AW: [04.05.2008] Im Gästezimmer
Out of Character
Achtung kursives sind reine Gedanken
Kurz blickte sie noch weiter zum Bildschirm. Es wäre leichter gewesen, weiter auf den Bildschirm zu starren und so zu reden. Aber so hatte sie es nicht gelernt. Schon so anzufangen war nur auf der einen Seite leichter gewesen. Auf der anderen Seite rebellierte ihre gesamte Erziehung dagegen. So lehnte sie sich zu erst mit gradem Rücken gegen die Lehne ihre Stuhls, die Hände legten sich wieder sanft gefaltet in ihren Schoß. Dann wandte sie Max ihren undurchdringlichen Blick zu. Wenn er jetzt irgend eine Emotion zu entdecken hoffte, wurde er enttäuscht. Die Maske blieb aufrecht, ihre Modulation blieb ruhig. Lediglich der Inhalt ihrer Worte mochte ihm Aufschluß geben. Aber ob er ihr glaubte, wenn das fehlte, was Wut üblicher Weise begleitete? Bevor sie zu sprechen begann, machten ihre Augen noch einen Lidschlag, dann waren sie voll und ganz auf ihn gerichtet.
"Du hast eine Einladung ins Gildenhaus erhalten, ein überaus seltenes Privileg. Du"
Idiot "bist schwer verletzt. Zum Teil hindern dich die Umstände daran, dich auszuruhen, zum viel größeren Teil jedoch dein Stolz. Du willst nicht, dass einer von uns deine temporäre Schwäche sieht. Ich habe sie bereits gesehen und auch, wenn ich der Regentin sicher nicht jedes Detail geschildert habe, weiss sie im Groben bescheid. Sie ist im übrigen auch nicht dumm, sondern hat Augen im Kopf. Um dir zu helfen musste ich dir große Schmerzen zu fügen. Du magst das als Kleinigkeit empfinden, aber nur, weil ich keine Gefühle zeige, heisst es nicht, dass ich nicht welche hätte. Ich habe es nicht genossen. Um es dir leichter zu machen, dein Ego zu besänftigen, habe ich dir etwas gegeben, was niemand in diesem Haus von mir weiss. Nur, damit du es dir erlauben kannst zu ruhen. Jetzt kannst du nicht schnell genug von hier fort kommen. Das Wort der Gastfreundschaft eines Tremeres scheint dir wenig wert zu sein. Es scheint so viel Gefahr in sich zu bergen, dass es sicherer ist kurz vor Sonnenaufgang nach draussen zu gehen und sich schwer verletzt irgend einen anderen Platz zu suchen, der vor den Werwölfen sicher ist. Bei den gelben Seiten hattet ihr Immobilienmakler in Finstertal aufgerufen. Waren die für Gabriel?
Ich habe heute bereits jemanden zu betrauern, den ich erst seid kurzem kannte.
Ich kann dich nicht den einfachen und schonenden Weg durch das Gildenhaus führen. Ich bin nicht dazu in der Lage dir die Treppen zu ersparen. Die Regentin schon. Zwing mich nur dazu, dir weitere Schmerzen zu zu fügen, ich..." Plötzlich stockte Anna, hielt inne. Wieder gab es einen Lidschlag. "Vergiss es. Entschuldige bitte, ich habe mich vergessen."
Als ob es dich interessieren würde, was ich fühle, wie es mir geht. Sicher.
Ihr Blick wandte sich wieder dem Laptop zu. "Soll ich noch etwas für dich suchen?" Natürlich hatte Anna ihre ganz eigenen Gründe, Max zum hier bleiben zu bewegen, aber das, was sie ihm gesagt hatte, war ehrlich gewesen. Lediglich eines war eine kleine Lüge. Sie hatte sich nicht vergessen. Sie hatte sich ihm absichtlich mit geteilt.