Fremde Kulturen als Fantasy-Setting - Was gibt es nicht?

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Sehr detailliert. Aber eben RAWINDRA und NICHT ein wie auch immer herausgegriffenes "historisches" Indien.

Rawindra ist ebenso ein FANTASY-Indien, wie Waeland ein Fantasy-Skandinavien ist. - Historische Parallelen gehen halt nur bis zu einem gewissen Grad, wenn man die historische "Quell-Kultur" auf eine in das Gesamtbild der Spielwelt passende "Ziel-Kultur" anpassen und (vor allem!) verändern und ergänzen will.

Und wie ist es mit Südindien inklusive Kampfstiel Khalari Payat Südliche Schule
, das Brahmanistische Glaubenssystem, Mythen, Götter, Dämonen, Speisen, Architektur, Natur, Tierwelt, Kultur?
Es ist NICHT INDIEN, sondern RAWINDRA. Sowenig wie in Waeland die nordischen Götter der historischen, irdischen "Verwandten" angebetet werden, so wenig kann man in Rawindra erwarten mit einem "kulturellen Reiseführer Indien" viel anzufangen. - Kampfstile, Glaubenssysteme, Mythen: siehe hier im Rawindra-Quellenband.

rawindra.jpg
Rawindra ist ein Land von schier märchenhaftem Reichtum und merkwürdigen Sitten. Gewürze und Geschmeide gibt es im Überfluß. Stolze Aristokraten schwelgen im Luxus und lassen sich von samtäugigen Schönheiten verwöhnen. Verwahrloste Asketen genießen ebenso großes Ansehen wie hochgelehrte Priester, und beide schauen hochnäsig auf andere Menschen herab.
Rawindra ist auch ein Land voll fremdartiger Echsenwesen, gnadenloser Kämpfe von Menschen gegen geschuppte Ungeheuer, angefüllt mit mächtiger Magie und uralten Zaubern. Seit Generationen behaupten sich die Rawindi gegen ein fremdes Volk mit fremder Magie und fremden Gebräuchen: die Sritras, eine Rasse von intelligenten Echsenmenschen, die in ihren letzten Bastionen in den Tiefen des Dschungels finsteren Göttern huldigen.
Dieses Quellenbuch beschreibt den rawindischen Subkontinent von Midgard, der phantastischen Welt des ersten deutschen Rollenspiels, wo eine menschliche Gesellschaft nach dem historischen Vorbild Indiens mit einer Invasion grausamer Echsenwesen konfrontiert worden ist. Neben der Beschreibung von Land und Leuten, von Glaube, Magie und Wissenschaft enthält das Buch eine Karte Rawindras, landestypische Waffen, Fertigkeiten und Zauber, wichtige Persönlichkeitne und typischer Abenteurer sowie ein ausführliches Bestiarium.
 
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Russia von Gurps ggf auch ein Fantasy Russland
Für Freunde des HeroQuest-Regelsystems ist Mythic Russia interessant: ein mittelalterliches Fantasy-Rußland mit all den übernatürlichen Details, die man ja schon von HeroQuest auf der Welt Glorantha kennt.

MR-wraparound-web.jpg


Hier das Litauen-Kapitel als Preview-PDF.

Glorantha bietet antike Kulturen der Sumerer o.ä.das Lunare Imperium.
Glorantha ist eine Fantasy-Welt, die SEHR WEIT entfernt von irgendwelchen kulturellen Vorlagen unserer Historie aufgebaut ist. - Greg Stafford hat markante Mythen von irdischen Völkern als Basis genommen, deren Stereotypen verwandt und eine EIGENE Welt daraus geschaffen.

Wer eine Abbildung "antiker Kulturen der Sumerer" oder so etwas sucht, der findet auf Glorantha NICHTS davon.
 
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Seit 12 Jahren!

Und wer sich das "Original" anschauen möchte, der kann sich den Quellenband zur Spielwelt MAGIRA mit dem Titel "Abenteuer in Ranabar" mal anschauen. Ranabar war das ursprüngliche "Fantasy-Indien" für die ursprüngliche Midgard-Spielwelt Magira.

ranabar.jpg
Die Kulturbeschreibung des magiranischen Landes Ranabar (angelehnt an das frühere Indien). Der Kulturteil entspricht in seinem Detailreichtum einem enzyklopädischen Werk und gibt Spielleitern und Spielern einen umfassenden Einblick in eine magiranische Kultur. Er enthält zudem die Beschreibung der kulturspezifischen Charakterklassen, Waffen, Zauber, Priesterkulte und Fabeltiere, desweiteren speziell benötigte Charakterblätter und Quick-Referencecards der Zauber.
 
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noch eine Kultur die es nicht gibt: Das Judentum in der Diaspora......
 
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Afrika gibts auch in Atlas Games Nyambe, in Green Ronins Mythic Vistas Serie werden in Mindshadows Indien und Südostasien verarbeitet.

Afrika als Kultur ist mir zu unspezifisch....
ein Zulu-Krieger hat wenig mit einem Pygmähen (?) aus dem Kongobecken zu tun und der Pygmähe hat wenig mit einem Massai zu schaffen
 
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noch eine Kultur die es nicht gibt: Das Judentum in der Diaspora......
Ars Magica hat mindestens zwei Publikationen, in denen das Judentum in der (europäischen) Diaspora einen prominenten Platz hat:

Realms of Power: The Divine

Spielrelevantes über Judentum, Christentum und Islam in der Welt von Ars Magica.

Kabbalah: Mythic Judaism
Eine kurze Rezension findet sich hier:
Ars-Magica.net schrieb:
Kabbalah: Mythic Judaism beschäftigt sich nicht nur mit der Kabbalah, sondern mit allen wesentlichen Aspekten des Judentums in Europa Mythica. Das beginnt bei einem umfangreichen Überblick über die Geschichte des Judentums und einem Bericht über die Lebensverhältnisse der Juden in mittelalterlichen Städten. Es folgen Kapitel über jüdisches Recht und die Gelehrten, vor allem die Rabbies. Danach vertieft sich das Buch in die mythischen Aspekte, insbesondere in die Kabbalah, und beschreibt die darauf aufbauenden Typen von mythischen Gefährten. Den Abschluß bilden ein Kapitel über berühmte jüdische Mystiker und eines über mögliche hermetisch-kabbalistische Beziehungen.

Kab_02.jpg

In unseren Ars Magica Runden hatte das Thema "Juden im Mythic Europe" nie eine Bedeutung, aber gegeben hat es sie in diesem Setting schon IMMER.

Und ganz zwangsläufig auch in anderen Mittelalter-Settings, die sich auf ein Fantasy-Europa berufen. Was wäre eine rollenspielerische Umsetzung des Films "Ivanhoe, der Schwarze Ritter" denn ohne die jüdischen Geldgeber und ohne die tragische und verbotene Romanze zu einer Jüdin?

Ich kenne sicherlich nicht einmal die Mehrzahl aller Fantasy-Europa-Mittelalter-Rollenspiele, aber es würde mich wirklich wundern, wenn da nicht jede halbwegs wichtige Stadt ihr Judenviertel hätte.
 
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Afrika als Kultur ist mir zu unspezifisch....
Mir nicht.

Wenn man jetzt anfangen müßte ALLE für uns Europäer eh nicht nachvollziehbaren Unterschiede heutiger und gestriger Völker Afrikas auseinanderzudröseln und dann für JEDES EINZELNE nachzuschauen, ob es so oder so ähnlich mal in einem Rollenspiel vorgekommen wäre, dann könnte man dasselbe Vorgehen auch mit den 500+ indianischen Völkern machen, oder mit den kulturell WESENTLICH unterschiedlicheren chinesischen Völkern, von denen es ja heutzutage noch mehr als 50 grundverschiedene gibt.

Unsere Rollenspiele haben die "Brille" der Autoren aus der jeweiligen Kultur der Autoren auf. Daher sehen US-Autoren Europa oft als "Themepark Europe", daher sehen US-Autoren Afrika als "den schwarzen Kontinent", daher sehen US-Autoren GANZ ASIEN als den Hort der "gelben Gefahr". - Mangelnde Differenzierung in der Sichtweise? - Klar. - Problematisch? - Nein.

Hutu, Tutsi - also für MICH sehen die alle gleich aus. Der einzige Unterschied: sie erkennen gegenseitig, daß die anderen der Feind sind, und bringen diese dann um. Immer schön abwechselnd. - Wie soll man das denn bitteschön noch auseinander halten können? Da fühle ich mich einfach überfordert. - Und einem Rollenspielautoren ist solch eine Unterscheidung auch nicht zuzumuten.

Ein Rollenspiel aus chinesischer Sichtweise wird auf uns auch SEHR befremdlich wirken. Ich kenne zuviele Chinesen persönlich, als daß ich da noch an "Einzelfälle" in puncto HÖCHST SELTSAMES WELTBILD glauben kann.

Wie genau MUSS oder SOLL denn ein Volk spitzfindigerweise herausseparariert werden, um für die Fragestellung nach fremden Kulturen und deren Nicht-Berücksichtigung im Rollenspiel tauglich zu sein?

Ich finde das Saterland und die rätoromanischen Teile der Schweiz nicht ausreichend berücksichtigt. Außerdem wird mir schon allein bei Verwendung von "Bayern" für die enorme Fülle an grundsätzlich unterschiedlichen Völkern auf dem heutigen Boden des Bundeslandes Bayern ganz anders.
 
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Was mir noch fehlt: Karibische Stämme, einbaumfahrend und so, evtl. auch ein bisschen Hawaianisches Flair. Ähnlich ist die Kultur der Neuseeländischen Ureinwohner, also die Maori, auch ganz interessant. Wie sieht es aus mit tropisch-asiatischen Kulturen, beispielhaft seien die Philippinen und Indonesien genannt?
Sonst kann ich ja noch rasch meine Atlas aufschlagen.... Persien? Andeutungsweise vielleicht in manchen Publikationen - aber kommt mir jetzt nicht mit den Novadi, das sind Araber......
Wenn man es aus eurozentrischer Sicht sieht, dann bleibt nicht mehr viel übrig, weil man z.B. Südamerika mit "Inkas" totschlagen kann, und Nordamerika mit "Indianer", genauso wie Afrika nur ein großer Topf ist. Dort gibt es zwar auch jede Menge unabhängige Kulturen, aber wir kennen die in aller Regel nicht (gut genug).
Aber eine andere Frage: Wie sieht es mit den Zeiten aus? Steinzeitrollenspiele? Bronzezeitrollenspiele? Klassisches Rom? Letzteres hätte vor einiger Zeit Xena-/Herkules-bedingt ganz gut Erfolg haben können, ist mir aber nicht untergekommen. Höchstens Midgard, dort war Vallusia (?) so in die Richtung.... Vielleicht früher oder später? Welche Epochen fehlen noch?
 
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Mir nicht.

Wenn man jetzt anfangen müßte ALLE für uns Europäer eh nicht nachvollziehbaren Unterschiede heutiger und gestriger Völker Afrikas auseinanderzudröseln und dann für JEDES EINZELNE nachzuschauen, ob es so oder so ähnlich mal in einem Rollenspiel vorgekommen wäre, dann könnte man dasselbe Vorgehen auch mit den 500+ indianischen Völkern machen, oder mit den kulturell WESENTLICH unterschiedlicheren chinesischen Völkern, von denen es ja heutzutage noch mehr als 50 grundverschiedene gibt.

Unsere Rollenspiele haben die "Brille" der Autoren aus der jeweiligen Kultur der Autoren auf. Daher sehen US-Autoren Europa oft als "Themepark Europe", daher sehen US-Autoren Afrika als "den schwarzen Kontinent", daher sehen US-Autoren GANZ ASIEN als den Hort der "gelben Gefahr". - Mangelnde Differenzierung in der Sichtweise? - Klar. - Problematisch? - Nein.

Hutu, Tutsi - also für MICH sehen die alle gleich aus. Der einzige Unterschied: sie erkennen gegenseitig, daß die anderen der Feind sind, und bringen diese dann um. Immer schön abwechselnd. - Wie soll man das denn bitteschön noch auseinander halten können? Da fühle ich mich einfach überfordert. - Und einem Rollenspielautoren ist solch eine Unterscheidung auch nicht zuzumuten.

Ein Rollenspiel aus chinesischer Sichtweise wird auf uns auch SEHR befremdlich wirken. Ich kenne zuviele Chinesen persönlich, als daß ich da noch an "Einzelfälle" in puncto HÖCHST SELTSAMES WELTBILD glauben kann.

Wie genau MUSS oder SOLL denn ein Volk spitzfindigerweise herausseparariert werden, um für die Fragestellung nach fremden Kulturen und deren Nicht-Berücksichtigung im Rollenspiel tauglich zu sein?

Ich finde das Saterland und die rätoromanischen Teile der Schweiz nicht ausreichend berücksichtigt. Außerdem wird mir schon allein bei Verwendung von "Bayern" für die enorme Fülle an grundsätzlich unterschiedlichen Völkern auf dem heutigen Boden des Bundeslandes Bayern ganz anders.

Lieber Zornhau,

im Topic ging es um Kulturen. Es gibt nun einmal KEINE eiheitliche afrikanische Kultur. Wenn sich nun ein Autor eines bestimmten Vorbildes bedient bzw. sich in "seiner" Welt bemüht ein bestimmtes irdisches Pedant (in Teilen) abzubilden dann sollte er sich auch bitte mit diesem Vorbild auseinandersetzen.
Auserdem fällt da sehr viel kreativer Input untern den Tisch.
Wenn jemand sagt Afrika dann kommen bei mir auch die Bilder einer Savanne hoch in der Löwen unter Bäumen liegen und in der der großgewachsene, schwarze Krieger mit Speer und Zebraschild eben diese Löwen jagt (warum auch immer).
Eine Rollenspielkultur die diese Klischees bedient ist sicherlich "afrikanisch", aber ich persönlich würde es auch gerne sehen wenn neben diesem Bild auch andere Kulturen gezeigt werden würden.
Ich verlange von keinem Rollenspiel eine lückenlose Recherche des kulturellen Hintergrundes der "Vorbildkultur" eine gewisse Kenntniss sowie eine Differenzierung setze ich aber voraus.
Beispiel: Castle Falkenstein: Hervoragende Recherche des späten 19. Jahrhunderts in Europa, gut umgesetzt aber zu sehr ins Detail gegangen.
GURPS Imperial Rome ebenfalls gut recherchiert und umgesetzt.

Was ich damit sagen will, wer zu sehr Kulturen in Klischees glattbügelt verliert die Ecken und Kanten die interessante Beschreibung ausmachen.

Auserdem hast du recht, wer macht schon in Bayern die Unterscheidung zwischen Ober- und Niederbayern, dann gibt es noch die Franken und wir wollen die Schwaben und das Allgäu nicht vergessen :)

Zy-Nist
 
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im Topic ging es um Kulturen. Es gibt nun einmal KEINE eiheitliche afrikanische Kultur. Wenn sich nun ein Autor eines bestimmten Vorbildes bedient bzw. sich in "seiner" Welt bemüht ein bestimmtes irdisches Pedant (in Teilen) abzubilden dann sollte er sich auch bitte mit diesem Vorbild auseinandersetzen.
Und was ist, wenn sich ein Autor des "bestimmten Vorbildes" bedient, welches da lautet "Standard-Neger, der als Träger die Expedition der Weißen Großwildjäger begleitet"?

Mir sind nur extrem wenige Rollenspiele bekannt, bei denen sich ein Autor auch nur ein klein wenig Mühe gegeben hat, ein derart haarklein herausdifferenziertes afrikanisches Kulturbild in sein Rollenspiel aufzunehmen.

Solange die Rollenspiele von Amerikanern oder Europäern geschrieben werden, wird man ja wohl nicht überrascht sein dürfen, wenn man das Bild der Weißen vom "Schwarzen Kontinent" ganz selbstverständlich auch im Rollenspiel wiederfindet. - Wie die Afrikaner in den Pauschalurlaubskatalogen präsentiert werden, so dürfen sie auch im Rollenspiel präsentiert werden.

Rollenspiel ist NICHT das Medium, welches sich wirklich für solch eine wissenschaftlich motivierte Differenzierung eignet.

Eine Rollenspielkultur die diese Klischees bedient ist sicherlich "afrikanisch", aber ich persönlich würde es auch gerne sehen wenn neben diesem Bild auch andere Kulturen gezeigt werden würden.
Welche Genres spielst Du denn so?

Ich spiele gerne Pulp. Abenteuer, Erkundung - in Fantasy, Sci-Fi, Wild West. - Ich mag meine Setting mit viel Farbe und groben Pinselstrichen gemalt. Und LAUT. - Leise Zwischentöne und "Schattierungen von Grau" können mir im Rollenspiel gestohlen bleiben.

Jemand, der in seinem Rollenspielprodukt solche Detailversessenheit an den Tag legt, der hat nie richtig KÜRZEN und FOKUSSIEREN seines Werkes gelernt.

Ich verlange von keinem Rollenspiel eine lückenlose Recherche des kulturellen Hintergrundes der "Vorbildkultur" eine gewisse Kenntniss sowie eine Differenzierung setze ich aber voraus.
Das ist für mich alles eine Frage des GENRES, für welches ein Rollenspiel geschrieben werden soll.

In einem "Mit Trägern und Askari"-Setting im Stile der typischen Abenteuerfilme sind Namen unterschiedlicher Stämme teil der "Hintergrundgemälde". - Unwichtig für das Spiel an sich. - Und uninteressant, da der Fokus auf dem weißen Entdecker der Diamanten König Salomos liegt und die Schwarzen nur in "hilfreiche Kundschafter", "blutrünstige, wild Bestien in Menschengestalt" und "Eintrag auf dem Ausrüstungsbogen unter 'Träger' " sind.

An einer "differenzierten" Behandlung der Kulturen afrikanischer Stämme hat in diesem Genre NIEMAND Interesse.

Ich erwarte eine den Genre-Konventionen ANGEMESSENE Detaillierung und Differenzierung der dargestellten Kulturen.

Wenn ich ein historisch akkurates China-Rollenspiel schreiben wollte, dann müßte ich mich mit den dortigen Völkern, deren Beziehungen untereinander und zu den jeweiligen Regierungen der chinesischen Staatsgebilde befassen. - Wenn ich aber völlig überzogene Kung-Fu-Action im Stile von Hero oder Chinese Ghost Story vor einem Fantasy-China-Hintergrund konzipiere, dann können mir die unterschiedlichen Völker in China ziemlich Wurst sein.

Und das sind sie ja auch, wenn man sich mal anschaut, wie China im Rollenspiel so behandelt wird. Oft (aus Detailperspektive viel ZU OFT) wird China als quasi-monolithisches Staatsgebilde präsentiert, was aber nur zu bestimmten Zeiten, in bestimmten Epochen und auf ein ganz bestimmtes Gebiet beschränkt, der Fall gewesen ist. - Bei Japan ist es leichter nicht ganz so krass daneben zu langen, wie bei China. Spiele mit historischem China als Hintergrund gibt es zum einen weniger zahlreich als irgendwelche Japan-Rollenspiele, und zum anderen dem äußerst komplexen Hintergrund, den China präsentiert, bei weitem nicht gerecht werdend.

Und? Ist das ein Grund zum Klagen?

Wenn ich eine differenzierte Betrachtung Chinas in der Historie haben will, dann kann ich immer noch Sinologie studieren.

Wenn ich hingegen in seltsamen Klamotten 50-Meter-Luftsprünge von Zweiglein zu Zweiglein vollführen will, dann brauche ich nicht erst 51 verschiedene Sprechweisen desselben Schriftzeichens unterscheiden um Spaß zu haben.

Und so etwas würde ich auch NIEMALS von einem Rollenspielautoren erwarten!

Was ich damit sagen will, wer zu sehr Kulturen in Klischees glattbügelt verliert die Ecken und Kanten die interessante Beschreibung ausmachen.
Klischees sind das MARK jeden Rollenspiels.

Rollenspiel LEBT von Klischees.

Wenn sich meinem Charakter ein pechschwarzer Muskelberg mit böse funkelnden weißen Augen in seinem haßverzerrten und von Narben entstellten Gesicht mit einem vom Blut meiner Kameraden (und wohl auch einiger Träger) bereits triefendem Speer, die abgeschnittenen Ohren der Good Ol' Boys aus der Vorgänger-Expedition an einer groben Schnur um seinen Hals hängend, mit der Absicht nähert mir die Eingeweide mit diesem kruden, barbarischen Instrument der Steinzeit aus dem Leib zu reißen und sich an meinen Qualen zu erfreuen, dann hebe ich mit fester Entschlossenheit meinen Remington .45 Government und lasse ihn die technische Überlegenheit des Weißen Mannes am Nehmerende meines Schießeisens spüren. - Genug "interessante Beschreibung"? - Eben. Und das geht auch ohne daß ich auch nur den Hauch einer Ahnung haben muß, woher der schwarze Krieger überhaupt gekommen ist, welchem Stamm er angehört, was die unterschiedlichen Schmucknarben in seinem Gesicht und die Fellbüschel an seinem Speer zu bedeuten haben, ob dieser Stamm überhaupt abgeschnittene Ohren der getöteten Feinde als Trophäen nimmt, usw.

Klischees sind super! Spaß pur!

Differenzierung und ethnologische Korrektheit sind für Weichlinge.
 
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Ganz recht, Herr Pfälzer.
Wie ist das gemeint? - Wer ist dieser "Herr Pfälzer"? - Sollte oder MUSS man den kennen?

Und was hat das mit meinem "JA" zu Rollenspielen auf Basis nur sehr grob differenzierter irdischer "Vorlagen-Kulturen" zu tun?

Erkläre mir das doch bitte.
 
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Klischees sind super! Spaß pur!
Korollar I:
Klischees in einem einzelnen Aspekt zu brechen ist super! Spaß pur!

Korollar II:
Klischees um 180° zu drehen ist super! Spaß pur!

Korollar III:
Wer versucht jedes Klischee sowohl im Ausleben als auch im Bruch zu umgehen der endet nie bei etwas gutem.


Ansonsten: Bei meinem Ngbaule-Aufschrieb für Epos habe ich versucht im großen und ganzen im Stil westafrikanischer Völker zu bleiben und reale historische Begebenheiten wie Versklavung der Völker untereinander einzubauen.
Trotzdem sind da auch noch ganz unauthentisch Glasperlen als Währung, Berberkarawanen (samt Schleiertänzerinnen), Pygmäen und karibischer Petro-Ritus dringelandet - und warum? Weil es cool ist, weil es zusätzliche Möglichkeiten bietet und weil jeder sofort ein Bild vor Augen hat wenn er das hört, ohne erst eine 30seitige anthropologische Abhandlung zu lesen.
 
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Wie ist das gemeint? - Wer ist dieser "Herr Pfälzer"? - Sollte oder MUSS man den kennen?

Und was hat das mit meinem "JA" zu Rollenspielen auf Basis nur sehr grob differenzierter irdischer "Vorlagen-Kulturen" zu tun?

Erkläre mir das doch bitte.


Nun, wenn man ja nur nach klischees gehen muß, und nichts genau nehmen muß kann ich dich ja gefahrlos als Pfälzer bezeichnen, oder als lederhosentragenden Bayer, oder? :D:ROFLMAO:
 
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Nun, wenn man ja nur nach klischees gehen muß, und nichts genau nehmen muß kann ich dich ja gefahrlos als Pfälzer bezeichnen, oder als lederhosentragenden Bayer, oder? :D:ROFLMAO:
Deutsche tragen alle Lederhose, Pickelhaube und einen gezwirbelten Schnurrbart, das weiß doch jeder belesene Amerikaner.
 
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Nun, wenn man ja nur nach klischees gehen muß, und nichts genau nehmen muß kann ich dich ja gefahrlos als Pfälzer bezeichnen, oder als lederhosentragenden Bayer, oder? :D:ROFLMAO:
Das kommt darauf an, welches Genre bzw. welche Genre-Konventionen Du in Deinem Rollenspiel abbilden wolltest.

Wenn Du hingegen außerhalb eines Rollenspiels MICH als Person, als Ulmer, als Pfälzer bezeichnest, dann machst Du schlichtweg einen groben Fehler.

Ich bin weder Weintrinker, noch sage ich zu Berlinern "Kräppel", noch esse ich Saumagen.

Aber in einem Rollenspiel, welches ein AFRIKANER geschrieben haben mag, der es halt nicht besser weiß und auch nicht besser wissen MUSS, da wäre es durchaus akzeptabel, wenn er alle gutaussehenden, dynamischen, hochintelligenten Weißen aus Ulm als "Pfälzer" bezeichnet.

Deutsche tragen alle Lederhose, Pickelhaube und einen gezwirbelten Schnurrbart, das weiß doch jeder belesene Amerikaner.
Eben. Und alle Neger sind breitnasig, dicklippig und arbeitsscheu. Und alle Russen sind Alkoholiker. Und alle Italiener sind in der Mafia. Und ...
Das war das, worauf ich hinauswollte, und woüber sich so viele deutsche aufregen...
Ich glaube nicht, daß sich wirklich so VIELE Deutsche über DIESES Klischee des "preußischen Bayern" aufregen. Da gibt es andere Klischees über die Deutschen. Z.B. die englische Sicht auf Deutsche. Diesen Engländern ist offensichtlich nicht bewußt, daß der 2. Weltkrieg nicht nur VORBEI ist, sondern daß sie ihn auch noch GEWONNEN haben.
 
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