Zwei D&D Geschichten

Earin Shaad

Woge des Wahnsinns
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8. September 2006
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Das Recht des Stärkeren

Der Atem des Reiters auf dem großen, weißen Pferd wirkte beinahe wie Rauch in der kalten Luft des morgendlichen Waldes. Das weiche, noch von halb gefrorenem Tau benetzte Gras bog sich leicht unter dem ersten Hauch des warmen Frühlingswindes.
Die ersten Blumen des Jahres standen schon in voller Blüte, die dicke Schneedecke war geschmolzen, doch trotzdem war die Luft kalt, eine letzte Spur der eisigen Herrschaft des Winters, dessen weiße Truppen sich bereits auf dem Rückzug befanden.
Der Schimmelhengst schnaubte, sein warmer Atem wirkte in der Kälte wie der Rauch aus den Nüstern eines Drachen. Der weiß gekleidete Reiter beugte sich hinab und klopfte beruhigend auf den Hals des großen Tieres. Er strich sanft über die hellgraue Mähne, tätschelte die dicken Muskeln am Hals des Pferdes. Dann lockerte er die Zügel, und der Schimmel verlangsamte seine Gangart zu einem leichten Trab.
Der Reiter setzte sich wieder auf, griff mit beiden Händen nach oben, um den weißen Vollwisierhelm aufzumachen. Ein edles Gesicht kam darunter zum Vorschein.
Sanfte, angenehme Züge und eine gerade Nase verliehen dem Mann eine Spur von Jugend, beinahe Jungenhaftigkeit, obwohl er nicht mehr wirklich jung war.
Der Reiter atmete tief durch, sog die kalte Waldluft in seine Lungen, dann nahm er den Helm ab. Sein braunes, langes Haar fiel ihm zu einem Zopf zusammengebunden bis zu den Schultern und glänzte wie geölt. Der Reiter schüttelte erleichtert den Kopf und streckte seine Nackenmuskeln, froh, die Last des Helmes los zu sein.
Ihm schien nun keine unmittelbare Gefahr zu drohen. Er konnte nichts Böses spüren.
Ein verirrter Sonnenstrahl brach durch die dichten Baumkronen des Waldes und beleuchtete einen Augenblick lang das Gesicht des Reiters. Er blinzelte und hob kurz die Hand hoch, um lächelnd seine Augen vor dem strahlenden Licht des Frühlings abzuschirmen. Er sah es als gutes Zeichen für seine Mission.
Bei diesem Gedanken glitt des Reiters linke Hand auf seine Hüfte und berührte locker den Griff seines Langschwertes. Sein Lächeln verblasste.
Er ließ die Augen über den Waldweg vor ihm schweifen und brachte den Hengst mit einem leichten Zug an den Zügeln zum Stehen.
Im Halbdunkeln des aus dem nächtlichen Schlaf erwachenden Waldes versuchte er, eine Spur dessen zu finden, wegen dem er hier war.
Im nassen Schlamm des Waldweges zeichnete sich die Fährte jedes Tieres ab, das hier letzte Nacht vorbei gekommen war, nicht aber die Spur des Finsteren. Es schien, als würde das Pferd, welches er ritt, wie ein Geist über den Boden geschwebt sein, denn andere Hufspuren als die von Rehen waren weit und breit nicht zu sehen.
Und doch wusste der Reiter, dass der Finstere hier vorbei gekommen sein musste. Sein Pferd, auch wenn es keine Spuren hinterließ, konnte trotzdem nicht durch den dichten Wald reiten, ohne über ein verborgenes Loch zu stolpern und sich die Beine zu brechen. Und das würde der finstere Reiter nicht riskieren wollen.
Nein, dachte der Schimmelreiter verärgert. Der Mann, den er verfolgte, nannte sich der schwarze Ritter. Der Reiter auf dem weißen Pferd kannte seine Art, hatte sie schon zu Dutzenden niedergestreckt. Das Leben ihres Pferdes, das Leben ihrer Mitmenschen kümmerte sie nicht, aber sie würden nicht auf eine Transportmöglichkeit verzichten. Deswegen hatte der schwarze Ritter nicht gewagt, durch den Wald zu reiten. Er war sicher auf dem Weg geblieben. Wo aber waren dann seine Spuren?
Der Reiter schüttelte verärgert den Kopf. Auch wenn der Finstere keine Spuren hinterließ so würde er ihm doch nicht entkommen. Es war die Pflicht des Reiters, als einer von Heironeus auserwählten Paladinen, die Unschuldigen vor dem starken Bösen zu beschützen.
Und der schwarze Ritter war böse.
Der Reiter setzte seinen Helm wieder auf und ließ seinen Schimmel mit sanftem Druck zu einem schnellen Trab übergehen. Seine Blicke suchten weiter den Waldweg ab, doch noch immer waren keine Spuren zu finden. Der Paladin erlaubte seinen Gedanken, in die Vergangenheit zurück zu schweifen.
Er hatte das Bauernhaus am letzten Abend gefunden. Noch bei der bloßen Erinnerung daran, was er dort gesehen hatte, packte den Paladin blanker Zorn. Die Bauern, unschuldige und fromme Leute, die tagtäglich ehrlicher Arbeit auf den Feldern nachgingen, waren brutal abgeschlachtet worden. Blut war durch alle Zimmer gespritzt, Innereien lagen in Haufen verstreut herum. Die ganze Familie war tot gewesen. Fast.
Der Reiter hatte einen kleinen Jungen gefunden, im Stall zwischen den Kühen versteckt, der
das Gemetzel überlebt hatte. Er hatte dem Paladin von dem schwarzen Ritter erzählt.
Er war mit seinem Rappen einfach zum Hof geritten gekommen und als die Bauernfamilie sich versammelt hatte, um ihn zu begrüßen, hatte er angefangen, sie abzuschlachten.
Die meisten hatten versucht, sich ins Haus zu retten, doch die Tür war dem schwarzen Ritter kein Hindernis gewesen. Der Junge hatte, verborgen zwischen den Kühen, den Sterbeschreien seiner Familie gelauscht. Er hatte es stundenlang nicht gewagt, den Stall zu verlassen.
Der Paladin hatte den Jungen zum nahe gelegenen Dorf gebracht, und ihn dort gelassen.
Dann hatte er die Spur des Reiters aufgenommen, welche er erst im Wald verloren hatte.
Aber trotzdem würde er den Ritter finden und ihn vernichten.
Das war Gerechtigkeit. Heironeus Gerechtigkeit würde herrschen.
Der Reiter kam zu einer kleinen Lichtung, wo der Waldweg einen scharfen Knick machte.
Eine baufällige Hütte, offenbar unbewohnt, stand zwischen den Bäumen am Rande der Lichtung versteckt. Und davor wartete des schwarze Ritter.
Er saß regungslos und stumm auf seinem Reittier, einem Pferd von der Farbe der Nacht.
Das Tier war so groß, dass es selbst den Schimmel des Paladins winzig erscheinen ließ und so dunkel, wie das andere Pferd weiß war. Das Tier selbst verströmte den Geruch des Bösen. Und weder Reiter noch Pferd bewegten sich.
Einen Augenblick lang war der Paladin vor Überraschung wie gelähmt. Es war offenbar, dass der schwarze Ritter auf ihn gewartet hatte. Aber woher hatte er gewusst, dass er verfolgt wurde? Es war nicht üblich für einen Schurken, sei er auch noch so von sich selbst überzeugt, sich dem strahlenden Schwert eines Paladins zu stellen. Das hatte noch keiner getan.
Was also machte der schwarze Ritter hier?
Trotzig den Kopf schüttelnd sprach der Paladin:
„Ich, Mikael, Streiter des Lichtes, Paladin von Heironeus, dem Gott der Gerechtigkeit, fordere euch zum Kampf, schwarzer Ritter! Ihr werdet für eure Taten zur Rechenschaft gezogen werden! Heironeus Gerechtigkeit wird herrschen!“
Die Worte waren stolz und überzeugt gesprochen worden. Und die Herausforderung konnte nicht ignoriert werden. Doch der schwarze Ritter bewegte sich nicht, reagierte nicht.
Ein Augenblick verrann, dann ein weiterer. Die beiden Männer musterten sich stumm.
Mikaels Blick war starr auf die Helmschlitze seines Gegners gerichtet. Dann fiel ihm etwas auf. Der Helm, ja die ganze Rüstung ähnelten verblüffend des Paladins eigener.
Bis auf die Tatsache, dass sie schwarz waren, so wie auch das Pferd schwarz war. So schwarz wie die Kapuze, die der schwarze Ritter unter seinem Helm trug. Keinen Platz am Körper des Ritters gab es, der nicht von schwarzem Stoff oder Metall verdeckt war. Nur die eisigen, blauen Augen waren zu sehen.
War dies überhaupt ein Mensch, dem der Paladin da gegenüber stand? Der weiße Reiter schauderte leicht. Er hatte schon gegen Untote und Dämonen gekämpft und war bestimmt kein Feigling zu nennen, doch etwas an diesem Widersacher ängstigte ihn. Er leckte sich die Lippen, hoffte, dass sein Gegner ihm seine Nervosität nicht ansehen konnte.
Dann endlich, nach einer Ewigkeit des Schweigens, sprach der schwarze Ritter.
„Ich nehme die Herausforderung an, Mikael vom Orden der Paladine. Zeig, was du kannst.“
Sobald die tiefe, durch den Helm gedämpfte Stimme des Ritters verklungen war, griff er auf dem Sattel nach hinten und brachte einen schwarzen Metallschild zum Vorschein.
Mikael hatte schon seinen eigenen, weißen Schild, der mit dem Emblem des Heironeus gezeichnet war, hervorgebracht, als ihm das Wappen auf dem schwarzen Metall in der Hand seines Gegners auffiel.
Auf dem Schild des schwarzen Ritters prangte in blutrot eine gepanzerte Hand, die zwei dunkle Pfeile umklammerte. Der Paladin kannte dieses Zeichen. Hextor!
Der Bruder und ewige Widersacher seines Gottes! Der Fürst des Krieges, der Geißler allen Lebens. Nun wusste Mikael, wen er vor sich hatte. Er hatte von seiner Art gehört.
Das Wort, das er grollte klang, als würde es einen ekelhaften Geschmack im Mund hinterlassen. „Atrar!“
Der Dunkle lachte auf, ein grauenvolles Geräusch.
„Ja, kleiner Paladin“, sprach er, das tödliche Lachen noch in der Stimme. „Jetzt weißt du, wem du gegenüber stehst. Jetzt weißt du, wie nahe du dem Tod bist. Ich bin Victor.“
Die Drohung war sanft gesprochen, aber mit einer eiskalten Gewissheit. Die meisten Menschen hätten angefangen zu zittern, nicht jedoch Mikael. Die feurige Wut in seinem Inneren wärmte ihn, vernichtete die kalten Fühler der Angst, die von seinem Gegner ausgingen. Atraren! Einst waren sie Heironeus auserwählte Streiter gewesen, Paladine der Reinheit und des Glaubens. Doch sie hatten sich vom Orden abgewandt und ihr Weg führte in die Dunkelheit. Nun waren sie Lakaien Hextors, die Fürsten unter seinen Ungeheuern.
Die weiße Lanze sprang in Mikaels Hand, und blitzschnell legte er sie an.
Die stählerne Spitze der geweihten Waffe zeigte genau auf Victors Herz, und sie zitterte nicht.
Mit einem Schrei gab der Paladin seinem weißen Ross die Sporen. Er hielt direkt auf sein dunkles Gegenstück zu.
Victor schien verächtlich zu lachen, als er seine Lanze, so finster wie die dunkelste Stunde der Nacht, aus ihrer Halterung löste und zu einem ironischen Gruß erhob. Dann legte auch er an und preschte vorwärts. Sein kaltes Lachen ging in Mikaels wütendem Schrei unter.
Die ungleichen Reiter galoppierten direkt auf einander zu, eine Lanze deutete genau auf die Brust des jeweiligen Reiters. Selbst die Pferde schienen kampflustig zu sein und musterten sich wütend.
Dann prallten sie zusammen.
Mikaels Lanze stieß nach Victors Brust, doch der finstere Paladin brachte sein Schild dazwischen, während er seine dunkle Lanze auf den Helm seines Gegners richtete.
Mit einem Krachen zerbarst Mikaels gesegnete Lanze auf dem finsteren Emblem des Schildes des Atraren. Doch auch der Angriff des Dunklen ging daneben, als sich sein Gegner im Sattel drehte und so der Lanze auswich.
Dann waren sie aneinander vorbei und galoppierten auf die Ränder der Lichtung zu.
Gleichzeitig rissen die Ritter ihre ungleichen Reittiere herum.
Mikaels rechte Hand zog sein blitzendes Langschwert, Heironeus bevorzugte Waffe, aus der Scheide. Er hob sie hoch über den Kopf.
„Dies ist die Klinge der Gerechtigkeit, deren Biss du bald kennen lernen wirst!“
„Ist dem so?“ Der dunkle Paladin klang nicht beeindruckt, während er seine Lanze fallen ließ. Er griff über die Schulter und brachte einen mächtigen, dornenbespickten Flegel aus schwarzem Metall zum Vorschein. Die Ketten der schrecklichen Waffe klirrten leise, als der Atrar sie leicht umherwirbelte. Dann hielt er inne und musterte seinen Gegner.
„Du bist stark, Paladin. Ich habe dich unterschätzt. Eine Schande, dass du deine Stärke daran verschwendest, die Schwachen zu verteidigen, die deine Hilfe nicht verdient haben.“
„Jeder Mensch verdient meine Hilfe“, antwortete Mikael zornig. „Vor allem muss ich sie gegen dich und deinesgleichen schützen.“
„Eine Schande“, wiederholte der dunkle Ritter.
„In Hextors Reihen würdest du deine Fähigkeiten weit besser einsetzen können. Sie wären nicht verschwendet.“
„Meine Kraft ist nicht verschwendet, Finsterer, solange ich auch nur das Leben eines einzigen Menschen mit meinem Schwert oder selbst mit meinem Tod besser machen kann.“
„Du würdest dich opfern?“ Die Stimme des Atrars klang verächtlich, ungläubig.
„Du würdest dich für einen Bauern opfern?“
„Natürlich“, erwiderte Mikael stolz.
„Und warum? Damit die Schwachen überleben und noch mehr Schwache großziehen? Damit die Schwäche die gesamte Menschheit vereinnahmt?“
„Ich erwarte nicht, von deinesgleichen verstanden zu werden, Verräter! Meineidiger!“
Victors Augen wurden schmal. „Du Narr! Siehst du denn nicht, welche Macht der Herr des Krieges mir gegeben hat? Er ist ein starker Gott, der seine Diener belohnt!“
„Niemals!“ widersprach Mikael. „Aus der Dunkelheit entsteht niemals wahre Stärke! Liebe, Mitgefühl, Verständnis, das sind die Dinge, die einen Krieger stark machen! Gerechtigkeit ist das oberste Gebot!“
„Das Gebot Heironeus.“ Victors Stimme klang verächtlich.
„Ja! Das Gebot Heironeus, das Gebot eines wahrhaft guten und starken Herrn! Eines gerechten Gottes!“
„Eines Schwächlings“, meinte der Dunkle.
„Niemals! Er besitzt die wahre, wirkliche Stärke! Eine Stärke, die du und deinesgleichen niemals erahnen könnt! Die Stärke eines Gottes, dem du einst gedient hast!“
„Lächerlich! Ich spucke auf Heironeus, auf alles was er steht! Gerechtigkeit?
Das Einzige Recht, das ich kenne, ist das Recht des Stärkeren! Die Schwachen müssen sterben, damit die Starken gedeihen! Das ist das Gesetz der Natur!“
Mikael schüttelte energisch den Kopf. „Nein! Wir sind Menschen, keine Tiere!“
„Menschen? Die Menschen sind schwach. Es gibt nur wenige, die es verdienen, zu leben.“
„Du spottest über die Menschheit und über alles, wofür ich stehe!“ Nun vibrierte die Stimme des Paladins vor heiliger Wut, und seine Augen glänzten vor Überzeugung.
„Niemals kann das Böse stark sein! Du lebst allein, Dunkler. Ohne Liebe, ohne Freunde, ohne all die guten Dinge! Dein Leben ist vergeudet!“
„Freunde? Liebe? Gefühle machen schwach, mein junger Paladin. Ich bin älter als du und über Pfade gewandelt, die deine Seele zu Asche verbrannt hätten. Hextor hat mir mehr Macht gegeben, als du dir vorstellen kannst. Ich habe wahre Stärke gekostet. Und das könntest du auch. Ich spüre den Funken der Kraft in dir. Schließe dich uns an.“
„Nie im Leben! Ich bin nicht wie du! Du kannst mich nicht überzeugen, Hextors Brut! Ich werde die Unschuldigen beschützen, solange ich atme! Unser Gespräch ist vorbei!“
Victor lachte leise auf und schüttelte den Kopf. Er schien belustigt.
„Wie du meinst“, sprach er, plötzlich wieder ernst werdend. „Mikael, vom Orden der Paladine, Streiter des Lichtes. Mach dich bereit zu sterben.“
Ohne ein weiteres Wort ließ der Atrar sein Pferd steigen, dann preschte es auf seinen Gegner zu. Die bösartige Kugel des Flegels schwang über dem Kopf des schwarzen Ritters.
Einen Moment lang überlegte Mikael, was er tun sollte, dann stieß er sein Schwert in die Luft und raste mit seinem Pferd auf Victor zu. „Für die Gerechtigkeit! Heironeus!“ erschallte der Schrei des Paladins. „Für das Gute aller guten Völker!“
Die Antwort seines Gegners war ein lautes, höhnisches Lachen. Der tödliche Flegel schlug zu, doch Mikael drehte sich im Sattel, und die tückische Waffe sauste an ihm vorbei. Dann griff der Paladin an. Sein Schwert blitzte auf, einmal, zweimal, doch Victors schwarzes Schild war stets zur Stelle und Metall schlug auf Metall. Mikaels dritter Angriff wurde vom dunklen Brustharnisch abgeblockt. Dann rissen beide ihre Pferde herum und schlugen aufeinander ein.
Schon bald wurde Mikael in die Defensive gedrängt. Sein dunkler Gegner konnte Dutzende von Treffern wegstecken, doch ein einziger Schlag mit dem Flegel wurde genügen, um ihn schwer zu verletzen. Also wich er aus und wartete auf seine Chance.
Und die kam bald.
Der schwarze Ritter beugte sich weit vor, um zu einem mächtigen Hieb auszuholen, der seinen Gegner zerschmettern würde, doch Mikaels Schimmel tänzelte in letzter Sekunde zurück und außer Reichweite. Victor konnte den Schlag nicht mehr stoppen und zog voll durch. Und da verlor er das Gleichgewicht.
Mikaels Moment war gekommen. Blitzschnell stieß er mit dem Schwert nach dem Helmschlitz seines Gegners. Doch da erkannte er die Falle.
Von unten her kam der Flegel und traf die Flanke des edlen Schimmels mit brutaler Gewalt.
Knochen brachen, als die teuflische Waffe das treue Ross zerschmetterte und zu Boden schickte. Mikael wurde unter seinem Pferd begraben, als es mit schmerzvollem Gewieher zu Boden sank. Angestrengt versuchte er, auf die Beine zu kommen, doch sein linker Fuß war eingeklemmt. Erst nach einigen Momenten, und nachdem er einen Stiefel geopfert hatte, konnte der Paladin sich befreien. Vorsichtig verlagerte er das Gewicht auf den befreiten Fuß, und er stellte erleichtert fest, dass er nicht nennenswert verletzt worden war.
Im Gegensatz zu Sonnenlicht.
Das treue Pferd lag nur noch schwach atmend auf dem Boden und Unmengen von Blut strömten aus der grauenvollen Wunde an seiner Seite. Mikaels Blick fiel auf zerschmetterte Rippen und das schwach schlagende, große Herz seines edlen Freundes. Tränen stiegen ihm in die Augen und er fuhr zu Victor herum, das Schwert in der Hand.
„Du Ungeheuer!“
Der Atrar schien nicht betroffen. Er war abgestiegen und wartete lässig auf die Fortsetzung ihres Kampfes. Sein dunkles Pferd stand schnauben einige Schritte hinter ihm. War das Schadenfreude in den Augen des Tieres? Mikael schüttelte den Kopf.
Der Hass wuchs in seinem Inneren heran. Sonnenlicht war sein bester und treuester Freund gewesen. Und nun lag er im Sterben.
Mit einem Schrei unartikulierter Wut stürzte der Paladin sich auf seinen Gegner.
Victor lächelte belustigt. Er trat beiseite und ließ Mikael, vom eigenen Angriffsschwung getragen vorbeisegeln. Mit dem Schild wehrte er den Schwerthieb ab, dann rammte er es seinem Gegner brutal in den Rücken. Mikael wurde zu Boden geschleudert.
Der Finstere trat mit einem affektierten Seufzen von ihm zurück.
„Ich sagte dir doch, dass Gefühle einen schwach machen. In deiner Wut bist du eine zu leichte Beute.“ Spott und Ironie tropften von jeder Silbe.
Mikael rappelte sich auf. Er schüttelte trotzig den Kopf.
„Ich werde dich töten!“ stieß er zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor.
Die Drohung schien den Atrar nicht sonderlich zu berühren. Er winkte seinen Gegner heran.
Diesmal war Mikael vorsichtiger, deckte seine linke Seite mit dem Schild.
Victor schlug zu, wirbelte den Flegel mit unglaublicher Geschwindigkeit herum, die eine gewaltige Kraft erahnen ließ. Er zwang seinen Gegner hüpfend auszuweichen.
Mikael wurde zurück getrieben, suchte nach einer Schwachstelle in der Verteidigung seines dunklen Widersachers. Doch es war keine Blöße zu erkennen. Der Paladin wäre mit Freuden gestorben, wenn er dadurch seinen Gegner hätte ausschalten können, doch es schien unwahrscheinlich. Zu sicher war des Atrars Verteidigung, zu schnell sein Angriff.
Also musste Mikael warten, bis Victor müde wurde. Doch das schien nicht zu passieren.
Die Kraft des finsteren Paladins ließ nicht nach. Sie schien unerschöpflich.
Seine pfeifenden Attacken mit dem Flegel wurden höchstens noch schneller.
Und Mikael wurde langsamer, erschöpft durch den brutalen Kampf. Noch keiner seiner Gegner, ob Mensch oder Dämon, hatte diese Stärke besessen. Keines der üblen Wesen, denen der Paladin schon gegenüber gestanden war, war so schnell gewesen.
Er würde den Kampf verlieren. Heironeus, hilf mir, erschallte sein stummer Hilferuf.
Mit einem brutalen Krachen brach der weiße Schild des Streiters des Guten, als der gewaltige, stachelige Kopf des Flegels darauf donnerte. Mikael taumelte zurück.
Der Flegel kam angesaust. Der Paladin versuchte auszuweichen, doch sein Gegner war zu schnell. Die Kugel traf mit voller Wucht Mikaels Brust, zerschmetterte seine Knochen, zermahlte sie zu Staub.
Der Paladin ging endgültig zu Boden. Der Helm flog ihm vom Kopf, das weiße Schwert entfiel seiner kraftlosen Hand. Besiegt blickte er zu seinem Gegner auf, der wie ein dunkler Engel des Todes über ihm stand.
„Eine Schande“, sprach der Atrar leise. „Aus dir hätte noch ein guter Kämpfer werden können. Grüß mir die Götter.“
Der Paladin sammelte Speichel in seinem Mund, um Victor ins Gesicht zu speien, doch der Flegel hob sich und sauste nach unten. Und das Licht in Mikaels Augen erlosch, um nie wieder zu entflammen.
Einen Augenblick lang betrachtete der finstere Ritter den zerschmetterten Körper seines Gegners, dann wandte er sich um und sammelte seine Waffen ein.
„Komm, Mitternacht“, sprach er zu seinem dunklen Reittier.
Er schwang sich mühelos in den Sattel und hob die Hand zu einem letzten, ironischen Gruß an seinen Gegner. „Das Recht des Stärkeren“, sprach er.
Dann ließ er Mitternacht wenden und ritt schweigend in den Wald davon.



Gereths Clou

Leise seufzend knüpfte von Wahrenstein seine Beinkleider auf und drehte sich zu der Hauswand hinter ihm um, um sich zu erleichtern. Sein Kopf schmerzte von zuviel Honigwein und Bier, und seine Blase war voll. Obwohl das beachtliche Haus des reichen Händlers nur noch einige Straßen entfernt war, konnte er sich nicht mehr zurückhalten und pinkelte in den Straßengraben. Mit einem weiteren Seufzen, das diesmal auch von leisem Ächzen begleitet wurde, beugte von Wahrenstein sich zurück und massierte seinen schmerzenden Rücken.
Es war ein guter Tag gewesen für seine Geschäfte, da er einen lukrativen Vertrag mit diesem Idiot Grook geschlossen hatte, dem mehrere große Handelskarawanen gehörten.
Das Geschäft würde von Wahrenstein tausende von Goldmünzen bringen, wenn nicht mehr.
Nach solch einem guten Geschäftstag hatte er einfach feiern gehen müssen. Nun jedoch war es weit nach Mitternacht, und der ganze Körper des fetten Händlers schmerzte und Schweiß stand auf seiner Stirn. Er wollte nur noch nach Hause ins Bett.
Plötzlich beugte er sich vor und übergab sich geräuschvoll auf das Straßenpflaster. Er zitterte.
Ihm war kalt und er war müde. Alles tat ihm weh. Er wollte schlafen.
Jens, einer der beiden massigen Leibwächter von Wahrensteins, berührte seinen Herren an der Schulter.
„Geht es euch gut, Herr?“ Sie Stimme des Mannes klang ehrlich besorgt, doch Wahrenstein winkte ärgerlich ab.
„Nein, mir geht es nicht gut, du Narr! Ich will nach Hause! Los, gehen wir!“
Mit Schwung wirbelte der Händler herum, und wäre dabei beinahe umgefallen, dann setzte er sich torkelnd in Bewegung. Jens und Marin tauschten einen resignierten Blick aus und folgten ihrem noch immer zeterndem Herren dann die Straße hinunter. Und keiner von ihnen bemerkte den dunklen Schatten, der sich Sekunden später von der Wand löste und leise hinter ihnen herschlich.

Gereth kicherte lautlos, als die drei Männer im Inneren der prächtigen Villa verschwanden, wobei von Wahrenstein von Jens beinahe getragen wurde. Sie waren vollkommen ahnungslos! Und dieser dicke Händler war einfach zu komisch, wenn er sich aufregte.
Und wie er sich morgen erst aufregen würde, dachte Gereth, wenn er mit einem mörderischen Kater aufwachen würde und dann auch noch feststellte, dass er bestohlen worden war! Der fette Händler würde toben und wahrscheinlich würde er seine Leibwächter feuern und durch neue ersetzen.
Gereth war das jedoch herzlich gleichgültig. Denn heute Nacht, schon sehr bald, würde er in von Wahrensteins hübsches Häuschen eindringen und einige Dinge von beachtlichem Wert entwenden. Er rechnete eigentlich nicht mit Schwierigkeiten.
Die schlanke Gestalt des Diebes glitt tiefer in die Schatten zwischen zwei Häusern, als er eine Gruppe Stadtwächter erspähte, die mit Lampen und Hellebarden bewaffnet die Straße hinunter kamen. Gereth hatte nicht die geringste Lust, sich mit den vieren einzulassen, auch wenn er bezweifelte, dass sie ihn erwischen konnten. Er wollte sich heute Nacht jedoch von nichts ablenken lassen auch wenn er es genießen würde, die faulen Nachtwächter an der Nase herumzuführen.
Als die Wachen vorbei waren, kam Gereth wieder auf die Straße und blickte hoch zum Haus.
Jetzt hieß es schnell sein, denn die Stadtwache kam hier oft vorbei und nicht alle ihrer Mitglieder waren dumm und blind. Der schlanke Dieb erspähte ein Fenster im zweiten Stock der Villa, das ihm viel versprechend erschien und das auch groß genug war, um hindurchklettern zu können. Rasch zog er das Seil mit dem Wurfhaken unter seinem Umhang hervor und begann, ihn über dem Kopf herumzuwirbeln.
Dann warf er das Seil aufs Dach. Der Haken verfing sich genau in den Giebeln und Gereth prüfte flüchtig, ob das Seil halten würde. Es schien, als wäre es sicher.
Mit einigen blitzschnellen Bewegungen kletterte der gewandte Dieb die Mauer hoch und verharrte erst in Höhe des Fensters. Geschickt hakte er es von innen auf und zog zweimal leicht an seinem Seil, um es zu lösen. Sobald er spürte, wie der Haken abglitt ließ er sich mit einer eleganten Rolle in das Haus fallen. Schnell rollte er das Seil auf und es verschwand wieder unter dem dunklen Umhang.
Gereth schloss leise das Fenster wieder, dann verharrte er einige Augenblicke um seinen Augen die Möglichkeit zu geben, sich an die Dunkelheit des Zimmers anzupassen.
Bald schon schälten sich die Umrisse von Bücherregalen und einem Schreibtisch aus der Dunkelheit und Gereth musste ungewollt grinsen. Er war im Arbeitszimmer von Wahrensteins gelandet!
Er schlich zur Tür und öffnete sie einen Spalt. Draußen auf dem Gang war alles ruhig.
Das ganze Haus schien zu schlafen. Der Dieb schloss die Tür wieder.
Rasch durchsuchte er den Raum. Nach einigen Minuten hatte er einige Goldmünzen und einen Siegelring gefunden, jedoch nichts Besonderes. Es schien als bewahre der fette Händler die Sachen, wegen denen Gereth gekommen war, woanders auf.
Der Dieb schlich erneut zur Tür, und schlüpfte auf den Gang hinaus. Den gestohlenen Karten der Villa nach, die Gereth studiert hatte, befanden sich im obersten Stock, in dem er sich jetzt befand, nur noch die Schlafräume der Wahrensteins und die kleine Bibliothek.
Unter ihm waren das Speisezimmer, die Gästezimmer, die Toiletten, das Bad und das Fechtzimmer.
Im Erdgeschoß schließlich befanden sich die Schlafräume der Diener und Wächter, ihre Aborte sowie die Küche und ein großer Raum, der als Versammlungsraum oder ähnliches genutzt wurde. Dann gab es schließlich noch den Weinkeller und die Speisekammer, die auch unterirdisch war.
Das was Gereth suchte, musste sich irgendwo im obersten Stock befinden.
Leise lief der Dieb zur ersten Tür und lauschte daran. Er hörte jedoch nichts, also warf er einen Blick hinein. Regelmäßige Atemgeräusche verrieten ihm, dass dort jemand schlief.
Undeutlich konnten Gereths scharfe Augen die Umrisse eines Bettes, eines Schreibtisches und mehrerer Kommoden ausmachen. Eine Frau schien im Bett zu schlafen.
Dies musste Ulrike sein, von Wahrensteins Tochter. Rasch durchsuchte Gereth den Raum und fand ein kleines Schmuckkästchen und einige weitere Halsketten und Ringe. Er steckte schnell alles ein und verließ geräuschlos das Zimmer. Ulrike schlief seelenruhig weiter.
Hinter der nächsten Tür befand sich die Bibliothek. Gereth wollte gerade die Tür gerade wieder schließen, als er hinter sich Schritte auf der Treppe hörte. Blitzschnell war er im Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich. Einer der Wächter überprüfte wohl, ob alles in Ordnung war.
Der Dieb hörte, wie sich eine Tür nach der anderen leise öffnete und sah einen schwachen Lichtschein, wie den einer Kerze, unter der Tür durchflackern. Er machte sich bereit.
Die Bibliothekstür öffnete sich, und Gereth, der hinter der Tür an der Wand lehnte, zog leise sein schlankes Rapier aus der Scheide.
Der Wächter warf einen Blick in den Raum, dann betrat er ihn und schloss die Tür hinter sich. Gereth griff an. Wie ein lebendig gewordener Schatten zucke er nach vor und der Wächter ging gurgelnd zu Boden, die schmale Klinge war von hinten in sein Herz gedrungen.
Er wusste nie, was ihn getroffen hatte. Der Herzsucher, Gereths Rapier, hatte seinem Namen alle Ehre gemacht.
Der Dieb grinste höhnisch, als er geschickt die durch die Luft wirbelnde Kerze auffing und sich den Mann näher ansah. Es war Jens. Oder besser gesagt, es war Jens gewesen.
„Nerull, nimm dieses Opfer an“, flüsterte Gereth leise.
Mit einem letzten Blick auf sein Opfer, blies der gefühllose Dieb die Kerze aus.
Wieder senkte sich völlige Dunkelheit auf den Raum.
Gereth lauschte, ob jemand durch den Klang des zu Boden fallenden Körpers vielleicht aufgewacht war, doch es schien alles ruhig.
Der Dieb zog das Schmuckkästchen aus seiner Tasche und betastete das Schloss mit den Händen. Er grinste verächtlich, als er die Dietriche ins Spiel brachte. Zwanzig Sekunden später war das Kästchen offen, und Gereth war um einige Schmuckstücke reicher.
Er ließ das offene Schmuckkästchen auf der Leiche liegen und verließ die Bibliothek.
Schnell durchsuchte er das Zimmer von Rodalf, den stämmigen Sohn der Familie, doch dort war nichts Interessantes oder gar wertvolles zu finden. Rodalf war, wie Gereth wusste, außer Haus, da er gerade Handelspartner in Ithmong besuchte. Es war eine weite Reise, und er wurde erst in einigen Tagen zurück erwartet.
Gereth verließ das Zimmer und schlich zur gegenüber liegenden Tür. Diese war aus stabilem Holz, verziert mit Stickereien. Und sie war verschlossen.
Es war kein einfaches Schloss, aber Gereth wusste, dass hinter dieser Tür von Wahrensteins Schlafzimmer lag. Und dort musste das sein, das er suchte.
Von drinnen drang kein Laut, die Tür hielt alles ab. Der Dieb musste also vorsichtig sein.
Es konnte sein, dass dort drinnen noch jemand wach war. Aber wenn, dann war es von Wahrensteins Frau, denn dass der fette Händler nach der Menge Met, die er getrunken hatte, noch auf sein konnte, glaubte Gereth kaum.
Er neigte den Kopf nach links und nach rechts während seine geschickten Finger an dem Schloss arbeiteten. Das war eine alte Angewohnheit von ihm, um Nacken und Schultermuskeln geschmeidig zu halten und er tat es fast immer, wenn er konzentriert an etwas arbeitete.
Nach einigen Minuten war die Tür offen und der Dieb schob sie einen Spalt auf. Sofort drang lautes Schnarchen an sein Ohr. Gereth lächelte, als er in das Zimmer glitt.
Wieso schleiche ich eigentlich, fragte er sich grinsend. Ich hätte auch laut pfeifend hineinkommen können.
Mit wenigen Blicken entdeckte der Dieb zwei kleine Nachtkästchen, einen Schrank mit Glasverkleidung und das große Bett. Dann stand da noch ein Kleiderschrank in der westlichen Ecke des Raumes.
Rasch durchsuchte Gereth die Nachtkästchen und den Kleiderschrank, fand jedoch nichts.
Auch der Glassschrank enthielt nicht wirklich etwas von größerem Wert, lediglich einige hässliche Kupferstatuen die in den Kreisen von fetten Händlern wohl als Dekoration angesehen wurden. Der Gobelin über dem Bett war da schon besser, aber er war zu groß, um ihn mitzunehmen.
Plötzlich erhaschte Gereth aus dem Augenwinkel eine Bewegung.
Blitzschnell warf er sich zu Boden und zog Rapier und Streitkolben. Dann musste er leise lachen. Ein Spiegel! Er hatte sich von seinem eigenen Spiegelbild erschrecken lassen!
Du siehst aber auch sehr gefährlich aus, sagte der Dieb zu seinem Ebenbild.
Die dunklen Gewänder verliehen der schlanken Gestalt in der Tat etwas bedrohliches, wie sie da im dunklen Zimmer stand. Kein Wunder, das er sich selbst für einen Feind gehalten hatte.
Gereth ging auf das Bett zu und warf einen Blick auf den fetten von Wahrenstein und seine nicht minder fette Frau. Es war dem Dieb unbegreiflich, wie diese beiden ein solch schönes Mädchen wie Ulrike hervorbringen konnten. Aber das war jetzt auch egal.
Gereth ließ sich auf die Knie fallen und warf einen Blick unter das Bett.
Und tatsächlich, da lag eine längliche Kiste!
Sie hatte genau die richtige Länge um das zu enthalten, was Gereth gesucht hatte.
Schnell betrachtet der Dieb das Schloss und verzog angewidert den Mund.
Das Schloss war alt und einfach zu knacken, er würde nur einige Sekunden dafür brauchen.
Gereth holte seine Dietriche hervor. Rasch steckte er eine kleine Stange in das Schloss und bewegte sie ein paar Mal hin und her. Das Schloss war offen.
Plötzlich weiteten sich die Augen des Diebes und er riss seine Hand blitzartig weg, als ein schwarzer Stachel aus dem Schloss geschossen kam und dort hin stach, wo Bruchteile von Sekunden zuvor noch Gereths Hand gewesen war. Eine dunkle Flüssigkeit rann über den Stachel zu Boden. Gift! Nur die katzengleichen Reflexe des Diebes hatten ihn gerettet. Er hatte die Gefahr schon gespürt und hatte gerade noch rechtzeitig reagiert.
Gereth schüttelte leicht den Kopf. Eine solche Intelligenz hätte er dem fetten Händler gar nicht zugetraut. Zuerst ein einfaches Schloss um jeden Dieb in Sicherheit zu wiegen und dann der Stachel mit dem Gift. Sehr gefährlich. Aber nicht mehr für Gereth.
Der schlanke Dieb öffnete die längliche Truhe.
Seine Augen weiteten sich und ein erfreutes Lächeln huschte über sein Gesicht. Er hatte es gefunden!
Wenige Augenblicke später hatte sich Gereth abgeseilt, wich einer Gruppe Wachsoldaten aus, die ahnungslos durch die Straßen schlenderten und verschwand mit dem länglichen Päckchen, das er unter dem Arm trug, in den Schatten des schlafenden Riatavin.
 
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