AW: [10.5.] Besitz
HIronymus schwieg und wartete ab. Saugte die Informationen, die da aus Maria heraussprudelten wie eine gierige, boshafte Spinne auf und begann schon sie in das Netz seines eigenen Wissens einzuflechten. Vieles hatte er bereits vorher erfahren... Maria hatte von sich reden machen in Finstertal, somit war auch sie von Whouster vor seinem Herzug nach Finstertal einer eingehenden Untersuchung unterzogen worden... aber nichts desto trotz: hin und wieder erfuhr er von etwas, das er bislang noch nicht gewusst hatte.
Für Hironymus war die gute halbe Stunden besser, als Weihnachten und Ostern für ein Kleinkind.
Und dann kam Maria zu den interessanten Dingen.
Soso... dieser Cave und das kleine Tremere-Kücken waren also auch bei der Vernichtung des Seneschalls anwesend... interessant...
Vor allem wenn man bedenkt, dass Cherieur diesem jungen Brujah voraussichtlich auf Kuragins Befehl die Hand abschlug... ja, das würde zu Kuragin passen, nach allem, was ich über ihn gehört habe...
Und dass diese Carola offenbar tatenlos dabeistand lässt sich auch wieder so oder so auslegen...
Hironymus sah sich da ein paar amüsante Möglichkeiten auftun... Amanda würde entzückt sein...
Dass die restlichen Camarilla-Vampire vom Tod des Seneschalls - zumindest offiziell - nicht all zu sehr erfreut gewesen sein dürften lag auch auf der Hand... immerhin hatte da jemand ganz kräftig gegen das Gesetz der Ehrerbietung gegenüber einem Gastgeber verstoßen... obwohl... wenn Cherieur beim Mord höflich geblieben war...
Hironymus unterdrückte ein sarkastisches Grinsen.
Wesentlich interessanter erschien ihm jedoch Maria's Schilderung der Ereignisse, die angeblich zu Sir Cherieurs Verschwinden geführt hatten... dass sich einer der mächtigsten Ahnen Finstertals der Sache persönlich angenommen hatte passte... immerhin musste man bei einem - zumindest vermutlichen - Mörder des Seneschalls von einigem Potenzial ausgehen...
Was dieses "in eine andere Sphäre bannen" anging... nun... Hironymus würde sich wohl noch einmal diese Nina vornehmen müssen, um genaueres darüber zu erfahren. Er selbst kannte nur Gerüchte über eine derartige Disziplin... doch schließlich musste man bei Ahnen immer einige Möglichkeiten mehr als üblich in Betracht ziehen.
Andererseits könnte dies auch bedeuten, dass Cherieur eines Tages wieder erscheinen würde... nun, DAS dürfte ebenfalls einige interessante Optionen offen lassen... vorerst würde Hironymus das erst einmal für sich selbst behalten...
Nun. Maria hatte ihren Gefallen mehr als nur abgegolten. Dank ihrer Informationen hatte Sir Whouster sogar sie selbst in der Hand... nach allem, was sie sich in ihrer Lebensgeschichte schon geleistet hatte... auch wenn sie das erst einmal nicht zu wissen brauchte.
"Nun, Fräullein Lindemann, ich denke dies ist mehr oder weniger ausreichend für den Gefallen, den ich von ihnen forderte."
Wenn du wüsstest, Kleines...
"In diesem Umschlag hier werden Sie eine Geburtsurkunde finden, die Sie als leibliche Tochter eines gewissen Sir Andrew Cherieurs und einer Frau Annemarie Lindemann ausweist. Ihr Alter habe ich unhöflicherweise als 25 angegeben. Sie werden feststellen, dass dieses Dokument sämtlichen Untersuchungen eines Menschen standhalten wird.
Des weiteren befindet sich in diesem Umschlag ein beglaubigtes Schreiben von Lady Anne Bowesley, Prinz zu London, der Ihre Abstammung als Kind Sir Andrew Cherieurs und das Datum Ihrer Vorstellung nennt. Gehen Sie bitte sorgsam damit um, da es sich hierbei tatsächlich um ein Original handelt.
Die letzten beiden Dokumente weisen Sie als Besitzerin einer Lokalität namens "Black Hammer" in Finstertal aus. Da hätten wir zum einen die Besitzurkunde, datiert auf den Tag des Verschwindens von Sir Cherieur, sowie eine recht glaubwürdige Version seines Testamentes, das Sie als seine Haupterbin nennt. Fräulein Cattler oder der Ghoul Frickendale sind nicht genannt, da dies der Glaubwürdigkeit dieses Dokumentes wohl widersprechen würde. Beide Dokumente, sowohl Besitzurkunde als auch Testament sind nahezu unmöglich als Fälschungen zu erkennen - zumindest für einen Menschen. Bei einem Kainskind möchte ich behaupten, dass - je nach Alter des Nachforschenden - zumindest eine sorgfältige Prüfung der Dokumente nichts über ihre Echtheit - oder die Tatsache, dass es sich um Fälschungen handelt - zu Tage fördern könnte. Wie Sie wissen mag es jedoch Ahnen geben, die durchaus in der Lage sein dürften, sie zu durchschauen - wenn auch nur mit beachtlichem Aufwand."
Hironymus lächelte höflich.
Maria sollte sich schließlich als Gewinnerin in diesem kleinen Austausch von Höflichkeiten fühlen.
"Wenn Sie mir die Bemerkung erlauben, möchte ich anmerken, dass Sie offenbar den weitaus besseren Handel gemacht haben, Fräullein Lindemann. Sollten Sie in nächster Zeit wieder meine Dienste benötigen, zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren. Hierzu werden Sie im Umschlag eine Visitenkarte mit einer Mail-Addresse finden."
Out of Character
Ich liebe diese neuen Erfindungen...
Hironymus reichte Maria eine wohlmanikürte Hand.
"Es war mir eine Freude mit Ihnen Geschäfte zu machen."
Ich werde wohl eine Suchanfrage nach dieser Nina starten...