Nun zum einen gibt es bei den Regeln für den Verlust von Fähigkeiten durch Starre keinerlei Hinweise, wie man sowas rollenspielerisch umsetzen soll. Ich verliere meinen 6ten Punkt Nahkampf, das sagen die Regeln aus, mehr nicht. Aber Punkte sagen nichts über den Charakter aus, was vergißt er? Wie man ein Schwert hält, seine Trainingstunden im Schwertkampf, seine Schwertduelle? Kann er sich gar nicht mehr erinnern? Nur noch ein bißchen, nur noch an einzelne Momente, weiß er es noch ungefähr was passierte, kann aber keine Details mehr benennen? Ohne konkrete Hinweise, wie man sowas rollenspielerisch einbindet, ist es schwer so etwas vernünftig darzustellen. Und richtig fragwürdig wird es dann, wenn zwei Spieler das unterschiedlich darstellen. Soll der SL dann entscheiden, welche Darstellung korrekt war? Würde er damit einen Spieler bevorteilen und den anderen benachteiligen? Soll er beides als korrekt ansehen? Wäre es konsequent das jeden Spieler es so dastellen zu lassen, wie er es für richtig hält?
Diese Regel und ihre Umsetzung ist genauso wage gehalten, wie die damals beim Gedächnissverlust von Ananasis durch den Tot von Leader-Spinnen. Die Idee ist interessant und die Regeln fürs Spielsystem mögen eindeutig und logisch sein, aber wie sich die Regeln auf die Spielweise des Charakters auswirken wird offen gelassen.
Ich denke hier besteht dringend Nachholbedarf, das ganze muß bis zum Ende durchdacht werden.
Auch die Regeln für die Erschaffung von Blutlinien sind nicht ganz schlüssig. Warum werden einige Mitglieder einer Blutlinie, andere aber nicht. Warum können einige freiwählen und andere wieder nicht? Auch hier hätte man mehr rausholen können.
Carabas schrieb:
Der Verlust von Fertigkeiten durch Starre ist keine Regellücke, sondern eine gewollte Regel. Es ist übrigens wesentlich effizienter den Bereich 5- auszunutzen, als auf 6+ zu zielen.
Die Spieler aber in ihrer Wahlfreiheit in der Charakterentwicklung definitiv einschränkt. Was ist wenn ich mich nicht in die Breite entwickeln möchte? Sondern lieber nur Gestaltwandel haben will, weil ich die Disziplin so toll finde? Und vorallem, wenn ich auch die Stufen 5+ auch toll finde und haben möchte? Warum investiere ich EPs in diese Stufen, wenn sie mir sowieso wieder genommen werden? Ein System, daß Allrounder gegenüber Spezialisten bevorteilt, indem es Spielern nahe zu unmöglich macht Spezialisten zu entwickeln, kann weder effektiv, noch der Weisheit letzter Schluß sein. Ich kenne genug Spieler, die irgendeine Lieblingsdisziplin oder Spähre oder sonst was haben und diese immer weiter ausbauen und fast alle EPs darein stecken. Solchen Leuten soll man eine lange Nase drehen und sagen, war leider alles umsonst? Das ist mir völlig unverständlich.
Carabas schrieb:
Schön, wenn Du die Zeit hast. Als Arbeitnehmer mit 40+ Stundenwoche bin ich froh, wenn ich auf publiziertes Material zurückgreifen kann. Früher als Studi habe ich mühelos ganze Settings innerhalb von 1-2 Wochen aus den Fingern geschüttelt. Jetzt sitze ich bereits seit fast einem Jahr dran und habe noch nicht meinen damaligen Standard erreicht.
Also an dieser Stelle beginnen die Aussagen der User in diesem Thread sich zu wiedersprechen. Wohl gemerkt der User, nicht deine. Einige sagen, es ist so viel flexibler, weil nichts vorgegeben und alles offen ist. Man kann sich so viel selbst ausdenken. Du sagst, du bist froh auf publiziertes Material zurückgreifen zu können. Welches Aussage ist denn nun zu treffend?
Und nebenbei bemerkt, deine Argumentation würde eher für VtM sprechen, wo alles ausgearbeitet ist und man sogar vorgefertigte Chroniken publiziert hat, die der SL dann nur noch leiten muß.
Vorgefertigtes Material kann man VtR unter diesen Gesichtspunkten kaum als Pluspunkt anrechnen, besonders nicht wenn man den Vergleich zu VtM zieht.
Carabas schrieb:
Ich finde VtR rundum gelungen.
Ich nicht, aber das sagte ich auch schon. Einige Regeln haben sogar nicht meinen Geschmack getroffen, diese sind in meinen Augen entweder unsinnig oder nicht bis zu Ende durchdacht. Aber vielleicht ändert man, daß ja in VtR 2nd Edition. Zieht man noch in Betracht, daß das Spiel teilweise wie ein weiterer Aufguss von VtM wirkt, durch die Wiederverwertung von einigen Disziplinen und Clannamen, kann schon verstehen, daß es mir nicht das Geld wert ist. Dir als Arbeitnehmer mag es wahrscheinlich nichts ausmachen 27€ für ein Buch zu bezahlen, mir als Studentin ist das aber zu teuer. Erst recht, wenn ich in Betracht ziehe, daß White Wolf mehr versprochen haben, als die gebracht haben.