[04.05.2008] - und wenn ich auch wandele im finsteren Tale..

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Es war ein Sturm aus Chaos und Panik der durch die Stadt fegte. Die Ordnung stand mehr als nur auf der Kippe. Heulend pfiff der Wind durch die Straßen der Stadt und er roch nach der Asche der Opfer. Beinahe spielerich wirbelte er kleine Nebelfelder auf, die sich wie schwebende, halbreale Schleier auf die Szenerie gelegt hatten. Ein passend ätherisches Leichentuch für diese Nacht, fand Lurker, als er durch die Straßen eilte. Der Nebel und die Dunkelheit waren mehr als nur Verbündete. Sie waren beinahe alte Freunde, denn in solchen Nächten kostete es Lurker schon fast mehr Mühe aufzufallen und nicht vor den Augen eines Gesprächspartners zu verschwinden, als es brauchte um sich zu verbergen. Entsprechend mühelos war er in das 'Black Hammer' eingedrungen, obwohl sich die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt hatten, wie er zu erkennen glaubte.
In einer gewöhnlichen Nacht hätte der Nosferatu sich einfach an den kleinen Hintereingang begeben und gewartet bis der Sheriff seinen Bau verließ. Diese Nacht war allerdings nicht nur der Auftakt zur blutigsten Schlacht dieses Krieges, sondern ganz sicher auch der Wendepunkt. Wenn sie es in dieser Nacht geschickt anstellten, dann konnten sie die Stadt im Handstreich nehmen.
Hatte er noch gestern gedacht, dass es galt die Werwolfkrise abzuwarten bis er endlich seinen Wunschkandidaten auf den Thron der Stadt hieven konnte, so war er sich sicher, dass dieser plötzliche Umsturz ihm nun in die Hände spielte. Allerdings kam es nun darauf nichts zu überstürzen. Der Sturm würde alles hinweg fegen was sie hinderte. Aber viele würden los laufen sobald sich die Winde ein wenig gelegt hatten und nach der Herrschaft schnappen. Sie würden sich gegenseitig an die Kehle gehen und schwächen. Nur wenn man die richtigen Zutaten sein eigen nannte und zusätzlich die Geldud hatte im Auge des Sturmes zu warten, bis wirklich alles vorrüber war, nur der konnte am Ende als letzter mit seinem Anspruch siegen.
Glücklicherweise hatte Lurker die Gelduld einer fetten, schwarzen Spinne.

Es war kein gewöhnlicher Tag in Finstertal, das war klar. Spätestens als der Nosferatu, bis an die Zähne bewaffnet unter seinem Mantel, vor der Türe des Sheriffs stand und klopfte, anstatt einfach hineinzuschlüpfen und einen dramatischen Auftritt hinzulegen.

Komm schon...mach auf..mach auf...es ist Krieg und du bist mein General... es ist eine Nacht in der Prinzen geboren werden und wir wollen doch nicht auf die falsche Taufe..
 
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Anstatt dort zu sein wo er eigentlich sein sollte oder vielmehr wo er eigentlich sein wollte und hingehörte, saß Enio immer noch in seinem Büro und streifte nicht durch die Straßen dieser verfluchten Stadt. Langsam aber sicher nervte ihn nicht nur diese ganze Sheriffsache sondern er bereute es sogar manchmal Primogen der Brujahs geworden zu sein. Sogar der Job eines Archonten mußte einfach sein als in dieser verrückten Stadt für Recht und Ordnung zu sorgen. Was für ein Witz! Recht und Ordnung! Wenn es doch nur das wäre. Alles ging hier drunter und drüber. Die Feinde mehrten sich fast jede Nacht und ständig kam neuer Mist dazu. Zu einer billigen Telefonzentrale war der Italiener mitlerweile degradiert worden. Wie öde mußte dann erst der Job eines Prinzen sein? Enio wollte es sich nicht vorstellen und wer auch immer Pläne mit ihm hatte... würde sich wohl ein paar sehr gute Argumente zurechtlegen müssen.

Obwohl... wenn man die aktuelle Sitaution bedachte. Wolle Enio denn unter einem frisch gezeugten Ahnenküken dienen falls Buchet wirklich vernichtet war? Wohl kaum! Seine Loyalität hatte ihre Grenzen. Ungeachtet dessen, daß Enio gerade erst wieder das Telefon aufgelegt hatte, hatte der Verborgene Glück Enio Pareto anzutreffen, da er gerade das Black Hammer verlassen wollte. Genervt betätigte er den Türöffnungsmechanismus und lies sich überraschen wer was von ihm wollte. Als Lurker entrat erhob sich der Brujah-Ahn und man konnte in seinem sonst so schwer lesbaren Gesicht so etwas wie Erleichterung feststellen. "Lurker Gottverdammt! Kommen sie rein Mann!" Enio ging ihm sogar ein Stück entgegen. Und sah prüfend an dem Nosferatu hinab. "Noch alles an einem Stück? Kann man ja leider nicht von jedem Kainskind in Finstertal sagen."
 
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Der schmutzige Haufen Nosferatu trat mit gemessenem Schritt ein. Ein wenig als würde er eine Kirche betreten. Tatsächlich war er bester Laune, denn er hatte noch keine Gelegenheit gehabt sich nach den beiden neuen Clansbrüdern zu erkundigen. Es war zwar ein mehr als denkwürdiges Ereignis, dass sein Telefon geklingelt hatte und der Clan ihn benachrichtigt hatte was in der Stadt vorgefallen, denn dies geschah selbst für Finstertaler Verhältnisse selten, aber aus irgendeinem Grund, hatte Lurker noch nicht die Verknüpfung gezogen, dass auch Mitglieder seines Clans vernichtet worden sein konnten. Er wähnte Stray in Sicherheit und um Marie und Massimo musste er sich keine Sorgen mehr machen. Das die beiden Neuankömmlinge in höchster Gefahr schwebten, weil sie just angekommen waren und sich noch nicht recht auskannten, was dafür sorgte das sie tatsächlich zu finden gewesen wären, hatte es noch nicht in sein Bewusstsein geschafft. Dafür waren die nun anliegenden Pläne zu wichtig. Also nickte er nur knapp und gab ein bestätigendes Brummen von sich. Kurz runzelte er irritiert die Stirn, denn Pareto war erleichtert, soviel war klar zu erkennen. Gewöhnlich hätte man dies mit einem Schulterzucken abtun können. Es war logisch, dass der Sheriff froh war, dass Lurker noch exisiterte. Schließlich brachte er einen strategischen Vorteil. Aber das war es nicht. Der Turiner wirkte... persönlich involviert. Der Nosferatu nahm es zur Kenntnis und es bestätigte nur, was er vor kurzem hier in diesem Büro gesehen hatte. Die wundersamme Heilung seiner Tochter durch den Obergriesgram. Ganz kurz nur plärrte eine kleine Stimme in Lurkers Innerem auf, dass er sich über die Art und Weise dieser Heilung noch ein paar Gedanken machen musste, aber da war sie auch schon wieder fort. Unwichtig. Zumindest jetzt im Augenblick. Irgendwann würde er sich darum kümmern, ja, aber jetzt gerade wurden derartige Details einfach vom rasenden Strom der Ereignisse fort gespült.

Noch ein wenig schlapp, aber ich habe es geschafft. Wäre uns vorgestern nicht so übel mitgespielt worden, dann wäre ich näher an der Oberfläche gewesen und vielleicht auch nicht mehr hier.

Ja, tatsächlich. Die Geschehnisse des zweiten Mai hatten ihm den Hals gerettet. Wäre dies alles nicht geschehen, dann hätte er in jenem Brunnen auf dem altem Teil des Finstertaler Friedhofes gelegen, seine erste, richtige Zuflucht in dieser Stadt, auch wenn er sie damals aufgegeben hatte, als Stray mit einer Horde Hooligans dort in der Nachbarschaft aufmarschiert war. Ab und an, wenn man näher an der Stadt sein wollte, bot sich dieser Unterschlupf noch an, aber ob er in einer Nacht wie gestern sicher gewesen wäre? Der Gedanke strampelnd und halb wahnsinnig von einer gröhlenden Bande Monster an das Tageslicht gezerrt zu werden war zutiefst verstörend und der Schreck saß tiefer als man es Lurker anmerken mochte. Alleine aber, dass er so freimütig darüber sprach und tatsächlich einen kleinen Brocken an Information über seine Unterschlupfe preisgab, waren ein Zeichen dafür wie sehr ihn das Ganze getroffen hatte. Der Kelch war an ihm vorrüber gegangen. Die Stadt hatte schon viele Untote geholt, es war nichts ungewöhnliches, dass der Sensenmann durch die Straßen schlich. Aber diesesmal hatte er gegrinst und Lurker zugewunken bei seinem Treiben. Diesesmal war es verdammt knapp.

Gut, ich bin froh dass sie auch zu den wenigen gehören die wohl auf sind. Ich denke wir sind uns einig, dass die Zeit für feingeistige Pläne mehr als vorbei ist. Noch so eine Nacht überstehen wir nicht. Wir müssen etwas tun, noch in dieser Nacht. Entweder die werden brennen, oder wir. Die Stadt ist führungslos, ich kann nicht sagen was der Prinz plant, vielleicht hat er es tatsächlich mit der Angst zu tun bekommen und hat seinen Unfall als Ablenkung insziniert. Zumindest hat es aber einen wirklichen Anschlag auf ihn gegeben, soviel steht fest. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie ihn erwischt haben, aber das ist leider auch unerheblich. Ohne Führung...wir das Chaos ausbrechen.

Dabei war es in der Tat völlig egal was wirklich passiert war. Die Stadt stand ohne Regenten da.
 
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Enio sah ungerührt zu dem Nosferatu. Er hatte nur eine ganz vage Vorstellung von dem wie es den Verborgenen in der Nacht des 2. Mai ergangen war. Lurker hatte es aber offenbar recht gut weggesteckt. Aber wer konnte schon hinter die Fassade eines Nosferatu schauen? Das war schon bei anderen Kainskindern schwer genug. „Mir wurde soweit mitgeteilt, daß dieser Azazel, oder wie der Dämon noch mal hieß, vernichtet wurde. Was auch immer das Wort vernichtet bei einem Dämon bedeutet. Bilden wir uns mal einfach ein, daß wir dieses Kapitel schließen können.“

Dann kam der Deputy aber auf das Wesentliche zu sprechen… zumindest was die aktuellen Geschehnisse betraf und er sprach Enio aus dem Herzen. „Ja… das sehe ich auch so. Gestern war schon schlimm genug aber alles was wir gestern für die heutige Nacht geplant oder in die Wege geleitet haben kommt mir mitlerweile wie ein Strohfeuer vor.“ Enio faßte für den Nosferatu in Kürze zusammen in welcher Weise die Werwölfe in der Nacht zuvor die beiden Gebäude der Kainskinder lahmgelegt hatten und welche Maßnahmen Enio sowohl mit Noir als auch mit Stahl besprochen hatte. War das jetzt überhaupt noch relevant? „Ich habe Noir heute noch nicht einmal persönlich gesprochen und ich habe keine Ahnung ob sie von dem was wir gestern ausgemacht haben noch irgendetwas in die Wege geleitet hat aber mitlerweile kommt mir das sowieso wie ein Tropfen auf den heißen Stein vor. Das einzige was mir noch eine gewisse Genugtuung bereiten würde wäre die Liquidation von diesem Harder aber selbst das erscheint mitlerweile wie eine mickrige Einzelaktion im Vergleich zu dem was die Gestaltenwandler hingelegt haben. Ich würde die Garou gerne brennen sehen… aber mir fehlen gerade verdammt nochmal die Mittel. Wenn es nach mir ginge würde ich eine Napalmbombe über dem Werwolfsgebiet ablassen, die sind mir aber gerade ausgegangen. Haben sie einen konkreten Vorschlag? Meine Skrupel sind gerade auf ein Minimum gesunken also könne sie ruhig ein bißchen dick auftragen. Ob die Seneschall hinterher anderer Meinung sein wird kann uns im Moment völlig egal sein. Solange sie sich nicht meldet werde ich tun was ich für richtig halte.“ Das würde warscheinlich wie Musik in Lurkers Ohren klingen.

Ein Piepen ertönte und der Sheriff bekam wohl gerade eine SMS rein. Enio ging aber nicht ans Telefon, sondern lies seine Aufmerksamkeit fürs Erste bei Lurker. „Auch wenn es gerade sekundär erscheint aber eines sollten wir nicht vergessen. Zacharii hat und gerade genau da wo er uns haben wollte. Wir müssen uns mit den Garou beschäftigen und sie beschäftigen sich mit uns. Keine Sau achtet mehr auf den alten Koldunen. Das ist schlecht… sehr schlecht und wenigstens wir sollten so schlau sein und nicht alle unsere Gedanken in ein und dieselbe Richtung leiten. Wir haben immer noch die alte Lasmobra da unten liegen und können uns nicht um sie kümmern. Zu allem Überfluß mußte ich heute Kiera McKinney und Max auf Zieges Leichnahm ansetzen, da wir festgestellt haben, daß Zieges Seel sich durch die Stadt bewegt und nicht mehr dort ist wo sie vorher war. Also entweder verbuddelt… oder schlimmers. Wir hätten niemals die Leiche diesem Johardo übergeben dürfen.“

Enio nahm sein Handy in die Hand… sah aber immer noch nicht auf das Display.
 
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Es war alles ein wenig obskur und kaum greifbar für ihn. Stray hatte auch irgendetwas von einem Dämon gefaselt, als sie sich um ihn gekümmert hatte. Das klang natürlich wie hanebüchener Unsinn und der Nosferatu nahm viel eher an, dass es sich bei diesem Vorfall um einen Angriff des Koldunen Geistes gehandelt hatte. Ein erfolgreicher Angriff, wie man zugeben musste, denn er hatte den Clan stark geschwächt.
Er hatte aber auch einen ziemlich wütenden Nosferatu zurückgelassen, der beschlossen hatte sein Schicksal später zu beweinen, wenn von seinen Feinden nur noch ausgebleichte Knochen übrig waren.

Da der Sheriff das Thema also genauso wenig vertiefen wollte, kein Wunder wo es soviel wichtigeres gab, hörte er sich zunächst einmal an was gestern Nacht in den Elysien geschehen war. Sofort zogen sich seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Das Klang nicht nach dem Gegner den er erwartet hatte.

Die müssen einen Helfer haben. Oder einen Informanten. Nichts davon klingt nach Zufall für mich. Woher kennen die unsere Strukturen so gut? Es war doch niemand so dumm dieser Werbestie die wir gefangen genommen haben etwas zu erzählen?

Das Schlachtfeld das sich vor ihm ausbreitete sah eher aus, als wäre ihr Gegner einer aus ihren eigenen Reihen. Ein Untoter, wie sie, denn es waren genau ihre Waffen und ihre Methoden die eingesetzt wurden.

Wir sind verraten worden. Noch weiß ich nicht von wem. Ich hatte ja gesagt wir sollten sofort die Menschen gegen diese Viecher einsetzen. Gut, einerlei. Sie sind uns zuvorgekommen und wir wissen immer noch viel weniger über die, als die über uns. Aber ich habe einen konkreten Vorschlag, ja. Wir wissen auch von einem Ort der den Dingern wichtig ist. Also jagen wir jetzt deren Elysium hoch. Lassen sie einen Menschen einen LKW voller Benzin dorthin bringen und den dort verbrennen, oder explodieren. Anschließend fangen wir diesen Harder und schauen dann, was wir mit denen tun können.

Das sägende Flüstern, das Lurkers normale Stimmlage war, wenn er mit Clansfremden sprach, hatte sich mehr und mehr gesteigert, bis es schließlich ein heißeres Krächzen war. Hass tropfte von seinen Worten.
Erst als Enio von Zacharii sprach, kühlte sich der Nosferatu wieder ab und die Oberfläche seiner Gefühle wurde wieder zu dem kaltem, seelenlosem Spiegel den man von ihm gewohnt war.

Vergessen sie das, ziehen sie die Leute von Zieglowski ab. Es hat keinen Sinn nach ihm zu scharren. Er ist äußerst lebendig und damit meine ich nicht, das irgendwelche spirituelle Entenitäten von ihm durch die Gegend spuken. Ich rede von so lebendig, dass er tatsächlich durch die Gegend läuft. Was genau da passiert ist weiß ich noch nicht, vielleicht hat sein Tzimiscen Herr an ihm herumgespielt, die Former sind immer sehr gut zu ihren Dienern...wenn man in dem Zusammenhang von einem Gefallen sprechen will.

Nicht jeder würde wohl darüber froh und dankbar sein, wenn man an ihm merkwürdige Veränderungen vornahm. Er hatte da schon die abartigsten Dinge gesehen. Augen im Hinterkopf, mehr Gelenke in einem Gliedmaß als dort eigentlich hinein sollten oder eine überlange Zunge, mit der man zugreifen konnte, waren da noch die harmloseren Dinge.

Nein, den Hexern konnte man noch nie trauen, aber ich persönlich werde mich auf überhaupt niemanden aus der sogenannten Führungsetage mehr verlassen.

War seine Antwort auf Enios Kommentar zu Johardo. Der Brujah spielte wie immer wunderbar mit. Genau die Richtung in die der Nosferatu ihn haben wollte. Dementsprechend sardonisch war sein Tonfall als er fortfuhr.

Aber da ja auch niemand von denen mehr da ist, haben wir da wohl auch keine Probleme mehr. Ich denke aber ihr Plan ist gut. Kümmern wir uns um den Koldunen und lassen wir andere die Werwölfe bekämpfen. Als ersten Schritt sichern wir den Leichnam im Dom.

Seine Worte klangen anprangernd. Er hatte es dem Sheriff ja gesagt. Wenn es gefährlich wurde, dann verließen die großen Tiere das Revier und überließen die Kleinen ihrem Schicksal. Anscheinend sah der Nosferatu in dem Italiener so etwas wie den letzten, wirklichen Helden, der geblieben war, wo andere feige flohen.
Zumindest war es das, was Lurker ihn glauben lassen wollte.
 
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Enio wurde nachdenklich. Schon der Zweite, der von Verrat faselte. War am Ende da vielleicht doch was dran? Für Enio gab es jedoch immer noch keine handfeste Beweise und mehr als pure Spekulation. Aber dennoch… der Samen der Zwietracht wurde ja bereits von Noir gesäht und der Nosferatu verstand es diesen wohldosiert zu giesen. „Ich weiß nicht mit wem die Zusammenarbeiten aber ich vermute sie werden genau wie wir ihre Helfer und Helfeshelfer bei den Menschen haben. Unsere Seneschall hat erst Gestern selber von Verrat geredet. Ich will das ja auch gar nicht ausschließen und wir sollten diesbezüglich auf jeden Fall unsere Augen und Ohren offen halten. Keine Frage! Aber jetzt auch noch aktiv und ohne handfeste Beweise einen Verräter zu suchen können wir uns ganz sicher nicht leisten. Dieser Silva Parxx mußte niemand etwas verraten… sie hat offen zugegeben, daß sie von der einen oder anderen Lokalität wußte in der sich unsereins rumtreibt und da war zum Beispiel das Cafe eindeutig dabei. Die sind doch auch nicht blöd. Glauben sie nicht, daß die durch eine gründliche Recherche und Nachforschungen herausfinden wo wir uns aufhalten? Zumal wir auch davon ausgehen müssen, daß sie vielleicht von den erschlagenen Garou, die noch den Friedensvertrag mit den Kainskindern eingehalten haben, etwas erfahren haben. Seis drum… wir werden es heute Nacht wohl nicht mehr herausfinden. Ihr Vorschlag mit dem LKW gefällt mir mitlerweile aber ganz gut. Hört sich nicht nach einer halben Sache an.“ Ein Teil in Enios Seele regte sich jedoch und versuchte ihm glauben zu machen, daß Unschuldige dabei sterben könnten. Es war vertrackt, wenn man seine Kaltblütigkeit urplötzlich eingebüßt hatte und noch nicht einmal so richtig nachvollziehen konnte warum.

Der Sheriff wollte offenbar noch nicht gleich an einen Verrat glauben aber er verbaute ihn auch nicht sofort. Er suchte lediglich nach anderen Erklärungen. Aber das war momentan leider zweitrangig. Gerade hatte nämlich Lurker etwas gesagt, daß Enios Gedanken so sehr durcheinanderwirbelten, daß er fast gekotzt hätte. „Ziege lebt also tatsächlich noch… oder wieder?“ Ja… woher kam wohl das Wort Wiedergänger? „Aber wie…?“ Enio schluckte die Frage herunter. Warum sollte er Lurker fragen wie er das herausgefunden hatte. „Sie müssen mir bei Gelegenheit erzählen wie sie das herausgefunden haben. Aber das ist vorläufig egal. Ich werde jetzt erst recht nicht unsere Leute davon abziehen. Kiera hat eine Möglichkeit ihn zu orten. Daher werden wir ihn auch bekommen. Er ist mehr als ein Teil des Puzzels.“ Es hörte sich nicht so an als ob Enio darüber diskutieren wollte. „Ich hab vielleicht mitlerweile sogar eine Idee wie Ziege wieder ins Leben gekommen ist. In Warschau habe ich mich ausgiebig nach Zacharii erkundigt und ein paar interessante Gespräche geführt. Unabhängig ob sie jetzt den Hexenmeistern trauen oder nicht, ist Zacharii bei denen bekannt wie ein Roter Hund. Ebenso die sogenannte portugisische Witwe… eben jene Lasombra die da unter dem Dom liegt. Ich mach es kurz. Zach ist offenbar der Alten verfallen und sie war seine Frau… was immer das bei Untoten bedeuten mag. Jedenfalls wurde sie von den Wandlern vernichtet und der Koldune hat nichts Besseres zu tun gehabt als einen neuen Körper für sie zu formen. Aber bevor er es geschafft hat ihre Seele dort reinzupflanzen haben die Garou ihn anscheinend vernichtet. Das heißt einerseits liegt da unten eventuell ein seelenloser Körper herum aber andererseits könnte das bedeuten, daß Zacharii für seinen treuen Diener Kozul mehrere Körper geformt hat und dieser verdammte Anker im Keller der Akademie wird dazu benutzt, daß die Seel hier bleibt und nicht zur Hölle fährt. Also alte Seel in neuen beziehungsweise unbenutzten und vor allem unbeschädigten Körper rein… und fertig ist der Wiedergänger.“ Enio sah Lurker fragend an. „Ich hoffe sie halten mich jetzt nicht für einen Märchenonkel oder fragen mich nach Detaills… ist nur so ne Idee aber die hätte es in sich. Aber ich sehe es auch so… wir sollten uns auf jeden Fall diese Lasombra oder was immer das da ist holen. Soll die Geissel sich um die Werwölfe kümmern, wobei wir Harder ja trotzdem schnappen können.“

Enio nahm geistesabwesend sein Handy und öffnete die SMS, die er vorhin bekommen hatte. Eine unbekannte Nummer war es jedenfalls. Bestimmt wider was unwichtiges oder jemand, der ihn nerven wollte. Enio begann nebenher zu lesen.
 
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Zweitranging war das Wort der Stunde. Sie hatten Ärger bis zum Hals und dutzende Ansätze die angegangen werden wollten, aber immer wieder stellt sich ein Thema als Zweitrangig heraus.
So sehr der paranoide Verschwörer in Lurker von einem Verräter überzeugt war, die Suche nach dem Leck würde warten müssen. Das er Enio trotz allem traute lag lustigerweise nicht an dessen Verhalten seiner Adoptivtochter gegenüber oder daran das er den brummigen Brujah auf eine merkwürdige Art mochte, sondern schlicht und einfach daran, dass er ihm eine Intrige solchen Ausmaßes nicht zutraute.
Das war nicht einmal böswillig, der Nosferatu war nur recht gut daran Andere zu verstehen und einzuschätzen. Er wusste, dass der Sheriff kein stumpfsinniger Schläger Vertreter seines Clans war und auch kein nerviger, ewiger Rebell, der ohne Unterlass die Revolution ausrief ohne echtes Ziel. Pareto war durchaus ein Brujah und konnte seinen Clan nicht verleugnen, der Nosferatu hatte schon desöfteren seinen Ärger provoziert und wusste welche Knöpfe er dazu drücken konnte. Aber alleine die Tatsache das der Turiner meistens sehr kühl und berechnend agierte und tatsächlich alle Fäden in der Hand behalten konnte die für sein Amt nötig waren, zeugten davon das er nicht auf den Kopf gefallen sein konnte.
Aber nach seiner Einschätzung dachte Enio nicht in den intriganten Größenordnungen die hinter einem solchem Plan stecken mussten wie sie ihn im Augenblick aufdeckten. Alle Anderen waren aber natürlich grundsätzlich verdächtig. Zweitrangig, aber auf keinen Fall vergessen.

Wenn Andere sich um das Menschlein kümmerten, sollte ihm das genauso recht sein. Er hatte mit seinem Kommentar die Leute abzuziehen ohnehin nur gemeint, das niemand graben musste um Zieglowski zu finden.
Den Rest nahm er wiederum mit großem Interesse zur Kenntnis. Spanische Witwe? Das war irgendeine alte Legende unter den Vampiren, an soviel glaubte er sich erinnern zu können. Dennoch konnte er sich ein kurzes Schnauben und einen bissigen Kommentar nicht verkneifen.

Ja...in letzter Zeit scheint das heiraten ja groß in Mode gekommen zu sein in unseren Reihen. Also nicht nur eine merkwürdige Vorliebe jener legendären portugiesischen Dame aus alten Zeiten.

Die Informationen über diese Gestalt und ihre Verbindung war allerdings neu und brauchbar, insofern war er jetzt in der Bringschuld. Glücklicherweise nannte der Sheriff direkt seinen Preis.

Ich weiß das von Sarah Schmidt, der Bastard Gangrel die bei diesem Zuhälter gehaust hat.

Wahrscheinlich war sich der Turiner gar nicht bewusst das er gerade gehandelt hatte. Aber das war auch unwichtig. Ob sein Gegenüber nun absichtlich Informationen einkaufte oder nicht, er hatte Lurker welche angeboten und selber nach etwas gefragt. Da er sich Lurkers Familie gegenüber immer anständig benommen hatte, würde er ihn nicht übervorteilen wenn es ums Geschäft ging.

Paretos wilde Theorien bezüglich Seelenwanderungen und Astralen Phänomenen konnte der Nosferatu in der Tat wenig abgewinnen. Er war sogar ein wenig erstaunt, das ein bodenständiger Kerl wie der Oberbrujah über derartigen okulten Humbug philosophierte. Nach seiner Erfahrung schwadronierten jene Untote gerne über derartig vergeisterte Dinge, die sich mit dem Hexenhandwerk der Tremere beschäftigten. Allerdings war bei solchen Dingen immer auch Blut im Spiel, was bedeutete, dass es gar nicht um Konzepte wie Seele oder Astralleiber ging, sondern um jenen Fluch der mit dem Blut der Verdammten weitergetragen wurde.
Natürlich konnte man eine großartige Geschichte über magische Seelenwanderungen erzählen, wenn man eine Leiche mit Hilfe seines Blutes in einen Untoten verwandelte. Sonderlich mystischer und wurde das Ganze dadurch freilich nicht.
Andererseits, der Fluch der auf ihnen allen lag war etwas übernatürliches. Daran gab es nichts zu rütteln, niemand konnte genau erklären was es damit auf sich hatte. Weder die Fraktion die von Viren oder DNS Mutationen faselte und an eine wissenschaftliche Theorie für ihren Zustand glaubte, noch die okulten Spinner die Geister und Seelen propagandierten, wussten wirklich was vor sich ging.

Der Nosferatu hätte sicherlich selber die eine oder andere Geschichte über den Koldunen erzählen können, die der Sheriff ihm nicht abgekauft hätte. Wenn man also bedachte, dass im Zusammenhang mit diesem Tzimiscen Hexer sowieso die Grenzen der ihnen bekannten Wirklichkeit verschwommen und porös waren und wenn man dann soweit ging, dass Begriffe wie 'Seele' oder 'Geist' einfach nur Platzhalter für etwas waren das die Essenz eines Wesens umschrieb, ohne das sie genauer erfassen konnten um was es sich dabei handelte, dann konnte man sich auf derartige, wilde Theorien einlassen.
Der Primogen der Krawallbrüder konnte Lurkers gräuliche Augen erkennen, die ihn prüfend musterten. Sie hatten die Farbe von schmutziger Lauge und im Augenblick konnte man es in ihnen arbeiten sehen. Lurker hatte lange Zeit geschwiegen, während er alle diese Dinge in seinem Verstand hin und her abwog. So erfuhr der Italiener also einmal am eigenen Leib, wie es war, wenn er eine seiner berühmten Schweigeminuten mitten in einem Gespräch einlegte.

Nein, Pareto war kein Spinner, entschied er schließlich und nickte ganz langsam.

Gut. Nein, ich werde sie nicht als Märchenonkel abstempeln. Ich glaube zwar nicht an diesen Seelenwanderungs Unsinn, aber Tatsache ist, dass irgendetwas, eine Energie vielleicht? Oder ein nicht stofflicher Anteil von dem was wir als Zacharii ansehen noch immer existiert und agiert. Meinetwegen nennen wir es also Seele. Ich glaube ihnen. Die Theorie über den Former Sklaven muss allerdings noch nicht einmal sonderlich exotisch sein. Es reicht, wenn Sein Herr ihm das Herz an eine andere Stelle in seinem Körper verschoben hat. Mit so einer Maßnahme wäre ein Schuss in seine Brust zum Beispiel nicht mehr tödlich. Vielleicht hat er auch eine Art Ersatznervensystem bekommen, das anspringt, wenn das primäre System versagt. Glauben sie mir, nichts ist erfinderischer als ein Unhold in solchen Belangen und nichts kennt sich mit der Lehre von Fleisch und Körper so gut aus. Wenn wir den Tzimiscen Diener erst einmal haben, werden wir mehr wissen.

Die schief stehende Gestalt hatte die Hände mit den absurd langen Fingern hinter den Rücken gelegt und war nachdenklich auf und ab geschritten. Eine Geste mit der er einen anderen Former imitierte.

Genug aus dem Nähkästchen des Drachenclans geplaudert, dass hier ist ja schließlich keine Vortragsrunde über die Geißeln aus dem Osten.

Er blieb stehen und begann in seinem Mantel innerem herumzukramen. Dabei konnte der Sheriff, wenn er denn darauf achtete, sehen dass ein Geschirr aus Leder, geschwärzten Metall Haken und Holstern um den Leib des Nosferatu geschlungen war, in dessen zahlreichen Aufhängungen die Griffe von allerlei Klingenwaffen und Pflöcken steckten. Es sah aus wie eine Ausrüstung um Vampire zu jagen und sie war von einem Profi zusammengestellt worden. Schließlich zauberte Lurker aus den scheinbaren Untiefen seiner Taschen ein Paar ziemlich großer, schwerer Pistolen hervor und hielt sie dem Brujah entgegen.

Können sie mit so etwas umgehen? Ich muss zugeben, dass ich mich niemals mit Schusswaffen beschäftigt habe und kaum mehr weiß, als das man die Sicherung herausnehmen und den Abzug betätigen muss. Wenn sie damit etwas anfangen können, leihen sie die Dinger gerne. Die Munition sieht aus, als wäre sie aus Silber, aber ich bin kein Experte und hatte bisher keine Möglichkeit das bestimmen zu lassen. Auf jeden Fall dürfte es damit interessanter werden auf diesen Harder zu treffen.

Wenn Enio jemals in Zieges Waffenkeller gewesen war, dann konnte er, wenn er zufällig auf diese beiden Stücke geachtet hatte, die beiden Waffen als Exponate wiedererkennen, die Ziege dort aufbewahrt hatte.
Ja, es war doch immer eine Freude mit diesem Vorzeige Nosferatu. Wie eine bunte Wundertüte war er, nur dass ab und an, wenn man sie öffnete, ein paar Kellerasseln und Kakerlaken mit hinausschlüpfen mochten.

Ich schlage vor wir nehmen Stray mit in den Dom?



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Enio verzog das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln… genau zu erkennen war es jedoch nicht. Lurkers Kommentar über das Heiraten entsprach Enios zynischer Meinung über solche völlig unnötigen Anlässe. Eine Erwiderung gab Enio jedoch nicht von sich. Sie konnen ein anderes mal über die Marotten ihrer Verwandten lästern.

Sarah Schmidt also! Dann lag Enio ja gar nicht so verkehrt mit seiner Idee, die er gestern mit Helena versucht hatte durchzuführen. Eigentlich hätte Enio ja auch drauf kommen können. Lurker und Enio waren ja überein gekommen, daß sich der Nosferatu auf dem Schrottplatz umsieht und der Sheriff hatte ihn ja sogar noch davor gewarnt, daß sich dort noch Melody herumtreiben könnte. Das sie gerade eben etwas mehr als nur Informationen ausgetauscht hatten war dem Italiener natürlich nicht bewußt. Für ihn war bei einer Zusammenarbeit so etwas einfach unerlässlich und gehörte zu einer taktisch klugen Vorgehensweise. „Klar… Melody. Hätt ich wissen müssen. Ich habe sie erst gestern Abend rufen lassen…“, bei dem Wort rufen machte Enio zwei Anführungszeichen in die Luft um deutlich zu machen, daß er natürlich nicht von einem akustischen Rufen gesprochen hatte. Lurker würde schon wissen was Enio gemeint hatte. „Aber dann sind wir zum Privilegio und haben sie eigentlich schon vergessen. Aber ich schätze… wenn sie mit ihnen einen Deal hat… wird sie eh nicht mehr kommen.“ Enio winkte sofort beschwichtigend ab. Er hatte kein Interesse an Melody und wenn sie aus der Stadt war und er sie nicht mehr sehen würde, dann war ihm das gerade recht. Thema durch!

Es wäre warscheinlich ganz amüsant gewesen, wenn Enio und Lurker sich einmal über ihre verschiedenen Ansichten zum Thema Seele und deren Wanderung unterhalten hätten und jeder seinen Standpunkt breit treten würde. Am besten das ganze zweimal… einmal vor ein paar Wochen und dann noch einmal heute Abend. Vor ein paar Wochen hätten sie sich warscheinlich gegenseitig auf die Schenkel geklopft und über jeglichen spirituellen oder okkulten Mumpitz bei diesen Dingen gelacht bis ihnen die blutigen Tränen aus den Augen gekullert wären. Naja… vielleicht. Aber heute sah das ganz anders aus. Enios Verständnis von der Seele und wie man so etwas behandeln konnte, danach suchen konnte, sie heilen konnte oder einfach vor dem geistigen Auge wahrnehmen konnte, hatte sich grundlegend verändert. Und zwar nicht nach und nach, sondern abrupt und plötzlich. Es war immer noch erschreckend für den Turiner und er wußte oft nicht was er tat, wenn er den Drängen in seinem Inneren nachgab und wider zusammenflickte was er noch vor kurzem so gerne zerstört hatte. Manchmal kam es Enio wie ein Tick vor. Etwas das man einfach tun mußte obwohl es gegen alle Vernunft und Überzeugungen ging. Er war sich noch nicht sicher ob das ein Fluch war oder er damit seinen Frieden machen sollte und es als Segen akzeptieren. Solche Gedanken brachten ihn jedenfalls wieder auf den Punkt zurück. Er hatte noch Schulden und er würde Juliana Bacova die Schulden zurückzahlen und wenn es nur als ihr Werkzeug war. Das war etwas mit dem sich der Brujah-Ahn mitlerweile abgefunden hatte… er konnte es eh nicht ändern.

Aber Lurker glaubte dem Sheriff und hielt es nicht für Spinnerei was er ihm da aufgetischt hatte. Irgendwie beruhigend wenn man eine Idee hat und man deswegen nicht für einen Trottel gehalten wird. Vor allem wenn man selbst nicht sicher war ob man totalen Quark erzählte. „Wir werden ganz sicher noch herausfinden was es mit diesem Tzimiscendiener Ziege auf sich hat. Deshalb werde ich Max und Kiera auch die ausdrückliche Anweisung geben, daß sie ihn auf keine Fall töten sollen. Wir brauchen ihn lebend… sonst wird er sich womöglich erneut einen neuen Körper suchen. Oder was auch immer.“ Soweit das Thema Ziege.

Enio hatte ein Weilchen gebraucht um die SMS zu öffnen und den Inhalt zu lesen. Der Sheriff erstarrte einen Moment und man konnte in seinem Gesicht lesen, daß er für einen kurzen Moment nahezu unfähig war etwas anderes zu tun als auf sein Handy zu starren. Von daher bekam Enio auch überhaupt nicht mit, daß Lurker recht gut ausgerüstet war als er den Sheriff aufsuchte. Enio kam erst wieder zu sich als Lurker ihm die Waffen entgegen hielt. Im Kopf des Brujahs ratterte etwas unverhältnismäßig laut und schnell. Man sah es ihm nicht an was es war aber der Nosferatu würde erahnen können, daß die beiden Schusswaffen ganz sicher nicht der Grund waren. „Ähm… ja… klar. Ich bevorzuge zwar andere Waffen kann aber mit Pistolen einigermaßen umgehen. Danke… sie werden sicherlich ihren Dienst erfüllen.“ Es klang fast ein bißchen gelangweilt und desinteressiert. Lurker würde gleich erfahren warum.

„Hören sie zu… ich habe gerade einen SMS bekommen. Sie ist von Silva Parxx. Eigentlich hatte ich gehofft, daß ich früher von ihr höre… aber so passt mir das auch.“ Er hielt Lurker das Display hin, damit er die Nachricht ebenfalls lesen konnte. „Halten sie mich nicht für doof… ich weiß selber, daß das eine Falle sein könnte aber ich bilde mir ein selbst auf mich aufpassen zu können. Verstehen sie das?!! … Das ist eine Chance den Kampf der Garou zu den Garou zu tragen. Das wird viel mehr Wert sein als 5 Lastwägen voll Sprengstoff. Wenn sich bei denen verfeindete Fraktionen gebildet haben. Müssen wir das zu unserem Vorteil nutzen.“ Enio nahm die beiden Waffen an sich. Er steckte sie jedoch nicht ein, sondern legte sie achtlos auf seinen Schreibtisch. Da Lurker offenbar Enio nicht für verrückt einschätzte mußte er wohl davon ausgehen, daß der Sheriff eine noch bessere Bewaffnung bei sich trug als es die beiden Handfeuerwaffen darstellten. Aber vielleicht hätte Enio doch die beiden Magazine wenigstens mitnehmen sollen? Seine Barak hatte das gleiche Kaliber! Egal! Enio nahm bereits seinen Wachsmantel und warf ihn sich über. Man konnte beim hantieren deutlich sehen, daß er viel schwere sein mußte als so ein schäbiges Ding eigentlich sein dürfte. Was da wohl alles drin verborgen war?

„Wo kann ich sie nachher treffen? Diese Sache hier wird mich sicher nicht die ganze verdammte Nacht kosten. Wenn ich weiß was ich wissen muß und habe das erreicht was ich erreichen will, werde ich sie wieder aufsuchen und wir erledigen das mit dieser Lasombraschlampe. Das bringen wir heute auf jeden Fall noch unter.“ Irgendwie schien Enio den Prinzen völlig vergessen zu haben. Interessierte es ihn überhaupt nicht was mit Buchet passiert war? Er… der Sheriff dieser Stadt? Schon komisch! Der Italiener hatte den Helm in der Hand. Wollte Lurker ihm noch etwas mit auf den Weg geben war das wohl die letzte Chance. Enio würde sich wohl nicht davon abbringen lassen die Schattenlord aufzusuchen.
 
AW: [04.05.2008] - und wenn ich auch wandele im finsteren Tale..

Der Nosferatu warf einen Blick auf das Telefon des Sheriff und schaffte es dabei, dass seine Körperhaltung einen gewissen Ekel ausdrückte. Diese Geräte waren scheußlich. Kurz überflog er den Text, dann nickte er knapp und machte sich ebenfalls schon halb auf den Weg nach draußen. Enios Kommentar über einen Keil in die Wolfling Fraktion war sehr richtig. Lurker machte sich eine geistige Notiz. Noch dachte der Brujah vielleicht noch nicht in den Größenordnungen einer Domänen weiten Intrige. Aber er lernte schnell. Alles Dinge die er später noch brauchen konnte.

Das ist die Bestätigung für das, was wir durch die dämliche Spionage Aktion der Seneschall vermutet haben. Die Werbestien sind genauso wenig eine einheitliche Front wie wir. Wenn wir es schaffen mit diesem Mädchen Zwietracht in ihre Reihen zu bringen und sie zu korumpieren, dann erledigen sie sich vielleicht gegenseitig, sie haben recht.

Er deutete kurz auf die beiden Waffen die er dem Turiner angeboten hatte

Eine Falle ist aber in der Tat sehr wahrscheinlich. Ich überlasse es ihnen ob und wieviel Rückendeckung sie haben wollen. Wenn sie es wünschen komme ich mit ihnen und wohne dem Treffen bei, ohne das es jemand bemerkt. Eines noch, ich verstehe zwar nicht viel von Pistolen, aber ich weiß das sie niemandem nützen wenn sie hier in ihrem Büro liegen. Wenn sie schon Silbermunition haben, dann geben sie die Dinger von mir aus jemand anderem.

Sie passierten die Türe zu Paretos Büro und traten hinaus in den Korridor, der sie nach draußen bringen würde. Er wartete kurz, ob der Brujah sein Büro abschließen wollte, dann würde er mit ihm gemeinsam hinaus gehen.

Wenn sie mich nicht brauchen, mache ich mich auf zur Unfallstelle des Prinzen. Vielleicht kann ich dort etwas finden, dass uns weiterhilft. In diesem Falle träfen wir uns dann in etwa zwei Stunden vor dem Dom.

Pareto hatte vielleicht gerade andere Dinge im Kopf als den Prinzen, aber für den Nosferatu war das Thema alles andere als vergessen. Gut möglich das sich bald die ersten Interessenten beim Clan meldeten um Informationen über den Unfall des Prinzen zu erwerben. Entweder würde sich Enio also gleich von seinem Deputy verabschieden und sie gingen getrennt vor, oder er würde über die Verstärkung des Verborgenen froh sein.
Anscheinend traute auch Lurker dem Brujah zu dass er auf sich aufpassen konnte. Ein wehrloser Trottel wäre auch für seine Pläne nutzlos.
 
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Enio mußte also nicht erst Überzeugungsarbeit leisten und Lurker war von der Vorgehensweise des Sheriff auch überzeugt. Na das ersparte ja wenigstens langwierige Diskussionen. Der Nosferatu bot ihm sogar Schützenhilfe an. Enio überlegte kurz. Falls es tatsächlich eine Falle war, wäre ein Trumph in der Hinterhand vielleicht nicht schlecht. Aber der andere Vorschlag von Lurker überzeugte Enio wiederum den Ausflug in den Park alleine zu machen. Wenn jemand etwas über Buchet und was heute am frühen Abend passiert war herausfinden konnte, dann sein Deputy.

„Wir werden uns aufteilen. Schauen sie lieber ob sie etwas über den scheinbaren Anschlag herausfinden. Eigentlich sollte ich mich mehr um diese Sache kümmern aber bei den gegeben Umständen… ich gebe auf jeden Fall mehr auf das was sie herausfinden als auf die Informationen von Noir.“ Da war es wieder. Das Mißtrauen an die Obrigkeit… zumindest die, die noch höher standen als der Sheriff selbst. Zum Thema Waffen zuckte Enio nur mit den Schultern. „Momentan liegt es nur daran, daß ich mich nicht noch mehr mit Knarren vollstopfen kann. Ich bin bereits mit Silber und Phosphormunition ausgestattet. Vorhin hab ich Max noch einen Silberdolch mitgegeben und ich sträub mich auch ganz sicher nicht die beiden Waffen an andere zu verteilen. Bis jetzt haben mich immer nur alle doof angeschaut, wenn ich sie gefragt habe ob sie ein Schießeisen haben wollen und gesagt, daß sie damit nichts oder nicht viel anfangen könnten. Jenny übrigens ebenfalls. Aber gut… ich werd sie wenigstens mitnehmen falls ich einem von uns über den Weg laufe, der sie brauchen kann.“ Mit den Schulterhalftern mußte der Italiener wenigstens nicht seinen Mantel zusätzlich belasten. Das hatte durchaus seinen Vorteil. Wenn man bedachte wie Enio ausgestattet war, kam man nicht umhin anzunehmen, daß sich der Brujah bereits lange vor der Krise mit Silber und anderen Spielereien eingedeckt hatte. Aber es war ja auch noch nie ein Geheimnis, daß Enio ein ausgesprochener Gegner der Werwesen war und das auch schon als Finstertal diesen grotesken Friedensvertrag mit dem alten Rudel eingegangen war.

Enio schloß die Tür hinter den beiden ab und ging den Gang entlang. „Dann treffen wir und am Dom. Und ja… bringen sie Jenny mit.“ Die Caitiff wäre sicherlich maßlos entäuscht, wenn man sie in so einer Nacht nicht auch ein bißchen beschäftigen würde.
 
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Schließlich traten sie hinaus in die leicht nebelige Frühlingsnacht. Das Mondlicht traf auf die Schwaden und wurde perlend gestreut. Beinahe sofort wurde es schwieriger für den Sheriff seinen Deputy anzuschauen. Ganz kurz hatte ertappte er sich sogar dabei, kurzzeitig das Gefühl gehabt zu haben, dass der Nosferatu ihn bereits verlassen hatte. Dann aber sprach dieser zum Abschied noch einmal an. Er wirkte irgendwie fadenscheinig, beinahe weniger substanziell als noch Sekunden zuvor, als sie sich im künstlichen Licht des 'Hammer' befunden hatten.

Wir sind uns also beide darüber im klarem, dass ich dort etwas herausfinden könnte, dass uns zwingt die Seneschall heute Nacht noch zu besuchen. Und zwar nicht um unser Beileid zu bekunden.

Es war eine Feststellung und keine Frage. So wie der Nosferatu es darstellte, war es gar nicht der schreckliche Verrat, wie er einem sonst in den Sinn kommen mochte und vor dem man zurückschrecken musste. Das krächzende Flüstern war trocken wie alter Staub und der Ton klang neutral. So als würde man von einem Krebsgeschwür sprechen. Es mochte ein Teil des Körpers sein, aber wenn es plötzlich gegen den Körper arbeitete, wurde es nun mal herausgeschnitten.
Wenn sich der Sheriff jemals Sorgen gemacht hatte darüber gegen seine Obrigkeit zu agieren, dann war die Sichtweise die Lurker hier dar brachte eigentlich nur vernünftig. Die Regierenden waren möglicherweise nicht die Richtigen. Schlimmstenfalls Verräter, bestenfalls ungeeignet.

Wir werden sehen. Eines nach dem Anderen. Bis in zwei Stunden am Dom.

Er gab dem Sheriff noch Zeit zu erwidern was immer ihm auf dem Herzen liegen mochte, dann würde er sich auf den Weg machen. Alles verlief zur äußersten Zufriedenheit des Verborgenen. In seinem innerem hob etwas schwarzes sein Haupt und erzitterte in einem wohligem Schauern, nachdem es das emotionale Pendant zu einem witterndem Schnüffeln getan hatte.
 
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Es war immer wieder verstörend wenn sich ein Nosferatu so einfach aus dem Staub machte und vor den eigenen, geöffneten Augen einfach verschwand. Der Sheriff war das ein Stück weit gewohnt und hatte das schon oft beobachtet aber es war immer wieder eine Herausforderung für die Augen-Hirn-Kommunikation. Man wußte das da noch was da war aber die Augen mochten es einfach nicht mehr wahrnehmen. Lediglich die gehörte Stimme unterstützte wieder das Gehirn und stellte fest… ja da ist noch jemand, die Augen täuschen sich.

Was aber Lurker sprach wollten wiederum Enios Ohren gar nicht hören. Natürlich hatte er sich auch schon Gedanken gemacht um die Rolle der Seneschall aber wie sie zu allem passte und wo sie überall ihre Finger drin hatte entzog sich immer noch der Kenntnis des Brujah-Primogen. Ohne handfeste Beweise oder einem Geständnis würde der Sheriff wohl erst einmal die Füße still halten. „Ja… finden sie erst einmal etwas heraus… dann sehen wir weiter.“ So unverbindlich wie eh und jeh.

Als sich Lurker dann davon machte erwiederte Enio nichts mehr. Es gab wichtige Dinge zu erledigen und zwar schnell.
 
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