@Sohn des Südens:
Sei es Aspekte wie der Respekt vor realexistierenden Kulturen bzw. bedenken hinsichtlich einer unabsichtlich rassistischen / Vorurteil behafteten Darstellung.
Aber das hast du doch in Fantasy-Settings genauso.
Hinsichtlich des Rassismus triffst du das Argument nicht vollständig.
Der Kern dieser Problematik ist nicht die Verbreitung eines rassistischen Weltbild, sondern mitunter das handeln gegenüber existierenden Völkern, Menschengruppen sowie Ethnien. Die Figuren, Wesen sowie die Welt innerhalb eines reinen Fantasy Universum ist fiktiv und oftmals nicht mit der Absicht geschrieben als Parabel zu gelten.
Gerade, als recht populäres Beispiel, bei Tolkien wurde seitens des Autors, soweit mir bekannt, die Aussage getroffen das die Zeichnung der Welt von Mittelerde keine Kommentierung realer Verhältnisse sein soll oder gar ein Gleichnis für diese.
Das heißt der Unterschied zwischen den Völkern auf Mittelerde trifft keine Aussage darüber ob es auf der "normalen" Erde Unterschiede zwischen den Ethnien gibt.
Zwar kann man behaupten das es in Bezug auf Mittelerde Vorurteile fördert beziehungsweise selbst Vorurteile als wahr etabliert, aber diese Vorurteile betreffen Konstrukte die es so auf der Erde nicht gibt. Das heißt es ist vollkommen belanglos das die Elben auf Mittelerde länger leben, intelligenter, schöner, stärker etc. sind als alle anderen. Es gibt keine Elben. Es ist egal das Orks misgestaltete, entartete Elben sind und Uruk-Hais ein genetisches Experiment. Das alle Orks und alle Uruk-Hais böse sind. Es gibt weder die einen noch die anderen. Es ist auch kein Problem das die Hobbits, Menschen, Elben und Zwerge die Guten sind und die Orks, Uruk-Hais, Ostlinge etc. die bösen. Es gibt sie alle nicht.
Man kann behaupten das alle Thorwaler jähzornig sind sowie mutiger und kräftiger als andere. Es gibt keinen Thorwaler.
Wikinger hingegen gibt respektive gab es. Es gibt auch Engländer, früher wie heute.
Während man jedoch einer Fantasy-Rasse imho soviele rassischen, kulturellen Modifier und Mali dran geben darf wie man es für seine Welt stimmig findet, erweckt das bei NichtFantasy-Rassen durchaus ein fieses Gefühl. Das fiese Gefühl das man dort, mitunter rassistische, Vorurteile und Klischees zu real existierenden Menschen schürt.
Die Frage hier war unter anderem: Wenn man gerne Thorwaler spielt, wieso ersetzt man diese nicht durch Wikinger?
Nun und meine erste Reaktion wäre hierbei das man Wikinger bzw. Norwegern, beziehungsweise real existierenden Menschen ob lebendig oder tot, nicht unterstellen mag das die besonders jähzornig, brutal waren aber dafür mutig und stark.
Als ein anderes Beispiel, weg von der Rasse.
Ich persönlich mag Game of Thrones [bitte nicht die TVSeriespoilern] und es gibt da unterschiedliche Häuser. Ich könnte mir nun vorstellen das es in dem RPG, abhängig davon aus welchem Haus man kommt, Boni und Mali gibt. Das eine Haus ist reich und verschlagen, das nächste stark und eher naiv etc.
Für Westeros ist das in Ordnung, immerhin gibt es die Häuser, den ganzen Kontinent und die ganze Welt nicht.
Wenn man sich in einer geschichtlichen Epoche bedient, keine Ahnung, zum Beispiel den Rosenkrieg, York vs. Lancaster. Dann gibt es die Häuser. Es gibt vielleicht sogar noch Menschen deren Grosseltern daran beteiligt waren. Die haben alle mal gelebt. Nun und ich denke nicht das es da okay ist denen irgendwelche Sachen zu unterstellen. Also weder grundlegende Charakteristika noch so allgemeines Zeug, sei es das man nun ein Haus zum "Bösen" stilisiert oder irgendwelche Schweinereien anrichtet bzw. unterschiebt.
Nun oder um einmal einen Spruch von einer Humor Seite zu zitieren:
Das tollste an der Darstellung von Gargamel [Schlümpfe] ist das er kein Jude ist.
Respektive hat es wohl einen Grund wieso zig Fantasy Verlage RPGs schreiben dürfen wo Orks, Zwerge etc. entsprechende Modifiert bekommt, White Wolf für Gypsies jedoch salopp gesagt "Auf's Maul" bekam.
Naja oder wieso man fast problemlos alles mögliche böse Zeug in Fantasy RPGs spielen darf, aber bei der Frage nach einem Gangster-RPG gleich entsetzt gefragt wird wie man nur so etwas spielen wollen könne.
Nun oder der Aspekt das bei fiktiven Settings die relevanten Details eindeutiger sind.
[..]
BoyScout hat ja nicht vorgeschlagen, Geschichte nachzuspielen, insofern kann man non-fiktive Settings denke ich ohnehin ausklammern.
Um den Ansatz geht es mir nicht.
In einem Fantasy-RPG, das heißt einem solchen das "reine" Fantasy ist, ist die Welt beschrieben. Die Weltbeschreibung erstreckt sich dabei auf eine mehr, mal weniger übersichtliche Anzahl von Bänden. Diese Quellen sind relativ eindeutig. Das heißt es gibt keine die es ggf. widerlegt oder gar einen gänzlich anderen Standpunkt vertritt.
Der Vorschlag war nun, so wie ich es verstand, nicht auf ein vorhandenes RPG - wie Ars Magica - zurück zu greifen, sondern die phantastischen Elemente entweder auf die vermeintlichen Ursprünge zurück zu entwickeln [Thorwaler -> Wikinger] oder gar auf eine eigens entwickelte Mystik zurück zu greifen [Schwarzwald-Mythen als aktiver Faktor in einem realweltlich angelegten Mittelalter Setting]
Nun bin ich der Ansicht das es nicht so trivial ist dort die Details selbst zu recherchieren und anschließend allen zu vermitteln so das dort ein gemeinsames Fundement liegt.
Just als Beispiel gab es letzte Woche im Tanelorn einen Thread zum Thema wie
dick Gladiatoren tatsächlich waren. Nun und nach knapp 17 Posts habe ich nicht den Eindruck das man dort eine eindeutige Sachlage feststellte. Das ganze wird noch wesentlich komplexer wenn man dann versucht herauszufinden wie die römische Politik tatsächlich aussah. Das heißt wieweit und ob man überhaupt die unterschiedlichen Darstellungen treffend bzw. ehrlich sind. Wie weit an der Geschichte und wenn dann in welcher Form gepfuscht wurde. Nun und je nachdem welche Standpunkte man dort einnimmt hat verschiebt sich das Bild von wohl Nero und Caligula von megalomanischer Irrer bis hin zu halbwegs kompetenter Staatsmann.
Just als Random Fact, hat scheinbar auf französischer Seite Marie Antoinette nie den Spruch "Wenn sie kein Brot haben sollen sie Kuchen essen" gesagt.
Selbst bei Rollenspielen die einen Alternativen-Realität Ansatz haben wird es mitunter schwierig.
Man könnte als Beispiele Dark Age: Vampire nehmen. Dort wird durchaus eine alternative Historie skizziert.
Nur wird diese, gerade in Bezug auf die Aussagen über den europäischen Kontinent, mitunter als nicht stimmig erfunden. Weshalb Fans / Spieler sich mitunter bemühen komplette Dynastien für ihr Setting neu zu entwickeln, die sie bspw. glaubhafter finden als dt. Ventrue Namens Hardestadt. Nun oder man schluckt mit knirschen im Gebälk das sich eine italienische große Familiendynastie mit einem Vorname als Nachname irgendwie versteckt hielt um dann n vampirischen Doppel-Turbogenozid hinzulegen der bemerkenswert ist.
Als anderes Beispiel, also bisher hatte ich noch bei keinem Mafia-RPG den Eindruck das der Hintergrund derart dargestellt wurde das er sich hinreichend von dem jeweiligen Film-Genre löst und tatsächlich als historisch durchgeht.
Zusätzlich zu der Darstellung des Settings, die relevante Details natürlich eindeutig liefern sollte - das unterscheidet eine gute von einer schlechten Settingbeschreibung - hätte man aber die Möglichkeit, leicht weitere Details zu recherchieren und hinzuzufügen. Wenn man dann ein Setting selber macht - das war ja auch eines der Argumente BoyScouts, auf das natürlich überraschend wenig eingegangen wurde, stattdessen ging es dann z.B. darum, welche Settings interessanter zu konsumieren lesen sind - gilt das natürlich um so mehr
Ich sehe nicht wo es dort einfacher wird. Im Gegenteil.
Angenommen man hätte gerne ein politisches Fantasy-RPG. Etwas wie Game of Thrones, nur ggf. mit abgefeilter Serien Nummer.
Dann müßte man erstmal einen Flecken auf der Welt finden wo die Verhältnisse so grob passen.
Dann müßte man irgendwelche AdelsHäuser recherchieren und schauen das man sie so halbwegs trifft.
Das ganze sollte dann so solide sein das jemand der sich damit auskennt vielleicht nicht gleich alle Haare hochstehen hat oder dort einen gewichtigen Faktor einbringt den man nicht bedacht hat.
Dazu, hat man es erstmal alles beisammen getragen, stellt sich das Problem das das Konstrukt nicht unbedingt flexibel ist. Zumindest nicht ohne das es im Gebälk des Ansatz das ganze ja irgendwo noch realweltlich verankert zu haben bricht.
Nun und wenn man sich dann für sein GoT Szenario entweder eine Welt ala Finnland bis Aserbaidschan zusammegeflickt hat könnte es interessanter sein da seinen eigenen Kontinent mit dem ganzen Konstrukt zu basteln... Zumal man damit auch vermeidet merkwürdige Aussagen über Finnen oder Aserbaidschaner zu treffen.