Out of Character
Du bist von Greg gerufen worden, was ja nicht zwingend gehiessen hätte, dass er noch im Café ist. *g* Und von Greg wusstest du nicht, dass er ein Vampir ist.
Erfüllte man nicht totkranken Kindern oft einen letzten grossen Herzenswunsch? Wie würde dann jenes Kind den Schenker durch seine Augen sehen? Als den grossen Helden, den Engel?
Wenn es denn so war - und Raphael das an der Seele kranke Kind, dank der vergangenen Nächte und seiner Drogensucht - schwang der Hüter des Elysiums sich dann nun zu seinem Erretter in der Not auf? Denn Raphaels Körper hatte kaum den Boden berührt, als Hände nach ihm griffen und seinen Oberkörper wieder empor zogen. Sorgfältig darauf bedacht seine Wunden nicht in den Griff mit einzubeziehen und ihm noch mehr Schmerzen zu verursachen - oder vielleicht auch einfach, um nicht das wertvolle Blut zu verschwenden?
Ehe er in jene tröstliche, alles verbannende Welle der Lust gestürzt wurde, war es schliesslich Gregs Gesicht, dass vor ihm auftauchte, zwei spitze Fänge anstatt normaler Eckzähne entblössend. Der kurze, stechende Schmerz an seinen Lippen, der schneller von dem folgenden Gefühl überspielt werden sollte, als es ihm vielleicht lieb war - immerhin küsste ihn hier ein Mann.
War er eingeschlafen, dass er nun, bei seinem Erwachen einen dunkelblauen Samthimmel über sich erkannte? Ob
das der Himmel war? Oder die Hölle? Vielleicht auch einfach nur sein Sarg. Aber dann wäre er wohl eingeengter. Doch statt Enge, hatte er erstaunlich viel Spielraum, auf dem Himmelbett, auf dem er nun lag.
Hatte er erwartet er könne nicht mehr tiefer fallen? Nun, geographisch gesehen... doch. Denn das Zimmer, in dem er nun erwachte - Regeanes Zimmer - lag noch unterhalb des Kellers, in dem er vorher gefangen worden war.
Entweder hatte man ihn wohl als zu grosse Gefahr eingestuft bei seinen ständigen Fluchtversuchen und wollte sie schon im Vorherein vereiteln oder war er wertvoll genug "geschützt" zu werden... bis er ganz in ihrem Besitz war?
Zweitere Annahme lag doch eigentlich nahe, wenn man berücksichtigte, dass sämtliche Glassplitter fein säuberlich aus seinen Wunden entfernt worden waren. Er war gewaschen und frisch gekleidet, das Bett war warm und weich und von irgendwoher strömte der Geruch von warmem Essen und Rotwein zu ihm herüber.
Vielleicht... war es doch das Paradies?
Aber hatte man im Paradies so einen seltsam metallenen Geschmack im Mund, wenn man erwachte? Als wenn man grade Blut getrunken hätte?
Du solltest etwas trinken. Die Stimme war warm, wenn auch ein wenig rauchig und im nächsten Moment beugte sich die junge Italienerin, die er ja bereits kannte, über den geschwächten Mann, um ihn eingehend aus ihren braunen Rehaugen zu mustern.
Wie fühlst du dich? Wie auch beim letzten Mal, hielt sie ein kleines Tütchen zwischen ihren Fingern...