hergüls Entscheidung. Aber wenn Sie etwas erfahren melden Sie sich bitte bei mir."
Der Italiener griff in die Tasche seines Hemdes und überreichte Vincente eine Karte mit mehreren Telefonnummern.
"Unter diesen Rufnummern erreichen Sie mich oder Personen meines Vertrauens, jederzeit!"
 
"Vielen Dank" Er nahm die Karte entgegen, studierte sie und verstaute sie seinem Etui.
"Sie sagen es, man übernimmt die Initative. Würde ich erwägen mich aus den Geschäften herauszuhalten, würde ich nicht Ihre Zeite hier beanspruchen. Natürlich ist der Krieg eine Ungewissheit, jedoch bei weiten kein Grund die Familie zu vergessen, zu verdrängen welches Blut durch die eigenen Adern fließt." Vicente hatte keine Skrupel Geschäfte mit den Dieben im Gesetz zu machen, mit ihnen zu sprechen. Doch letztlich war er keiner von ihnen, blieb er Italiener und konnte es nur eine Familie geben.
"Ich bin Bestatter aber doch kein Lampenputzer." merkte er mit einem grimmigen Anflug von Humor an. Letzlich so zu verstehen das er die Familie vor die eigene Bequemlichkeit stellte.
Ob man so ein Verhalten überhaupt dulden würde? Hinsetzen, nichts tun. Die genehmste Seite rauspicken. Derjenige würde doch nicht mehr über den Status eines Fußabtreters hinauskommen, geschweige den respektiert.
"Sollten es etwas zu tun geben, Sie auf meine Expertise zurück greifen mögen oder eine neue Entwicklung anstehen." Vicente entnahm eine eigene Visitenkarte "Sie erreichen mich oder einen der meinen unter dieser Nummer."
 
"Haben Sie als Leichenbestatter auch medizinische Kenntnisse und Fähigkeiten? Bei dieser Art von Auseinandersetzungen kommt es oft zu Verwundungen und wir können die Unseren dann nicht ins Krankenhaus bringen. Wären sie neben der Aufbahrung oder Beseitigung von Leichen auch in der Lage einen Verwundeten notzuversorgen?"
 
Vicente war deutlich überrascht, es hatte den Anschein als würde er in der Bewegung einfrieren, wäre vom 'Blitz getroffen' worden und gar das Atmen vergessen, während er die Frage aufnahm. Natürlich hast du die Kenntnisse! Beweise es ihm! Zeig dich als nützlich und falle die Treppe rauf. Es bringt Geld, Ansehen und Macht! Er versuchte den Gedanken, die Einflüsterungen der Bestie, abzuschütteln blinzelte deutlich als wollte er nicht nur sicherstellen das er es richtig gehört hatte, sondern auch richtig sah. Ein kleines räuspern folgte, er nahm die Serviette auf und hustete knapp.

"Verzeihen Sie." Der Blick ging zum Wein, als habe er sich Angesichts eines kleinen Schock verschluckt. Komm, es sind deine Leute. Familie. Es sterben täglich genug das die kleine Hilfe das Studium nicht stört. Du willst doch nicht nur wegen dem Studium zurückstehen. Es gefährdet nicht nur das Unternehmen, du fällst zurück! Der Blick des Bestatter blieb an das Glas gehaftet, nahezu physischer Ekel stieg in ihm auf während er den Einflüsterungen des Tiers seine tiefsitzenden Überzeugungen entgegenhielt. Normalerweise hätte Vicente es überspielt, sich durch solch eine Frage nicht aus der Fassung bringen lassen, gerade nicht nach außen hin, allerdings kam es derart überraschend.
Vicente sah wieder vom Glas auf, in den Augen eine gewisse peinliche Berührtheit über den 'Ausfall'. Hoffentlich dient der Wein als Entschuldigung. Ein Traumata? Es war ihm durchaus bewusst das die wenigsten Menschen auf die Frage anderen zu helfen nicht reagierten als hätte man sie gefragt eine Monstrosität zu begehen.

"Ich kann eine Person brechen, sie vor ihrem unausweichlichen Ende zum reden bringen. Wenn sie mir jemanden bringen der halbtot ist, kann ich ihn derart lange am Leben erhalten das er vor seinem Tod noch spricht. Ich verstehe mich selbst darauf den Toten noch Geheimnisse zu entreißen. Was jedoch die Notversorgung betrifft kann ich Ihnen nicht weiterhelfen." Vermutlich hätte er ein 'zu meinen bedauern' hinzufügen sollen, letztlich wäre es jedoch zu dick aufgetragen und es löste den Widerspruch nicht auf. "Im äußersten Notfall wäre ich unter Umständen gewillt eine Ausnahme zu machen, zu tun was ich kann." Würde Fonti oder gar Hergül in Gefahr stehen zu sterben, Vicente würde eine Ausnahme machen, vielleicht.

Der Blick senkte sich kurz. Er erwog das bald entstehende Unternehmen als Unterschlupf anzubieten, entschied jedoch das die Gefahr zu groß war an einem Abend gerufen zu werden, nur um festzustellen das irgendein dreckiger Soldat sich weigerte zu sterben und er helfen sollte. Natürlich könnte er nur vorspielen zu helfen, den Tod verlängern, studieren und schließlich herbei führen, es würde auf lange Sicht Probleme geben. Michael hingegen,.. Er wusste das der Plan Michael zu überreden Vazili als Doppelspion zu benutzen, ihn entsprechend zu manipulieren wackelig war. Die Herausforderung war nur das er entweder von der Nebentätigkeit seines Blutsäufers nichts wusste, oder für die falsche Seite spielte. Das Angebot Menschen zu helfen wiederum konnte ihn vielleicht versönlich stimmen.

"Vielleicht kann ich dahingehend einen geeigneten Arzt finden. Ich bin mir nicht sicher ob er überzeugt werden kann nur für uns zu arbeiten, allerdings ist er unter Umständen gewillt Verletzte zu behandeln ohne Meldung zu machen oder weitere Schwierigkeiten zu bereiten." Sag ihm das die Person die du meinst ein Blutegel ist der das aus reiner Menschenliebe tun würde. Vicente verzichtete darauf dem Vorschlag seines Tiers nachzugeben. Es mochte unglaubwürdig klingen das ein Strassendoktor es tat weil er sich für einen guten Menschen und selbst Soldaten für arme Geschöpfe hielt.. dem Gegenüber stand jedoch eine dreistündige Fahrt mit Gespräche über 'Liebe' und wie wichtig das 'Leben' sei.
 
"Gut, ein Arzt wäre natürlich noch besser. Wenn Sie Probleme bei der Etablierung ihres Unternehmens bekommen sollten oder ein Konkurrent lästig wird lassen Sie es uns wissen...in solchen Fällen können wir sehr überzeugend sein, außerdem werden Sie sobald ihr Geschäft läuft von nun an viele Aufträge aus unserer italienischen Gemeinde bekommen. Vielleicht möchten Sie in den nächsten Tagen einmal eine der Versammlungen der Söhne des heiligen Franziskus besuchen? Ein kleiner Club in dem sehr viele unserer Landsleute verkehren. Es würde mich freuen Sie dort zu begrüssen und vorzustellen."
 
Vicentes Haltung entspannte sich während Li Fonti sprach. Michael zu überzeugen würde sicherlich eine Herausforderung. Dennoch bestand sein Gegenüber zum Glück nicht weiter darauf das er sich als selbst als Doktor versuchte. Er gönnte sich einen weiteren Schluck vom Glas, nahm den Geschmack auf und nickte Li Fonto leicht zu den Worten mit leichtem, breiter werdenden Lächeln zu.

"Sehr gerne. Es ist mir eine Ehre und ich bin gespannt darauf die Söhne kennenzulernen." Selbst ohne sein Wissen um Okkultes zu bemühen wusste Vicente allein aufgrund des Umstand das er Katholik und Italiener war das es sich bei dem heiligen Franziskus um den Schutzpatron Italiens handelte. Der Umstand allein vermochte, auch wenn es wohl irrational war, helfen in dem neuen Land Fuß zu fassen. Ebenso wie die angebotene Hilfe nicht zu verachten war. "Es sollte kein Problem stellen einen Abend dafür einzurichten."
Er dachte einen Moment lang nach. "Sagen Sie, können sie mir eine Kirche empfehlen? Eine die unserer Gemeinde nahe steht." Vicente hatte zwar bisher nicht die Zeit gefunden, ging jedoch davon aus das es mehrere Kirchen in einer Stadt wie Finstertal gab. Letztlich würde die Auskunft dahingehend nicht nur die Möglichkeit geben bei der Kollekte den Betrag den richtigen zukommen zu lassen, sich über den Besuch der Mitternachtsmessen zumindest nach außen hin Integer zu zeigen sondern auch nahelegen wo das italienische Viertel der Stadt verortet war.
 
"In diesem gottlosen Land? Diese Tedesci sind so kalt und rational das es unsereinem die Schamtränen in die Augen treibt und sowas ist auch noch Papst. Außerdem gibt es hier viel zu viele protestantische Ketzer die den Glauben der wahren Gläubigen vergiften, selbst unter den Priestern der Heiligen Mutter Kirche. Deshalb haben wir auch unseren eigenen Priester, Don Guiseppe, er liest die Messe in der Kapelle im Versammlungszentrum der Söhne des heiligen Franziskus an Sonn-und Feiertagen. Außerdem verfolgen wir dort auch in geselliger Runde die Spiele der Seria A. Selbst zwei eigene Boule´-Bahnen haben wir."
 
"Ich hatte bereits etwas derartiges befürchtet als ich sah in welchem bedauerlichen Zustand der Dom derzeit ist." Vicente mischte ernsthaftes bedauern in die Worte und nahm einen weiteren Schluck und wirkte gleich darauf wieder erleichtert.
"Es ist gut zu Wissen das ein Ort wahren Glaubens erhalten wurde. Es wäre mir ein Vergnügen einer der Messen Don Guiseppes beizuwohnen. Ich hoffe das es auch den Frauen gestattet ist das Versammlungszentrum der Söhne des heiligen Franziskus zu betreten? Es wäre eine Schande Sofia ohne den Beistand zu wissen."
Es war offensichtlich das die Familie konservativ eingestellt war, wie stark würde sich wohl noch zeigen müßen. Zumindest für den Moment hielt Vicente an der Hoffnung fest das sich die Heiligkeit des Ortes sowie Padré in erträglichen Grenzen hielt. Gerade der Verweis von Rom erinnerte ihn an die nur allzu reale Gefahr die von zu starkem Glauben ausging.
"Sie spielen? Vielleicht ergibt sich einmal eine Partie. Was die Übertragung betrifft" der Bestatter gönnte sich ein seufzen "Sehen sie, ich arbeite hart, die gesamte Nacht über. Dementsprechend bin ich über Tag nicht zu erreichen." ein leicht schelmisches grinsen folgte "Nicht nur wegen der Ruhe und dem Papierkram, auch die Frau braucht Aufmerksamkeit."
 
Di Fonti stutzte kurz..."Und das ist ein grund keinen Calcio zu schauen?" Vincente war gerade in di Fontis Achtung gesunken, welcher Kerl interessierte sich denn nicht für Fußball und hing stattdessen an den Röcken seines Weibs? "Na gut, ganz wie Sie möchten. Aber gespielt wird in gewissem Rahmen auch im Club. Die damen sind aber meistens nur anwesend, ansonsten ist es eher ein Treffpunkt für uns Männer."
 
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