AW: [07.05.08] Das erste mal...
"Wohl nicht! Keine Ahnung was du alles weißt. Ich habe vor ein paar Nächten einen Ausflug in die Astralebene gemacht. Also meinen Geist von meinem Körper getrennt um ein wenig wegen der Garou zu forschen. Leider wird diese andere Ebene vollständig von Zacharii beherrscht. Bist du mit den Problemen um den alten Tzimisce Koldunen vertraut?"
Noir wartete die Antwort ab, ging aber nicht weiter auf dieses Thema ein.
Stattdessen fuhr sie fort.
"Meine Verbindung zum Diesseits riss ab und ich verlor mich in dieser seltsamen Welt, dieser anderen Dimension. Nenn es wie du willst. Prinz Buchet, mein Mann, rettete mich und holte mich hierher zurück. Mittlerweile war ich aber mit einer anderen Wesenheit zusammengetroffen. Einer alten Lassombra, die ebenfalls seit einer Ewigkeit dort herumirrte. Dieses Wesen war einst die Gemahlin des Zacharii und ist nun mit mir verschmolzen. Es gibt noch eine dritte Seele die in dieserm seltsamen und höchst komplizierten Akt verknüpft ist, eine Salubri, die von dem Tzimisce über Jahrhunderte hinweg gequält wurde. Glaube mir, niemand wundert sich mehr über alles Gewesene, als ich. Letztendlich wurde wir drei Seelen zu einer. Verschmolzen zu einem untrennbaren Ganzen. Viele werfen mir vor, irgendwann würde das Böse in mir unweigerlich überwiegen, aber wie soll das gehen? Wenn man die Farben Rot und Gelb und Blau mischt, bekommt man Violett. Die neue Farbe bleibt Violett, egal was man auch tut. Sie wird nicht irgendwann wieder etwas anderes...
Dies aber versteht niemand, will niemand verstehen. Sie sagen nur, dass ich etwas Böses in mir habe und deshalb unweigerlich auch selbst böse sein muss. Das aber ich, die gute alte Lena, noch immer die tragende Säule in diesem Körper bin, wollen sie nicht wissen. Niemand weniger als deine Regentin. Sie hat nach Kräften an meinem Stuhl gerüttelt und ich habe schießlich nachgegeben. Mit Anbruch der neuen Nacht bin ich weder Seneshall, noch Primogena, noch Ahn. Ohne Vertrauen, ist eine Führung nicht möglich! Ich habe alle Ämter nierdergelegt und die meisten Anwesenden waren offensichtlich froh mich los zu sein."
Noir seufzte schwer.
"Was nun werden soll, weiß ich nicht! Viele der Kainiten Finstertals würden mich anscheinend gerne tot sehen. Wahrscheinlich werden die ersten bald versuchen mich zu vernichten. Leider bin ich aber auch die Einzige, die das Ritual zur Vernichtung Zachariis vollführen kann. Die Zeremonie beinhaltet neben einigen äußerst komplizierten Textpassagen auch einige hochkomplexe Bewegungen. Nur die tote Salubri kennt sie, nirgendwo wurden sie festgehalten, weißt du? Ich wollte dies dem Rat der Ältesten mitteilen, als ich aber darauf verwies, das es ohne mich nicht gehen würde, kam es fast zum Tumult. Ich bin also im gesellschaftlichen Stand bald weit unter dir, liebste Freundin. Man wird dir den Umgang mit mir untersagen, da man meine Macht und mein verabscheuungswürdiges Wesen fürchtet. Wisse aber, dass irgendwann die Waage sich wieder zur anderen Seite neigen wird. Zachariis Kräfte werde schon bald denen eines Gottes gleichen und spätestens dann wird man mich brauchen. Dann werden all jene, die mich noch heute mit Füßen traten, mich um meine Hilfe anflehen."
Ein rosa Schimmer trat in die Augen der ehemaligen Seneshall.
Nur Mühsam hielt Noir die Tränen der Verzweifelung zurück.
"Natürlich werde ich nachgeben und vergessen, was man mir angetan hat. Aber mit welchem Resultat? In der Sekunde, in der der Koldune vernichtet ist, wird man mich bestenfalls fallen lassen wie eine heiße Marone. Dann bin ich wieder das Monster! Der Frankenstein, den man mit Fackeln ins Gebirge jagt! Wahrscheinlicher aber ist sogar, dass man mich einfach töten wird. Warum also soll ich weiterhin diese Stadt führen? Warum mich aufopfern für Wesen die michdoch eh nur Hassen und verfolgen? Judith, ich weiß nicht was ich machen soll? Ich weiß nicht wo ich hingehen soll? Soll ich einfach fliehen und alles hinter mir lassen? Auch auf die Gefahr hin, dass hier dann alle sterben müssen?"