Brainstorming Welche Motivation hat ein "Held", sein Leben aufs Spiel zu setzen?

Shadom schrieb:
a) ein Rollenspielcharakter in einem Abenteuerfokussierten Spiel mit wenigstens etwas Epik

Aber auch nur dann, wenn das Spiel es so vorsieht - beispielsweise DSA. Bei D&D sieht das ganze bereits mit nem chaotisch-neutralen Halbing Rogue anders aus. Von irgendwas bösem gar nicht erst zu sprechen. Und auch der böse Charakter kann (theoretisch) gutes Vollbringen, quasi als Kollateralschaden, obschon er eigentlich in egomanischer Tour unterwegs war. Heldenhaft wirds dadurch aber nicht unbedingt.

b) Eine Person, die Taten vollbringt, die das gegenüber als herrausragend positiv betrachtet. Desto martialischer diese Taten sind, desto passender der Begriff. Da das Gegenüber immer jemand anderes ist, ist es auch durchaus möglich für manche ein Held zu sein und für andere nicht.

Der Part hier spricht mich mehr an, auch wenn ich den Begriff "martialisch" im Zusammenhang mit je mehr davon, desto besser nicht ganz nachvollziehen kann. Wiktionary definiert es als "mit unverhohlener Härte gegen etwas vorgehen" ... das mag auf sehr traditionsbewusste Paladine/ Dämonenjäger/ was weiß ich zutreffen, aber heldenhaft und Härte sind nicht die Dinge, die ich zwingend im Redefluss zusammenbringe. Härte bzw. Martialität sind eher Attribute, die ich zuspreche, wenn der Charakter dahinter schon viel durch hat und im Grunde mit sich selbst nicht im Reinen ist ... typisch verbitterte Leute halt, wie eben John McLane, Batman, Punisher ... so halt. Bei der "der eine sieht ihn als Held, der andere nicht" Argumentation bin ich aber ganz bei dir.

Addendum: Der Unterschied zum Abenteurer macht sich dadurch fest, dass ein Abenteurer herumzieht und in Abenteuer heringerät während ein Held diese sucht.

Ist es nicht eher umgekehrt? Der Abenteurer zieht los, weil er eben Abenteuer erleben will und dabei passiert ihm (und ausgerechnet ihm) allerhand blöder Scheiß. Der Held hingegen sucht erstmal nicht ... der macht das was er kann - ob es nun als Grünkittel im OP-Raum ist, als Feuerwehrmann, als Polizist oder was auch immer. Der macht seine Aufgabe und unter Umständen tut er etwas besonderes, dass viele Leben rettet ... und aus böswilliger Sicht etwas, dass viele Leben in Gefahr bringt. Dann gibts auch Zivilhelden, die einfach eingreifen, wenns nötig ist. Obs nun Ersthelfer am Unfallort ist oder das klassische Beispiel von Zivilcourage. Keiner von denen zieht los, weil er Pfadfindermäßig ne gute Tat vollbringen will. Die machen ihren Job, möglicherweise aus Passion oder sie sind zur rechten Zeit am rechten Ort mit der vermeintlich richtigen Einstellung.
Auch in Fantasy Settings (ernstzunehmende zumindest) ziehen die Leute nicht los und von Dorf zu Dorf, um einfach aus Spaß an der Freud' heldenhaftes zu tun. Schon allein das würde sie ja disqualifizieren, weil die intrinsische Motivation ja allein jene ist gefallen zu wollen (deswegen war ja auch der Herkules Film von Disney so plöd irgendwie). Ernstzunehmende Charaktere ziehen los, weil sie irgendwie in einem Plot verwickelt sind. Und sie erledigen die Jobs, die sie für angemessen halten. Dabei kann es die Damsel in Distress sein oder der Drache, der das Dorf belagert, oder aber das große Übel ... dessen Beginn irgendwo im Heimatdorf des Charakters seinen Lauf nahm.

Die Motivation eines Helden ergibt sich also aus intrinsischem Antrieb würde ich sagen. Die Motivation etwas verändern zu wollen und dafür Dinge in Kauf zu nehmen. Egal ob es nun Arschlöcher sind, die einem den Tag versauen, indem sie einen Firesale anzetteln und die Tochter entführen oder Ärzte, die leidenden Menschen Linderung verschaffen wollen oder eben Krieger, die sich mit anderen zusammentun, um den bösen Lich zu erschlagen, weil dieser die ganze Welt unterjochen will. Er sucht nicht das Abenteuer, er hat eine Passion, die ihn vorantreibt.
 
Alle Gründe lassen sich schlussendlich auf Selbstzweck oder Überleben herunterbringen.

Wir hatten die Motivationsdiskussion vor ein paar Tagen bei uns, aber nicht nur über Lebensgefahren. Ein Mitspieler meiner zur Motivation seines SCs
Sp: "Weil er Abenteuer erleben will"
SL: "und warum?"
Sp: "Darum"

man kann immer fragen "warum", es muss kein logisches Ziel haben. Aber was man schon tun SOLLTE, ist sich meiner Meinung nach überlegen, wie es zur Motivation kam.
"er hat ein Leben im goldenen Käfig geführt und irgendwann einfach die Schnauze voll gehabt"
Zum Beispiel. *Zack* Motivation fertig und begründet imho.
 
Im Grunde auch Selbstzweck ... wenn man etwas der Liebe wegen tut, tut man es immer noch für sich selbst, auch wenn der Kollateralschaden in Form des Wohlwollens natürlich oftmals nicht zu verachten ist. Jemand tut Dinge aus Liebe, weil er sich intrinsisch motiviert fühlt und daraus seinen persönlichen Lebenszweck zieht. Das kann dann natürlich unterschiedliche Ausprägungen haben. Liebe zum Vaterland und daraus motiviertes Handeln zum Beispiel ist nichts anderes als die Erkenntnis, dass man in einer Welt, die das Heil des Vaterlandes angreift nicht leben möchte und dementsprechend auf die Art handelt, die man in diesem Kontext für sinnvoll erachtet. Liebe zu einer Person ist genau dasselbe. Ich tue etwas für diese Person, um ihr zu zeigen wie toll ich bin und ziehe die Bestätigung und das Richtigsein meiner Aktion aus der Reaktion des Geliebten, die, so hofft man, positiv ausfällt. Lass diese positive Reaktion jedoch trotz bester Absichten mal ein paar Mal ausbleiben. Dann gehts nämlich immer weniger um die Liebe, sondern vor allem darum was man dafür nicht bereit war zu tun und wie es einem gedankt wird.

Face it: True altruism does not exist!
 
Hm, ich glaube da würden dir viele Animes widersprechen wo sich Mensch für die Liebe ihres Lebens opfern auch wenn sie wissen, dass diese Liebe nie erwidert wird. Das ist doch das ultimative Opfer und der Inbegriff des Heldentums... neben dem Bösen ein Schnippchen zu schlagen, dass normale Menschen morgens aufstehen können und die Welt genauso öde ist wie immer. Oder nicht?

Wahre Liebe beginnt da, wo keine Gegenliebe erwartet wird. - Antoine de Saint-Exupery ;)

Let's face it, I'm a hopeless romantic.
 
sleepthief schrieb:
Hm, ich glaube da würden dir viele Animes widersprechen wo sich Mensch für die Liebe ihres Lebens opfern auch wenn sie wissen, dass diese Liebe nie erwidert wird. Das ist doch das ultimative Opfer und der Inbegriff des Heldentums

...ich bin Realist und auch als bekennender Batman Liebhaber möchte ich mal sagen, dass der Kerl MÄCHTIG einen an der Kappe hat ;) Was du beschreibst ist Märtyrertum par excellence ... und im Grunde Fanatismus ebenfalls angetrieben aus dem Denken heraus, die Welt benötige so jemanden, auch wenn sie es noch nicht wisse. Und jetzt die Preisfrage: Wer genau nimmt sich da jetzt wichtig?

Und jetzt überleg dir mal so ein selbsternannter Held hat sich ausgerechnet dich als Ziel seiner Liebe ausgesucht (die du nicht erwiderst) und er beseitigt alle Gefahren um dich herum und erwartet - großzügig wie er ist - nicht einmal Dank, weil es ihm Lohn genug ist, die Gefahr für dich ... für dich sleepthief gebannt zu haben.

... mich würd das ja ängstigen und ich sehe da auch keinen Sinn für Romantik.

Wahre Liebe beginnt da, wo keine Gegenliebe erwartet wird.

Ich bin mir sicher, dass es zu Zeiten der Existenz Monsieur de Saint-Exupery den Begriff "Stalker" noch nicht gab. ;)
 
...viele Animes widersprechen..
muahahaha, *wischtdietränenweg* Danke! Danke! Mein Abend ist trotz scheiß Rollenspielrunde gerettet. :ROFLMAO:

Tatsache ist: Du tust etwas, um zu überleben (schlafen, essen, morgens um 6 zur Arbeit..) oder aus Selbstzweck (z.B: Abenteuer erleben oder Vanille statt Schokopudding essen).

Schlussendlich ist letzterer Grund auf langer Strecke aber der geringere Anteil. Es kann ja auch sein, dass jemand so getrieben ist, dass er Abenteuer erleben MUSS oder die Liebe suchen MUSS oder jemanden stalken MUSS um glücklich leben zu können. Dann sind wir aber wieder beim Überleben.
Es gibt natürlich 1000 Zwischenstufen. z.B. niemals das Abenteuer zu finden, obwohl man es braucht, aber trotzdem nicht daran zu krepieren sondern eben nur schlechter zu leben.
 
Liebe zu einer Person ist genau dasselbe. Ich tue etwas für diese Person, um ihr zu zeigen wie toll ich bin und ziehe die Bestätigung und das Richtigsein meiner Aktion aus der Reaktion des Geliebten, die, so hofft man, positiv ausfällt.

Bei der Liebe zu einem Kind ist das etwas anderes, will ich anhand meiner eigenen Erfahrungen behaupten. Wenn man das Kind wirklich und wahrhaftig liebt, dann setzt man das eigene Leben auf's Spiel, ohne einen Gedanken an eine Belohnung zu verschwenden. Ich kenne nichts, was altruitischer motiviert wäre, als der Schutz eines Kindes, das wir aufrichtig lieben.
 
Boyscout schrieb:
Tatsache ist: Du tust etwas, um zu überleben (schlafen, essen, morgens um 6 zur Arbeit..) oder aus Selbstzweck (z.B: Abenteuer erleben oder Vanille statt Schokopudding essen).

Also bitte.. das ist mal echt nicht differenziert. Vor allem.
Überleben-> Selbstzweck
Selbstzweck-> Alles was ich gut finde

Im Endeffekt sagst du also du tust etwas, weil du es tun willst.
Nicht gerade sehr erkenntnisreich.
Wenn man Barbutos Modell, das ich schon weit vorn auf der ersten Seite erklärt habe, folgt: Kann "aus Liebe Sterben" verdammt viel gute Gründe haben.
Vielleicht kannst du nicht mehr in den Spiegel schauen wenn du dich für deine Liebe nicht opferst? (Internes Selbstverständnis)
Vielleicht erwartet dein romantisch geprägtes Umfeld so ein Opfer und der gesellschaftliche Zwang ist so groß, dass du gar keine andere Idee hast als diesem zu folgen. (Externes Selbstverständnis)
Vielleicht haben auch andere aus deinem Umfeld wirklich selber so aufopferungsvoll den Tod gefunden und du versucht diesem Beispiel zu folgen? (Internalisierung von Zielen)
usw.

Das alles ist schon vorgekommen und ergibt alles furchbar viel Sinn!
 
@HJ: Überleben der eigenen Spezies, der eigenen Gene.

Shadom schrieb:
Im Endeffekt sagst du also du tust etwas, weil du es tun willst
Ach nee. Das ist im Grunde die Bedeutung des Wortes "Selbstzweck".

Natürlich gibt es (wie ich ja indirekt anmerkte) auch andere Zwänge und Zwischenstufen (was ich sogar direkt schrieb). Aber das ist doch im Grunde Anpassung: Friss oder Stirb (das "stirb" im übertragenen Sinne, wir erinnern uns an die Zwischenstufen).
 
muahahaha, *wischtdietränenweg* Danke! Danke! Mein Abend ist trotz scheiß Rollenspielrunde gerettet. :ROFLMAO:

Tatsache ist: Du tust etwas, um zu überleben (schlafen, essen, morgens um 6 zur Arbeit..) oder aus Selbstzweck (z.B: Abenteuer erleben oder Vanille statt Schokopudding essen).

Es ist sinnlos mit einem völlig rationalem Wesen über etwas emotionales zu diskutieren, stelle ich mal wieder fest. Danke, Sheldon. ;)
 
Shadom schrieb:
Vielleicht kannst du nicht mehr in den Spiegel schauen wenn du dich für deine Liebe nicht opferst? (Internes Selbstverständnis)

Selbstzweck ... bzw. ich arbeite lieber mit "Egoismus": Ich tue etwas, weil ich sonst mit mir und meiner Existenz nicht mehr klar komme. Die Hürden die ich auf mich nehme sind nicht so schlimm, wie die Pein es gar nicht erst versucht zu haben. Egotrip auf reiner Basis.

Vielleicht erwartet dein romantisch geprägtes Umfeld so ein Opfer und der gesellschaftliche Zwang ist so groß, dass du gar keine andere Idee hast als diesem zu folgen. (Externes Selbstverständnis)

Egoismus: Mir ist es - aus welchen Gründen auch immer - wichtig diesem Bild zu folgen. Ich habe keine Ehre, ich bin nichts, wenn ich den Erwartungen nicht gerecht werde, deswegen handle ich ... und wenn die Hirnwäsche gut genug funktioniert hat, dann hinterfrage ich es nicht einmal. Aber im Mittelpunkt des Handelns steht immer noch die Projektion dessen, was andere von mir halten und nicht etwa die Tat als solche. Sie verkommt zum Mittel zum Zweck.

Vielleicht haben auch andere aus deinem Umfeld wirklich selber so aufopferungsvoll den Tod gefunden und du versucht diesem Beispiel zu folgen? (Internalisierung von Zielen)

Egoismus:
aus negativer Sicht: Ich will auch so enden wie die, koste es was es wolle, weil die Posthum Respekt und Anerkennung geerntet haben!
Positiv: Diese Personen haben Ehre/ Ruhm/ Respekt verdient für ihre Taten und ich empfinde es als meine größte Aufgabe ebenfalls dieser edlen Linie zu folgen, indem ich [beliebiges Ziel einfügen].

Niemand zieht los und tötet den Drachen im Alleingang, weil das nunmal nötig ist und man danach wieder abdampft als wäre nichts gewesen. So funktioniert unsere Natur nicht. Auf basalster Ebene stammen wir von Tieren ab, die für die Gemeinschaft bzw. für die Arterhaltung gefochten haben (instinktiv und auch nicht aus Altruismus). Mit steigender Intelligenz kamen eben auch ich sag mal Luxusprobleme dazu, die über Territorialstreits und Futtervorräte hinaus gingen. Ansehen fiele mir da ein. Egal was man tut, egal wie man es tut, letztlich lässt es sich immer auf die eigene Existenz herunterbrechen, auf die eigene Biographie und Sozialisation (was ist mir aus welchem Grund wichtig) und egal wie tief man auch guckt: Ist man von den Instinkten weg, dann bleibt eigentlich nur der Egoismus. Und das ist nichts schlimmes ... mir sind Leute lieber, die aus purem Egoismus anderen helfen, als welche, die es aus purem Egoismus eben nicht tun. Ich finde nur, dass sich viel zu oft vor dieser Aussage versteckt wird. Geringste motivationale Anstöße wie "Bitte" oder "Danke" werden stets erwartet ... oder ein Lächeln im Gesicht ... oder Geld, was auch immer. Ohne irgendeine Form von Antrieb wird niemand einfach so tätig. Bzw. auf Dauer bleibt der Elan aus, Depressive Verstimmungen schleichen sich ein, Hinterfragen der eigenen Person und und und.

Wie gesagt: Es ist nicht schlimm. Aber es erklärt doch, aus einer anderen Perspektive, warum Helden letztlich auch nur Egoisten sind.

[edit]

Jeder von uns hat doch einen oder mehrere beste Freunde/ Freundinnen für die er oder sie alles tun würde, oder? Erstmal bleibt abzuwarten wann "alles" das erste Mal in Frage gestellt wird. Auch wenn viele es meinen, das eigene Leben geben wirklich wenige her ... und auch Kapitallügen wie Vertuschung von Mord sind kein Tagesgeschäft unter Freunden.
Egal: Jeder dieser besten Freunde hat doch mal ne Phase gehabt in der es ihr oder ihm schlecht ging. Und wir haben zugehört, uns eingesetzt und gehofft, die Situation für die Person angenehmer machen zu können. Aber machen wir das wirklich über Jahre, ohne jemals ein Danke zu hören, ohne jemals zu der person hinzugehen und zu sagen: "Du, jetzt bin ich auch mal dran!" Wir tun es, weil Gesellschaft und gerade Freundschaft so funktioniert ... Geben und Nehmen .... wer immer nur nimmt lebt eine extreme Form des Egoismus, wer immer nur gibt eine andere ... gesund ist IMO keine von beiden.
 
Auf Basis dieser Argumentation könnte man noch einmal das "wahre Liebe zu einem Kind" Beispiel durchexerzieren. Entweder man lässt es ganz (dann liebt man das Kind wohl eher nicht). Oder man tut es, weil es von einem erwartet wird ... nicht einzuschreiten würde den sozialen Tod bedeuten und gleichzeitig auch, dass ich jemanden verliere, den ich liebe. Mit beidem kann ich nicht leben auch nur schwer mit einem von beiden, also riskiere ich meine Gesundheit, den sie ist weniger Wert, als der Verlust oder der soziale Tod. Oder man agiert einfach instinktiv ... dann wären wir bei Nestschutz und Arterhaltung ausgelöst durch die Liebe zum Kind ... kein großer Egoismus, aber irgendwie auch fernab vom Altruismus, weil festgespeicherte Programme ablaufen.
 
Gnaaah.
Ich bezweifle doch den Egoismus und Selbstweck nicht!!

Ich sage nur, dass das erkenntnisfern ist. Das ALLES was wir tun Selbstzweck/Egoismus ist, hat diese Erklärung keinerlei wert.
Das ist genauso viel sagend wie:
Ich atme weil ich Luft einsauge und ausstoße.

Natürlich erklärt man damit die Oberfläche, aber schlussendlich erklärt es eben nichts wichtiges. Deswegen muss man den Selbstweck/Egoismus weiter aufsplitten in Teilbereiche, die durchaus eine sinnhafte Erklärung sind. DAS man Barbuto und das habe ich versucht hier auch zu tun.

EDIT: Die Erklärung mit Kind retten weil Genpool erhalten würde übrigens über instrumentelle Motivation fallen.
 
Alle Gründe lassen sich schlussendlich auf Selbstzweck oder Überleben herunterbringen.

Das halte ich persönlich für einen Fehlschluss, vor allem aus philosophischer Sicht. Ich bin da eher bei Locke, du wohl bei Hobbes. Gerade das von Halloween Jack angeführte Beispiel des Opferns für ein Kind ist eine altruistische Tat, die nie und nimmer dem eigenen Überleben zugeordnet werden kann. Dem Selbstzweck auch nur, wenn man von einer Motivation in der Sippschaftserhaltung oder der Gewissensbefriedigung ausgeht und das ist, je nach Auslegung auch wieder keine gesicherte Festlegung. Normative Aussagen wie diese in einem solchen Fall zu formulieren ist wohl ziemlich problematisch.

Vor allem wenn es um Heldenfiguren geht. Inwieweit Heroen durch die Zeiten altruistisch, affektgetrieben, ferngesteuert oder aus Selbstbestimmung gehandelt haben ist ja schon in den einzelnen, geisteswissenschaftlichen Disziplinen Grund für verbitterten Disput. Allein wenn man sich die Thesen zum Heroenzorn und seine Unterschiede im klassischen, griechischen Epos zum mittelalterlichen Heldenroman / Heldendichtung und dessen unterschiedliche Motivationen anguckt, kann einem schwindelig werden.

Konkret auf das Rollenspiel bezogen finde ich die meisten der genannten Punkte schon sehr plausibel. Es reicht ja vor allem aus, wenn die Motivation des Rollenspielhelden zumindest in irgendeiner Weise an solchen grundlegenden Problemen kratzt und nicht allein aus "will platthaun" besteht. Wobei auch Letzteres legitim ist, wenn man darauf Lust hat.
 
Shadom schrieb:
Ich sage nur, dass das erkenntnisfern ist. Das ALLES was wir tun Selbstzweck/Egoismus ist, hat diese Erklärung keinerlei wert.
Das ist genauso viel sagend wie:
Ich atme weil ich Luft einsauge und ausstoße.

Hinreichend heruntergebrochen ist es sogar äußerst wertvoll ... insbesondere dann, wenn es darum geht zu erläutern wo der Denkfehler bei Konzepten wie Altruismus und Heldentum ist - bei dem wir ja auch noch genau wissen, dass es scheinbar keine einheitliche Definition gibt bzw. diese stark personenabhängig ist.
Der Schuh wird genau dann draus, wenn du mit ner ebenso oberflächlichen Wertung daher kommst "Was für ein Held, ein wahrer Altruist der Menschheit!" und darauf folgerichtig immer antworten kannst: "Nein, weil...."
zur näheren Erläuterung, und damit sich alle besser fühlen, kannst du dann Unterkategorieren bilden, diesen verschiedene Wertigkeiten zuführen und letztlich eine Diskussion über Handlungsziele und -optionen führen. Aber du löst dich gänzlich von soetwas banalem wie Altruismus und Heldentum, weil ersteres eine Utopie darstellt (was du fein begründen kannst) und letzteres stark mit Zeitgeist, genereller kultureller Sozialisation und individueller Betrachtung einher geht.

Kein Grund hier rum zu gnaaaah'en
 
Arlecchino schrieb:
Gerade das von Halloween Jack angeführte Beispiel des Opferns für ein Kind ist eine altruistische Tat, die nie und nimmer dem eigenen Überleben zugeordnet werden kann.

Dem psychischen und sozialen Überleben sehr wohl. Das Kind nicht gerettet zu haben und mit diesem Wissen jeden morgen aufzustehen treibt einen ziemlich schnell in den Alkohol- oder Betäubungsmittelabusus. Nichts getan zu haben aus Angst (die möglicherweise höher wog, als die Liebe), kann unter Umständen soziale Konsequenzen, neben den eigenen Vorwürfen mit sich bringen - was ebenfalls in Drogen- oder Alkoholsucht oder anderen problematischen Handlungen enden kann. Vieles wird immer erst im Nachhinein klar ... aber da ist der Schaden oftmals schon passiert. Davon ab, dass es auch nicht um das eigene Überleben ging, sondern darum, ob eine Tat überhaupt altruistisch sein kann. Und ich bin der Meinung, dass Jahrtausende der Indoktrination, des Kollektivlebens, der Moral, des Lernens und der Bildung eine Ablösung von allem weltlichen hinein in ein völlig asketisches Selbst, das sich um derlei physische und emotionale Belange nicht schert, das einfach handelt, weil es gutes tun möchte einfach nicht wirklich hervorbringen kann.
 
Ich verstehe das alles nicht so ganz.

Einfach handeln weil ich gutes tun muss ist für mich dasselbe wir internes Selbstbild.
Ich sehe mich selber in diesem Beispiel einfach als so einen Typ der gutes Tut.
Wenn ich diesem Bild nicht entspreche bin ich selber mit mir unzufrieden.
Je nachdem wir stark diese Unzufriedenheit ist (oder vielmehr wie stark ich sie antizipiere) bin ich bereit Nachteile in Kauf zu nehmen um meinem Selbstbild zu entsprechen.
Das kann bis zum "Heldentod" führen.

Das ist nach meiner Defintion sowohl KLARER Selbstzweck als auch KLARER Altruismus. Ich sehe also dieses bipolare auflösen zwischen "Ja es gibt Altruismus" und "nein es gibt nur Selbstzweck" nicht, da Altruismus (trotz oberflächlich anderer Defintion) am Ende des Tages dann doch nur wieder Selbstzweck ist.
 
@ArchangelGabriel
Nicht, wenn das Überleben nicht gesichert ist oder sogar sehr unsicher ist. Möglicherweise spielen da unterbewusste, soziale und genetische Verwicklungen mit rein - aber es ist nicht umsonst schon immer Gegenstand der anthropologischen Philosophie gewesen, diese Fragen zu klären.. und man ist auch nicht umsonst immer noch nicht zu wirklich eindeutigen oder andere Theorien ausschließenden Erkenntnissen gekommen. Ist altruistisches Handeln möglich? Du sagst nein, ich sage vielleicht. Recht kann auf logischer Basis nur einer von uns haben, allerdings ist auch die Logik nicht der allerletzte Schluss und der Beweis bleibt ohnehin aus.

Auf Fragen wie
"Lässt der Mann die Frau aus Liebe gehen, damit sie ihr Glück finden kann, aus dem Antrieb heraus, dass er weiß, dass sie glücklich ist, oder wirklich altruistisch, damit sie glücklich wird?"

und

"Rettet er sein Kind, weil er will, dass es überlebt damit er in dem Wissen sterben kann, dass es überlebt hat oder weil er wirklich altruistisch sein Leben gibt um ein anderes zu ermöglichen?"

heruntegebrochen gebe ich dir allerdings recht, dass die Frage nach dem Grad des Egoismus nur insoweit von Belang ist, wie man in der Philosophie oder der logischen Debatte bleibt. Auf den Held und die wirkliche Situation bezogen zählt mehr die motivierte Tat, denn die "wirkliche Motivation".

@Shadom
Das entspricht zwar einer conclusio deiner logischen Konsequenzkette, muss aber noch lange nicht absolut richtig sein. Sowohl kann der Begriff Altruismus außerhalb deines Verständnisses andere Bereiche umgreifen, als auch deine Vorstellung von Motivationssteuerung und Antrieb zu Taten nicht vollständig richtig sein muss. Dass das für dich so ist, ist aber in Ordnung. In meinem Empfinden ist diese Weltsicht zu totalitär, deswegen teile ich sie nicht gerne. Aber ihre Argumentation kann ich nachvollziehen und deinem Schluss daraus dann auch zustimmen.
 
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