Wann braucht ein Rollenspiel eine neue Edition?

Skar

Dr. Spiele
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Ein Zitat von Sylandryl Sternsinger zum neuen Warhammer:
Eine Neuaufguß der zweiten Edition fände ich ja wenig reizvoll.

Da frage ich mich - ganz abgesehen von den wirtschaftlichen Interessen eines Verlags - wann braucht ein Rollenspiel überhaupt eine neue Edition?
 
Na. es wäre schon schön,wenn ich einen nennenswerten Mehrwert habe, der über Errata eingepflegt und die eine Hausregel, die praktisch jede Gruppe verwendet, offizell gemacht hinaus geht. Konkret würde ich sagen sind da drei Dinge die mir einfallen und ggf. auch für sich schon ausreichen.
  • Umstrukturierung des Inhalts
  • Überarbeitung der Regeln in Hinsicht auf bessere Spielbarkeit, unter Rücksichtsnahme auf Erkenntnisse aus der Spielpraxis und der Entwicklung im Rollenspieldesign der Jahre seit dem erscheinen der letzen Edition.
  • Überarbeitung der Regeln in Hinsicht auf Spielbarkeit des sich veränderten Settings.Will sagen, neue Regeln die ins Buch gehören,weil das Setting sich erweitert/verändert hat.
 
Das mit dem "brauchen" ist so eine Sache.

Für viele Systeme, die ich kenne, findet man selbst nach der zig-ten Neuauflage Spieler, die eine ältere Edition als die gerade aktuelle spielen und somit eine neue Editon ganz offensichtlich nicht "brauchen".

Beispiel
Drastisches Beispiel, das mir in dieser Hinsicht in den Sinn kommt, ist das Urgestein D&D, das meines Wissens aktuell bereits in der 5. Edition aufgelegt wird.

Neuere Versionen als die Edition 3.5 wurden hier sogar so wenig gebraucht, dass mit Pathfinder ein neues System erschien, das das alte Regelsystem mit marginalen Änderungen fortführt.

Interessanter Weise liefert das genannte System D&D zudem ein Beispiel in umgekehrter Richtung.
Die Version AD&D 2nd Edition behauptete sich hier stolze 13 Jahre lang, ohne dass ich in dieser Zeitspanne je eine Runde getroffen hätte, die D&D in einer älteren Edition als dieser spielte.

Indikatoren
Statt der Bedingung einer strengen Notwendigkeit im Sinne von "brauchen" habe ich im folgenden eine Liste von Indikatoren zusammengestellt, die darauf hindeuten könnten, dass die Herausgabe einer neuen Edition zumindest für einige Spieler eine gute Idee sein könnte.

Änderung der Basisregeln
Bei einer Änderung der Grundregeln, wie einer Umstellung des Würfelsystems, Einführung neuer Spielkonzepte, etc. gibt es vermutlich kaum einen anderen vernünftigen Ansatz als das neue System von Grund auf neu zu beschreiben.

Behebung von Fehlern
Wächst die Zahl unvorhergesehener (Design-)Fehler einer Edition auf ein unhandliches Maß an, kann es ebenso eine gute Idee sein, diese in einer bereinigten neuen Edition zu beseitigen.
Je länger die Liste der Errata einer Edition, umso höher ist schließlich auch die Gefahr, dass eine wichtige Korrektur von Spielern ganz einfach übersehen wird.

Konsolidierung
Zur Eindämmung des Wildwuches in zahlreichen Zusatzbänden erschienener Regeln, kann eine neue Edition eine günstige Gelegenheit bieten.

Immerhin bietet sich hierbei die Möglichkeit über unzählige Werke verstreute ergänzende und optionale Regeln an einer zentralen Stelle zusammen zu führen.
Will heißen das zum Spielen benötigte Material von einem unüberschaubaren Sammelsurium zahlloser Regelbände auf ein eniziges Buch drastisch zu reduzieren.

Anti-Konsolidierung
Da ein solches Zusammenfassen in einem einzigen Band der wirtschaftlich äußerst lukrativen Option gleich zig Bände neu auflegen zu können, entgegen läuft, ist die Nutzung dieser Chance zumeist leider nur bei "nichtkommerziell" betriebenen Systemen zu finden.

Der Trend "kommerziell" vertriebener Systeme scheint sich hier aktuell genau in die Gegenrichtung zu entwickeln.

Attraktivitätssteigerung
Auch zur Steigerung der Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit eines Systems kann eine neue Edition eine geeignete Möglichkeit bieten.
Ganzseitige Illustrationen auf Hochglanzpapier, Zierränder, texturierter Hintergrund, Farbdruck, etc. zählen in der Sparte Rollenspiel mittlerweile zum de-facto Standard.
Selbst das altbackenste System lässt sich mit derlei Tand und Glitter zu einem topaktuellen State-of-the-art Produkt aufpeppen.
 
Wenn einer eine Superidee hat wie alles noch besser und einfacher wird bei maximalen Spielspaß, dann kann man ne neue Edition daraus machen. Aber bitte dann so das man gut Konvertieren kann und das nicht alles alte Quellenmaterial hinfällig wird. Neue Edition heißt nicht das es automatisch besser wird, gibt ja genug Gegenbeispiele.
 
Es gibt eigentlich nur den einen, den du zu Anfnag gleich ausgeschlossen hast: der Verlag braucht Geld.
Vielleicht gilt auch noch: Die alte Auflage ist restlos verkauft und man legt das Dings neu auf und entschließt sich, da so einige Regeln zu verändern, die bei den Fans nicht so super angekommen sind oder die sich als veraltet bzw. nicht mehr dem aktuellen Spielgeschmack entscprechend herausgestellt ahben. Mit Letzterem meine ich z.B. die Einführung von Heldenpunkten/ Bennies/ Gummipunkten, das Einstampfen von Fertigkeiten auf ein übersichtliches und spielrelevantes Maß oder die Beschleunigung der TP-Regeneration.

Ansonsten müsste man die Frage stellen: Warum ändern sich die Skat-, Dame-, Mühle-, Schach- usw. Regeln mit solch gletscherhaften Geschwindigkeit (alle 50 bis 100 Jahre, wenn so rascch) und D&D hat in 30 Jahren schon min. 5 Inkarnationen (eigentlich sind es sogar mehr).
 
Ansonsten müsste man die Frage stellen: Warum ändern sich die Skat-, Dame-, Mühle-, Schach- usw. Regeln mit solch gletscherhaften Geschwindigkeit (alle 50 bis 100 Jahre, wenn so rascch) und D&D hat in 30 Jahren schon min. 5 Inkarnationen (eigentlich sind es sogar mehr).

Naja, aber Rommé und Skat spielt man ja in der Regel auch nicht 50 oder gar 100 Jahre lang mit dem selben Kartendeck.
Ich glaube - aber da kann ich mich täuschen - bei gewerblich betriebenem Glücksspiel in Spielbanken ist es bei Poker, Black Jack, etc. sogar üblich regelmäßig mit einem neuen Kartendecks zu spielen um Betrugsversuchen vorzubeugen.

Auch bei Schach, Dame, Mühle, etc. müssen es nicht unbedingt immer das selbe Brett und die selben Figuren sein.

Ein weiteres Beispiel, das mir spontan einfällt, ist Monopoly. Auch das hat im Laufe der Zeit schon eine Reihe Face-Lifts erfahren und ist in zig verschiedenen Versionen erschienen.
 
Auch bei Schach, Dame, Mühle, etc. müssen es nicht unbedingt immer das selbe Brett und die selben Figuren sein.
Naja, aber die Regeln bleiben doch relativ konstant ... außer vlt. beim Schach :LOL: Ebenso sind die Regeln in den Spielbank auch gleich, nur die Karten werden getauscht. Ich spreche ja auch nicht von einer neuer Edition von Rollenspiel wenn ich mir neue Würfel kaufe. ;)
 
Ansonsten müsste man die Frage stellen: Warum ändern sich die Skat-, Dame-, Mühle-, Schach- usw. Regeln mit solch gletscherhaften Geschwindigkeit (alle 50 bis 100 Jahre, wenn so rascch) und D&D hat in 30 Jahren schon min. 5 Inkarnationen (eigentlich sind es sogar mehr).
Beim Skat gibt es immer mal wieder einen Kongreß mit kontroversen Inhalten sowie ein Skatgericht. Vielleicht könnte man so etwas für verschiedene Rollenspiele einführen, dann bräuchte man seltener eine neue Edition. ;)

OffTopic
Naja, aber die Regeln bleiben doch relativ konstant ... außer vlt. beim Schach :LOL: Ebenso sind die Regeln in den Spielbank auch gleich, nur die Karten werden getauscht. Ich spreche ja auch nicht von einer neuer Edition von Rollenspiel wenn ich mir neue Würfel kaufe. ;)
Dafür gibt es bei Schach eine Erweiterung. ;)
 
Seien wir doch ehrlich, die Frage beantwortet sich unterschiedlich, je nach dem, wo man steht. ;)
Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus, ist eine neue Edition immer dann nötig, wenn der Verlag Geld braucht, ansonsten reichten Errata. Oft ändert sich in neuen Editionen nämlich nicht allzu viel, wie ihr nur zu gut wißt.
Vom Rollenspielerstandpunkt aus braucht ein RPG jedesmal eine neue Edition, wenn man eine Regel findet, die einen zum Knochenkotzen bringt. Das nennt man dann Hausregeln und fertig.
Vom Standpunkt des Ahnungslosen und potenziellen Neukunden aus gesehen, mag ein Rollenspiel gleich eine neue Edition brauchen, wenn man von den grad erklärten Regeln unangenehm verwirrt wurde.
Für mich bekommt ein RPG eine neue Edition, jedesmal wenn ich die Würfel weglasse.
Das lustige ist, das das Rollenspiel in jeden Fall unbeirrbar das bleibt, was man draus macht. Vielleicht eine ewige Quantenregel aller RPG's :D

LG Sam
 
Ebenso sind die Regeln in den Spielbank auch gleich, nur die Karten werden getauscht. Ich spreche ja auch nicht von einer neuer Edition von Rollenspiel wenn ich mir neue Würfel kaufe.

Zugegeben das war vielleicht nicht ganz so treffend *hust*.

Spielmaterial
Hinaus wollte ich eigentlich bloß darauf, dass selbst bei Spielen wie Skat, Dame, Mühle, Schach ein beständiger Bedarf an Material bestehen kann.
Sei es weil man mit schicken Spielsteinen spielen will und nicht mit verschiedenfarbigen Bohnen oder anderen Materialien, die etwa von der Nachkriegsgeneration eingesetzt wurden.

Auch beim Pen & Paper Rollenspiel braucht man zum Spielen Material. Nur dass man hier nicht nur Spielfiguren, Würfel, etc. benötigt.
Bei über 100 Zaubersprüchen, zig Talenten, Fertigkeiten, Modifikatoren, Vor- und Nachteilen benötigt man auch ein gedrucktes Regelwerk, da man sich das alles kaum auswendig merken kann.

Sprich irgendetwas musst man Spielern neben Würfeln schon in die Hand drücken, wenn der erste Schwung gedruckter Regelwerke erst einmal komplett ausverkauft ist.

State of the Art
Soll es sich dabei um etwas halbwegs zeitgemäßes handeln, kommt man um eine grundlegende Überarbeitung des ursprünglichen Werks kaum herum.

Unter dem Titel "Attraktivitätssteigerung" (siehe Post #4) habe ich eine Reihe von Merkmalen wie Farbdruck, etc. zusammengestellt, die ganz anders als zu meiner Anfangszeit im Bereich Pen & Paper Rollenspiel mittlerweile mehr oder minder Standard sind und somit unter den genannten Punkt fallen dürften.

Stückzahl und Stand der Technik spielen eine entscheidende Rolle, wenn es bei der Wahl des Formats darum geht kostendeckend zu arbeiten.
In beiden Bereichen hat sich seit Erscheinen der ersten Ausgaben von Pen & Paper Rollenspielen einiges getan und es sind Dinge möglich geworden, die seinerzeit undenkbar gewesen wären, ohne den eigenen Bankrott herbeizuführen.

Farbdruck bei den Spielkarten etwa, war seinerzeit nur wegen immens hoher produzierter Stückzahl kostendeckend möglich.
Nun gibt es diese Möglichkeit auch für Rollenspielmaterial.
Wenn ohnehin Nachschubmaterial benötigt wird, kann man diese Möglichkeit doch nutzen.

Kosten sparen - Umwelt schonen
Beim Skat gibt es immer mal wieder einen Kongreß mit kontroversen Inhalten sowie ein Skatgericht. Vielleicht könnte man so etwas für verschiedene Rollenspiele einführen, dann bräuchte man seltener eine neue Edition.
Na, aber bei einer Überarbeitung der Regeln und anschließende Herausgabe handelt es sich doch um eine neue Edition.
Und bei der Taktung scheint man beim Skat auch nicht gerade zimperlich zu sein.

So hat die akutelle "Edition" der Internationalen Skatregeln vom 22. 11. 2014 gerade Mal vier Jahre auf dem Buckel und damit bereits genauso viele Jahre, wie die Edition davor (2010 - 2014).
Immerhin alle Änderungen zur Vorgängerversion können zum Einkleben in eine vorhandene Version auf dem Stand von 2010 im Internet heruntergeladen werden.

Eine solche Ausschneiden und Einkleben Variante für Besitzer älterer Ausgaben könnte auch für Pen & Paper Rollenspiele eine nützliche Einrichtung sein.
Ob sie sich ganz so einfach umsetzen ließe, wie bei der Skatordnung, bin ich mir allerdings nicht ganz so sicher.

Gegenbeispiel
Es gibt eigentlich nur den einen, den du zu Anfnag gleich ausgeschlossen hast: der Verlag braucht Geld.

Klar auch wirtschaftliche Gesichtspunkte werden bei anstehenden Entscheidungen der Form "neue Ausgabe herausgeben oder einfach die alten Klamotten noch einmal in neuer Auflage drucken?" eine Rolle spielen.
Sie als einzigen Grund zu sehen scheint mir aber doch ein wenig zu kurz gegriffen.

Immerhin geben auch nicht-kommerziell betriebene Projekte neue Ausgaben von Regelwerken heraus.
Als konkretes Beispiel kommt mir das "Ein Würfel System" (kurz "1w6") in den Sinn.

Hier befindet man sich aktuell bereits bei der zweiten Version (exakt 2.6.1.i) und eine dritte Version befindet sich bereits in Vorbereitung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Skat und Schach (und andere Spiele auch) sind insofern etwas besonderes, als dass sie nicht nur vereins- sondern auch wettkampfmäßig betrieben werden. Da braucht es schon eine einheitliche Instanz, um den Gewinner zu bestimmen bzw. die Regeln zu vereinheitlichen, damit man das kann und nicht jeder hausregelt.

Das gibt es bei D&D ganz eingeschränkt durch die Spielvereinigung, deren Name mir nun zum Verrecken nicht einfallen will - aber meistens ist es wurscht. Da kann ich am heimischen Tisch eher machen, was ich will.

Noch ein Grund, weshalb ab und an ein neues Regelwerk doch nottut: Wenn die Shwemme an Ergänzungsregel, Splatbooks und Optionen, das Regelwerk so aufgebläht hat, dass man keum noch durchsteigt und nur ein reinigender Schnitt wieder Ordnung ins Chaos bringen kann. Und der Schnitt heißt dann: neue Edition!
 
Eine solche Ausschneiden und Einkleben Variante für Besitzer älterer Ausgaben könnte auch für Pen & Paper Rollenspiele eine nützliche Einrichtung sein.
Ob sie sich ganz so einfach umsetzen ließe, wie bei der Skatordnung, bin ich mir allerdings nicht ganz so sicher.
Ein Rollenspiel als Loseblattsammlung ließe sich m. E. umsetzen.
 
Eine neue Edition ist auch dann Interessant, wenn die Autoren etwas neues machen wollen. Eine neue Edition hat bereits einen Namen und somit eine gewisse Reichweite an Kunden, die ein neues Regelwerk nicht hat.
Um bei dem Beispiel D&D zu bleiben: Jede Edition ist für sich alleine stehend und jede neue hat drastische Änderungen zur letzten vorgenommen. Das Regelwerk wurde so drastisch verändert, dass lediglich Begriffe gleich blieben, letztlich aber unterschiedliche Subsysteme beschrieben. Das Klassen (ADnD zu DnD 3), Attribute, Klassen-Fähigkeiten (3.5 zu 4.0) etc. sind allgemeine Begriffe für unvergleichbare Subsysteme.

Sie hätten aus DnD 4 ein komplett neues, alleinstehendes Regelwerk machen können. Aber der Name...
 
Bei Sci-Fi Themen könnte ich mir vorstellen, dass schlicht auch die technische Komponente eine Rolle spielt.

Wenn man z.B. Cyberpunk ansieht, wo ein Handy unheimlich teuer ist und die Leute Faxe verschicken, dann kollidiert das schon sehr mit unserer heutigen Technik.

In so einem Fall könnte eine neue Edition der tatsächlichen technischen Entwicklung Rechnung tragen und diese in das Spiel integrieren.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Sci-Fi Themen könnte ich mir vorstellen, dass schlicht auch die technische Komponente eine Rolle spielt.
Wenn man z.B. Cyberpunk ansieht, wo ein Handy unheimlich teuer ist und die Leute Faxe verschicken, dann kollidiert das schon sehr mit unserer heutigen Technik.
In so einem Fall könnte eine neue Edition der tatsächlichen technischen Entwicklung Rechnung tragen und diese in das Spiel integrieren.
Könnte - muss man aber nicht. Ode rman integriert es vorher selbst. Die Hardware bei CP 2020 ist aus heutiger Sicht zum Teil wirklich abenteuerlich, und selbst William Gibson (Neuromancer) soll einmal gesagt haben das die realität seine Bücher in Teilen schon längst überholt habe (wobei ich mir da nicht sicher bin ob er das gesagt hat).
(Soll Deinem Post nicht widersprechen, ganz im Gegenteil, sondern ergänzen. ;))
 
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