Hovel [12.05.2008] - Eine eingeschworene Gemeinschaft

Man konnte sagen was man wollte, aber Lurkers Worte hatten unter den Kanalratten anscheinend großes Gewicht. Niemand sagte mehr etwas und alles starrten sich schweigend an und hofften das wer anders das Gespräch weiterführen sollte. Das selbst der alte Grieche die Klappe hielt und nicht ein anderes Thema oder zumindest eine weitere Erläuterung auf den Plan brachte, sprach Bände.

Jenny war so stolz auf ihren Stiefvater, wie selten zuvor seit sie sich zum ersten Mal getroffen hatten.
Und das war nicht hoch genug anzusiedeln, denn furchtbar stolz war Jenny eigentlich immer auf ihn.

Jetzt in diesem Augenblick machte es sie aber auch ein wenig unvorsichtig.
Wie schon so oft in der Vergangenheit bewegten sich ihre Lippen und ließen dabei allerlei Worte herausfallen, bevor das Gehirn auch nur ansatzweise mitbekommen hatte, was da vor sich ging...

"Wenn es sich nur um ein verkacktes Bild handelt, sollten wir es vor allen anderen finden und es einfach zerstören! Was immer dahinter steckt kann nichts Gutes sein, wenn dir Tremere und Pinselschwinger es haben wollen. Da wir offensichtlich gar nicht verhandeln wollen, sollten wir es mit Schadensbegrenzung versuchen.Für die Allgemeinheit! Wir bringen Ziege dazu uns zu verraten was es mit diesem ollen Bild auf sich hat und wo es ist und dann gehen wir los und schneiden die Leinwand in Scheiben, stecken sie an, pissen drauf.... was weiß ich! So wie ich das sehe ist uns.... nein, ist allen... damit am Besten geholfen!"

Sie zuckte mit den Schultern und sah schüchtern in die Runde.
Endlich hatte der Rest ihres Kopfes begriffen was der locker sitzende Mund da wieder veranstaltete und prügelte panisch auf den mentalen Notausknopf ein (ihr wisst schon, den großen, grell leuchtend Roten...). Das Resultat war Schweigen und eine zögerlich hervorgebrachte Relativierung der eigenen Idee.

"Denke ich....? Oder was meint ihr?"
 
Lurkers Analyse der Situation wäre wohl eher gewesen, dass jeder seine Meinung bereits von sich gegeben hatte und deshalb im Augenblick weniger Redebedarf bestand, als das er den optimistischen Blickwinkel seiner Tochter geteilt hätte. Tatsächlich war aber auch das bereits eine Verbesserung, auch wenn der Nosferatu es selber nicht bemerkte. Noch vor kurzem, hätte er wahrscheinlich entweder gar nichts von sich gegeben, oder wäre davon ausgegangen, dass es sich um peinlich berührtes Schweigen handeln würde. Nicht das er sich jetzt für übermäßig geeignet hielte. Vielmehr hatten sich einige Selbstzweifel leise, still und heimlich durch den Hinterausgang geschlichen. Der Rest war, wie so oft bei dem Verborgenem, aus Pragmatismus und Resignation geboren. Er war einfach stehen geblieben, wo alle Anderen einen Schritt nach Hinten gemacht hatten und nun würde er akzeptieren was war und damit arbeiten. Zu verbohrt um aufzugeben, wäre eine gute Beschreibung gewesen.

Das ist tatsächlich eine Variante. Der Kriegsherr der Stadt hat in der Tat dieses Ziel und mit ihm gemeinsam haben wir den Menschen bei uns eingelagert. Sollte es sich als unmöglich herausstellen das Geheimnis um Zieglowski zu lüften, dann wäre seine Vernichtung ein Schlag in das Gesicht der herrschenden Rosenanbeter und gleichzeitig ein Akt der Verbrüderung mit dem möglichem, neuem Herrscher der Stadt, Enio Pareto. Im Augenblick würde kaum jemand in Finstertal einen anderen Herrscher akzeptieren.

Einer der Gründe, warum Clan Nosferatu so nützlich und kooperativ gewesen war. Das sich der grummelige Ex-Sheriff und Kriegsherr tatsächlich als fähiger Anführer entpuppt hatte, mit dem man etwas anfangen konnte, war ein Bonus.

Unabhängig davon werden wir mit jedem Verhandeln, der dies tun möchte. Vornehmlich um Zeit zu schinden, aber wenn ein gutes Angebot dabei herauskommt, werden wir vor keiner Möglichkeit die Augen verschließen. Unser vornehmliches Ziel ist es natürlich das begehrte Wissen zu erlangen, aber das heißt nicht, dass wir irgendeine Alternative außer Acht lassen werden.

All dies waren Dinge, die der alte Grieche vermutlich nicht ausgesprochen hatte, weil sie eigentlich selbstverständlich und Clans Credo waren. Aber es hatte noch niemals so viele Clansmitglieder gleichzeitig in der Stadt gegeben wie im Augenblick. Daher war Kommunikation wahrscheinlich das oberste Gebot. Kurz hob Lurker einen Arm und deutete auf Evangelistos.

Was unser Bruder eben meinte war, dass die Hexer keinen legalen Anspruch, im Sinne unserer Gesellschaft, an Zieglowski haben. Er ist eine Fundsache und wer ihn gefunden hat, darf ihn behalten. Er war, zumindest meines Wissens nach, niemals Eigentum der Tremere, noch der Rosen. Daher gehört er jetzt uns. Wenn sie ihn wollen, kommen sie nicht an uns vorbei. Ein direktes, offensives Vorgehen verbietet sich durch die Traditionen. Sie können nicht einfach los ziehen und gegen uns Krieg führen.

Auch das war nichts weiter als eine Ausschmückung der Worte des Uralten und Lurker kam sich mittlerweile wie ein Übersetzer vor. Allerdings hatte der Ahn sie bislang gewähren lassen und nicht einfach nur Gehorsam bestellt. Es war hoffentlich in seinem Sinne, was er hier tat. Die Vorstellung was Evangelistos mit ihm tun mochte, wenn er sich hier von ihm vorgeführt fühlen sollte, verdrängte er ebenso schnell wieder, wie der Gedanke plötzlich in ihm aufgekeimt war. Wenn er sich erlauben würde in diese Richtung zu denken, hätte ihm das schlagartig den Mund verschlossen. Genau wie seine Tochter war er jetzt einfach zu weit hinaus galoppiert um noch umzukehren. Nun musste er den ganzen, harten Ritt bis zum Ende mitmachen. Lurker ersparte sich die ebenso menschliche, wie für ihn nutzlose Geste schwer zu Schlucken.

In einem habt ihr aber natürlich recht. Die Bluthexer werden alle ihnen möglichen Mittel und Energien aufwenden um Zieglowski zu bekommen. Ich denke ich muss hier niemandem einschärfen bei den Tremeren äußerste Vorsicht walten zu lassen. Sie werden versuchen sich uns einzeln vorzuknöpfen. Lasst euch auf keine Treffen mit ihnen ein, besorgt euch Rückendeckung wenn die Hexer etwas von euch wollen. Trefft euch nur auf neutralem Boden und nur wenn ihr die Umgebung hundertprozentig unter Kontrolle habt. Die Mülldeponie und unser Domäne ist dazu wahrscheinlich am besten geeignet. Noch mehr als sonst gilt, lasst euch nicht von ihnen berühren, schaut ihnen nicht in die Augen und versucht am besten, wenn ihr euch schon mit ihnen treffen wollt, dass sie nicht wissen wo genau ihr euch aufhaltet. Trinkt nur, was ihr selber erjagt habt, sucht euch unterschiedliche Zufluchten und legt euch nach einem Zufallsprinzip zur Ruhe. Desweiteren werden wir nur noch verschlüsselt kommunizieren. Jeder von euch hat während seiner Erziehung diverse Methoden mit auf den Weg bekommen Clansinterne Nachrichten zu erstellen. Ich will von niemandem mehr Klartext Nachrichten sehen, es sei denn wir treffen uns, oder einer von uns überbringt die Nachricht persönlich. Wir haben genug geheime Briefkästen. Nutzt menschliche Boten, Tageszeitungen, Werbung der Menschen, das übliche. Ich will niemanden mehr an einem verdammtem Telefon einen Plausch halten hören, ich hoffe das ist klar?

Es war das erste Mal an diesem Abend das der Nosferatu seine Stimmlage von Eindringlich zu einer schärferen Gangart wechselte. Es gab genug ihresgleichen in der Stadt, die munter alle möglichen Informationen, sogar Verabredungen zu Treffen samt Uhrzeit und Ort, völlig belämmert durch den Äther bliesen. Wenn er einen Nosferatu dabei erwischen würde, konnte man eine Seite an Lurker kennenlernen, die die meisten sich sicher nicht wünschten.
Telefone waren schon übel genug, wenn man damit mit Menschen oder anderen Vampiren sprach. Innerhalb des Clans waren sie nur für den absoluten Notfall geeignet. Gewöhnliche Geräte funktionierten ohnehin nicht in der Tiefe unter der Stadt.
Nachdem er kurz in die Runde geschaut hatte, um sicher zu gehen dass sich alle bewusst waren was zu tun war, fuhr er wieder im milderen Tonfall fort.

Passt gut auf euch und eure Geschwister auf. Solange diese Geschichte andauert liegen wir in einer ernsten Fehde mit den Hexern, aber wir wissen ja, dass es nur eine Fraktion gibt, mit der man sich weniger gerne anlegt als mit einer Horde Hexer...

Nun teilten sich die zerfurchten Lippen zu einem viel zu breitem, gelb-bräunlichem, zerklüftetem Grinsen.

..und das sind glücklicherweise wir. Gemeinsam haben wir nichts zu fürchten. Wahrscheinlich sind die verdammten Bluthexer jetzt schon dabei sich gegenseitig zu zerfleischen und zu überlegen wie sie sich den Orden, den sie sich erhoffen, selber an die Brust heften können und die ihre Helfer übervorteilen können. Besonders die McKinney steht mitten in der Schusslinie zwischen uns, der Stadt, denn niemand in Finstertal ist auf den hohen Lord Johardo wohl noch sonderlich gut zu sprechen, und ihren eigenen Vorgesetzten.

Ironischerweise war es eben jede Regentin, die er vor ihrem eigenem Clan würde schützen müssen. Aber das war eine Angelegenheit um die er sich selber kümmern musste. Er würde mit Pareto sprechen müssen. Gemeinsam hatten sie schon einmal einen riesigen Bluff gestartet um Martin Zieglowski zu knacken. Lurker hatte selber nur eine äußerst diffuse Vorstellung davon was für eine Nummer sie würden abziehen müssen um Caitlins Kopf aus der Schlinge zu ziehen, an dessen anderem Ende ihr eigenes Blut stand, aber wenn es jemanden gab mit dem er etwas deichseln konnte, dann der Spaghetti.

Auf dem heutigem Ball werden sie versuchen sich an uns heran zu machen. Selbstverständlich werden sie zu spät erkennen, dass es gerade dieses Vorgehen ist, dass uns die meisten Informationen über unsere Gegner geben wird. Wir brauchen ihnen vermutlich gar nicht großartig hinterher zu spionieren. Lasst sie einfach kommen. Seht zu, dass ihr keinen Kontakt zu euren Verbündeten meidet oder forciert. Wählt eure Gesprächspartner so zufällig und passend wie möglich. Wenn ihr jemandem aus dem Weg geht, um ihn zu schützen, werden die Hexer das merken. Gebt ihnen lieber zu viele Zielscheiben, als das ihr versucht eine zu verbergen. Bekommt heraus was immer ihr auch könnt.

Er konnte sich nicht erinnern, dass er auf irgendeinem Clans Treffen jemals derartig viel zu sagen gehabt hätte. Sicherlich hätte niemand in der Stadt, der nicht zu den Kanalratten gehörte, jemals geglaubt, dass dies derselbe Verborgene war, der sonst höchstens mal zu einem ätzendem Kommentar die Zähne auseinander bekam.

Zusätzlich zu dem Rätsel um das vermeintlich Bild und Zieglowski gibt es noch ein Überbleibsel des Tzimisce Hexers Zacharri. Unter dem Schrottplatz der Stadt gibt es etwas das als sein 'Heiligtum' bezeichnet wurde. Einige Fleischformer legen regelrechte Kapellen, geschmückt mit lebenden Körpern, bei denen sie Innerstes nach Außen kehren, als Unterkünfte für sich an. Möglich das es dort so etwas gibt, oder noch etwas ganz anderes. Wir müssen irgendwie dort hinunter. Ganz sicher ist es dort mehr als nur gefährlich. Macht keine Alleingänge. Hat noch jemand eine Frage, oder etwas zu sagen?

Zugegeben, der Nosferatu hatte sich ein wenig in Rage gebracht. Es war einfach wundervoll nach so vielen Nächten wieder klar denken zu können, ohne das es sich anfühlte als müsse sich jeder Gedanke durch zähen Sirup kämpfen. Tief in seinem Innersten hörte er immer noch das leise Echo einer Stimme, die ihn daran erinnerte, dass weder Reißer, noch Marie oder ein anderer hier waren, aber er konnte es sich im Augenblick nicht leisten ihr zu zuhören. Er war im Augenblick verantwortlich wie es schien. Kurz fiel sein Blick zu Evangelistos. Immerhin war er nicht alleine. Mit Hilfe des Clans würde ihnen einfach alles gelingen.
 
Evangelistos war sichtlich angetan von Lurkers Rede. Ein guter Nosferatu. Bindungen bis zu den Jüngsten herunter aber dennoch die Umsicht eines Alten. Die Geschichte dieses Mannes war noch lange nicht erzählt. Dessen war sich der Ahn sicher.

Dem Alten blieb es nur noch überlassen bekräftigend zu nicken. Die, die in diesem Moment Worte von ihm erwarteten, würden sich mit diese Geste vorerst zufrieden geben müssen.

Denn die Worte Lurkers enthielten einige Neuigkeiten für Evangelistos. Es war einfach etwas anderes aus der Ferne zu recherchieren als vor Ort quasi Feldforschung zu bertrieben. Selbst für einen erfahrenen Mann wie Evangelistos. Der Grieche spürte plötzlich einen lang vergessenen Elan in seine Glieder kriechen. Fast jugendlich beschwingt rasten seine Gedanken umher und setzten ihre Trigger für unbeirrbare Tatkraft. Ein gutes Gefühl.
 
Hal räusperte sich kurz, bevor er sich nach einem kurzen Blick in die Runde an den Boß wandte.

"Auf dem Schrottplatz bin ich mit ein paar anderen Typen gewesen, kleinere Verpflichtungssache, und wenn ich dieser Schnalle, die da war, Sarah nannten die anderen die, glauben kann hat sie den ganzen Kram in die Luft gejagt. Möglicherweise können wir uns die Untersuchung also schenken. Abgesehen davon hat die nicht gern Unbekannte da und recht schnell eine Flinte zur Hand... Da ist auf jeden Fall Vorsicht geboten..."

Jetzt das Schwerste: Deine Meinung zur Sache mit dem Polacken... Das ist eine sehr ernste Sache und könnte schlimm ausgehen...

Nach einem kurzen Blick auf Jenny redete er weiter.

"Zu der Sache mit dem Bild und so kann ich Jenny nur zustimmen. Wir sollten zumindest versuchen, mit den anderen Geiern zu verhandeln. Wenn die nun wirklich nicht verhandeln wollen, kann man ja immer noch mit dem Polacken über das Bild reden und es dann finden und vernichten."

Als der Teil mit den weiteren Redebeiträgen kam, meldete Hal sich wieder zu Wort.

"Da wäre noch etwas, Boß. Ich glaube, ich schulde dir noch eine Erklärung und die möchte ich recht ungern unter mehr als vier Augen besprechen... Abgesehen davon sind heute vier Neue zur Schmierbude gezogen und einer von denen trug einen Umhang, das könnten also Hexer sein. Unter Umständen haben wir also ein größeres Problem, als wir bislang dachten..."
 
Es gelang Lurker nicht seine Mimik wieder einzufangen, bevor sie einen ganz kurzen Ausrutscher hinlegte. Einer der Nachteile, wenn man niemandem außer der Familie sein Gesicht zeigte war, dass man seine Gesichtszüge die meiste Zeit nicht übermäßig unter Kontrolle haben musste. Auch wenn er sich die meiste Zeit um einen neutralen Ausdruck im Schatten seiner Kapuze bemühte, wenn er mit Nicht-Nosferatu sprach, einfach weil man ein dreckiges Grinsen sehr leicht aus der Stimme heraushören konnte, wenn es das eigene Gesicht zierte, brauchte er sich dennoch nicht sonderlich um ein abgebrühtes Pokerface zu bemühen.

Als Hal dann aber beinahe wörtlich wiederholte, was Lurker nur eine Sekunde zuvor bereits gesagt hatte, es aber als neueste Erkenntnis auf die er gerade gekommen war präsentierte, gelang es ihm nicht, seine nicht vorhandene Augenbraue aufzuhalten, als seine Stirn sich in eine irritierte Falte legte.
War das Kerlchen falsch abgebogen und glaubte sich auf einem Ventrue Treffen, wo es Bonuspunkte gab, wenn man wiederholte was vermeintliche Vorgesetzte vor plapperten? Schließlich wischte er den verwunderten Ausdruck aber wieder beiseite und eine gewisse Milde machte sie wieder breit. Vielleicht war Harold einfach ein wenig Nervös? Einerlei, Lurker war nicht der Typ Primogen, der einen vor versammelter Mannschaft beschämte und das dann als besonders wertvolles, pädagogisches Vorgehen verkaufte. Daher nickte er nur auf die abschließende Bemerkung des Anderen.

Das machen wir beizeiten untereinander aus. Was Sarah Schmidt angeht, wird sie kein Problem darstellen. Sie gehört zu unseren Verbündeten. Wenn wir Zugang benötigen, werden wir ihn erhalten. Allerdings hat sich gar nichts 'erledigt', nur weil die Passage im Augenblick versperrt ist. Wir müssen wissen was genau dort unten ist. Das Wissen des Fleischformers ist ebenso kostbar wie Zacharii grausam war, so etwas lässt man nicht verkommen.
 
"Mich interessiert es schon lange, ob es nicht einen unterirdischen Weg zum Schrottplatz gibt? Ich habe bereits ein wenig danach gesucht, aber über die offiziellen Wege gibt es da kein herankommen? Weißt du denn etwas, Vater?"

Fragend sah Jenny zu Lurker hinüber.
Dann schien ihr etwas wichtiges einzufallen.

"Wir sind uns ja nun einig, dass uns die Tremere wahrscheinlich auf die Füße treten werden und das auch noch andere hinter Ziege her sein werden. Sollten wir da nicht unsere Sicherheit erhöhen? Gänge schließen, andere öffnen, mehr Fallen aufstellen und mehr Spitzel in die Gänge schicken?"
 
Die Gegend rund um den Schrottplatz war ein Mustergültiges Beispiel für verschachtelte Labyrinthe. Der Stieed war wohl der älteste Stadtteil und die komplette Unterwelt dort, war aus dem Mittelalter. Die Abwasser Kanäle mochten noch einigermaßen modernisiert worden sein, aber alles andere mochte seine 1000 Jahre auf dem Buckel haben. Wenig dort war gemauert, oder befestigt. Die Nosferatu sprachen von 'wilden Tunneln', wenn sie derartige Schächte meinten, die häufig gerade groß genug ausgearbeitet waren um einen Mann hindurch kriechen zu lassen. Keine Stützbalken, keine Beleuchtung, keine Strukturen, nur mit groben, primitiven Werkzeugen geschlagene Gänge.

Es ist kein Zugang zu Zachariis Tempel bekannt, allerdings ist die Tatsache, dass dort unten etwas ist, auch neu. Ich glaube aber kaum das es offene Zugänge gibt, denn sonst wäre sicher schon etwas von dem was dort keucht und fleucht herausgekommen. Möglich das es versiegelte Zugänge gab, aber das wäre nur der Fall, wenn der Tzimisce seinerzeit mit uns verbündet war.

Sein Blick endete bei Evangelistos. Wenn es so ein Bündnis gab, was durchaus wahrscheinlich war, denn auch zu Zeiten Zachariis sollte ein Vampir nicht in der Domäne der Nosferatu etwas bauen, ohne mit ihnen gesprochen zu haben, dann konnte er es möglicherweise herausfinden, oder sogar wissen.

Was die Sicherheit angeht, alle diese Maßnahmen werden wir angehen, jawohl. Ich würde vorschlagen du Stray und der ehrenwerte Älteste kümmern sich ausreichende Spione, der Rest von uns um Fallen und Ablenkungen.

Wenn es sonst nichts mehr gab, wären sie damit mit allem wichtigem durch und mit einem freundlichem Nicken konnte jeder seines Weges ziehen um in dieser Nacht, in der es ja auch noch einen wichtigen Termin gab, zu schalten wie es nötig war.
 
Thürmer gefiel das alles immer weniger. Obwohl er dem Primogen nichts vorschnell unterstellen wollte, war er doch nicht so naiv anzunehmen, die Hexer würden sich im Zweifelsfall für die Traditionen und gegen ihre Ziele entscheiden. Ganz in Gegenteil, vermutlich würden sie das offensive Vorgehen der Tremere schon bald am eigenen Leib erfahren dürfen, wenn nichts dazwischenkam. Spione und Fallen schön und gut, aber nach allem, was gesagt worden war, war er weiterhin nicht bereit, Evangelistos weiter zu trauen, als er spucken konnte...

Er würde die Tätigkeiten des Griechen in der Stadt aufmerksam verfolgen, soweit seine Mittel das zuließen, soviel war klar. Zwar wurden so ziemlich alle Couleurs von Leuten im Clan toleriert, aber Charaktere, die besonders in ihrem Clan ihre jüngeren Clansgeschwister als Trittleiter benutzten ? Oh nein, so nicht.

Nach Lurkers Ansprache sah er in die Runde. Ob irgendjemand den kleinen Haarriß in der Mauer des Clanszusammenhalts bereits bemerkt hatte ? Oder würde es erst evident werden, wenn die Deiche zu brechen drohten ? Die Zeit würde es zeigen müssen.

"Verstanden." quittierte er den Vorschlag seines Primogen.
 
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