[11.05.2008] Besuch bei Lady Noir

"Besuch? Ich? Nein, ganz gewiss nicht!"

Den Worten folgte ein ahnungsloses Schulterzucken. Dann erhob sich Lena von ihrem Platz und ging zur Haustür der Villa. Vorsichtig öffnete sie sie. Als ihr Blick ausgerechnet auf die Regentin der Tremere und damit auf ihre einstmals größte Widersacherin fiel, erlaubte sich die Toreador eine Gesichstentgleisung in Form ein unmerklich gehobenen Augenbraue.

"Frau McKinney! Welch Überraschung. Guten Abend! Ich freue mich aufrichtig Sie zu sehen. Bitte! Treten Sie doch ein..."

Lena, oder Noir wie sie für die Tremere ja noch immer hieß, vollführte eine freundlich einladende Geste.

"Helena O'Niell ist ebenfalls zu besuch..."
 
Caitlin war erstaunt wegen der doch unerwartet freundlichen Begrüßung. Es hätte auch ein kaltes: "Was wollen Sie" sein können und so fiel ihr entschuldigendes Lächeln entsprechend warm und ehrlich aus.
"Guten Abend Frau Buchet. Ich hoffe, ich störe Sie beide nicht? Falls doch, verspreche ich Ihnen, meinen Besuch kurz zu halten." So Helena war bei Noir? Nasowas. Aber klar, beide sind Toreador, naja sogutwie jedenfalls und kennen sich schon seit Jahren. Wer weiß, vielleicht trieb Helena auch ähnliches her, wie Caitlin.

Caitlin trat also auf Noirs Einladung ein und stand etwas unschlüssig im Eingangsbereich herum. Sollte sie ihren Mantel ablegen oder wollte Noir sie schnell wieder loswerden? Sie wartete also auf die nächsten Worte der Hausherrin.
 
"Sie sind hier willkommen, mache Sie sich keine Gedanken!"

Lena nahm der Regentin den Mantel ab und hing ihn an die Garderobe im Eingangsbereich. Dann führte sie die Treme zuvorkommend und freundlich in den Salon in dem sich bereits Helena befand. Von Ablehnung oder Feindseligkeit war nicht das Geringste zu spüren. Im Gegenteil! Allerdings war die Toreador auch für ihr brilliantes schauspielerisches Talent bekannt

"Nehmen sie doch bitte Platz! Und dann erzählen Sie mir doch, was Sie dazu bringt mich zu besuchen? Wenn ich das Thema so unverblümt auf den Punkt bringen darf?"
 
Die Tremere folgte Lena Buchet in den Salon und begrüßte Helena mit einem freundlichen Nicken. "Guten Abend Helena. Verzeih bitte die Störung, ich habe ein paar Themen, die ich gerne mit Frau Buchet klären würde." Sie nahm Platz auf dem angebotenen Sessel und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Noir zu. "Natürlich dürfen sie. Ich kann mir sehr gut vorstellen, das es Sie überrascht, mich heute hier zu sehen, denn bisher sind unsere Zusammentreffen nicht unbedingt harmonisch verlaufen. Meine größte, aber natürlich nicht einzige Intention ist, dass ich mir sehr gerne persönlich ein Bild machen würde, wie es um Sie bestellt ist. Wissen Sie, ich glaube ihnen, dass die Lasombra, welche Sie beherrscht hat, Ihren Geist verlassen hat. Doch was ist mit der Salubrie in Ihnen passiert? Und haben Sie das Gefühl wirklich rein von diesen Seelenresten zu sein? Möchten Sie das überhaupt oder würden Sie es in Erwägung ziehen, sich von mir in dieser Hinsicht helfen zu lassen?

Wieviel Einfluss hatten Sie auf das, was passiert ist und besitzen Sie noch die Erinnerungen der portugiesischen Wittwe, die es uns allen vielleicht leichter machen könnten, die Geschehnisse damals zu verstehen?

Ich weiß, ich stelle grade eine ganze Menge unangenehmer Fragen. Sie müssen Sie natürlich nicht beantworten, wenn sie das nicht möchten, denn sie sind sehr persönlich und es ist nicht meine Absicht, Sie zu beleidigen oder gar anzugreifen. Ich möchte einfach nur verstehen, wieviel Noir und wieviel Lena Buchet noch oder besser wieder in Ihnen steckt. Lord Johardo hat Ihnen vertraut und jedesmal, wenn ich Ihn gefragt habe - und glauben sie mir, dass habe ich in den letzten Wochen öfter -jedesmal hat er gesagt: Du kannst ihr vertrauen, sie hat einen guten Charakter."

Verstand Lena, dass Caitlin einen Neuanfang machen wollte?
 
'Was will die denn hier?' fragte sich Helena noch, nach einem kurzen Nicken und einem kurzen Hallo und dann kam Caitlin auch gleich zur Sache, in etwa so einfühlsam wie der sprichwörtliche Elefant im Porzellanladen.
"Da ich als Vertreterin der Verteidigung für Lady Noir bestellt bin, möchte ich darauf hinweisen, daß du nicht verpflichtet bist, diese Fragen zu diesem Zeitpunkt zu beantworten", sagte sie dann ausgesprochen sachlich mit der Stimmlage, die auch ein Verteudiger bei einem sterblichen Verfahren benutzen würde. "Was die Frage nach dem Verbleib der Fragmente der beiden genannten Personen angeht, so kann man das mit einer Aura-Betrachtung feststellen, womit dann alle Unklarheiten beseitigt sind."
Aus der Aussage ging allerdings nicht hervor, ob Helena etwas in der Art getan hatte, das mußte sie hier auch nicht sagen.
"Und was Lord Johardo angeht, so bestehen an seiner Integrität mindestens genauso viele Zweifel, denn immerhin hat er massiv verhindert, daß es uns gelungen ist, Ziege zu vernichten oder willst du bestreiten, daß er ganz genau weiß, wo dieses verdammte Bild ist?"

Sollte Caitlin ruhig wissen, was Helena von dem Tremerelord hielt.
 
"Lass gut sein, Helena! Ich habe nicht vor mich vor unangenehmen Fragen zu drücken. Außerdem ist die Antwort kurz, denn ich weiß es nicht! Es fühlt sich an, als wäre ich wieder vollständig Herr meiner Sinne. Die Stimmen in meinem Kopf sind verstummt, die Zwänge die sie ausgeübt haben verschwunden und zum ersten Mal seit ich weiß nicht wievielen Nächten fühle ich keine fremde Präsenz mehr in mir. Aber heißt das, dass ich vollends gesundet bin? Bedeutet dies, dass es nicht irgendwann alles wieder von vorne losgeht? Was wenn die fremden Einflüsse sich nur vor mir verstecken, was wenn sie irgendwann wieder auftauchen?"

Lena sah erst zu Helena und dann zu Caitlin. Für sie gab es keinen Grund einen Neuanfang zu wagen, denn aus ihrer Sicht hatte Caitlin sich nicht falsch verhalten.
Sie war besessen gewesen und konnte dankbar sein nicht getötet worden zu sein.

"Eine diesbezügliche Hilfe jedoch würde ich gerne ablehnen! Nicht weil ich etwas zu verbergen habe sondern weil ich weiß, dass ich mich Ihnen auf Gedeih und Verderb ausliefern würde. Ich kenne die Kräfte der Tremere, denn ich war -wie Sie ja selbst bereits sagten- lange Zeit mit Professort Johardo befreundet. Zudem kenne ich die Kräfte meines Mannes und auch die meinen. Keiner von ihnen könnte mir helfen, wenn ich noch besessen wäre aber alle könnten ausnahmslos gegen mich verwandt werden."

Sie lächelte schmal und ohne Humor.

"Aber ich will mich nicht gänzlich entziehen und erkläre mich zu allem bereit was vom Gericht entschieden und in aller Öffentlichkeit angewandt wird. Im Sinne der Gerechtigkeit und Fairness!"

Nun würde sich zeigen wieviel Wahrheit tatsächlich in dem vorgertragenen Friedensangebot verborgen lag...
 
WOA, so ein Angriff von Helena? Was ist los? Sie war doch nahezu eine Vertraute, was habe ich getan, damit sie so reagiert?

Caitlin schüttelte traurig den Kopf. "Nein, das werde ich nicht betreiten, Helena. Ich bin mir sehr sicher, dass er es weiß. Und ich bin mir ganz sicher, dass du weißt, wie ich dazu stehe. Ich bin nicht dein Feind. Und ich bin nicht hier um irgendjemanden anzuklagen, noch werde ich das vor den Archonten tun. Ich will einfach nur den Geschehnissen, die uns alle so dermaßen viel gekostet haben, auf den Grund kommen. Ich freue mich aber, dass du Frau Buchet zur Seite stehst. Ich traue mir nicht zu, ihre Aura gut genug zu analysieren, um sicher sagen zu können, das nichts mehr da ist. Das ist nicht mein Spezialgebiet. Meines sind der Geist eines Menschen, wozu auch gehört, wenn sich dort fremde Geister eingenistet, die wieder heraus sollen. Was allerdings nichts mit kirchlichem Exorismus zu tun hat, um das sofort klar zu stellen."

Sie wandte sich wieder Noir zu. "Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es Ihnen überhaupt nicht gut geht und das tut mir wirklich leid. Sie haben noch viel mehr verloren, als alle anderen von uns.
Ich wäre das Thema gerne langsamer angegangen mit vielen vorangestellten Erklärungen, aber Sie haben mich gebeten das Thema direkt anzusprechen und nicht um den heißen Brei herum zu reden. Mein Angebot war wirklich nur ein Angebot und ich verstehe durchaus, dass Sie nicht darauf eingehen. Im Endeffekt hier bin ich, weil Enio, Meyye, Kiera und ich soeben die zachariaskirche genau untersucht haben. Mayye hatte uns informiert, dass dort Dinge vorgehen, die nicht normal sind. Zum Beispiel Türen, die sich von alleine Reparieren, wenn man sie beschädigt und ein Fenster, dass die Betrachter in einen Bann zieht, aus dem es sehr schwer ist zu entrinnen. Wissen Sie vielleicht von diesen Dingen Frau Buchet? Und wissen vielleicht auch, ob es jemand gegeben hat, der die portugiesische Wittwe geliebt hat? Jemand anderen als Zacharias? Jemand, der zu unglaublich schöner schöpfersicher Kraft fähig war?"

Es war gut zu hören, dass Lena Buchet keine fremde Präsenz mehr spürrte, das machte Caitlin Hoffnung, dass sie Recht haben könnte und sie wirklich nur noch Lena Buchet war. Allerding würde sie sich in dieser Hinsicht einen gesunden Anteil an Misstrauen bewahren müssen. Vielleicht wüsste Kiera, ob man soetwas wirklich in der Aura sehen könnte. Die war schließlich Expertin darin.
 
Helena hatte vermutlich zuviele Gerichtsfilme gesehen und wies deswegen auf gewisse Dinge hin, als Angriff konnte man allerdings die Aussage gegen Johardo ansehen, denn irgendwie hatte den wohl die ganze Stadt gefressen und wenn sich Caitlin dann immer noch auf den berief - selber schuld.

"Man sagt, daß Zacharii erst nach dem Tod seiner Frau so abgedreht ist und er könnte also schon Schönheit gekannt haben", meinte sie. "Ich habe gesehen, mit wieviel Liebe er seine Frau aufgebahrt hatte, es hat mich auch etwas Überwindung gekostet, ihren Körper von dort mitzunehmen. Ich glaube, er hätte die ganze Welt gegeben um sie wieder zu bekommen. Er hat davor viel für die Stadt getan wie man es hört und die Menschen haben ihn regelrecht geliebt, wenn man den Erzählungen glauben darf."
 
"Machen Sie sich keine Gedanken Caitlin! Ich denke es ist ein großer Schritt das wir beiden offen über Derartiges sprechen können."

Dann erzählte die Regentin von dem alten Gotteshaus in Burgh.
Sie nickte verstehend.

"Die Zachariikirche! Ja natürlich. Oliver hat diesen Ort geliebt. Früher haben wir öfter einen Ausflug dorthin gemacht. Ein wundervoller Ort. Leider bis zur Fertigstellung des Tunnels vor drei Jahren nur äußerst umständlich zu erreichen. Es heißt, dass einer der ersten Prinzen dieser Gegend sie errichtet haben soll. Irgendwann im frühen vierzehnten Jahrhundert. Oliver war überzeugt, dass es der selbe alte Methusalem war, der auch das Gemälde von Ziege erschaffen hat. Aber das ist nicht bewiesen und nur ein Gerücht. Zumindest meines wissens. Was dort geschah muss viele hundert Jahre her sein und der Erbauer dieses einzigartigen Bauwerks ist mindestens genauso lange verschwunden. Wahrscheinlich getötet? Oliver weiß mehr darüber. Er erzählte mir manchmal ein wenig darüber. Aber zu der Zeit war ich nur sein Ghul. Seine Geliebte, aber doch auch nur seine Sklavin. Ich fürchte er hat sehr vieles vor mir verborgen!"

Es folgte ein Seufzer aus den tiefsten Tiefen ihrer Lunge.
Es zeigte sich einmal mehr, wie jung diese Frau bei all ihrer Macht noch war.

"In welchem Zusammenhang dies alles zu Zacharii steht, kann ich beim besten Willen nicht sagen?"
 
"Ich verstehe jetzt einiges besser. Zum Beispiel konnte ich mir keinen Reim darauf machen, dass ein Tzimiske, dem Sabbat angehörig, zu einer derartigen gutartigen Schönheit wie dem Bauwerk der Zachariaskirche fähig war. Sollte sie wirklich ein unbekannter Methusalem geschaffen haben und Zacharias sie später erst umgetauft haben, macht das Sinn."

Und rückt das Rätsel um die Objektmagie noch eine Stufe höher. Nicht zacharias hat es geschaffen, er war nur ein Nutznießer. Wenn er das gekonnt hätte, hätte er diese magie doch mit Sicherheit auch auf sich selbst angewannt und auf seine Frau! Und davon, dass er es nicht hat ist doch auszugehen, oder?!? Objektmagie... genauso wie Ziege durch das Bild, sein Mojo, unzerstörbar ist, ist es auch diese Kirche. Was ist wohl sein Mojo? Hatten wir auch das Kirchfenster - ein Bildniss - beschädigt? Nein, es hatte eine derartige Anziehungskraft, dass wir noch nicht einmal auf die Idee gekommen sind. Ein genialer Schutzmechanismus? Vielleicht sollte ich es ausprobieren. Wenngleich es wirklich schade wäre, etwas so einzigartiges zu zerstören. Aber ich bin kein Künstler. Ich bin Wissenschaftlerin. Vielleicht.... Und.... Zacharias ist doch vernicht, er hatte keine Mojo, oder?! Caitlin kam nicht umhin eine leicht Angst zu empfinden, dass sie des Rätsels Lösung noch lange nicht gefunden hatten. Ein Punkt war allerdings beruhigend: Zacharias hatte diese Objektmagie definitiv nicht auf seine geliebte Frau angewandt, denn sie war zu Schluss nur noch ein Seelenfragment. Er selbst hatte einen Pakt mit einem Dämonen geschlossen. Das hätte er wohl kaum getan, wenn er selbst bereits unzerstörbar gewesen wäre. Oder hatte er diese Magie später erst erlernt? Es gab dort diese vollständig erhaltenen Körper der Wittwe, waren sie unzerstörbar? Waren sie durch jene Objektmagie geschützt, nur ohne, dass Zacharias es geschafft hatte, die Seele seiner Frau wieder hineinzubringen? War das womöglich ein Teil des Paktes mit dem Dämon? Oh graus, es schwirrten Caitlin tausende von Ansätze im Kopf herum. Möglichkeiten über Möglichkeiten. Dazu das bestehende Damoklesschwert über ihrem Kopf in Form der Drohung ihres eigenen Clans Ziege wiederzubeschaffen. Wer wusste schon, wie lange Wien Geduld haben würde. Jetzt, wo sie wusste wie bedeutsam ziege war, sicher nicht sehr lange.

"Eine andere Sache spukt mir noch im Kopf herum. Ich fand einen Bericht aus alter Zeit, in der von dem Überfall auf das Schloss von Zacharias aus der Sicht eines Untertanen. Dort war ebenfalls zu entnehmen, dass zacharias offenbar beliebt war. Zudem sprach der Mann aber auch von dessen frau und: dessen Kind. Wissen Sie noch etwas darüber? War der Erinnerung der Wittwe etwas zu entnehmen, das darauf hindeutet, dass dieses Kind nicht nur eine Scharade war? Vielleicht ist es überhaupt nicht wichtig, aber wann könnte ich dem sonst nochmal auf den Grund kommen. ich mag keine offenen Fragen. " entschuldigte sich Caitlin mit einem leicht verlegen Lächeln. Es hätte sie nuneinmal wieder und wieder beschäftigt.
 
"Machen Sie sich keine Gedanken, ich beantworte Ihre Fragen gerne, Frau McKinney!"

Noir lehnte sich in ihren Sessel zurück und schien einen Augenblick zu überlegen.

"Während des Überfalls durch die Garou kam nicht nur die namenlose Portugiesin ums Leben, sondern auch der erste von Zacharii gezeugte Nachkomme. Es handelte sich um ein zwölfjähriges Mädchen, dass von den Garou anfangs geraubt wurde um den alten Koldunen zu erpressen. Als dieser versuchte die Wölfe zu hintergehen, folterten diese das Kind und verbrannten es dann. Ob dies der Augenblick war, an dem er wahnsinnig wurde, kann ich nicht recht sagen. Meine Erinnerungen reichen nur bis zum Tod der Lasombra und fußen anschließend nur noch auf Berichte und Mutmaßungen. In den ersten Jahren hatte sie mehr damit zu tun, ihre zerstörte Seele vor dem endgültigen Untergang zu bewahren, als sich um die Geschicke der Menschen zu kümmern."

Sie zuckte kaum merklich mit den Schultern.

"Wenn Sie mich fragen, war er aber auch vorher schon nicht ganz gesund! Wer bitte, zeugt ein derart junges Mädchen zum Vampir? Und das nur um die Illusion einer intakten Familie vorzugauklen? Aber das beantwortet auch ihre andere Frage! Ja, Zacharii schien bei den Menschen in seinem Umfeld tatsächlich beliebt. Seine Grausamkeiten blieben unentdeckt, er bekämpfte die Garou und er beseitigte den alten Tyrannen. Bei dem es sich sogar um den besagte Toreador gehandelt haben könnte. Aber das kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, weil die Namenlose erst später hier eintraf."
 
Caitlin nickte verstehend. Ihr fiel ersteinmal keine Frage mehr ein, auch wenn es schade wahr, einen so kostbaren Moment verstreichen zu lassen. Sie sah dann ganz kurz auf die Uhr und beschloss, dass sie noch dringend ins Gildehaus musste, bevor der Morgen nahte. "Ich danke Ihnen sehr für Ihre Ausführungen, das hat mir vielles klarer gemacht, was erstmal seltsam und schwer verständlich schien. Nicht wahr, Helena? Ich denke, ich lasse Sie beide jetzt wieder alleine, Sie haben bestimmt noch eine Menge zu besprechen und vorzubereiten. Gibt es irgendetwas, dass ich für Sie tun kann, Frau Buchet? Bitte, ich würde Ihnen wirklich gerne helfen..." Ein ehrlich gemeintes Angebot, sie hat eine Menge durchgemacht. Nicht alles davon verdient.
 
"Ich glaube, es gibt noch jede Menge andere Dinge, die wir noch nicht wissen und vielleicht auch nie wissen werden", meinte Helena mit einem Lächeln. "Wir sehen uns dann auf jeden Fall morgen Caitlin."

Sie hatte gut zugehört, denn auch für sie war vieles neu gewesen, es waren einfach Dinge dabei, die die Frau bis jetzt nicht interessiert hatten, schließlich konnte man sich nicht für alles interessieren, aber etwas dazu zu lernen, war nie falsch.
 
Es verstand sich von selbst, dass Noir ihren Gast zur Tür geleitete.

"Auf Wiedersehen Frau McKinney! Wenn Sie etwas für mich tun wollen, dann legen Sie bitte während der Verhandlung gegen mich ein gutes Wort für mich ein. Nicht das ich Sie bitten möchte für mich zu lügen, nein, mir geht es darum dass neben allen Verfehlungen die man mir vorwerfen kann, auch meine Bemühungen um die Stadt berücksichtigt werden. Sie verstehen was ich sagen will?"

Nach Caitlins Antwort darauf schloss Noir die Tür und kehrte zu Helena zurück.

"Wie seltsam, dass sich ausgerechnet die Regentin bei mir sehen lässt...?"
 
Caitlin hatte derartiges erwartet und nickte ernst: "Ja, das werde ich. Sehen Sie Ihrer Zukunft mit Hoffnung entgegen, Frau Buchet. Sie haben durchaus Fürsprecher und auch Ihr Mann ist nicht vernichtet. Wir werden ihn befreien und zurückbringen. Und nennen Sie mich Caitlin, wenn sie mögen. Auf Wiedersehen." Irgendwie hallte in ihren Worten ein "....zurückbringen, wo er hingehört, nämlich auf dem Thron von Finstertal" mit. Aber es blieb ungesagt. Caitlin verließ die Villa und fuhr zum Industriehafen zurück.
 
"Ja, sehr seltsam, aber sie wird schon ihre Gründe haben", erwiderte Helena. "Wenn sie uns allerdings darin unterstützt Oliver wieder zu bekommen, dann ist es die Sache doch auch aus unserer Sicht wert, meinst du nicht?"

Vielleicht war Helena in den letzten Tagen etwas paranoid geworden, aber wer konnte es einem in dieser Zeit verdenken, viel zu viel war geschehen, da durfte doch selbst jemand wie Helena überall Gefahren wittern.

"Ich hoffe nur, Haus und Clan kommen nicht auf die Idee aus den Hinterlassenschaften von Zacharii Kapital schlagen zu wollen.
Es macht mir immer noch Sorgen, daß es uns nicht gelungen ist, Ziege zu vernichten."
 
"Ziege! Dieser abscheuliche Kerl! Ich verstehe ja warum Oliver sich so intensiv mit ihm beschäftigt hat, aber mir war die Nähe dieser Person schon immer unangenehm. Er weiß sich nicht zu benehmen, nicht ansatzweise! Er riecht schlecht und er hat keinen Respekt! Nicht vor Menschen, nicht vor Kainiten und schon gar nicht vor Frauen!"

Sie nickte, in ihren Augen funkelte ein Feuer.

"Wenn du mich fragst, kann er keinen Tag zu früh vernichtet werden. Wenn wir nur wüssten wo Johardo das Gemälde versteckt hat? Ich weiß das es Verstecke gibt, welche für den Notfall! Überall in der Stadt verteilt! Aber Oliver hat nie darüber gesprochen und ich möchte fast wetten das außer ihm nur Johardo informiert ist! Vielleicht noch dieses steinerne Ungetüm das der Professeo in seinem Keller gehalten hat, aber da bin ich nicht sicher..."
 
"Ja, und viele werden nicht einsehen, daß es vernichtet werden sollte, da es anders sowieso keine Ruhe geben wird. Ich verstehe zwar, daß die Sache mit Zieges Unsterblichkeit faszinierend ist, aber es wird keinen Frieden geben, wenn ihn eine Seite hat." Helena schüttelte den Kopf. Sicher würde es auch sie interessieren, aber da war die Stimme der Vernunft, die dafür sprach, daß manches Mal nur Verzicht der richtige Weg war.
"Das mit den Verstecken kann ja schwierig werden, zumal die vermutlich alle nirgends verzeichnet sind. Weißt du denn, was auf dem bidl drauf ist, hast du es jemals gesehen?"
 
"Leider nicht! Oliver war da sehr bestimmt! Die einzigen Wesen die dieses Gemälde meines Wissens jemals gesehen haben sind Oliver, Johardo, Zacharii und natürlich Ziege. Ich bin auch nicht sicher ob ich es mir jemals ansehen möchte? Es gehört vernichtet, damit diese Geschichte endlich ein Ende hat."

Noir zuckte mit den Schultern

"Ich würde dir wirklich mehr sagen, mehr Informationen geben aber ich weiß auch nicht sehr viel mehr. Ich war zu der Zeit nur ein Ghul und damit mehr Sklave als Verbündete. Zur Hochzeit der Forschung habe ich im Cafe de Trois die Gäste bedient und das Elysium beschützt. Du weißt selbst wieviel Arbeit das ist....."
 
Helena nickte. "Ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich sehen wollte", stimmte sie dann zu. "Und der Meinung, daß es vernichtet gehört bin ich auch, nur könnte ich mir vorstellen, daß es nicht einfach würde das zu tun, denn ich fürchte, daß es genug Leute gibt, die es gerne haben möchten, alleine wegen der Macht und ich fürchte mal, Oliver und Johardo gehören zu denen, die es unter keinen Umständen vernichtet haben wollen, auch wenn sie bestimmt wissen, daß der Kampf darum nie aufhören wird, solange es existiert."

Dann nickte sie.

"Das kann ich dir sagen, Hüterin sein, ist jede Menge Arbeit und es ist kaum einer zufrieden. Ich würde das Amt liebend gerne wieder abgeben, aber im Moment werde ich es nicht tun." Noir konnte sich bestimmt denken, wie Helena das meinte und wußte auch wie wenig diese solche Ämter mochte und im Moment hatte sie sogar 2 am Bein.
 
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