12.04.04 - Mäuschen mach mal piep

War denn ein bisschen Ruhe in dieser Nacht wirklich zu viel verlangt? Schon wieder einmal schwang die Tür auf und Melissa schob sich mit einem Tablett in den Raum. Zwei Sektgläser mit blutrotem - im wahrsten Sinne des Wortes - Inhalt und zwei Gläser Sekt. Vier? Hatte Melissa sich denn verzählt? Einer geübten Ghulin wie ihr würde aber doch wohl kaum ein solcher Fehler unterlaufen und um das Chaos der Nacht also endgültig perfekt zu machen, trat Greg hinter Melissa ein und schloss die Tür. Der Blick seiner so sanften braunen Augen - die trotz allem erstaunlich kalt und gefühlsarm wirken konnten - erfasste einen Moment lang die Szene, die sich ihm bot, ehe er an das Fussende des Bettes trat.
Musste der Mann reden, um das Gefühl zu vermitteln, dass er Antworten auf seine nicht ausgesprochenen Fragen forderte? Wohl kaum. Also, wieviel wusste er und was war passiert?
 
Regeane hatte sich kurzentschlossen in ihr eigenes Bett gekuschelt und sich an Raphael Seite gedrängt. Schließlich waren sie nun eine Familie und sie...als das kleine Kücken bräuchte ja immer soviel Zuneigung, ordentlich hatte sie die Falten ihres Kleides über ihre schmalen Schenkel drapiert und sich ans Kopfende gelehnt. Natürlich hatte sie angefangen zu singen und sang weiter, selbst als Greg nun ins Zimmer trat, es war ganz einfach, dass sie ihm eine Freude machen wollte und die Zeilen die sie sang gingen so:

And now, the end is near;
And so I face the final curtain.
My friend, I’ll say it clear,
I’ll state my case, of which I’m certain.

I’ve lived a life that’s full.
I’ve traveled each and ev’ry highway;
And more, much more than this,
I did it my way.

Regrets, I’ve had a few;
But then again, too few to mention.
I did what I had to do
And saw it through without exemption.

I planned each charted course;
Each careful step along the byway,
But more, much more than this,
I did it my way.

Yes, there were times, I’m sure you knew
When I bit off more than I could chew.
But through it all, when there was doubt,
I ate it up and spit it out.
I faced it all and I stood tall;
And did it my way.

I’ve loved, I’ve laughed and cried.
I’ve had my fill; my share of losing.
And now, as tears subside,
I find it all so amusing.

To think I did all that;
And may I say - not in a shy way,
No, oh no not me,
I did it my way.

For what is a man, what has he got?
If not himself, then he has naught.
To say the things he truly feels;
And not the words of one who kneels.
The record shows I took the blows -
And did it my way!​

Die Stimme eines engels, die Miene des Todes. Was ein passendes Bühnenkonzept.
 
Es war nicht nur die Anwesenheit Gregs, sondern die Kombination aus dem sü´lichem Gesang Regeanes und der Anwesenheit Gregs, der Raphael einlullte und ihn wie einen Löffel warmen Honigs ins Bett schmelzen ließl.
Seine Sinne spielten Verrückt, seine Augen schmerzten, waren solch Schönheit nicht gewohnt zu erblicken und seine Ohren bluteten, sie waren es nicht gewohnt, DAS zu hören.
 
Erst nachdem Regeane mit ihrem Lied geendet hatte, blinzelte Greg zum ersten Mal wieder, als hätte er zuvor nicht wagen wollen einen Moment des Anblicks zu verpassen.
Schweigend nahm er zwei Gläser von Melissas Tablett und liess sich Raphael gegenüber auf dem Bett nieder.
Trinkt. Wir haben Grund zu feiern. Damit reichte er Raphael den Sekt und Regeane eines der Gläser mit Blut.
Etwas zu feiern? Natürlich, wann viel einem schon mal ein solches Blutpüppchen wie Raphael einfach in den Schoss. Sicherlich, er hatte von einem anderen gesprochen, der ihn versucht hatte zu binden. Ärger könnte es also durchaus für Greg geben... aber er war doch noch immer das Kind des Prinzen. Schützte das nicht vor so einigem? Also, warum sollte er sich Gedanken darum machen, ehe sich jemand beschwerte.
Mit einem kurzen Schmunzeln über seine eigenen Gedanken nahm er Melissa auch die letzen beiden Gläser ab und wartete, bis sie sich neben ihm niedergelassen hatte, um ihr ebenfalls einen Sekt zu reichen.
Was genau in Melissas Blick lag, als sie Greg musterte war schwer zu sagen. Es war wie ein Schleier, der sich über ihre Augen zog, wenn man das meist Geliebte musterte, das man in seinem Leben besessen hatte. Erst, als Greg den Arm um ihre Schulter schlang und sie an sich drückte, konnte sie die Augen von ihm nehmen und Raphael mit einem leichten Zwinkern wieder betrachten.
 
Einen Moment ließ Raphael die Situation auf sich wirken... dann lächelte er.

"es gibt sicher einige Gründe zu feiern, dessen bin ich mir sicher, nur wäre es, wenn ich diesen Anspruch stellen dürfte, zumindest für mich, als einzigst Unwissendem in diesem Raum, von Vorteil, wenn ich wüßte was genau ich feiere!"

Er hatte es gesagt, es war ihm schwer gefallen... jetzt war es raus, wie er wohl reagieren würde?
 
Ein anklagender Blick Gregs wanderte zu Melissa, die ihrerseits entschuldigend aufsah. Ich kam noch nicht dazu. Ich musste ja für Mylady Unnutz was zu trinken holen. Anklagend wanderte ihr Blick wiederum aus dem Augenwinkel zu Regeane.
Greg wäre nicht Herr der Situation - und das war er doch unangefochten, oder? -, würde er diese unterschwelligen Anzickereien der beiden Frauen nicht wieder einmal bemerken, aber er konnte sie mit Bravour einfach ignorieren - wie auch so vieles andere.
Nun, nennen wir es eine Einführung in unsere Kreise. Ich schenke dir das Leben eines Ghules, mit all seinen Vorteilen. Ach, war er nicht gönnerhaft? Und so selbstlos... ? Das Blut eines "Vampirs" - wie ihr Menschen uns immer so gerne betitelt - vermag einem Menschen das Leben auf eine beinahe unendliche Zeitspanne zu verlängern. Du wirst nicht altern, nicht krank werden und du wirst noch viele andere Vorteile kennenlernen... Die dunkelbraunen Augen ruhten auf Raphaels Gesicht, als würde er die Konturen nach und nach mit seinem Blick nachzeichnen. En wenig einlullend wirkte die Situation auf alle Beteiligten scheinbar schon.
Melissa sagte du schreibst Bücher?
 
Das also hat Dimitri mit uns gemacht.... warum hatte er es verschwiegen?

"Ja, naja um genau zu sein, habe ich bisher ein Buch geschrieben und hatte die Hoffnung die Ruhe und Entspannung, die ich brauche um den zweiten Teil zu schreiben, hier in Finstertal finde..."
Spöttisch lachte er über sich selbst.

"Ich... gehe nicht davon aus das sie es kennen, sie sind sicher ein viel beschäftigter Mann und... dieses Buch liegt sicher unter ihrem literarischem Niveau..."

Warum hatte Raphael verdammtnochmal das Gefühl, er müsste sich wenn er in Gregs Nähe war, immer selbst schlecht machen? Er wußte das es ein verdammt gutes Buch war und lediglich die Thematik nicht für die breite Masse geschaffen war... er wußte das er in allem besser sein würde als Greg, aber belog er sich da nicht vielleicht selbst?

"Mit Verlaub, Sir, aber ich sehe keinen Sinn dahinter! Warum ich? Ich meine... ich scheine Vampire ja gerade zu anzuziehen... was ist an mir anders?"

Raphael kam sich bescheuert vor, er lag halb zugedeckt im Bett, wie ein krankes Schulkind und war umringt von Leuten die wie gebannt zuhörten wie er über entzündete offene Wunden sprach...

Dann bekam sein gesicht eine geschockte Mine...

"Was ist mit dem Sonnenlicht? Kann ich es noch einmal sehen? Was... ich versteh es alles nicht..."
 
Wie heisst es? Wenn hier jemand entschied was er für gut und für nicht gut hielt, dann war es immernoch Greg persönlich. Doch schliesslich wurde seine mürrische Miene von einem leisen, warmen Auflachen unterbrochen. Du kannst so viel in die Sonne gehen wie du willst. Als wenn ich dich zu einem Vampir gemacht hätte, Kind...
Du ziehst keine dieser seltsamen Nachteile des Vampirismus aus der Sache, die der Volksmund so gerne verbreitet. Du musst weder Blut trinken, noch Sonne oder Knoblauch meiden. Und bitte schaff dir keinen Sarg an zum Schlafen. Kopfschüttelnd lehnte er sich zurück und spielte mit einer Haarsträhne Melissas. Einziger Nachteil ist, dass du in gewissen zeitlichen Abständen von meinem But trinken musste. Und der Preis für mein Geschenk... wird dein Blut sein.
Damit beugte Greg sich vor und das Blitzen in seinen Augen hatte etwas von einem unterdrücktem Raubtier. Die feingliedrige, kalte Künstlerhand wanderten über Raphaels Hals und schliesslich liess er eine Fingerkuppe über die Lippen streifen, die er ihm vor wenigen Stunden noch aufgebissen hatte. Aber ich hatte nicht das Gefühl, als wäre dir dieses Unterfangen ein Nachteil gewesen...
Wie tief konnten diese Kreaturen einem Menschen eigentlich in die Gedanken, die Seele blicken?
 
Raphael lächelte verlegen als Greg ihm mit diesen Worten über den Hals und die Lippen fuhr... einzig die vielen Leute hielten ihn davon ab ihn nicht anzubetteln das er ihn noch einmal beißen würde... aber vielleicht hatten sie Durst?

"Ich...denke ich habe vieles was schlimmer ist erlebt..." wieder lächelte er. "Wenn ihr Hunger haben solltet, wendet euch nur an mich, ich werde euch jederzeit zur Verfügung stehen... mit dem größten Vergnügen...Sir!" hauchte er Greg entgegen nachdem er sich leicht nach vorn gebeugt hatte.

Vorsichtig strich er sich selbst mit dem schlanken, feinen Zeigefinger über die Halsschlagader.

 
Schmunzelnd folgte der Toreador dem Fingerzeig seines künftigen Ghuls, nur um sich langsam wieder zurück zu lehnen. Wir sollten es nicht übertreiben... ...auch wenn du ein noch so wohlschmeckendes Exemplar bist... Für euch Sterbliche ist das Blut schliesslich noch weitaus wichtiger zum Überleben, als für uns. Wer genau gehörte eigentlich zu "uns"?
Du wirst ein paar Tage Ruhe brauchen, ehe du dich von den Wunden und dem Blutverlust erholt hast...
 
"Ist... ist es mir denn erlaubt mich in meinem Haus zu erholen? Ich verspreche ihnen natürlich keinerlei Fluchtversuche zu unternehmen... jetzt wo ich weiß was sie für mich getan haben und was für eine angenehme Gesellschaft mich hier erwartet wenn ich wiederkomme..."

Raphael blickte in Melissas Augen, dann in Regeanes.
 
Dich? Gehen lassen? Im Leben nicht... und im Unleben erst recht nicht. Wer würde sich schon das Wasser der Lebens einfach durch die Finger rinnen lassen, wenn er es erstmal hatte. Nein, dein Platz ist hier, bis die vollständig mir gehörst und die Maskerade nicht mehr gefährdest.
Lächelnd blickte er zu Melissa und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn, nur um das tückische Aufblitzen in seinen Augen Raphael zu verbergen. Nicht heute Nacht... Morgen vielleicht... oder übermorgen. Ich möchte sicher gehen, dass du alles verstanden hast. Du solltest erst einmal lernen mit deiner neuen Existenz umzugehen. Und dafür solltest du nicht alleine sein.
 
"Wäre es vielleicht möglich das Melissa mit einige Sachen aus meinem Haus besorgt? Ich brauche Kleidung und meinen Laptop und mein Buch... und... die Fenster sind noch offen... und die Jalousinen müssen heruntergelassen werden... ich... habe ja nicht damit gerechnet das ich... einige Tage nicht da sein werde."
 
Er nickte ihm knapp zu. Melissa wird dich sicher gerne begleiten. Und selbst wenn nicht, würde sie sich wohl kaum wehren Gregs Wunsch nachzugehen.
Lächelnd spähte Melissa zu Raphael rüber und nickte ihm ebenfalls zu. Je länger sie von Regeane weg war - und je länger sie Raphael Regeanes wiederlichen Klauen entziehen konnte - desto besser!
 
"Das ist sehr freundlich von ihnen Sir! Wenn sie nichts dagegen hätten, würde ich das gern so schnell wie möglich erledigen, damit ich mich, so es mir erlaubt ist, an die Arbeit machen kann!"
 
Auf ein weiteres Nicken von Greg hin erhob sich Melissa und stellte ihr Glas beiseite, um sich Raphael zuzuwenden. Abwartend lastet ihr Blick auf ihm, während Greg noch einmal an Raphael wandte.
Ich denke du bist intelligent genug, dass dir bewusst ist, dass du niemandem von uns erzählst. Du könntest ja für einige Tage Urlaub mit Melissa machen... in Italien. Sag jemandem was falsches und ich werde dir deine hübsche Zunge rausreissen. Ein wölfisches Lächeln huschte bei diesen Gedanken über seine Züge. Er war ein Raubtier und hier, zwischen seiner kleinen Herde, musste er es nicht einmal grossartig verbergen.
 
"Sicher nicht Sir, ich werde niemandem etwas erzählen... Urlaub mit Melissa in Italien... nur zu gern Sir!" er zwinkerte melissa zu und stieg aus dem Bett.
Der Anzug den er die ganze Zeit getragen hatte saß gut, Greg und Raphael hatten in etwa die gleiche Statur.
Vorsichtig zog er sich mit den verbunden Händen die Schuhe an, zumindest das wollte er allein schaffen, vor allem da nun Greg und Regeane dabei waren.
Lächelnd nickte er den beiden noch auf dem Bett sitzenden zu und folgte Melissa.
 
Regeane hatte sich natürlich, -clever wie sie war- zurück gehalten auch wenn die Blicke die sie Melissa zuwarf ALLES aber auch wirklich ALLES erklärte. Seltsamer Weise nahmen diese tödlichen Blicke nichts von Regeanes Schönheit, im Gegenteil sie verstärkten sie noch. Nur einmal bröckelte ihre Maske aus Höflichkeit und Liebenswürdigkeit und zwar da, als Greg Melissa auf die Strin küßte. Mit unverholener Eifersucht zischte sie etwas unverständliches zwischen ihren schneeweißen Zähnen hervor.

Als die Beiden Guhle IHR Zimmer verließen glitt Regeane vom Bett und erst als sie sicher war, dass die Guhle sie nicht mehr hören konnten und sie mit ihrem Vater vollkommen allein in ihrem Zimmer war, nahm sie den nächstbesten Gegenstand um ihn gegen die Wand zu donnern. Ungeachtet von der allesvernichtenden Liebe die sie für ihren Vater verstand eiterte der Stachel der Eifersucht in ihren Eingeweiden, vielleicht sollte sie dankbar sein, dass sie sowas wie Eifersucht noch empfinden konnte und sie nicht wie manch andere Personen in diesem Raum, dessen Name ungesagt blieb, nichts aber auch wirklich nichts mehr fühlte.
 
Mit einer eisigen und beinahe schon gelangweilten Miene blickte er zu Regeane hinüber und anstatt irgendwas zu ihrer Beruhigung zu sagen oder sie zu tadeln... strich er sich mit einer demonstrativ gelangweilten Geste den imaginären Staub von der Schulter seines Anzuges.
Zügel dich.
DAS war alles was er ihr zu sagen hatte? Es schien so, denn schon setzte er den Kelch an und nippte an dem Blut.
 
Sie wirbelte zu ihm herum, die feingliedrigen Hände zu Fäusten geballt. Sie wollte auf ihn zustürmen, ihn würgen, ihn kratzen, ihn schütteln. Verdammt nochmal! Liebe mich! Es war so als hätte er an der Oberfläche gekratzt und das was sie stets zu unterdrücken versuchte brach nun aus ihr heraus ohne Rücksicht auf Verluste, fernab von seiner Erziehung, von seiner Diziplin, fernab von dem was sie sein wollte um ihn zu gefallen. Sie war ein Individuum nach seinen Vorstellungen.

Sich zügeln? Wenn sie wüßte und heraus gefunden hatte wie, würde sie das tun. Aber nun gab es nur den allesverzehrenden Wunsch über Melissa und erst recht über Raphael zustehen. SIE war SEINE Tochter und somit besser als jeder andere.

Nur ihr kleiner Plan mit ihrem Geschenk in seiner Gunst zu steigen und ihn gleichzeitig auszustehen und Raphael für sich und ihre Zwecke zu gebrauchen wollte nicht so ganz aufgehen.

Sie griff nach ihrem Kelch und warf den Kelch auf den Boden zu ihren Füßen und dennoch ging es ihr nicht besser.
 
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