AW: Warum oder warum nicht Nosferatu spielen?
Also, mein "aktueller" Nossi ist ein Vedunkelungs-Ass... der nimmt problemlos die ganze Gruppe mit in die Schatten (aber der kann auch sonst nix ;D).
Ansonsten liegt es bei uns eh oft so, dass die Spielercharas etwas einzeln erleben, aber ich finde das nicht weiter problematisch. Wir richten es oft so ein, dass die anderen untereinander ein bisschen Charakter-auslebend quatscen können, während einer etws allein macht - und das kommt bei Brujah genauso vor wie bei Nossis. Ich hab jedenfalls weder meine (bisher drei) Spielernossis, noch Verdunkelungs-fähige Charaktere anderer Spieler als Faktor empfunden, der den Spielfluss stört.
Ob ich einfach zuhören darf, wenn der Ventrue-Spieler zur Sitzung der Gerousia geht oder ob ich da eben nicht zuhören darf, ob die Brujah mit ihrem Kontaktmann quatschen geht oder ob ich den Gangrel verfolge, das kommt doch nun wirklich aufs Gleiche raus.
Zu der Frage der Ästhetik... Das ist nun wirklich Geschmackssache.
Ich finde es zum Beispiel bei Ventrue oder Toreador (die ich beide nur in "Notfällen" spielen würde) ganz furchtbar, dass man immer nach außen hin so perfekt sein muss. Ständig bella figura, ständig unter Spannung, ständig überschätzt.
Nein, da gefällt es mir besser, den dreckigen, hässlichen Underdog zu spielen.
Ich möchte zum besseren Verständnis Victor Hugo zitieren:
"
Wie fade ist es, Hoheit zu sein. Wie langweilig ist es, erlaucht zu sein. Man ruht aus, wenn man sinkt
. Ich habe den Respekt so satt, dass ich der Verachtung bedarf." ;D
Besonders mit der (aus dem Mittelalter stammenden) Gleichsetzung des Wahren, Schönen und Guten (und damit des Niedrigen, Hässlichen und Bösen) im Hinterkopf (und natürlich mit dem daraus folgenden Selbstverständnis eines hässlichen, verkrüppelten Charakters), finde ich Nosferatu einfach reizvoll zu spielen.
Das ist ziemlich auf den Chara selbst bezogen, denke ich. Innen- und Außenwelt in Einklang zu bringen, das eigene Selbstverständnis im Angesicht der abstoßenden Wirkung auf andere, Selbsthass, Einsamkeit,...
Der Zusammenhang zwischen Hässlichkeit, der Reaktion der Mitmenschen, Zurückweisung und der Hinwendung zum Bösen hat auch noch so was Nettes viktorianisches, wenn man mal an Frankensteins Monster denkt oder auch Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Dorian Gray versteckt seine (innere) Hässlichkeit hinter (bzw. in) einem Bild von sich und lässt die Welt nur seinen jugendlichen und reinen Schein sehen - klassisch!
Naja, und vor diesem Hintergrund find ich es einfach nur großartig, sich selbst mal in die Rolle des Monsters zu versetzen (und ein, ich möchte nicht anfangen, Promethean zu spielen
), zu sehen, wie so eine Geschiche ablaufen kann. (Und das ist jetzt nur ein Aspekt an dem Clan, den ich so furchtbar reizvoll finde!
)
Ich kann aber gut verstehen, wenn man das nicht mag. Es ist vielleicht so ähnlich wie die Frage, ob man, wenn man Vampire spielt, tatsächlich Spaß an einem Chara haben kann, der verflucht und proper fucked ist. Warum sich dieser Rolle aussetzen, die nur in Verzweiflung enden kann?
Warum einen Charakter spielen, den schon sein Äußeres ins Abseits stellt, der vielleicht ein guter Kerl ist, aber nie eine Chance hatte, weil er so hässlich ist?