[03.05.2008] Hörst du mein sehnliches Rufen?

Schwan

Miguel Cortés, Toreador
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18. April 2008
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Wieder ein Erwachen am Abend, wieder hatte es nicht geklappt sich in Starre fallen zu lassen.
Und wieder verzehrte Miguel sich vor Sehnsucht nach Evelina und versuchte sich ihr zu nähern.

Evelina, Liebste, ach wärst du doch bei mir, ich vermisse dich so sehr! Bitte komm zu mir!

Wieder passierte da etwas, und seine Liebste war so spürbar nah, aber dann, erneut entglitt sie ihm, noch weiter als gestern, und sie schien nun völlig außer Reichweite zu sein, und eine heftige Welle der Verzweiflung überrollte den Spanier.

Er fühlte sich doch so einsam, er wollte so gern mit jemandem reden, wenn es nur nicht die Geissel, Lurker oder ein Ventrue war.
Miguel dachte an Kiera, und nun wünschte er sich, sie würde ihn schon jetzt finden, schon jetzt zu ihm kommen. Er sah sie genau vor sich, spürte ihre Gegenwart, wieder versuchte er eine Verbindung herzustellen.
Diesmal war es anders, diesmal kam es ihm nicht so vor als würde er kurz vor dem Ziel abgleiten. Und nun?
Miguel wusste nicht weiter und glitt langsam wieder davon.
Dass das Ganze jetzt tatsächlich was bewirkt hatte ahnte er nicht, er versank in dumpfes Brüten.

Und da war auch so ein Hungergefühl, was heute noch ein wenig mehr an ihm nagte als gestern.

Wenn ich es heute nicht schaffte in Starre zu fallen, dann wird es langsam eng.
 
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Es konnte noch dauern bis er mal freikam, und das Warten und der Hunger würden immer quälender werden. Wenn es doch nur endlich klappen würde sich in Starre fallen zu lassen.
Vielleicht hatte er es bisher zu krampfhaft versucht.

Miguel dachte an Evelina, stellte sich vor sie würde vor ihm stehen und ihn anlächeln.
Er nahm sie in die Arme und hielt sie ganz fest.
Nichts und niemand würde sie mehr trennen können, sie würden für immer und ewig zusammen sein. Es gab keine anderen Rothschilds mehr, die dem im Wege standen, und auch keine anderen Kainskinder. Es gab nur noch sie beide.
Es war so schön sich das vorzustellen, auch wenn es nie wahr werden würde.
Doch Evelinas Geist kam er nicht mehr nah, so wie er es gestern und heute versucht hatte.
Da blieb ihm also nur von seiner Liebsten zu träumen.
 
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Da fiel Miguel ein, dass er gar nicht daran gedacht hatte zu versuchen Arthur zu kontaktieren.
Der Spanier hatte jedoch wenig Hoffnung, dass dies gelänge, versuchen sollte er es jedoch trotzdem noch.

"Arthur, bist du noch da, kannst du mich hören?"

Verdammt, da bekam er ja beim Sprechen Sand in den Mund.
Er fühlte das Amulett an seiner Brust, anfassen konnte er es natürlich nicht, aber gut, dass es da war.

"Ich hoffe es befreit mich jemand, Arthur. Sonst komme ich nie hier raus, die werden mich doch bestimmt nicht begnadigen. Der Prinz nicht, und erst recht nicht die Seneschall. Ich werde versuchen mich in Starre fallen zu lassen."
 
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Es erklang eine Stimme, aber es war nicht die von Arthur.
Sie war nur sehr sehr leise und hätte sich Miguel an einem anderen Ort befunden als an diesem hätte er das Flüstern sicher niemals gehört. Hier unten aber, in der erdrückenden Einsamkeit der Tonne fielen ihm solche Dinge auf. Er spürte auch das er die Worten niemals ohne das Amulett hätte hören, anscheinend war das schmuckstück nichts mehr als eine Art Verstärker.
Die Ruferin schien in keinster Weise auf Miguel einzugehen, selber hören konnte sie also anscheinend nicht. In einem kaum hörbaren Flüstern wiederholte sie immer und immer wieder nur einen einziges Wort.

"Hilfe!"
 
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Hatte er etwa jetzt für immer den Kontakt zu Arthur verloren???
Das durfte einfach nicht sein!

"Arthur!"

Aber diese Hilfeschreie, das war enervierend. Und wer um Himmels Willen war diese Frau überhaupt?
Doch selbst wenn er das wüsste und warum sie Hilfe brauchte, so war er doch der Letzte, der ihr helfen konnte, denn er saß hier fest, er hatte selbst Hilfe nötig.

Er verstärkte seine Hörfähigkeit und hörte ganz genau hin. Kannte er diese Stimme?
Und warum bloß hatte Arthur ihn hören können, diese Frau aber offenbar nicht?

Aber vielleicht konnte sie ihn ja doch noch hören, wenn er sie jetzt ansprach.

"Wer sind Sie? Warum rufen Sie um Hilfe?"
 
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Stille, das Rufen hatte aufgehört! Miguel war wieder vollkommen alleine...
 
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Er horchte und hörte nichts mehr, rein gar nichts.

Miguel war das Alleinsein in dieser Tonne so satt, er wollte nicht mehr hier sein, er wollte ins angenehme Nichts davongleiten.

Der Spanier stellte sich vor er läge in einem Boot, auf einem See, und er hörte das leise Plätschern der Wellen. Über ihm blauer Himmel, den er schon so lange nicht mehr gesehen hatte. Aber er erinnerte sich noch.
Aaah, diese Ruhe! Das erste Mal seit langem konnte Miguel die Stille genießen. Er wehrte sich nicht mehr gegen sie, verschmolz stattdessen mit ihr, und unmerklich fiel er nun tatsächlich in Starre, es war ihm nicht wirklich bewusst dass das geschah, er merkte nur, er wurde eins mit dem blauen Himmel, er war nicht mehr gefangen im eigenen Selbst. Er wurde frei von Sehnsucht, Einsamkeit und Schmerz.
 
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