Ab dem Zeitalter der industrialisierten Kriegsführung, besonders deutlich erkennbar am WK I, tragen Uniformen durch Vereinheitlichung und Gleichmacherei dazu bei, den Individualismus ihrer Träger zu unterdrücken. Im Zusammenspiel mit militärischem Drill hilft das zweckgerichtet dabei, das Kanonenfutter zur Schlachtbank zu treiben.
Wobei der klassische "Kadavergehorsam" a la
Im Westen nichts Neues in Deutschland seit den 1920ern NICHT mehr Teil der regulären Streitkräfte-Ausbildung war. Auftragstaktik statt Befehlstaktik verlangt einen denkenden Soldaten, einen Teamspieler, keinen Automaten. Auch diverse andere Armeen verwenden dieses Konzept entweder überall oder zumindest in einigen Teilen.
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Uniforme Ausrüstung und Bewaffnung hat eine ganze Reihe von Vorteilen:
Austauschbarkeit des Individuums
Selbst in den (spät)mittelalterlichen Truppen war das praktisch. Ein Langbogenschütze ist wie der andere, ein Landsknecht kann durch einen anderen schnell ersetzt werden(1). Austauschbarkeit macht es für Offiziere und Waibel einfacher die Führung zu erlernen da sich jeder Haufen, jede Kohorte gleich verhält. Der Unterschied ist bestenfalls die Moral, nicht aber die Fähigkeiten/Ausrüstung. In einer Zeit als militärisches Wissen mündlich oder durch Buchstudium weitergegeben wurde statt in Schulen und Kursen gelernt zu werden war dies noch wichtiger als heute
Austauschbarkeit der Ausrüstung
Franz ist tot und Fritz hat seine Muskete zerbrochen als der Karl den Schädel damit eingeschlagen hat. Macht nichts, er nimmt jetzt die Muskete von Franz. Ist ja baugleich mit seiner alten also kein Problem in der Bedienung und Pflege. Und das macht eine Menge aus. Soldaten waren z.T. nicht aus den oberen Bildungs- und Intelligenzschichten, da war man froh wenn sie EINE Waffe beherschten
Einheitlichkeit der Wirkung
Einheitliche Waffen bedeuten das alle auf die selbe Distanz mit der selben Wirkung zuschlagen. Nicht "Klaus hat den Langbogen, Otto den Kurzbogen und Franz schmeisst Steine". Verschiedene Waffen werden entweder in eigene Gruppen gefasst (Römische Legion etwa mit den Fernwaffen und Reitern als eigene Gruppe/Auxilia, British Army im Peninsula War mit den Rifleman als eigene Kompanien oder sogar Batallione) oder passend kombiniert (Bows and Bills, Piken und Musketen vor dem Bayonet). Aber selbst "kombinierte" Truppen sind idR. sortenrein, eine Gruppe aus Bogenschützen und Lanzenträgern(als Nahschutz) hat keine Kavallerie eingegliedert
Einheitlichkeit der Versorgung
Nicht nur bei der Munition auch bei Nahrungsmitteln oder Kleidung ist Einheitlichkeit von Vorteil. Und wenn die Sachen Einfach genug sind dann kann die Truppe sie ggf. sogar selbst herstellen. Römische Legionen sind hier der Klassiker aber auch die Trosse der Landsknechte hatten z.T. entsprechende (zivile) Spezialisten dabei. Und zu wissen "haben alle Eßgeschirr, Feldflasche, Klappspaten dabei" erlaubt es dann z.B. der Küche auf Dinge wie Geschirr zu verzichten. Und je technisierter die Armeen werden desto wichtiger wird die Einheitlichkeit an Ersatzteilen und Munition. Wer mal einen M48A2GA2 warten durfte hat eine gewisse Idee davon (Mischung aus metrisch und US, viele Teile nicht identisch mit dem Rest der BW-Fahrzeuge) Oder nen Reforger mitmachen...
Einheitlichkeit der Geschwindigkeit
Truppen mit einheitlicher Ausrüstung marschieren gleich schnell. Zwei Berittene und vier Fußgänger sind, je nach Distanz, schnell getrennt oder Nutzen bestimmte Fähigkeiten nicht aus. Der US Bürgerkrieg zeigt sehr schön Probleme (Wenn McClellans Probleme mit seinen Belagerungseinheiten) und Möglichkeiten (Die reinen Kavalerie-Operationen beider Seiten) von gemischten und einheitlichen Truppen. Auch hier ist das Problem selbst im modernen noch sichtbar (Motorisierte Infanterie und Panzer etwa)
Erkennbarkeit
Spielt bis in die Neuzeit eine Rolle. Neben Uniformfarben (Die so relevant waren das wir Rote/Blaue Truppen den Farben der Britischen und Französischen Armee zu Napoleons Zeiten verdanken) waren das auch Fahnen/Banner/Feldzeichen. Die böse Nummer aus "Zwei gloreiche Halunken" ist ein Extrem(2) aber die Frage "Unsere oder deren" stellte sich auch Napoleon bei LaBelle Alliance (es waren dann ja die Preussen). Und die GIs hatten wohl einige Probleme den deutschen M42 und den US M1-Helm auseinander zu halten - z.T. mit finalen Folgen
Moral
Ob Uniform eine bessere Moral bedeutet ist IMHO mehr Teil der Ausbildung/Führungsperson als eine Funktion der Kleidung. Erst kommt der Stolz auf "das Team" dann bekommt das "Trikot" eine Bedeutung. Eben weil das Tragen sagt "gehört dazu". Es gibt einige interessante Studien zur Bedeutung von Kleingruppen (bis etwa Zugstärke/45Mann, meist Gruppenstärke/11Mann) für diesen Punkt. Wenn die Gruppe zusammengeschmiedet wurde ist die Uniform nur das "Mitgliedsabzeichen". Wenn die Gruppe nicht zusammen kommt könnte die Uniform auch von Colanie, Boss oder Jantke sein und es kommt nichts dabei rum
(1) Landsknechte gibt es in zwei Versionen. Die originalen waren Elitesöldner denen man befehlen konnte "Stadt NICHT plündern" und die sich dran gehalten haben, selbst als andere Truppen den Befehl ignorierten. Die anderen waren die marodierenden Totschläger aus der 2. Hälfte des 30jährigen Krieges. Die Landsknechte waren überigens Waffen- und Rüsttechnisch genormt.
(2) Der Schnitt der Süd- und Nordstaatenuniformen war ja anfänglich sehr ähnlich