(11.05.2008) Streunende Katze sucht nettes zu Hause

Wer Schlechtes sehen will, wird nie den Blick für Neues entwickeln....

Galante setzte ein freundliches Begrüßungslächeln auf. Es war nicht echt, sollte es aber auch gar nicht sein. Es erfüllte die Regeln einer etikettegerechten Begrüßung und zeigte seinen guten Willen.
Es war ein Werkzeug. Nicht mehr und nicht weniger. Eines sogar, dass der Archont bis zur Perfektion beherrschte.

Eine weitere Regel der Etikette besagte, das es nicht der Prinz war der das Gespräch eröffnete. Antonia hatte um ein Gespräch gebeten und würde ihre Bitte oder ihre Frage zur Eröffnung des Gespräches nutzen müssen.
Aber Galante war durchaus erfreut darüber, dass sich eines der höchsten Mitglieder seines Clans innerhalb der Stadt zu ihm auf gemacht hatte. Freundlich wies er mit der linken Hand auf einen freien Sessel nahe des wuchtigen Schreibtisches. Dann klappte er die Bildschirme der flachen Rechner hinunter und wartete auf den Beginn der Unterhaltung.
 
"Ich danke ihnen", sagte Antonia und nahm elegant auf dem Sessel Platz. "Ich sehe es als meine Pflicht, sie persönlich in der Stadt zu begrüßen.

Wie sie wissen krankt es in unserer Stadt an allen Ecken und Enden und ich mache mir einige Sorgen über den Bestand unseres eigenen Clans, wenn ich so die ganzen Neuankömmlinge sehe, die Finstertal überschwemmen."
 
„Ich rechne Ihnen Ihren Besuch bei mir hoch an, Frau de Groote! Man erkennt sofort warum Herr Buchet Sie zur Harpyie ernannt hat.“

Galante lehnte sich in seinem Stuhl zurück und ließ wie zur Bestätigung einen Blick auf das eindrucksvolle Gemälde hinter ihm fallen. Es zeigte ein einnehmendes Portrait des ehemaligen Prinzen von Finstertal.

„Ich teile Ihre bedenken! Der Clan Toreador steht derzeit äußerst schwach da und es ist schwer jemanden zu finden, der sich freiwillig in einer Stadt wie dieser niederlässt. Ich habe mich bereits umgehört und ein wenige Werbung gemacht. Aber niemanden von unserem Blut zieht es hierher. Nicht einmal die Akademie wirkt noch als Magnet. Wie auch? Wenn die Aussichten auf ein Studium der Gefahr eines gewaltsamen Todes derart unterliegen? Aber sollen wir deswegen aufgeben? Mitnichten! Wenn das Leben hier in der Stadt zu gefährlich und zu chaotisch ist, dann müssen wir diese Umstände eben beseitigen. Der Friede muss hergestellt werden und ein fähiger Toreador muss den Thron des Prinzen einnehmen. Vorzugsweise eben jener Prinz, der über Dekaden bewiesen hat, dass er in der Lage ist diese Stadt zu befehligen. Oliver Buchet!“

Ein leiser Seufzer entfuhr dem Archonten.

„Aber dazu müssen wir ihn erst einmal finden und befreien. Und selbst wenn uns das gelungen ist, müssen wir seine Unschuld beweisen und seine Integrität wieder herstellen. Viele Kainiten dieser Stadt würden gerne einen Brujah an der Spitze sehen. Andere gar einen der Tremere. Die Konkurrenz ist hart….“
 
Antonia nickte. "Von den Toreador, die gekommen sind, ist eine gleich wieder abgereist und der Andere, der ist für meinen Geschmack zu sehr in den Widerstand verstrickt und erzählt das auch jedem, der es hören will, oder nicht."

Sie zuckte die Schultern.

"Allen Anzeichen nach, kann Oliver Buchet noch am Leben sein. Allerdings hat er zugegebenermassen den einen oder anderen Fehler gemacht. Doch wer macht sie nicht, gerade Künstler sind da recht anfällig, wenn sie ein Ziel vor ihrem geistigen Auge haben. Man wird dieses eben genau feststellen müssen.

Was den Brujah-Prinzen angeht, dabei kann es sich nur um Enio Pareto handeln, doch ich fürchte, ihn würde man ins Amt zwingen müssen. Die neue Regentin würde es vermutlich gerne machen wollen, doch wer will schon einen Tremere? Zumal Lord Johardo die Stadt im Stich gelassen hat und sogar wie man hört, Teile der Aktion sogar sabotiert hat.

Es wird nicht einfach werden."

Dass man Helena ihres Amtes enthoben hatte, wusste sie nicht, aber sie wusste sehr wohl, dass diese nicht Prinz werden wollte.
 
"Exakt! Leider sind bis zur Rehabilitierung Oliver Buchets einige Hürden zu nehmen. Wir müssen ihn finden, wenn möglich retten und dann von den Vorwürfen gegen ihn reinwaschen. Letzteres werden wir am Besten hin bekommen, in dem wir ihn einer öffentlichen Verhandlung übereignen. Dies ist übrigens der Grund, warum wir auch seine Gattin vor Gericht stellen wollen. Wir können ihren Leumund vor aller Welt reinigen und gleichzeitig ungefähr abschätzen, wie die Bevölkerung zu den Buchets steht. Und natürlich erfahren wo unsere Gegner stehen, wer von ihnen eine Bedrohung darstellen könnte und welche Taktik am ehesten zum Erfolg führen könnte."

Galante schien nicht nur entschlossen Oliver Buchet wieder auf den Prinzenstuhl zu heben, er hatte sich offensichtlich auch entsprechend vorbereitet.

"Ich werde die Bewohner der Stadt diesbezüglich auf dem morgigen Ball informieren!"
 
"Ja, das stimmt, es werden eine Menge Hürden zu nehmen sein und die Frage ist doch, wie ehrlich will man dabei vorgehen", sagte Antonia. "In dieser Stadt gibt es keine Geheimnisse, die sich auf lange Sicht halten und es ist nicht der Clan der Toreador, dem die größten Tratschmäuler angehören.
Es macht sich aus nicht gut, wenn ihre Vertretung so offensichtlich ihren eigenen Clan bevorzugt, das schürrt Unbehagen in der Stadt auch wenn ich davon ausgehe, dass sie einfach zu jung ist, um ihr Handeln zu überblicken, zumal uns die Ventrue schon vorher einen Spion untergejubelt haben."

Es klang wie daher gesagt, doch wer konnte so etwas bei einer Toreador schon sagen?
 
"Machen Sie sich mal keine Gedanken um Frau deAuvergne, sie ist weder jung noch unerfahren. Sie dürfen mir glauben, dass nichts was sie tut unbedacht, unvorsichtig oder leichtfertig ist. Auch ist sie ganz sicher keine Spionin. Alles was geschieht hat seinen tieferen Sinn und wurde wohl durchdacht. Es würde definitiv zu weit führen Ihnen die Hintergründe des ganzen auch nur ansatzweise näher zu bringen, daher muss ich Sie leider bitten, mir in dieser Beziehung einfach zu vertrauen."

Galante fallte die Hände, legte sie auf den Schoß und lehnte sich langsam in seinem Sessel zurück.

"Dies ist der Grund warum wir von Madame Guil für diese Aufgabe ausgesucht wurden! Wir verstehen wie man Probleme wie die hier in der Stadt vorliegenden anfasst! Wenn wir uns in den nächsten Tagen wieder auf den Weg machen, wird ein Toreador die Führung in dieser Stadt inne haben und alles wird wieder so laufen, wie der Clan es sich wünscht. Höchstwahrscheinlich sogar noch ein ganzes Stück besser, aber das muss sich erst noch zeigen. Derzeit sind übrigens nicht die Nichtigkeiten der gehobenen Intrige von Bedeutung, zumindest nicht zwischen den Ventrue und uns, sondern das sich immer stärkere Problem um den Verbleib und den zukünftigen Umgang mit diesem Herrn Zieglowski! Ich bin noch nicht komplett über diese Geschichte im Bilde, aber wie es sich zeigt, sind derzeit die Tremere, die Brujah, die Nosferatu, die Garou und natürlich in ganz besonderem Maße auch wir Toreador interessiert! Ich fürchte, das dieses Problem zu einer handfesten Kriese führen könnte, wenn wir uns nicht schleunigst daran machen, dass Problem zu lösen!"
 
"Oh, mit dem Spion meinte ich auch eher jemand anderen", entgegnete Antonia.

Ihre Meinung über die Ventrue änderte sich allerdings durch seine Aussage nicht wirklich, warum auch, wenn sie nicht jung war, dann war ihr bester Freund vermutlich ein Tzimisce, als Bildhauerin konnte sie meistens recht gut an den Körperformen ablesen, in welcher Zeit jemand geboren war.

"Was diesen Ziege angeht, ich weiß, Oliver Buchet war schon seid ewigen Zeiten daran interessiert an das Geheimnis zukommen. Doch wie denken sie, kann man einen Krieg verhindern, wenn jeder ihn will und vermutlich keiner auch nur einen Zoll von seinen Wünschen abgehen wird?" Sie sah sich kurz in dem Raum um, hatte Galante ihm seinen Stempel aufgedrückt?
"Ich könnte sie unter Umständen auf den Stand bringen, den die meisten anderen der Primogene auch haben."
Sie hatte noch immer die Tagebücher unter Verschluß und außer dem Eigentümer würde sie die auch keinem übereignen.
 
"Hilfe ist natürlich jederzeit willkommen und wird ihr Schaden nicht sein, Frau de Groote! Allerdings verstehe ich mich sehr gut darauf aus solchen Unstimmigkeiten den besten Profit für den Clan heruaszuschlagen. Sehen Sie in der bevorstehenden Zeit mehr eine Herausforderung und weniger ein Problem!"

Galantes Mimik blieb ohne lesbaren Regung.

"Aber setzen wir einen Schritt vor den anderen! Als Erstes muss Buchet gefunden werden!"
 
"Wenn sie mir ihre Email-Adresse geben, werde ich ihnen gerne Zusammenfassung der Recherchen über Zieglowski geben, es kann nicht schaden, wenn sie die zur Hand haben", sagte Antonia. "Ich bin mir nicht ganz sicher, von mir persönlich haben sie nur die Regentin und die Hüterin bekommen. An wen diese sie weitergereicht haben, ist mir nicht bekannt.

So weit uns bekannt ist, soll sich Buchet in der alten Mine befinden."
 
"Vielen Dank!"

Die gewünschte Adresse schrieb Galante mit einem Federkiel auf ein Stück teures Pergament. Seine Schrift war gekonnt und geschwungen, das Werk eines echten Künstlers.

"Ich nehme Ihre Hilfe sehr gerne an. Wollen wir hoffen das Herr Buchet noch gerettet werden kann. Seine Vernichtung wäre ein Schlag für unseren Clan, eine Katastrophe...."
 
"Und vermutlich das Ende der Stabilität in dieser Stadt", erklärte Antonia, nahm das Pergament entgegen und ließ es in ihrer Tasche verschinden. "Ich schicke die Datei sofort ab, wenn ich zu Hause bin.

Die ersten Zweifel an der Vernichtung von Herrn Buchet kamen mir schon, als ich zur Identifizierung seiner Guhle in der Pathologie war. Für die Suche nach ihm sollten sie sich am besten mit der anderen Mrs. McKinney in Verbindung setzen, sie hat auch in den vergangenen Tagen ein enormes Vermögen an den Tag gelegt, Personen aufzuspüren. Wenn sie ihr eine entsprechende Erklärung liefern, sollte sie sogar auf die Information ihrer Schwester verzichten, denn sie macht keinen Hehl aus ihrer Ablehnung für die Tremere."
 
Galante nickte bestätigend.

"Guter Hinweis, danke! Warten wir aber ersteinmal ab, was die Primogensitzung noch so hervorbringt."

Das auf den Satz folgende Lächeln war echt und ernst gemeint.

"Haben wir sonst noch etwas zu besprechen, Frau de Groote? Oder wollen wir uns im Anschluss an die Feierlichkeiten noch einmal treffen. Als Clan. In gemütlicher Runde. Bei einem Gläschen und etwas angenehmer Musik?"
 
"Ich würde mich freuen, wenn wir uns nach der Feierlichkeit noch einmal treffen könnten, vielleicht ergibt sich das eine oder andere, was uns und unseren Wünschen als Clan entgegenkommen kann", erwiderte Antonia.

Sie hätte gerne bei der Sitzung Mäuschen gespielt, doch sie konnte warten, irgendwie waren die wichtigen Infos bisher immer bei ihr angekommen.
 
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