Morticcia
Addams
- Registriert
- 11. Mai 2006
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Out of CharacterDanke Mitra für den Link zur Website und der dort zu findenden Stadtkarte. Sehr hilfreich, großes Lob an Amarillyon. Die Beschreibungen der Stadt habe ich ebenfalls mit Mitra abgeklärt, hoffe das geht so in Ordnung und ich erzähle keinen Mist! Bitte meckern wenn doch.
You know I`m born to lose,
and gambling for fools,
but that`s the way I like it baby,
I don`t wanna live forever!
... and don`t forget the Joker! (Motörhead, Ace of Spades)
00:20 Uhr
Die Autobahn war außergewöhnlich schlecht befahren für eine Freitagnacht. Nur selten mal schoss ein Bolide mit hoher Geschwindigkeit an der einsamen Kawaskai (VN1600) vorbei, welche selbst nur mit gemütlichen einhundert Stundenkilometern dahinfuhr.
Von Norden her kommend, überquerte das einsame Motorrad so eben die mächtige Talbrücke über die Finster. Die Abfahrt Richtung ‚Finstertal Hafen’ müsste allen Informationen nach, also gleich kommen.
Die Fahrerin wandte langsam und bedächtig den mattschwarzen Helm nach links und sah sich die Skyline der still daliegenden Großstadt an. Neben einem Meer aus tausenden Lichtern war besonders ein einzeln stehendes Schloss zu erkennen. Scheinbar eines der wichtigeren Gebäude der Stadt, da es von einer Vielzahl von Strahlern beleuchtet wurde. Dahinter erkannte sie die Kräne der Hafenanlage und die Spitze des berühmten Finstertaler Doms.
Hier war sie nun also.
Finstertal!
Die vollkommen in dunkles Leder gekleidete Gestalt bremste ihre Cruizer langsam ab, schaltete den Blinker ein und wechselte die Spur Richtung Ausfahrt. Nur noch wenige Minuten und sie hatte ihr neues Zuhause endlich erreicht. Gerüchte besagten, dass Finstertal ein für anständige Kainiten eher ungemütliches Pflaster war.
Also genau das richtige für jemanden wie sie. Hier würde eine 'stille und ruhige' Außenseiterin nicht so schnell negativ auffallen, hoffte sie. Mit etwas Glück gelang es ihr ja vielleicht sogar, endlich mal Fuß zu fassen!?
Sie hatte das ewige Reisen so dermaßen satt!
Nur Sekunden später hatte sie die Autobahn verlassen und sich auf die Schnellstraße Richtung Innenstadt eingeordnet. Ein Schild wies auf eine bald folgende Musikschule hin.
Die Fremde schüttelte angenervt den Kopf.
Schule der klassischen Musik. Was für ein elender Bullshit! Gosh welch Zeitverschwendung!
Eine fließende Bewegung am Gasgriff und das schwere Motorrad brachte laut aufheulend, Raum zwischen sich und dieser lächerlichen Toreador- Spielerei.
Als nächstes folgte die Innenstadt.
Hier angekommen suchte sich die noch unbekannte Fahrerin einen freien Parkplatz nahe des Finstertaler Wahrzeichens und hielt an.
Mit einer anmutigen, katzenhaften Bewegung warf sie ihr linkes Bein über den Tank und stieg ab. Ein leiser Seufzer folgte, als die Frau den Helm vom Kopf nahm und sich mit der behandschuhten Hand durch die zerknautschten schwarzen Haare fuhr. Als dies nicht zu helfen schien, schüttelte sie entnervt den Kopf um die platt gedrückte Frisur wenigstens ein wenig aufzulockern.
Lächelnd sah sie daraufhin Richtung Dom und entzündete sich eine Zigarette.
So Jenny, der erste Schritt ist getan! dachte die Fremde still bei sich. Was wird das Schicksal hier wohl alles für uns bereithalten? Bisher ist es ja nicht ganz so toll gelaufen…
Jenny schritt gemächlich über die vollkommen verlassene Straße und umrundete anschließend das eigentlich beeindruckende Gotteshaus.
Sie allerdings hatte keinen Blick für die Kunst des Architekten, ihr ging es ausschließlich darum sich nach der stundenlangen Fahrt die Beine zu vertreten und in Ruhe ihre Fluppe aufzurauchen.
Und da war natürlich noch das fehlende Ritual.
Ein alter, sehr lieber Freund hatte es einst erfunden und irgendwie hatte es sich bisher stets bewährt.
Mehr oder weniger, nun gut!
Auf alle Fälle lebten sie noch und ihr alter Kumpel nahm diese kleinen Gesten alleine schon aus diesem Grund außerordentlich wichtig.
Was solls! dachte sie. Es sieht dich ja niemand und schaden kann es schließlich auch nicht! Außerdem hast du es ihm versprochen, Jenny!
Als sie die Nordseite des Gebäudes erreicht hatte blieb sie stehen, orientierte sich kurz bis sie einen geeignet wirkenden Platz fand und schnippte die aufgerauchte Kippe in ein nahes Gebüsch. Sie seufzte erneut und drehte sich mit weit von sich gestreckten Armen, sowie geschlossenen Augen langsam im Kreis. Leise sprach sie dabei vor sich hin.
„Hallo ihr Straßen, Hallo ihr Gassen! Ein Parasit hat seine Zähne in dein nährendes Fleisch geschlagen, Finstertal. Lass mich nur ein wenig von dir zehren und wir werden uns großartig verstehen! Ich bin auch nicht gierig, versprochen! Also gib mir einfach was ich brauche, …es dürfte wahrlich besser für dich sein!“
Wenig später knatterte die Kawasaki wieder mit dem für sie typischen dunklen Blubbern auf der Straße dahin. Jenny hatte in Hamburg von so einem Brujah- Schuppen gehört. ‚Black Hammer’ hieß er und versprach ein sehr guter Startpunkt für eine Klischee behangene Motorradbraut wie sie zu sein. Freunde rieten ihr, dort mit einer Black Sarah oder einer Maria Lindemann Kontakt aufzunehmen. Wie es hieß, waren beide Frauen cool genug um einer Caitiff wie Jennifer ihren Start wenigsten ein bisschen zu erleichtern.
Vielleicht konnte sie ja bereits schon heute Nacht erste Kontakte knüpfen, oder wenigstens irgendwo ein wenig Fuß fassen?
Der bald darauf folgende Schock ging ihr durch Mark und Bein. Ausgerechnet der von ihr angestrebte Laden, die einzig ihr bekannte Adresse, lag in Trümmern. Die Luft war erfüllt von dem Gestank nach schwarzer Asche und erkaltetem Rauch.
„Scheiße verdammt! Ich hatte echt gehofft wir würden uns besser verstehen!?“ murmelte Jennifer vor sich hin und schlug mit der Faust auf das Lenkrad. „Drecksnest, echt!“
Weiter vor sich hin fluchend wendete sie ihre Maschine und fuhr nun ziellos durch die Straßen. Ihr schöner Plan hatte sich wortwörtlich in Rauch aufgelöst.
Was nun…
Es dauerte fast eine Stunde bis Jennifer sich endlich zu einer Alternative entschließen konnte. Sie entdeckte irgendwann die auffällige Werbebeleuchtung des ‚Mexican’.
Nicht das was sie sich erhofft hatte, aber besser als nichts. Jenny hielt also auf dem nahen Parkplatz und stieg ab.
Sie kettete ihren Helm routinemäßig an eine hierfür vorgesehene Vorrichtung der schweren Satteltaschen am Heck des Motorrades, schminkte sich schnell und geübt in einem der Rückspiegel, richtete sich zum wiederholten male dir schwarze Mähne und schritt dann mit lasziv schwingenden Hüften Richtung Eingang