AW: Was ist Rollenspiel überhaupt?
Harlekin schrieb:
"Eine Rolle zu spielen" wäre wohl die grundlegende Beschreibung.
Da steckt mir schon wieder viel zu sehr die Überbetonung des Wortes (
Rollenspiel) drin. Ich fühle mich versucht, wie immer wenn ich einen solchen Satz lese, zu fragen ob die grundlegende Beschreibung eines Erzählspiels dann "eine Geschichte zu erzählen" wäre, und ob demnach Rollenspiel und Erzählspiel zwei ganz unterschiedliche Dinge sind, die gar nichts miteinander zu tun haben...
...was mich direkt dazu bringt, dass ich solchen Definitionsversuchen eigentlich immer gerne ausweiche.
Nicht nur, dass man es nie allen recht machen kann, was ja (leider?) schon so etwas wie eine Selbstverständlichkeit ist, nein, ich kann es mir ja noch nicht einmal selbst recht machen, da ich bei solchen Definitionen ständig über irgendwelche Details stolpere und mit meiner Nase im Matsch der Unzufriedenheit lande (siehe den ersten Absatz).
Ich bin daher mittlerweile dazu übergegangen, "genaue" Definitionen wenn irgend möglich zu vermeiden, und "Rollenspiel" als "einen Sammelbegriff für eine Vielzahl mehr oder weniger eng verwandter Formen" zu bezeichnen (wobei "Formen" dabei auch nur wieder Ausdruck dieser Fluchtreaktion ist, da ich so Worte wie "Spiele" oder "Geschichtenerzählen" oder was auch immer vermeiden kann).
Das ist vielleicht nicht übermäßig konstruktiv, aber da ich ohnehin bisher nie auf eine zufriedenstellende Definition gestossen bin (was mich in Anfällen akuten Wahnsinns nicht daran hindert mich doch einmal wieder damit zu beschäftigen oder es gar selbst zu versuchen - mit bekanntem Ergebnis), halte ich diesen Schwamm den ich da verwende aus meiner persönlichen Warte auch nicht für "schlimmer" als den Rest. Vor allem aber kommt er meinen Bedürfnissen noch in einem anderen Punkt ausser dem Versuch der Vermeidung leidiger Konflikte entgegen - er hat einen umfassenden Ansatz (der dann leider völlig nichtssagend ist - aber es ist eben auch das Produkt einer Fluchtreaktion, was soll ich sagen) und klammert keine einzelnen Rollenspiele/Rollenspielansätze/Phänomene, die ich persönlich gerne dem Rollenspiel angliedere, von vornherein aus, was eines meiner Probleme mit der Mehrzahl (allen?) der Definitionsversuche, die ich gesehen habe, ist.
Nehmen wir doch nur einmal einen Ansatz, den ich persönlich sehr interessant fand, die Herausstellung der Unabhängigkeit vom gelieferten Spielmaterial als eines der definierenden Merkmale des Rollenspiels. Sofort frage ich mich: Aber was ist mit Soloabenteuern? Nach diesem Ansatz keine Rollenspiele. Klingt eigentlich fair. Nur, frage ich mich dann weiter, was sind dann eigentlich Soloabenteuer, wenn sie keine Rollenspiele sind? Sollte es nicht einen Über- oder Sammelbegriff geben, unter dem man sowohl Rollenspiele (nach diesem Definitionsansatz) als auch die ja scheinbar doch (eng?) verwandten Soloabenteuer zusammenfassen kann? - Und meine Antwort darauf lautet: Ja, einen solchen Sammelbegriff gibt es. Ich nenne ihn: Rollenspiel.
mfG
bvh