[11.05.2008] Besuch bei Lady Noir

Kalanni

Drachentochter
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Noch etwas stand an, nachdem Helena allen Caitiff auf ihrer Liste eine SMS geschickt hatte und einige auch telefonisch erreicht hatte.

Etwa zur selben Zeit, wie die Archontin sich mit den Ventrue in ihrem Café traf, stand sie vor der Tür der Prinzenvilla und klingelte erwartungsvoll. War Magdalena da? Aber wo sollte die auch sein, vermutlich hatte man ihren Hausarrest nicht aufgehoben.
 
Natürlich war Noir zu Hause.
Es gab sonst keinen Ort an den sie gehen und niemanden mehr dem sie vertrauen konnte.
Die Stadt hatte mehrfach, eindringlich und skrupellos verdeutlicht was sie von der Toreador hielt und Noir hatte weder die Kraft noch die Muße sich für irgendetwas das geschehen war zu rechtfertigen.

Nur wenige Sekunden nach dem geläutet wurde, öffnete sich die Tür.
Noir selbst hatte sie geöffnet, da ihre Diener so tot waren wie das von ihr gezeugte Kind.
Als die Herrin des Hauses erkannte, wer sie zu dieser Stunde besuchen wollte, erhellte sich ihr Gesicht. Sie war eine Schauspielerin, sie war Toreador und in beidem gehörte sie zu den besten. (Trotz ihrer kurzen Existenz als Kainit...) Ihr Lächeln saß perfekt, nichts in ihrem Gesicht erinnerte an die Sorgen, Nöte und Probleme die langsam aber sich ihr Herz auffraßen.

"Miss O'Niell! Welch Freude, dass Sie den Weg zu mir gefunden haben. Bitte, treten Sie doch ein. Was kann ich für Sie tun?"
 
Helena lächelte ebenfalls und trat ein.
"Guten Abend, Lady Noir, ich hoffe, es geht ihnen einigermassen gut, nach den letzten Nächten", sagte sie. "Ich hoffe, ich kann was für sie tun und dazu müßte ich mit ihnen sprechen."

Sie sah sich kurz um. Es war schon eine Weile her, seid sie das letzte Mal hier gewesen war, zumindest seid sie das letzte Mal nicht nur wegen eines Festes hier war.

"Ich wollte sie nicht ins Café bestellen, da sitzen zuviele Geier."
 
"Vielen Dank der Nachfrage, es geht mir den Umständen entsprechend. Ich möchte Sie allerdings bitten mich Magdalena oder wie früher einfach Lena zu nennen. Mein derzeitiges Leben entspricht nicht mehr dem einer Lady. Außerdem fühle ich mich schlecht, wenn ich derart betitelt werde. Es erinnert mich zu stark an den Zeitraum meiner Besessenheit. Verstehen Sie was ich meine?"

Lena hörte sich die Bemerkung zum Cafe an und nickte nur kurz.

"Ich weiß was Sie meinen Helena! Allerdings wäre es mir ohnehin nicht möglich! Die neue Stadthalterin hat mich gebeten diese Villa, zumindest bis zum Beginn der Verhandlungen gegen mich, nicht mehr zu verlassen. Ich gedenke dieser Bitte nachzukommen. Viel schlechtes ist in meinem Namen gestehen und ich sehne mich aufrichtig danach, die Strafe dafür zu erfahren!"

Ein Blick in ihre Augen verriet wie ernst es ihr mit dieser Aussage war. Lena führte ihren Gast in den Salon und bot ihr einen Sitzplatz an. Nachdem Helena es sich bequem gemacht hatte, setzte sich auch die ehemalige Seneshall.

"Worüber wollten Sie mit mir sprechen?"
 
"Gut, dann sage ich Lena." Helena lächelte. "Vielleicht könnten wir auch wie früher wieder zum Du zurückkehren, ich bin mit den meisten Einwohnern der Stadt per Du, vorallem mit denen, die etwas zu melden haben, da machten der Prinz und Lord Johardo einfach eine Ausnahme, da es mir da irgendwie nicht angemessen erschien."

Sie hatte sich gesetzt.

"Jaja, die Stadthalterin, genauso benimmt sie sich und Galante hält sich im Hintergrund, ich weiß nicht wirklich, was ich davon halten soll." Sie zuckte die Schultern. "Anscheinend hat irgend jemand aus der Stadt in den Unterlagen im Privatbüro des Prinzen gschnüffelt und nichts besseres zu tun, als weiterzugeben, daß ich adoptiert bin, was ja so fürchterlich ist, daß so jemand Primogen wird. Gut Primogen bin ich immer noch, aber nur vom neuen Clan Caitiff.

Aber das nur so nebenher, es geht darum, daß ich zugesagt habe, als Führsprecherin bei dieser Verhandlung zu sein. Ich will mal nicht hoffen, daß der Clan schon eine Vorverurteilung beschlossen hat. Ich denke, wir müssen unsere Vorgehensweise besprechen."
 
"Du hast recht, ich denke das wir die Höflichkeitsformen nicht brauchen."

Es folgte ein zustimmendes Nicken.

"Beides sind gute Leute! Über Sybille weiß ich nur, dass sie über Jahrzehnte maßgebend für das Modedesign in Europa war. Sie gab vor was Lagerfeld, Dior, Chanel und all die anderen danach umsetzten und als ihre eigene Idee verkauften. Galante ist ein ruhiger Mann, der sehr gründlich vorgeht und niemals überstürzt handelt. Ich hatte einige Male während meiner Zeit im Spanischen Brügerkrieg mit ihm zu tun. Schon da trat er erst aufs Parkett, wenn er sich umfassend vorbereitet hat. Vergessen Sie nicht Helena, er ist erst seit wenigen Stunden in der Stadt! Sobald er in Erscheinung tritt, werden ihn dutzende Stimmen darum bitten Lösungen anzubieten, Fragen zu beantworten, wichtige Entscheidungen zu treffen. Er ist der Prinz und sein handeln muss so Tadellos wie einwandfrei sein! Denk an Oliver. Auch er ist mitunter wochenlang nicht in Erscheinung getreten. Deine Adoption musste auffliegen, Buchet hat dies innerhalb seiner Akten nie als Geheimnis betrachtet, genauso wie er nie daran gezweifelt hat, dass du von unserem Blute bist."

Ein aufmunterndes Lächeln flatterte über die Lippen der ehemaligen Seneshall.

"Ich denke nicht, dass dich diesbezüglich wer verraten hat! Allerdings muss ich gestehen, dass es mich verwundert das die Caitiff eine Stimme bekommen haben. Ungewöhnlicher Schachzug! Besonders für Galante, den ich eigentlich immer ein wenig altmodisch in Erinnerung hatte. Aber sei es drum, er wird seine Gründe haben. Kommen wir zum Grund deines Besuches. Den können wir schnell abarbeiten! Ich werde meine Schuld eingestehen und mich uneingeschränkt der Gnade des Clans ausliefern. Auf eine Verhandlung können wir verzichten, ich bin schuldig und verdiene ein Urteil! Nicht nur, weil es mir schwer fällt mit der Schuld zu leben -egal ob aktiv oder nur als Vehikel- sondern auch zum Wohle der Stadt! Die umliegenden Prinzen werden eine vollständige Aufarbeitung der Ereignisse einfordern und dazu gehört auch das jemand gerichtet werden muss....."

Ein kurzes Schluchzen unterbrach den Satz der Toreador. Rosa Tränen schimmerten in ihren Augen.

"Ich... ich habe Oliver an die Wölfe verraten! Ich war es, der sie auf seine Spur gehetzt hat! Schon damals hatte ich dieses Flüstern im Kopf, die verführerische Stimme der Namenlosen... Trotzdem war ich Herr über meine Sinne! ICH habe den Tod Oliver Buchets zu verantworten und ich möchte, verlange, das man mich dafür vernichtet!"
 
"Nun, vielleicht nicht innerhalb der Stadt verraten, aber jemand soll es an die umliegenden Prinzen gegeben haben", korrigierte Helena, bevor sie dann doch auf stand und den Arm um Magdalena legte.
"Nun mal langsam, erstens ist Oliver nicht vernichtet und zweitens, er wäre nicht er, wenn er nicht schon weiter gedacht hätte als wir alle zusammen?" Die Pseudotorrie hielt inne. "Und was das Wohl der Stadt angeht, ich denke, wenn du eine Schuld hattest, dann ist sie mit der Vernichtung von Zacharii erledigt. Klar hatte das Bewußtsein, was dich übernommen hat, andere Beweggründe. Ich hatte auch die Befürchtung, sie konnte dein Bewußtsein vernichtet haben.Zum Glück ist ihr das nicht gelungen.

Ich bin mir sehr, sehr sicher, daß der Prinz ganau wußte, was passiert war. Er hat uns gewissermassen sogar gewarnt, doch da konnte keiner mehr reagieren, zumindest nicht so, wie es hätte sein müssen. Ich weiß nicht, welche Rolle dir letztendlich beschieden war, aber du warst Teil des Plans, auch da bin ich mir sich. Die Männer in dem Wagen waren nicht die, die man uns glauben machen wollte, das ist auf jeden Fall sicher. Als Alexander Stahl kurzzeitig in den Händen der Tänzer war, ist er auf Romero getroffen, der hat gesagt, daß auch der Prinz noch lebt und die Schwester der Regentin mit ihrer Fähigkeit Personen zu finden sagt dies auch, wir wissen sogar sehr genau, wo er sich befindet.

Natürlich konnte dir das keiner sagen, solange noch die Schwarze Witwe da war, es konnte sich nicht einmal jemand erlauben, laut zu denken. Ich habe keine Ahnung, wie Oliver es angestellt hat, nicht vernichtet zu werden, aber er ist nur in Gefangenschaft. Ich weiß nicht, was die Stadt beschließt, aber ich für meinen Teil bin dafür, ihn daraus zu holen."

Ohja, Helena konnte sich wunderbar in Rage recden.
 
"Es ist nett das du dich so für mich einsetzt! Aber ich weiß das Oliver tot ist, weil die Garou ihn nur aus diesem Grund entführt haben! Natürlich bin ich ebenfalls dafür nach ihm zu suchen und alles aufzuwenden was nötig ist, aber Hoffnung habe ich nicht. Und wenn? Wie soll ich ihm jemals wieder in die Augen sehen? Er hat mich geliebt! Aufrichtig und ohne wenn und aber! Und wie habe ich es ihm gedankt? Ich habe ihn mit meinem Blut gefügig gemacht und ihn danach ausgeliefert! Natürlich unter dem Einfluss dieses fürchterlichen Weibes, aber wen interessiert dies heute noch? Die Stadt hasst mich! Wenn es etwas gibt, dass man mit klar und deutlich gezeigt hat, dann das! Man hat mir alles genommen, mich hier eingesperrt, mich gedemütigt.... Und warum? Weil ich es verdient habe! Mein Körper, mein Kid, mein Handeln haben dies alles erst möglich gemacht."

Ihre Hand legte sich auf den Arm Helenas.

"Nein! Ich bewundere dein Engagement, aber lass sich die Stadt an mir Rächen! Es wird allen -auch mir- besser gehen danach!"

Lenas Hang zur Theatralik war nicht neu, sicherlich auch nicht für Helena...
 
"Wie wäre es, wenn du mal aufhören würdest, dich in Selbstmitleid zu ergehen", kam es von Helena zurück. "Sicher hat er dich geliebt. Petrus hat Jesus auch geliebt und hat ihn trotzdem verraten. Kain hat seinen Bruder geliebt und hat ihn gerade deswegen gopfert ... Ich denke, man könnte die Liste beliebig fortführen.
Wenn du dich schuldig fühlst, dann solltest du, die Suche nach ihm mit allen Kräften unterstützen und mit deinem Kampf für ihn deine Schuld sühnen und doch nicht mit einem sinnlosen Opfer.
Das hätte Oliver nicht von dir erwartet, damit würdest du ihn enttäuschen, egal ob wir ihn lebendig finden oder ob nur seine Seele irgendwo in den Schattenlanden ist. Verdammt, er hätte dein Blut ja nicht nehmen müssen, wenn er nicht gewollt hätte. Und sicher interessiert es, ob das du oder das Weib warst und ob die Stadt dich hasst, sicher hast du Fehler gemacht, egal wie lange und wieviel du über unser Dasein weißt, egal wieviele Kräfte du hast, es ist ein Unterschied, darüber zu wissen und tatsächlich gewandelt zu sein.
Wenn du wirklich nur einen Funken Liebe in deinem Herzen hast, dann gibst du nicht auf, dann willst du nicht den Tod der Diva sterben, sondern dann kämpfst du. Sei nicht feige und ziehe den Tod vor, das würde Oliver dir nie verzeihen."

Helena hatte noch einige andere Überlegungen angestellt, aber wenn sie die jetzt hier anbringen würde, dann würde es das vermutlich eher schlechter als besser machen. Das waren Dinge, die konnte sie vielleicht nie äußern.

"Wenn wir dann Gewissheit haben und du immer noch sterben willst, dann verspreche ich dir, dir beim Freitod zu helfen."
 
"Wenn es nur Selbstmitleid wäre! Ich bin vielleicht noch nicht so lange selbst ein Kainit, aber ich habe beinahe ein ganzes Jahrhundert mit ihnen verbracht und weiß was auf mich zukommt. Jemand muss büßen für das was geschehen ist und was ist leichter als mich dafür zu nehmen? Ich wurde als Senshall entmachtet, als Primogen verstoßen und unter Hausarrest gestellt. Niemand bisher, außer dir, hat auch nur einen Gedanken an mich verschwendet. Warum ist das wohl so? Weil es in keinster Weise mehr von Interesse ist. Ich bin bereits jetzt verurteilt, du wirst es sehen Helena. Ich bin keine Schwarzseherin, ich bin Realist! Nicht mehr und nicht weniger!"

Ein zaghaftes Lächeln schlich sich auf das von Sorgen geplagte Gesicht der Toreador.

"Aber ich danke dir dafür, dass du mich unterstützen und aufbauen willst! Und ich werde natürlich mitspielen! Das habe ich im Kampf gegen Zacharii und das werde ich zur Rettung meines Mannes. So dies noch möglich ist! Ich liebe Oliver! Ich liebe ihn mehr als ich es in Worte fassen kann. Also kannst du auch auf mich zählen. Was immer auch geplant sein mag. Allerdings vergiss nicht, das ich hier festsitze...."

Lena würde bei Buchets Anblick wahrscheinlich vor Scham im Boden versinken. Mit etwas Glück sogar direkt zu Staub zerfallen. Sie hatte schreckliches getan und ihr tat die ganze Geschichte -Schuld oder nicht- unglaublich leid. Helena hatte mit ihrer Einschätzung nicht ganz unrecht. Wenn man es genau nahm, würde Lena lieber einen qualvollen Tob sterben, als die Enttäuschung in den Augen ihres Mannes sehen zu müssen.
 
"Naja, ich muß sagen, die Stadt hält alle in Atem und so ist es nicht verwunderlich, daß keiner gekommen ist, wenn ich es mal so sagen kann, die neue Führung tut ein übriges dazu und ich mußte mir die Zeit fast schon stehlen, wäre nicht die Sitzung ausgefallen, hätte ich es vielleicht auch nicht geschafft", mußte Helena bekennen. "Weißt du, es war nicht die Tatsache, daß dich keiner mag, daß man dir die Posten weggenommen hatte, sondern die Tatsache, daß du nicht du selbst warst. Du kannst sicher sein, daß hatten wir in der Situation mit jedem gemacht, zu seinem eigenen und zu aller Schutz. Realismus hin und Realismus her, es gab genug Opfer und von daher ist mehr als genug Busse bereits geschehen. Eine Strafe wirst du bekommen, denke ich mir, aber das muß nicht die Vernichtung sein."

Ohja, es war schon fast unheimlich, welche Sicherheit Helena verströmen konnte.

"Ich würde mal behaupten, sie können es sich nicht leisten, dich nicht mitzunehmen, ich habe zwar keine Ahnung, welche Generation die Archonten haben, aber so wie ich das sehe, bist du mächtiger als alle anderen hier in der Stadt." Sie schien zu überlegen. "Sag mal, du konntest nicht ein paar der Kräfte der Dunkelheit behalten, denn das gäbe uns einen extremen Vorteil gegen die Garou oder eventuell ein paar Kräfte der Salubri?"

Es würde die Sache extrem vereinfachen, wenn dem so wäre.
 
"Ich habe mich noch nicht getraut es ausztutesten, aber ich glaube ein wenig was ist mir in Erinnerung geblieben. Aber das nutzt nichts, denn was ist wenn die Anwendung dieser Kräfte dazu führt das ich erneut etwas Bösem den Zugang in mein Hirn erlaube? Auch das Wissen der beiden Frauen steckt noch immer in mir. Nur eben als reine Erinnerung ohne jede Emotion. Ich sehe die Bilder nicht als erlebtes, sondern eher als Erinnerung an einen Film den ich mal gesehen, oder ein Buch das ich mal gelesen habe. Trotzdem, es ist verwirrend, den da es sich um mehr als nur ein Menschenleben handelt, so unglaublich viel mehr, weiß ich nicht wohin damit."

Ihr Blick heftete sich auf Helena.

"Ich weiß jetzt warum sich einige der Alten irgendwann zum Schlaf niederlegen. Irgendwann trägt man soviele Erinnerungen, soviel Wissen mit sich herum, das vieles von dem was kommen könnte nur langweilig erscheint. Wie erregt man jemanden der alles bereits hunderte, ja tausende Mal erlebt hat? Denk an Sex, wenn ich die damit nicht zu nahe trete! Wenn du die Nacht deines Lebens hinter dich gebracht hast. Bereits drei - vier - fünf Mal. Was bringt dir dann noch die Zukunft."

Lena wurde nachdenklich.

"Du hast mich suizidal genannt, Helena. Ich mag dir da nicht widersprechen. Nicht ganz denn wenn man es genau nimmt, ganz genau.... Dann bin ich nur müde, so unsagbar müde. Ich muss mich einem Gericht stellen, dass mehr an einer politischen Lösung für die Öffentlichkeit interessiert ist, als an der Wahrheit oder meinem Schicksal. Ich werde mich Lügen und Intrigen entgegenstellen. Ja selbst der Wahrheit die nicht weniger erdrückend ausfallen dürfte. Aber du und ich werden uns dem stellen. Wir werden kämpfen und ihnen zeigen was eine Toreador zu leisten im Stande ist. Und dann retten wir meinen Mann und setzten ihn dorthin wo er von jeher sitzen und regieren sollte. Wir werden siegen!"

Und dann werde ich mich zum Schlafen legen.
Ich sehne mich nach dem Schlaf der Jahrhunderte.
Das oder der Tod!
 
Helena fuhr über Magdalenas Arm.
"Es ist nicht die Kraft, die einem gut oder schlecht macht, es ist, was man damit anfängt, zumindest bei den meisten Sachen", sagte sie und mit ein wenig Ulk in der Stimme. "Oder macht mich die Tatsache, daß ich mit dem Verstecken im Schatten umgehen kann zu einem Nosferatu?
Ich denke schon, daß du damit umgehen kannst, wenn du es brauchst, wenn du willst, bleibe ich dabei, wenn du es tust."

Dann lachte sie leise.

"Ja, genau so will ich dich sehen, natürlich werden wir siegen, wir dürfen uns nicht verunsichern lassen, was wäre die Stärke der Toreador, wenn sie es nicht mal schaffen würden, eine solche Sache vom Eis zu bekommen. Das zählt und das ist das Ziel."
 
Lena zauberte ein schmales Lächeln auf ihr Gesicht.
Der Situation angemessen und freundlich.

"Ich werde meine Kräfte austesten, wenn ich noch ein wenig mehr Abstand zu den Geschehnissen gewonnen habe. Derzeit fühle ich mich noch nicht bereit dazu.Vielleicht aber schon in den nächsten Nächten, wir werden sehen?"

Ihr fiel etwas auf.

"Was bin ich nur für eine Gastgeberin? Darf ich dir etwas anbieten, Helena?"
 
"Es wäre halt gut, wenn du das vor dem Aufbruch zur Suche machen könntest", meinte Helena sanft. "Und ich verstehe, daß es Überwindung kostet."

Bei der Frage nach etwas zu trinken, schüttelte sie den Kopf.

"Mach dir darüber keine Gedanken, ich bin nicht gekommen um Bewirtet zu werden, sondern um mit dir zu besprechen, wie wir in der Sache mit der Verhandlung vorgehen können." Ein kleines belustigtes Lächeln flog über ihr Gesicht. "Eigentlich sollte es heute noch eine Primogensitzung geben, allerdings scheinen das die Hälfte der Primogene nicht wirklich ernst zu nehmen."
 
"Eine verständliche Reaktion! Vielen Ahnen gefällt es ganz und gar nicht wenn man ihnen so mir nichts dir nichts einen neuen Anführer vor die Nase setzt. Schon gar nicht einen fremden. Denk dran wie es bei mir war, als man mich plötzlich als Seneshall einberufen hatte. Viele der Primogene halten Enio die Stange. Und das mit recht! Er ist ein charismatische und sehr talentierte Führungspersönlichkeit. Jemandem wie ihm folgt man gerne. Aber, und du wirst sehen das ich recht habe, er ist nur ein Brujah. Ein Mann fürs Grobe, der Anpacken und Austeilen kann. Aber er ist kein Politiker! Und genau das wird ihm das Genick brechen. Eher wir uns versehen, hat man ihn ausmanövriert... Aber dies alles liegt nicht in unserer Verantwortung. Wir werden sehen was geschieht! Bis dahin rate ich dir dich mit den Archonten gutzustellen! Sie hatten mit Guil einen der besten Lehrer den es geben kann..."

Etwas das man durchaus als Angst bezeichnen konnte flatterte durch die Augen der Toreador. Einen Augenblick lang mochte es so wirken, als bräche sich diese Furcht aufgrund ihrer Worte einen Weg ins Freie. Schnell aber wurde klar, dass es dem galt was sie als nächstes probieren wollte. Helena hatte gesagt das es wichtig war, dass sie wussten, was sie noch an fremden Künsten in sich trug. Also versuchte sie es. Die heutige Nacht eignete sich genauso schlecht dazu wie alle anderen die noch folgen mochten.

Plötzlich bewegten sich die Schatten um Helena herum. Langsam und bedrohlich strichen sie über die Wände des Salons, verdichteten sich in einer Ecke zu etwas das man nicht annähernd mit den Worten tiefe Schwärze beschreiben konnte. Die so kompirierten Schatten schienen das Licht um sie herum förmlich aufzusaugen. Es wirkte, als wiche die Helligkeit der Lampen angstvoll vor dem zurück was sich in diesem... NICHTS verbarg. Plötzlich räkelten sich ein halbes Dutzend Tentakeln daraus hervor. Jede einzelne so dick wie Helenas Taille und strotzend vor Kraft. Trotzdem gelang es einem dieser Arme eine zerbrechlich wirkende Karaffe zu erheben und vorsichtig den in ihr befindlichen Glas zu gießen.

All dies geschah beinahe nebensächlich. Lena schien in keiner Weise angestrengt oder gefordert.
Ein Scheppern erklang, die kunstvoll verzierte Weinflasche stürzte zu Boden und zersprang. Wein und Scherben spritzten. Die Schattenarme und die künstlich erschaffene Dunkeltheit waren verschwunden.

"NEIN!", schrie Lena und man hörte die bittere Verzweifelung in ihrer Stimme.

"Nein, nein, nein! Ich will das nicht! Ich will das niemals wieder tun! Diese Dunkelheit ist widerlich! sie ist kalt und bösartig. Ich ekele mich vor ihr. Während ich sie forme fühlt es sich an, als wolle sie in mich hineinkriechen, mich verschlingen und meine Seele fressen. Oliver! Warum bist du nicht hier um mich zu schützen...?"

Mit tränenroten Augen sah Lena zu Helena hinüber.


"Es tut mir leid! Ich kann nicht! Ich will nicht! Ich werde euch nicht mehr von nutzen sein dort unten! Bitte, bitte, zwing mich nicht noch einmal so etwas zu versuchen. Es ist grauenhaft....!"
 
Helena hatte den Vorgang mit einer gewissen Faszination betrachtet, es sah sehr sehr kunstvoll aus und die Art und Weise, wie Lena diese Schattenarme steuern konnte. Wenn sie nicht auch deren zerstörerische Funktion in den Händen der Lasombra gesehen hätte, hätte es vielleicht sogar eine Sache sein können, die ihr gefallen könnte. Dann das Scheppern des brechenden Glases. Die Caitiff mit ihrer Obession möglichst viele Legenden und auch Tatsachen über die mystischen Kräfte der vampirischen Rasse zu sammeln, hatte über die Herkunft dieser Kräfte gehört, über den Abbyss, der die Urquelle dieser Phänomene war. Sie konnte verstehen, daß man davor Angst hatte. Sie war sich nicht sicher, ob bei ihr die Angst oder eher die Neugier die Oberhand gewonnen hätte ...

Ein kurzes Nicken.

"Keine Angst, Lena, ich werde dich nicht zwingen, schon garnicht grundlos, es könnte nur sein, daß wir es brauchen, wenn es darum geht Oliver zu retten und ich denke, dann wird es dir keiner sagen müssen, daß du es tun solltest, weil es die einzige Möglichkeit ist", sagte sie leise. "Ich bin sicher, du wirst nicht in die Dunkelheit gezogen, das warst nicht du, das sind böse Erinnerungen. Du wirst nicht so werden wie diese Frau."

Nein, sicher sein, konnte sich da auch Helena nicht, aber sie verließ sich da auf ihr Gefühl. Sie sehr hatte sie selbst am Anfang Angst davor gehabt in die Schatten zu treten und das hier war einige Stufen stärker.
 
"Das hoffe ich sehr! Ich will es auch nicht! Aber du kannst dir nicht vorstellen, was für eine schreckliche Kälte von dieser Schwärze ausgeht. Es ist, als ob etwas das schrecklicher ist als das Nichts selbst nach einem greifen. Ganz ehrlich, ich will diese Macht nicht, ich fürchte mich vor ihr...."

Sie sah Helena in die Augen und fasste sich langsam wieder.

"Weißt du schon wann genau etwas unternommen werden soll? Und wer uns begleiten wird?"
 
In dem Moment klingelte es an der Tür. Der Spion zeigte die Regentin der Tremere vor der Tür stehen, die nachdenklich ins Leere sah. Sie schien mit irgendwelchen Gedanken sehr beschäftigt zu sein.
 
"Nein, das weiß ich leider noch nicht, Lena, aber ich denke, es sollte übermorgen Nacht sein, denn wir sollten nicht zuviel Zeit verlieren", erwiderte Helena und sah dann auf. "Erwartest du noch Besuch?"
 
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