Morticcia
Addams
- Registriert
- 11. Mai 2006
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Irgendwo tief unter den Straßen der Stadt Finstertal, in Röhren, Gängen und Passagen die seit Jahrzehnten kein Sterblicher mehr durchschritten hatte, schlug eine junge Frau die Augen auf. Es war kein Erwachen im herkömmlichen Sinne, denn die Frau die dort auf einer mehrfach geflickten, aber dennoch sauberen Luftmatratze lag, war tot.
Mausetot!
Sie atmete nicht mehr, hatte keinen Pulsschlag und keine medizinisch messbaren Hirnaktivitäten (nicht wenige Untote oberhalb dieser versteckten Schlafstatt hätten bei dieser Bemerkung wahrscheinlich wissend mit dem Kopf genickt. Allerdings erst nach dem sie sich vergewissert hatten, dass sie nicht dabei von ‚ihr’ beobachtet wurden…). Trotzdem strotzte ihr wacher Blick nur so vor Leben. Auch wenn dies derzeit das einzige Organ in ihr/ an ihr war, dass auch nur im Entferntesten eine solche Beschreibung verdiente.
Leben…
Langsam setzte sie sich auf. Ein Stöhnen entwich dabei ihren farblosen Lippen. Ihr war hundeelend. Nein, Leben ging anders! Jenny fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Es war, als weigerte sich der Tod hartnäckig ihren Körper zu verlassen. Ein grässliches Gefühl, denn auch Tote wurden nur ungern an den Umstand erinnert, dass es selbst für sie irgendwann ein Ende gab. (Also ein weiteres… Zweites… Äh…ach, ihr wisst schon…) Besonders, wenn man im Laufe seiner postmortalen Existenz derart viel Mist gebaut hatte, wie die clanlose Vampirin. Gute Karten hatte sie sicherlich nicht mehr! Wo kam sie also wohl hin, wenn sie irgendwann einfach mal nicht erwachte?
Fern schien dieser Tag ja nicht mehr zu sein…
In den Himmel? – Wohl kaum! Chance vertan! Gott spuckt dir ins Gesicht, Schlampe!
Die Hölle? – Höchstwahrscheinlich! Aber war das erstrebenswert? Sicher nicht! - Verdient? … Na das mit Sicherheit! … Scheiße!
Nirgendwohin? Aus-Ende-Feierabend! – Beängstigender Gedanke! Wenn jedoch die Hölle die einzige Alternative war … zu überdenken! … Fuck! Und noch mal Scheiße!
Oh Mann! Fort mit euch ihr düsteren Gedanken!
Jenny wäre aufgestanden, aber ihr Körper hatte sich noch immer nicht gänzlich mit dem Leben angefreundet. Einige Glieder erinnerten deutlich daran, dass sie seit Jahren tot waren und wedelten mit ihrem Arbeitsvertrag in dem deutlich geschrieben stand, dass sie nach Ende der Herztätigkeit in den wohlverdienten aber eindeutig längst überfälligen Ruhestand durften.
Am Arsch! An die Arbeit ihr faulen Säcke! Heute Nacht geht’s Zacharii an den Kragen. Wir werden nicht noch einmal zu spät (oder gar nicht…) zu ner Schlacht erscheinen. Was sollen denn da die Leute …Enio… denken?
Die Caitiff tat das einzige, das ihr in dieser Situation zu tun blieb. Es war keine bewusste Handlung, mehr ein uralter Instinkt. Sie schickte weiteres Blut in den Körper, verbrannte es und zwang so den Verfall und den Tod sich eine weitere Nacht zu gedulden. Sekunden später war sie wieder Herr über ihren gesamten Körper.
Hinfort böser Reaper! Ich habe die Macht! … Boah, geht’s mir scheiße!
Mit sorgenvoll kraus gezogener Stirn bemerkte Jenny, dass sie in Gedanken mit sich selbst sprach. Und was für einen Blödsinn sie da verzapfte. Einer der Landstreicher gestern musste wohl schlecht gewesen sein. Sie erhob sich gänzlich aus ihrer Schlafstatt. Als sie stand musste sie sich mit ausgestreckten Armen und krummen Rücken auf ihre Knie stützen. Ihr war schwindelig.
Scheiße-Scheiße-Hurenhagel! Ich sollte duschen…
In der Hoffnung, dass es danach besser gehen würde, sprang Jenny unter ihre improvisierte Dusche. Hier unten gab es nicht den Luxus wie in den Wohnungen und Häusern an der Oberfläche. Aber sie war nicht gänzlich in die Steinzeit zurückgeworfen. Sie hatte eine Wasserleitung der Stadtwerke angezapft und mit einem Durchlauferhitzer verbunden. Stromkabel gab es unter der Erde zuhauf. Wenn hier unten an einer Sache kein Mangel herrschte, dann an Kabeln die man nach Herzenslust anzapfen konnte. Das heiße Wasser strömte über den nackten Körper der toten Frau und brachte doch keine Linderung. Die seltsamen Selbstgespräche in ihrem Kopf hatten zwar nachgelassen, dafür war ein unverständliches Flüstern an ihre Stelle getreten. Es war wie bei einem Trinitus. Ein dauerhaftes Geräusch, das weder Pause noch Gnade kannte. Schlimm! Eine Kleinigkeit machte die leise Stimme sogar noch unerträglicher. Man hörte ihr den Hass und die Verachtung an, mit der sie sprach. Auch wenn kein einziges Wort so artikuliert war, dass man es verstehen konnte. Es war klar was es sagen wollte:
„Du bist Dreck! Stirb einen möglichst elendigen Tot, stinkender Bastard!“
Nach der Dusche trocknete sich Jenny ab und warf sich in ihre Klamotten. Eine eng geschnittene Lederhose und ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift *Das Böse hat einen neuen Gegner* und dem Abbild eines Kükens neben dem Schriftzug. Darüber zog sie ihre neue Lederjacke. Ein Geschenk der Tremere Anna. Nettes Mädchen, wenn ihr Gehirn nicht mehrfach durch die Kochwäsche gegangen wäre. War wohl so bei den Hexern…
Keine dreißig Minuten darauf kam Jenny aus einem Loch gekrochen und stand wenig später auf einem abgelegenen Parkplatz nahe ihres Motorrads und zweihundert Meter abseits des Hovel. Der Weg durch die Kanalisation war recht lang gewesen, trotzdem sah die Caitiff aus, als wäre sie aus dem Ei gepellt. Kein Dreck, kein Schmutz, keine üblen Gerüche. Jenny war wohl die einzige die unter der Erde herumkriechen konnte, ohne sich komplett einzusauen. Das konnte nicht mal Lurker. Nicht das er es je versucht hätte…
Der herbe Wechsel in ihrem Verstand traf sie vollkommen unvorbereitet. Das Flüstern verstummte und es folgten ein paar Sekunden erholsamer Stille. Dann plötzlich erklang etwas anderes in ihrem Kopf. Schreie! Flehen! Nackte Furcht! Jenny blieb der Atem weg. (im übertragenen Sinne…)
„What the fuck?“
Mit einem Seufzer auf den Lippen blieb die Caitiff stehen. Hilfe suchend sah sie sich um. Es waren nicht die vor Angst schreienden Worte die ihr zu schaffen machten, es waren die Empfindungen dahinter. Sie wurde in eben diesem Moment Zeuge eines eiskalten Mordes. Nicht wie im Fernsehen oder von der anderen Straßenseite aus, sondern mit der gesamten brachialen Gewalt des eigenen Todeskampfes. Jenny spürte die nackte Angst des anderen und seine verzweifelten Versuche so etwas wie Gnade von seinem Gegner zu erflehen. Unsägliche Schmerzen gesellten sich dazu und mischten sich in die absolute und unbeschreiblich grauenhafte Erkenntnis des so nahen wie unvermeidlichen Todes.
In ihrer Verzweifelung brach Jenny in sich zusammen. Krachend knallten ihre Knie auf den feuchten Asphalt. Mit einem herzzerreißenden Schrei auf den Lippen griff sich Jenny in die eigenen Haare. Sie wirkte, als wolle sie sich die Stimmen aus dem Kopf herausreißen…
Aufhören! Bitte aufhören, ich ertrage das nicht länger. Bitte!
War sie es die schrie oder die Stimmen in ihrem Kopf? Wo hörte der fremde Schmerz auf und wo fing der eigene an?
„AUFHÖREN!! ICH KANN NICHT MEHR! WAAAAAH!!!!“
Sie brach zusammen. Mit zitternden Fingern fingerte Jenny ihr Handy aus der Jacke und wählte die erste Nummer die in ihrem Rufspeicher auftauchte. Es war Richards Nummer.
Es tutete…
In der Zwischenzeit musste sich Jenny lautstark übergeben. Schwallartig schoss ein Strahl roten Blutes hervor und ergoss sich plätschernd vor ihr über die Straße. Sie bekam es nicht mit. Vollkommen am Ende drehte sich die Anarche auf ihren Rücken und sah mit einem rosa Schleier vor den Augen zum Sternenhimmel auf.
Sogar die Sterne haben sich verpisst! Scheiße! Hätt’ ich wohl auch machen sollen…
Mausetot!
Sie atmete nicht mehr, hatte keinen Pulsschlag und keine medizinisch messbaren Hirnaktivitäten (nicht wenige Untote oberhalb dieser versteckten Schlafstatt hätten bei dieser Bemerkung wahrscheinlich wissend mit dem Kopf genickt. Allerdings erst nach dem sie sich vergewissert hatten, dass sie nicht dabei von ‚ihr’ beobachtet wurden…). Trotzdem strotzte ihr wacher Blick nur so vor Leben. Auch wenn dies derzeit das einzige Organ in ihr/ an ihr war, dass auch nur im Entferntesten eine solche Beschreibung verdiente.
Leben…
Langsam setzte sie sich auf. Ein Stöhnen entwich dabei ihren farblosen Lippen. Ihr war hundeelend. Nein, Leben ging anders! Jenny fühlte sich wie durch die Mangel gedreht. Es war, als weigerte sich der Tod hartnäckig ihren Körper zu verlassen. Ein grässliches Gefühl, denn auch Tote wurden nur ungern an den Umstand erinnert, dass es selbst für sie irgendwann ein Ende gab. (Also ein weiteres… Zweites… Äh…ach, ihr wisst schon…) Besonders, wenn man im Laufe seiner postmortalen Existenz derart viel Mist gebaut hatte, wie die clanlose Vampirin. Gute Karten hatte sie sicherlich nicht mehr! Wo kam sie also wohl hin, wenn sie irgendwann einfach mal nicht erwachte?
Fern schien dieser Tag ja nicht mehr zu sein…
In den Himmel? – Wohl kaum! Chance vertan! Gott spuckt dir ins Gesicht, Schlampe!
Die Hölle? – Höchstwahrscheinlich! Aber war das erstrebenswert? Sicher nicht! - Verdient? … Na das mit Sicherheit! … Scheiße!
Nirgendwohin? Aus-Ende-Feierabend! – Beängstigender Gedanke! Wenn jedoch die Hölle die einzige Alternative war … zu überdenken! … Fuck! Und noch mal Scheiße!
Oh Mann! Fort mit euch ihr düsteren Gedanken!
Jenny wäre aufgestanden, aber ihr Körper hatte sich noch immer nicht gänzlich mit dem Leben angefreundet. Einige Glieder erinnerten deutlich daran, dass sie seit Jahren tot waren und wedelten mit ihrem Arbeitsvertrag in dem deutlich geschrieben stand, dass sie nach Ende der Herztätigkeit in den wohlverdienten aber eindeutig längst überfälligen Ruhestand durften.
Am Arsch! An die Arbeit ihr faulen Säcke! Heute Nacht geht’s Zacharii an den Kragen. Wir werden nicht noch einmal zu spät (oder gar nicht…) zu ner Schlacht erscheinen. Was sollen denn da die Leute …Enio… denken?
Die Caitiff tat das einzige, das ihr in dieser Situation zu tun blieb. Es war keine bewusste Handlung, mehr ein uralter Instinkt. Sie schickte weiteres Blut in den Körper, verbrannte es und zwang so den Verfall und den Tod sich eine weitere Nacht zu gedulden. Sekunden später war sie wieder Herr über ihren gesamten Körper.
Hinfort böser Reaper! Ich habe die Macht! … Boah, geht’s mir scheiße!
Mit sorgenvoll kraus gezogener Stirn bemerkte Jenny, dass sie in Gedanken mit sich selbst sprach. Und was für einen Blödsinn sie da verzapfte. Einer der Landstreicher gestern musste wohl schlecht gewesen sein. Sie erhob sich gänzlich aus ihrer Schlafstatt. Als sie stand musste sie sich mit ausgestreckten Armen und krummen Rücken auf ihre Knie stützen. Ihr war schwindelig.
Scheiße-Scheiße-Hurenhagel! Ich sollte duschen…
In der Hoffnung, dass es danach besser gehen würde, sprang Jenny unter ihre improvisierte Dusche. Hier unten gab es nicht den Luxus wie in den Wohnungen und Häusern an der Oberfläche. Aber sie war nicht gänzlich in die Steinzeit zurückgeworfen. Sie hatte eine Wasserleitung der Stadtwerke angezapft und mit einem Durchlauferhitzer verbunden. Stromkabel gab es unter der Erde zuhauf. Wenn hier unten an einer Sache kein Mangel herrschte, dann an Kabeln die man nach Herzenslust anzapfen konnte. Das heiße Wasser strömte über den nackten Körper der toten Frau und brachte doch keine Linderung. Die seltsamen Selbstgespräche in ihrem Kopf hatten zwar nachgelassen, dafür war ein unverständliches Flüstern an ihre Stelle getreten. Es war wie bei einem Trinitus. Ein dauerhaftes Geräusch, das weder Pause noch Gnade kannte. Schlimm! Eine Kleinigkeit machte die leise Stimme sogar noch unerträglicher. Man hörte ihr den Hass und die Verachtung an, mit der sie sprach. Auch wenn kein einziges Wort so artikuliert war, dass man es verstehen konnte. Es war klar was es sagen wollte:
„Du bist Dreck! Stirb einen möglichst elendigen Tot, stinkender Bastard!“
Nach der Dusche trocknete sich Jenny ab und warf sich in ihre Klamotten. Eine eng geschnittene Lederhose und ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift *Das Böse hat einen neuen Gegner* und dem Abbild eines Kükens neben dem Schriftzug. Darüber zog sie ihre neue Lederjacke. Ein Geschenk der Tremere Anna. Nettes Mädchen, wenn ihr Gehirn nicht mehrfach durch die Kochwäsche gegangen wäre. War wohl so bei den Hexern…
****Tick-Tack-Tick-Tack ... Zeitsprung****
Keine dreißig Minuten darauf kam Jenny aus einem Loch gekrochen und stand wenig später auf einem abgelegenen Parkplatz nahe ihres Motorrads und zweihundert Meter abseits des Hovel. Der Weg durch die Kanalisation war recht lang gewesen, trotzdem sah die Caitiff aus, als wäre sie aus dem Ei gepellt. Kein Dreck, kein Schmutz, keine üblen Gerüche. Jenny war wohl die einzige die unter der Erde herumkriechen konnte, ohne sich komplett einzusauen. Das konnte nicht mal Lurker. Nicht das er es je versucht hätte…
Der herbe Wechsel in ihrem Verstand traf sie vollkommen unvorbereitet. Das Flüstern verstummte und es folgten ein paar Sekunden erholsamer Stille. Dann plötzlich erklang etwas anderes in ihrem Kopf. Schreie! Flehen! Nackte Furcht! Jenny blieb der Atem weg. (im übertragenen Sinne…)
„What the fuck?“
Mit einem Seufzer auf den Lippen blieb die Caitiff stehen. Hilfe suchend sah sie sich um. Es waren nicht die vor Angst schreienden Worte die ihr zu schaffen machten, es waren die Empfindungen dahinter. Sie wurde in eben diesem Moment Zeuge eines eiskalten Mordes. Nicht wie im Fernsehen oder von der anderen Straßenseite aus, sondern mit der gesamten brachialen Gewalt des eigenen Todeskampfes. Jenny spürte die nackte Angst des anderen und seine verzweifelten Versuche so etwas wie Gnade von seinem Gegner zu erflehen. Unsägliche Schmerzen gesellten sich dazu und mischten sich in die absolute und unbeschreiblich grauenhafte Erkenntnis des so nahen wie unvermeidlichen Todes.
In ihrer Verzweifelung brach Jenny in sich zusammen. Krachend knallten ihre Knie auf den feuchten Asphalt. Mit einem herzzerreißenden Schrei auf den Lippen griff sich Jenny in die eigenen Haare. Sie wirkte, als wolle sie sich die Stimmen aus dem Kopf herausreißen…
Aufhören! Bitte aufhören, ich ertrage das nicht länger. Bitte!
War sie es die schrie oder die Stimmen in ihrem Kopf? Wo hörte der fremde Schmerz auf und wo fing der eigene an?
„AUFHÖREN!! ICH KANN NICHT MEHR! WAAAAAH!!!!“
Sie brach zusammen. Mit zitternden Fingern fingerte Jenny ihr Handy aus der Jacke und wählte die erste Nummer die in ihrem Rufspeicher auftauchte. Es war Richards Nummer.
Es tutete…
In der Zwischenzeit musste sich Jenny lautstark übergeben. Schwallartig schoss ein Strahl roten Blutes hervor und ergoss sich plätschernd vor ihr über die Straße. Sie bekam es nicht mit. Vollkommen am Ende drehte sich die Anarche auf ihren Rücken und sah mit einem rosa Schleier vor den Augen zum Sternenhimmel auf.
Sogar die Sterne haben sich verpisst! Scheiße! Hätt’ ich wohl auch machen sollen…