Dieser Brujah machte nicht viele Umstände. Kein gegenseitiges taxieren, keine unnötigen Wortberge zur Begrüßung..
Nein, er fühlte sich seinbar in solch überlegener Position, das er geradewegs mit der Tür ins Haus fiel...
Des Malers Befürchtungen waren also war.
Cherieur hatte Seneschall Kurágin vernichtet.
Ob aus dem Effekt, wie Cherieur es nun darzustellen versuchte oder aus kühler berechnung spielt für den Maler kaum eine Rolle. Dies sollte Cherieur sich für die Justikare aufheben, wenn diese über ihn Gericht halten würden...
Aber der Brujah hatte recht. Es würde ein Machtvakuum endstehen. Beziehungsweise würde das, welches schon durch das Verschwinden Buchets ausgelöst wurde und durch Kurágin in den Jahren seiner Regentschaft als Seneschall nie ganz aufgefüllt werden konnte.
Ganz egal, jetzt war es an der Zeit für große Taten. Jetzt kam es auf jedes Detail an....
Der Maler sah Cherieur lange Zeit schweigend an. Das, was der Brujah gerade gesagt hatte, sollte ersteinmal sacken können.
Dann sprach er mit ruhiger und leiser Stimme:
Vor etwa zweieinhalb Jahren, als sich Finstertal mit den Auswirkungen eines jahrhunderte alten... Fluches... auseinander setzen musste, verschwand der Prinz dieser Stadt auf immernoch ungeklärte Weise. Was er zurück ließ, lässt sich gut mit den von ihnen gewählten Worten von 'Machtvakuum' beschreiben.
Dieses wurde in einer Konklave vom Justikaren des Clans Ventrue mit Nikolai Kurágin auszufüllen versucht.
Dieses 'neue' Machtgefüge war von Beginn an fragil und nicht unumstritten...
Und heute, in einer Zeit, in der sich Finstertal abermals mit einer äusserst gefährlichen Situation durch einen Feind von aussen konfrontiert sieht, geschieht es abermals, das die Stadt Kopf- und Führungslos dasteht. Welch Ironie...
Er machte eine kurze Pause.
Trotz der sicherlich überraschenden und ungeheuerlichen Nachricht, die Cherieur eben verlautbaren ließ, hatte sich der Maler absolut im Griff. Man konnte ihm äusserlich keinerlei Aufregung ansehen.
Doch in seinem Inneren arbeitete sein Verstand auf hochturen.
Dann fuhr er fort:
Ich hoffe für sie, sie können auch nur annähernd abschätzen, welche Konsequenzen diese, ihre, Tat für die Stadt und ihr Bewohner und vor allem für sie haben wird....
Ich bin mir nicht sicher, ob sie einschätzen können, wie die Vertreter der anderen Clans darauf reagieren werden.
Und es steht ausser Frage, das sie kurz davor stehen, das Ziel einer Blutjagt zu werden. Sollte ihre Tat bis in die höheren Kreise der Camarilla dringen, sollte gar eine weitere Konklave einberufen werden, so ist ihnen die Vernichtung sicher.
Und bevor Cherieur ihm zu seiner Verteidigung ins Wort fallen konnte, sprach der Maler weiter:
Und dabei ist es von absoluter Nichtigkeit, ob ihre Tat, die schließlich zur Vernichtung des Seneschalls führte, aus ehrenhaften Beweggründen geschah. Kurágin war ein Protegeé des Justikars...
Aber das ist ihr Problem.
Und ich bin sichtlich überrascht, das sie nun, trotz dieses Damoklesschwert, das, aufgrund ihrer Tat nun über ihnen schwebt, die Chutzpe besitzt nun hier mit mir über die Nachfolge des Seneschalls reden wollt.
Entweder, ihr seid euch den Konsequenzen tatsächlich nich bewusst, oder ihr besitzt Mut. Und das imponiert mir....
Aber bevor ich auch nur ein Wort über die Möglichkeiten eines... Nachfolgers... verliere, lassen sie mich kurz die Situation in Finstertal analysieren.
Wenn wir die in Frage kommenden Personen aufzählen, so ist deren Zahl äusserst begrenzt. Zumal die meißten Ahnen erst seit äusserst kurzer Zeit in Finstertal weilen.
Professor Johardo wäre warscheinlich der erste, dernach dem Zepter greifen würde, doch er ist nicht mehr in der Stadt. Enrique Domingez, sein Nachfolger, ist erst seit einigen Tagen in der Stadt. Genauso wie die Nosferatu, welche sich erst vor wenigen Nächten beim Seneschall vorstellte. Oder wie sie selbst...
Zudem kämpfen wir gerade gegen einen mächtigen Fomorer, und es ist nicht abzusehen, wie dieser kampf ausgehen wird, noch wer ihn überleben wird...
Wieder eine Pause.
Und nun stellen sie die Frage nach einem Nachfolger für Kurágin...
Pause...
eine längere, begleitet von einem stechenden Blick des Malers.
Nun hatte er lange genug um den heissen Brei herumgeredet.
Jetzt war es an der Zeit, in die Offensive zu gehen.
Nun, um es geradeheraus zu sagen, gibt es zwei Möglichkeiten, warum sie zu diesem Gespräch eingeladen haben.
Erstens: Sie wollen meine Unterstützung bei dem Versuch, selbst auf den Thron der Stadt zu steigen.
Sollte das tatsächlich so sein, werde ich unverzüglich diesen Raum verlassen, den mit Narren brauche ich meine Zeit nicht zu verschwenden.
Niemand würde den Mörder des Seneschalls, und das sind sie, je nachdem wie man die Situation auslegt, auch noch zum Prinzen wählen.
Mein lieber, dafür haben sie nicht auch nur annähernd die Macht und den Einfluss in der Stadt...
Oder aber Zweitens: Sie wollen MIR diesen Posten andienen um dadurch meine Komplizenschaft zu erkaufen und ihren Hals aus der Schlinge, die da 'Blutjagt' heisst, ziehen.
Jetzt lächelte der Maler ein spitzes Lächeln...
So oder so sind sie in keiner sehr starken Verhandlungsposition....
Überzeugen sie mich vom Gegenteil...