Brainstorming Welche Motivation hat ein "Held", sein Leben aufs Spiel zu setzen?

Skar

Dr. Spiele
#StandWithUkraine
Registriert
16. Januar 2003
Beiträge
69.713
Ihr kennt das ja Samstag Abends im Freundeskreis. Wer neu dabei ist muss kämpfen. Und da wird nicht drüber geredet.

Kenn ihr nicht? Dann seid ihr auch nur Spieler und nicht Held.

Während ich als Spieler Interesse daran habe, abgefahrene Charaktere zu spielen, denen so manches Risko am Arsch vorbei geht. Nennen wir einfach mal beispielhaft das spontane Ableben im Konfliktfall,
hat mein "Held" dieses Verlangen eher nicht. Aber er muss ja. Er macht, was ich für ihn vorsehe und ich nenn das dann sogar noch plausibel.

Aber welche Motivation bräuchte man wirklich, um aufs Ganze zu gehen und regelmäßig seine Existenz aufs Spiel zu setzen?
Kann man seinen Charakter da eigentlich wirklich durch die Plausibilitätsprüfung kriegen?
 
Aber welche Motivation bräuchte man wirklich, um aufs Ganze zu gehen und regelmäßig seine Existenz aufs Spiel zu setzen?
Kann man seinen Charakter da eigentlich wirklich durch die Plausibilitätsprüfung kriegen?
Frag einen Polizisten. Frage einen Kampfmittelräumer. Frag einen Feuerwehrmann. Frag einen Seenotretter. Frag einen Ölplattformtaucher. Frag einen Söldner. Frag einen Entwicklungshelfer oder Arzt in Krisengebieten. Frag einen Reporter in Kriegsgebieten. ...

Das sind alles Leute, die wirklich regelmäßig als ihren "normalen Job" ihre LEBEN aufs Spiel setzen.

Wenn man sich allein die Zahl der JEDES JAHR getöteten Kriegs-Journalisten anschaut, dann ist das wohl keine wirklich gesunde Beschäftigung. - Trotzdem machen das Leute.


Warum sollte man also als Rollenspieler solch ein Jammerlappen sein und sich keine Motivation für einen riskanten, ja geradezu heldenhaften Lebensstil des eigenen Charakters überlegen können? - Oder liegt hier wieder eine Variante des VÖLLIG PHANTASIELOSEN und damit gleich SCHLECHTEN Rollenspielers vor?
 
Warum sollte man also als Rollenspieler solch ein Jammerlappen sein und sich keine Motivation für einen riskanten, ja geradezu heldenhaften Lebensstil des eigenen Charakters überlegen können? - Oder liegt hier wieder eine Variante des VÖLLIG PHANTASIELOSEN und damit gleich SCHLECHTEN Rollenspielers vor?
Wieso? Die Motivation scheint sich da ja auch auf wenige Varianten zu beschränken: weil er so drauf ist / weil er es will / weil er sich dafür entschieden hat.

Ich nehm deinen letzten Satz daher mal als Provokation auf. Ist das okay für dich? ;)

Und: "Danke."

Die Plausibilität ist eben die des Helden und nicht die des Spielers. Das habe ich nicht berücksichtigt. Macht das Rollenspiel wieder ein Stückchen echter.^^
 
Wieso? Die Motivation scheint sich da ja auch auf wenige Varianten zu beschränken: weil er so drauf ist / weil er es will / weil er sich dafür entschieden hat.
Weil er moralische Werte hat. - Weil er etwas Gutes tun will. - Weil er für diesen Job zwangsverpflichtet wurde. - Weil er etwas bewegen will. - Weil er loyal ist. - Weil er etwas wieder gutmachen möchte. - Weil er nichts mehr zu verlieren zu haben glaubt. - Weil das Geld stimmt. - Weil er seine Familie ernähren muß. - Weil er sonst nichts anderes kann bzw. nichts anderes gelernt hat. - Weil er einfach ein Optimist ist, der meint, daß ihm schon nichts passieren wird. - Weil er sich um das Schicksal anderer Leute, denen er helfen könnte, sorgt. - Weil er den Thrill der Gefahr einfach braucht. - Weil schon sein Vater und sein Großvater diesen Job gemacht hatten. - Weil ...


Nun, so wenige Varianten sehe ich hier nicht. Eher im Gegenteil!
 
die Motivationen die Zornhau anführt passen einfach alle :)

vieleicht noch... eine höhere Macht in auserwählt hat und ... er nicht wusste das er sich in Lebensgefahr begibt.
 
Aber welche Motivation bräuchte man wirklich, um aufs Ganze zu gehen und regelmäßig seine Existenz aufs Spiel zu setzen?
Kann man seinen Charakter da eigentlich wirklich durch die Plausibilitätsprüfung kriegen?
Es kommt neben allem anderen auch auf die Welt an, in der sich der "Held" bewegt.
Im Mitteleuropa des 21. Jahrhunderts ist das Leben im Allgemeinen sehr, sehr sicher. Sein Leben mutwillig aufs Spiel zu setzen, scheint da irrational. Jemand, der sich aus den von Zornhau genannten Gründen Risiken aussetzt, die im Vergleich zu denen eines typischen Rollenspielhelden eher gering sind, gilt als mutig.
Aber in einer mittelalterlich angehauchten Low-Fantasy-Welt, in einem postapokalyptischen Szenario oder ähnlichen Hintergründen ist das Leben für jeden gefährlich. Wenn der durchschnittliche Bauer, so er denn die horrende Kindersterblichkeit überlebt und das Erwachsenenalter erreicht hat, immer noch jederzeit von Seuchen, Hunger, Krieg oder übelgelaunten Drachen dahingerafft werden kann, wiegt das Risiko des Helden vergleichsweise geringer als in einer modernen Technologiegesellschaft, in der die Mehrzahl der Einwohner nicht andauernd in ihrer schieren Existenz bedroht ist. Das prägt die Mentalität.
Der Held ist dann jemand, der vielleicht sogar noch ein wenig gefährlicher lebt als der Durchschnittsmensch - aber dafür den Gewinn hat, dass er viele der genannten Gefahren kontrolliert und selbstbewußt angeht, statt ihnen wie die große Masse schicksalhaft ausgeliefert zu sein.
 
Die Motivation der Helden muss ja nicht immer nur von Ihnen ausgehen:
Bsp wäre ja folgendes Abenteuer Szenario:

Phase 1 :
Undercovercop infilitiert eine Verbrecherorganisation, hier bringt er sein Leben auf Spiel für "Gerechtigkeit und Nachbarschaft"
Ende: er bringt die Organisation zu Fall

Phase 2:
Der Undercovercop, nun auf Urlaub, wird Zielscheibe von einem Rache Angriff. Hier wäre gar keine Motivation nötig, sein Leben wird durch die Taten anderer aufs Spiel gesetzt.
Ende: Seine Frau stirbt, er flieht und verlässt das Land.

Phase 3:
Der Undercovercop sucht Rache für den Tot seiner Frau. Motivation liegt also auf der Hand
Ende: Held und Bösewicht sterben in einem epischen Shootout.


Natürlich funktioniert solche Motivationen nur, wenn der Held auch überleben will. Hier stellt sich dar, das die Motivation ja auch über die Zeit wechseln kann. Ich denke das sich so besser und auch plausibler die Geschichte der Charaktere zeichnet.
 
Hintergrund war unsere neue (zweite) Serenity-Runde, bei der wir sehr junge aber eher nicht ganz rechtschaffene Persönlichkeiten spielen. Aber eher provinzielle Charaktere mit kleinen Vergehen. Diebstahl, Schmuggel, Körperverletzung und solche Scherze.
Schon nach wenigen Sitzungen haben wir jetzt die Chance (haha) uns mit dem organisierten Verbrechen anzulegen. Da steht das unvermittelte Ableben auf dem Spiel.

Eigentlich lockt nur das (vermeintlich?) große Geld.

Und in dem Zusammenhang kam mir die Frage, ob das als Motivation ausreicht.
Dahinter steht aber natürlich auch: persönliche Freiheit (im übertragenen Sinne "you can't take the sky from me"), sonst wenig Chancen sich vom provinziellen Leben abzunabeln, Selbstverwirklichung (schließlich sind alle Charaktere ein wenig "mean").
Ich will das Risiko eingehen, aber will die Motivation auch begründet haben. Und ich brauche vielleicht auch noch Argumente in dieser Richtung, um andere Charaktere/Spieler zu überzeugen.
 
Warum will einer etwas "Tun"(Gut oder schlecht spielt erstmal keine Rolle) und riskiert sein Leben?

Beweggründe wurden einige genannt, die Frage bleibt, welche davon du interessanter findest. Wenn du sagst, deine Serenity Gruppe ist vermutlich nur auf das Geld aus, muss man auch fragen, was danach kommt. Du hast Geld, Geld ist ein Werkzeug, wozu setzt du das Werkzeug ein? Einige Beweggründe wurden schon gesagt, eigennützige, "gemeinnützige" und situationsbedingte.

Die eigentliche Motivation runtergebrochen, also die Triebfeder einer Tat, ist mMn das Ego. Man tut es für sich, egal welche Tat man begeht und dann ist es einem egal, wodurch es einem besser geht und wie, ob physisch oder psychisch.
 
Geld ist keine Motivation, wird aber verwendet um andere Motivationen zu bedienen.

Bsp. eine teure Operation bezahlen zu können der liebsten. Existenzängste, Druck von hinten (Es spielt keine Rolle ob du bei dem Auftrag stirbst, wenn du der mafia das Geld nicht zurückzahlst, bist du sowiso tod)
 
Dummheit und Selbstüberschätzung sind zwar keine Motivationen, aber oftmals ebenfalls ein Grund. Wer die gefahr nicht sieht, braucht auch nicht mutig zu sein.
 
Schauen wir uns das mal an:

Das 5 Quellen der Motivationmodell gibt folgende Möglichkeiten an.

Intrinsisch
  • Interne Prozessmotivation (intrinsic process): Das besondere Merkmal dieser Motivation besteht darin, dass jemand eine Aufgabe um ihrer selbst Willen bewältigt. Beispiel: Ein Musiker spielt mit Begeisterung Gitarre, ein Controller wertet intensiv Statistiken aus, ein Autor schreibt kreative Artikel für Wikipedia oder ein Verkäufer führt engagierte Gespräche mit Kunden, einfach weil es ihnen Spaß macht. Sie denken gar nicht lange darüber nach, warum sie das machen und welche Vorteile oder Belohnungen sie dafür bekommen.
  • Internes Selbstverständnis (internal self concept): Das Verhalten und die Werte dieser Personengruppe orientieren sich an internen Standards und Maßstäben. Sie haben, meistens aus nicht mehr nachvollziehbaren oder unbewussten Gründen, eine Idealvorstellung als Leitlinie ihres Handelns verinnerlicht. So geht es dem Controller wie dem Musiker, Chirurgen, Verkäufer oder Journalisten, die etwas nach ihren Vorstellungen verändern möchten. Bei dieser Quelle der Motivation ist das Leistungsmotiv besonders stark angeregt.
Extrinsisch
  • Instrumentelle Motivation (instrumental motivation): Das Verhalten dieser Menschen ist im Wesentlichen geleitet von der Aussicht auf konkrete Vorteile oder Belohnungen von außen (extrinsisch). Beispielsweise möchte der Musiker Geld verdienen, der Verkäufer sieht seine derzeitige Tätigkeit (bzw. die Umsatzsteigerung) als Zwischenschritt auf der Karriereleiter in die Geschäftsführung und der Autor hofft darauf, einen Bestseller zu schreiben oder berühmt zu werden. Diese Quelle der Motivation hat einen starken Bezug zum Machtmotiv.
  • Externes Selbstverständnis (external self concept): Die Quelle des Selbstverständnisses und die Idealvorstellung kommen in diesem Falle primär aus der Rolle und den Erwartungen des Umfeldes. Beispielsweise übernimmt der Stürmer in einer Mannschaft bestimmte Aufgaben oder Rollen, die er so gut wie möglich bewältigen möchte. Das Gleiche gilt für den Konzertpianisten als Orchestermitglied oder den idealen Manager im Rahmen einer gegebenen Unternehmenskultur. Zu dieser Quelle der Motivation gehört das Zugehörigkeitsmotiv.
  • Internalisierung von Zielen (goal internalization): Die Personen dieser Gruppe machen sich die Ziele der Organisation oder des Unternehmens zu eigen. Der Manager möchte einen Beitrag zur Verwirklichung der Mission des Unternehmens leisten, der Personalleiter möchte einen Beitrag dazu leisten, dass es im Unternehmen gerechter zugeht und der Verkäufer strengt sich an, weil er der Überzeugung ist, dass der Vertrieb die wichtigste Funktion im Unternehmen ist, ohne die das Unternehmen am Markt nicht überleben kann. Hier ist eine Kombination aus Zugehörigkeits- und Leistungsmotiven im Spiel. Die nebenstehende Grafik soll das Gesagte zusammenfassend veranschaulichen.
Wenn man über HELDEN redet, dann kommt einem meist nur das intrinsische in den Sinn.
Die Prozessmotivation wäre hier das Abenteuer selbst, das Adrenalin, den Kick usw. bekommen. Also ein Thrill Seeker.
Das Interne Selbstverständnis wäre das hier angesprochene "ich bin ein guter Mensch und ein guter Mensch tut sowas". Der Held sieht sich selber als jemanden der für andere seinen Arsch auf Spiel setzt und um diese eigene Erwartunghaltung zu erfüllen tut er das dann auch.
Extrinsische Helden werden meist nicht direkt bedacht. Oft ist so ein Char aber auch interessant.
Instrumentelle motivierte Helden ergeben aber duchaus auch Sinn. Egal ob er die gerettete Prinzessin heiraten will, ob er von allen angehimmelt werden will oder einfach nur das magische Schwert abstauben will... das sind alles gute Gründe für ein Abenteuer!
Externes Selbstverständnis erscheint im ersten Augenblick schwierig. Bis man vielleicht über den Paladin eines guten Gottes oder den Soldaten in der Eliteeinheit nachdenkt. Vielleicht haben sie direkt gar keinen Bock darauf ein Held zu sein, aber schlussendlich wird es von ihnen erwartet und sie wollen ja niemanden enttäuschen. Vielleicht fällt hier auch der alte desillusionierte Held drunter, der mittlerweile seinen Hut an den Nagel hängen will, aber von dem man eben erwartet, dass er den Drachen besiegt.
Internalisierung hängt hier immens zusammen mit dem vorherigen Punkt. Unser Paladin hat sich die Moral seines Ordens angeeignet unser Elitesoldat den Kodex seiner TRuppe. Er macht es nicht weil es die anderen von ihm erwarten oder er es selber ist sondenr weil er in seiner Rolle als Paladin aufgegangen ist und sich dementsprechend verhält.
 
John McClane: You know what you get for being a hero? Nothin'. You get shot at. You get a little pat on the back, blah, blah, blah, attaboy. You get divorced. Your wife can't remember your last name. Your kids don't want to talk to you. You get to eat a lot of meals by yourself. Trust me, kid, nobody wants to be that guy.
Matt Farrell: Then why you doing this?
John McClane: Because there's no body else to do it right now, that's why. Believe me, if there were somebody else to do it, I'd let them do it, but there's not. So we're doing it.
Matt Farrell: Ah. That's what makes you that guy.
 
Ich hätt ja jetzt gern erstmal ne Definition von Held. Und vor allem: Betrachtet sich ein Held selbst als solcher? Vielleicht ist der scheinbare Altruismus doch nur eine Form der eigenen Existenz irgendeinen Sinn zu geben bzw. dafür zu sorgen, dass man mit den eigenen Gespenstern besser klar kommt. Ist man erst dann Held, wenn man alles aufgibt? Oder sinds auch kleinere Zeicehn, wie uns damals die Anti-Rechts und pro Zivilcourage Werbespots glaubhaft machen wollten?

Held ist in meinen Augen eine stark vom Betrachter konnotierte Attribution. Für einige war Che Guevara ein Volksheld, für andere ebenfalls ein dogmatisches Dreckschwein. Mutter Theresa - ab Mitte opferte sie ihre Existenz im Dienst an der Menschheit und ihrem Herren Jesus Christus ... einige halten sie für eine ganz große Nummer. Andere bezweifeln, dass sie überhaupt irgendetwas geleistet habe.

... das jetzt mal so als zwei relativ berühmte Beispiele. Das geht natürlich mit viel für und wider ... aber genau das ist der Punkt. Helden sind nicht Helden, weil sie einfach Helden sind. Helden sind Menschen, die Dinge tun. Und einige finden das toll und unterstützen das, verbreiten das Wort und loben die Leistungen und Taten in den Himmel. Und ander sehen die Handlungen kritisch, decken auf, beleuchten näher und hinterfragen. Für letztere hat das Handeln nichts mit Heldentum zu tun. Und weil das so ist, kann es keinen objektiv zu wertenden Helden geben.

Meine Meinung .... John McLane, wie Jack hier anführt, hat da IMO schon was gutes in den Mund gelegt bekommen.
 
Ein Held ist für die Betrachtung dieser Sache entweder
a) ein Rollenspielcharakter in einem Abenteuerfokussierten Spiel mit wenigstens etwas Epik
b) Eine Person, die Taten vollbringt, die das gegenüber als herrausragend positiv betrachtet. Desto martialischer diese Taten sind, desto passender der Begriff. Da das Gegenüber immer jemand anderes ist, ist es auch durchaus möglich für manche ein Held zu sein und für andere nicht.

Addendum: Der Unterschied zum Abenteurer macht sich dadurch fest, dass ein Abenteurer herumzieht und in Abenteuer heringerät während ein Held diese sucht.
 
Zurück
Oben Unten